Kursteilnehmerin triggert mich durch ihre Aggression

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...

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No Twist
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Kursteilnehmerin triggert mich durch ihre Aggression

Beitrag So., 19.12.2021, 10:43

Hallo liebes Forum,

ich bin etwas verzweifelt und ratlos... Ich bin getriggert durch eine Kollegin in einer Fortbildung. Also wirklich... vollkommen unruhig, Schlafstörungen und mein Kopf ist chaotisch, weil ich nicht weiß, wie ich jetzt damit umgehe.

Ich bin seit sechs Wochen in der Fortbildung und konnte bisher mit Humor mit dieser Frau umgehen - sie sitzt vor ihrem Rechner und flucht. Aber wir mussten gemeinsam eine Gruppenarbeit absolvieren - und sie ist vollkommen ausgeflippt, hat mich angeschrien. Sie ist wirklich am Telefon bei einer Gruppenunterhaltung ausgeflippt - schreiend (nein nein nein, war was ich aus dem Schreien noch heraushören konnte). Ich habe, man kann es fast erfolgreich nennen, weil mich das angeschrien werden, wirklich angetickt hat, letztlich zurückgeschrien - sie solle mich mal ausreden lassen... Ich schreie ungerne und das ist bei mir ein Zeichen dafür, dass ich langsam am Limit bin und diese Frau meine Grenzen massiv überschritten hat.

Und ich reagiere - und zwar immer noch, wirklich mit Symptomen. Mein Problem ist, sie erinnert mich an meine Mutter in meiner frühen Kindheit - ich ertrage es nicht, wenn man schreit, also besonders, wenn man Menschen anschreit... Und noch weniger, wenn man mich anschreit. Ich habe bereits kurz mit meiner Psychiaterin telefoniert, die mir ein paar Dinge zu meinem Gehirn und seinen Verknüpfungen erklärt hat - einfach, weil ich mich so dafür hasse, dass ich nicht zur Ruhe komme. Sie meinte ganz klar, dass ich das nicht kann, weil da eine frühe Traumatisierung hinter liegt. Und jetzt sitze ich da und denke: Es kann in dieser Fortbildung nur eine von uns geben. Und fühle mich deshalb schlecht...

Die Frau war bereits von der Einrichtung geflogen - hat sich probiert einzuklagen. Die Einrichtung hat ihr letztlich erlaubt, dass sie wieder kommt. Jenseits des REchtsstreites. Sie hat mir erzählt, dass sie zum Psychologen musste und darüber gelacht, dass der ihr eine Impulskontrollstörung attestiert hat... Ich ertrage das aber wirklich nicht. Und ich weiß gerade nicht, wie ich damit jetzt sinnvoll umgehe?

Ich habe sie nach dem Schreitelefonat um ein weiteres Telefonat gebeten, damit wir etwaige Probleme miteinander ausräumen können und die Gruppesituation nicht aufgeheizt ist. Darauf hat sie nicht reagiert. Ihr gutes Recht, aber ich konnte am nächsten Tag nicht in die Arbeitsgruppe gehen. Sie gefährdet meinen Lernerfolg und klar, ich bin extrem sensibel in dieser Sache, aber sie schreit und das ist einfach unangebracht. Sie schreit auch Dozenten an... Es ist ihre Art - wobei es möglich ist, dass ich ihr dennoch auf den Keks gehe. Letztlich nicht mein Problem, weil ich nicht angeschrien werden möchte und das einfach grundsäztlich zu weit geht.
Am Projekttag habe ich mich rausgenommen, krank gemeldet und zu Hause an meinem Projekt gearbeitet. In der schriftlichen Gruppenunterhaltung habe ich partizipiert, einen Vorschlag gemacht, wie man es lösen kann, dass das Material laut einer anderen Teilnehmerin nicht gut ist. Und die aggressive Frau schreibt in die Unterhaltung, ohne dass wir mal unsere Probleme geklärt hätten, das hier: "DAfür dass du krank bist, bist du ganz schön aktiv... ;-) " Und ich sitze da und denke mir: Grenze erreicht. Das war die pure Provokation und ich will so nicht mit Leuten umgehen müssen. Mich mit so etwas auseinandersetzen müssen...

Sie jammert immer rum, dass alle nicht lieb zu ihr sind. Der Dozent war an ihrem Rauswurf schuld. Mir legt sie Sachen in den Mund, die ich nie gesagt habe... Und ich denke nicht, dass das böse Absicht ist, sondern wirklich ein Zeichen für eine psychische Erkrankung. Nur: Mir hilft diese Erkenntnis gar nichts. Weil ich wirklich heftig reagiere, nicht mehr zur Ruhe komme etc.

ich überlege mit der Schulleitung zu reden. Aber: Die Frau hat nach meinem Gefühl heftige Probleme und die werden nicht besser, wenn man sie jetzt wieder rauswirft. Das verhärtet sich wahrscheinlich... Und da hab ich kein gutes Gefühl bei. Andererseits: Mit ihrem Verhalten schadet sie mir, nimmt keine Rücksicht und muss ich die dann nehmen?

Es wäre gut, wenn ihr mir ein paar Anregungen gebt, wie das von Außen aussieht. Ich weiß um meine Problematik, aber gleichzeitig ist es so, dass Schreien und Aggressionen eigentlich nicht in Ordnung sind. Und da sollte vielleicht die Schulleitung eingeschalten werden, oder? Ein persönliches Gespräch und eine Klärung und Absprache, wie wir weiter miteinander umgehen, wollte die Frau ja nicht...

Wäre toll, wenn ich da ein bisschen Meinungen und Ratschläge bekomme - ich sitze nämlich im Zwiespalt. Ich will gar nicht, dass sie fliegt. Aber ich kann die Fortbildung mit dieser Frau nicht absolvieren. Es geht wirklich nicht.
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Lillern
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Beitrag So., 19.12.2021, 10:59

Liebe No Twist,

das klingt ja wirklich gar nicht toll. Tut mir sehr leid für dich, dass du das derzeit ertragen musst.
Meine Einschätzung zu dem ganzen mal so von außen betrachtet ist, dass das ein Verhalten ist das störend und unangemessen ist. Selbst wenn man da nicht so schwierige Erinnerungen mit verbindet wie du, darf man da auf alle Fälle ein Problem mit haben. Ich kann auf jeden Fall zu 100% nachvollziehen, dass du dir das so nicht weiter geben kannst.
Und ich finde, um sich krank zu melden gehört schon eine sehr hohe psychische Belastung, so zumindest meine Erfahrung aus meiner Schulzeit damals. Wenn ich mich an das Gefühl zurück erinnere wieso ich das ständig gemacht habe, finde ich das schrecklich. So sollte sich niemand fühlen müssen.

Ich finde auch du hast da den richtigen ersten Schritt gemacht, in dem Versuch ein klärendes Gespräch zu suchen. Wenn sie das nicht möchte ist das meiner Meinung nach ihr Problem. Denn du hast recht, sie verhält sich absolut rücksichtslos.

Jetzt verstehe ich aber auch, wieso du nicht dafür verantwortlich sein möchtest, dass sie dort raus fliegt.
Würde es dir denn schon helfen, wenn sie nicht in deiner Gruppe wäre? Bzw gäbe es die Möglichkeit. Dass sie oder du in eine andere Gruppe kommt, und das erstmal über den Dozenten (?) der für diese Gruppenarbeit zuständig ist versucht wird zu regeln?

Ansonsten finde ich es auch okay bei dem Stress den dir das verschafft, sich an die Leitung zu wenden. Du könntest dein Anliegen ja auch in etwa so anbringen, dass du schon versucht hast mit der Frau zu sprechen, sie da aber nicht willens ist, und ob da seitens der Leitung nicht irgendwie sowas wie Mediation stattfinden kann. Sodass die den Fall selber miterleben und mitbekommen, unf fann evtl im Falle ausbleibender Besserung ihres Verhaltens selber die Reissleine ziehen und da entsprechende Konsequenzen ziehen….

PS: das soll jetzt nicht so klingen als wäre es nicht okay, würdest du am Ende quasi dafür sorgen. Dass sie fliegt. Ich finde das wäre auch total gerechtfertigt. Nur falls dir das such Kummer bereitet, sollten das jetzt alternative Vorschläge sein :)

LG
Lillern

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Candykills
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Beitrag So., 19.12.2021, 11:17

Wenn das so an dir kratzt, würde ich mit dem Dozenten sprechen, die Situation schildern und auch, dass auf Klärungsversuche deinerseits nicht eingegangen wird.
Vielleicht könnt ihr dann in verschiedenen Gruppen arbeiten.
Führte dies zu ihrem Rauswurf, dann sicherlich nicht nur, weil du dich mal beschwert hast, sondern schon einige andere Dinge vorgefallen sind. Ich denke, dass du dir da nicht die Verantwortung "annehmen" solltest, sondern sie beim Dozenten lassen solltest, der über sowas entscheidet.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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lisbeth
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Beitrag So., 19.12.2021, 11:29

No Twist hat geschrieben: So., 19.12.2021, 10:43 Es wäre gut, wenn ihr mir ein paar Anregungen gebt, wie das von Außen aussieht. Ich weiß um meine Problematik, aber gleichzeitig ist es so, dass Schreien und Aggressionen eigentlich nicht in Ordnung sind. Und da sollte vielleicht die Schulleitung eingeschalten werden, oder? Ein persönliches Gespräch und eine Klärung und Absprache, wie wir weiter miteinander umgehen, wollte die Frau ja nicht...
Hallo No Twist,
das liest sich ganz schön heftig. Und ganz ehrlich, selbst wenn du deine eigenen Probleme mit dir rumträgst und da mit einbeziehst, für mich hört sich das so an, als ob die Probleme vor allem bei dieser Frau liegen.
Dass du ihre Situation auch mit im Blick hast, ehrt dich, aber ganz ehrlich: Das soll und darf nicht auf deine Kosten gehen.
Ich würde das Gespräch mit der Kursleitung/Schullleitung suchen und sagen, dass ich mit dieser Frau nicht in einer Gruppe sein kann, weil du so nicht arbeiten/lernen kannst. Da musst du auch gar nicht ins Detail gehen was deine eigene Geschichte angeht, dass sie ausflippt und dich grundlos anschreit, reicht völlig. Das geht in diesem Kontext einfach nicht und es reicht, dass du klar und deutlich sagst, dass das eine Zumutung ist, die du nicht hinnehmen willst. Ob sie dich in eine andere Gruppe einteilen oder die Frau rausnehmen, musst du nicht entscheiden.
Falls der Bildungsträger nicht reagiert, dann würde ich mit dem Rehaberater/Arbeitsberater sprechen, jenachdem wer dir diese Maßnahme finanziert.
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No Twist
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Beitrag So., 19.12.2021, 11:36

Liebe Lillern,

vielen Dank für deine Antwort! Ich habe ggf. eine Möglichkeit ihr vollständig aus dem Weg zu gehen - indem ich Online teilnehme. Das wäre für mich aber eine Notlösung, weil ich Aversionen gegen Onlineunterricht habe und da nicht so aufnahmefähig bin... Und da sitze ich und überlege, ob es richtig ist, wenn ich jetzt das Feld sozusagen räume und die Frau mit ihrem Verhalten durchkommt? Ich weiß, ich habe selbst Probleme und reagiere heftiger als andere Leute... Aber in meiner kleinen Welt ist ihr Verhalten eben dennoch absolut daneben. Ich hätte wirklich offen mit ihr darüber geredet, dass ihr Verhalten bei mir realen psychischen Schaden anrichtet und dass es nicht einfach nur enorm nervt und ich da auch Rücksicht erwarte - ich hab mich nämlich schon zurückgenommen, nachdem sie meiner Gruppe jeweils in einer Einzelmail mitgeteilt hat, dass sie von unseren Lerninhalten überfordert ist und darurch sehr gernervt, wenn ich Vorschläge für das nächste Projekt mache... Es ist also vielleicht auch eine persönliche Sache, die sie mit mir hat... Nur, ihre Reaktion auf mich, war einfach etwas extrem heftig und ich hätte das gerne geklärt. Und irgendwie kann man doch solchen Leuten nicht wirklich einfach das Feld überlassen. Ich bin psychisch krank - aber das ist kein Freifahrtschein für mich. Bei ihr habe ich aber das Gefühl, dass sie der Meinung ist, dass sie so sein darf, wie sie ist. Sie ist aus der Schule geflogen, weil sie in einer Prüfung einen Wutanfall hatte und erzählt, der Dozent hätte zurückgeschrien, wäre unprofessionell. Sie wisse ja, dass sie manchmal etwas hochgeht, aber er dürfe das nicht, weil er Dozent ist. Prinzipiell finde ich auch, Dozenten sollten sich ihrer Rolle bewusst sein - aber die Frau ist mit 58 kein Kind mehr und hat sich ebenfalls an Regeln zu halten und das kann sie nicht. Ich schreie so gut wie nie; und ich habe geschrien, dass ich mal ausreden möchte. Das ist der Stress... Sie erwartet von anderen gut behandelt zu werden, löst aber mit ihrer Art wirklich Gegenreaktionen aus und ich will nicht so gestresst werden. Gleichzeitig will ich niemandem schaden - aber Onlineunterricht wäre für mich ein saurer Apfel.

Ich bin gerade echt am Limit - und mir gefallen die Optionen, die ich auf dem Schirm habe, alle nicht. Ich will ihr nicht schaden, aber ich muss irgendwie auch für mich einstehen. Sie tut mir fast leid, weil sie immer aneckt, Jobs schnell verliert (natürlich sind die Chefs schuld...), aus einer Ergotherapiegruppe bereits rausgeflogen ist und ich denke mal, all das verletzt sie sehr. Deshalb missversteht sie womöglich auch vieles, weil sie eh ihre Erfahrungen hat. Nur, ich kann doch dafür auch nichts... Und bei mir sind die Fronten mittlerweile sehr verhärtet, muss ich ehrlich sagen. Die letzte Nachricht in der WhatsApp-Gruppe hat mir dann vollkommen gereicht, weil ich das so provokativ und wenig feinfühlig fand, total sozial inkompent. Man muss nicht alles klären, aber dann geht man sich aus dem Weg und provoziert sich nicht noch mit blöden Stichelleien. Ich habe mittlerweile schon Anspannung, wenn ich nur ihre Stimme aus dem Rechner heraus höre. Das ist richtig verhärtet - auch meinerseits.

Vielleicht wäre eine Mediation wirklich sinnvoll. Dann haben alle alles versucht und vielleicht hilft es ja. Kann man in einer Mediation Benimmregeln für die Beteilligten etablieren? Also nicht für die MEdiation selbst, sondern auch für den späteren Umgang?

...Das wäre nämlich eigentlich mein Wunsch - es werden mal Regeln aufgestellt für Miteinander und Umgangston. Und wenn das nicht klappt, dann ist eben ein Rauswurf angezeigt. Das fände ich tatsächlich gut - auch für sie, damit sie begreift, warum sie fliegt. Wenn sie jetzt einfach fliegen würde, würde sie über mich lamentieren, würde vielleicht von Mobbing sprechen etc. Ich glaube, es würde wirklich gut helfen, wenn da richtige Umgangsregeln gefunden werden und Konsequenzen für die Nichteinhaltung vereinbart werden. Wirklich ein Vertrag gemacht wird.
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No Twist
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Beitrag So., 19.12.2021, 11:48

Hallo Candy,

danke für deine Antwort - und ich freue mich, dass du so stabil zu sein scheinst, dass du auch anderer Leute Probleme lösen kannst. :-) Das ganze Ding ist, mein Dozent hat die Nase auch voll, ist kein Pädagoge und hat auch schon wenig gut reagiert. Der ist nicht dafür geeignet die Probleme zu lösen. Sie hat sich aggressiv vorgedrängelt, als jemand eine Frage steltle - sie wäre vorher dran - und er guckt sie an und meint: Nee, bei deinem Tonfall hab ich keine Lust zu dir zu kommen. Pädagogisch wenig wertvoll... Mit ihm könnte ich höchstens gemeinsam eine Gruppentherapie aufmachen und über unsere Probleme reden... (Bisschen Humor hab ich noch...)

Hallo Lisbeth,

vielen Dank! Ich glaube, ich identfiziere mich mit der Person etwas, weil ich selbst eben schwerwiegende Probleme habe und auch nicht möchte, dass man mit mir ungut umgeht. Und ich sitze eben da und denke: Wenn ich zur Leitung gehe, ist das schon heftig, quasi hinterrücks... Aber: Ich habe vorher ja um ein Gespräch gebeten. Ja, eigentlich sind meine Probleme da fehl am Platz. Aber ich würde die anführen, damit ich ihr nicht so richtig schade. Eigentlich will ich eine gangbare Lösung für mich. Eine, wo ich nicht zurückstecken muss - aber ich will dabei eben auch nicht, dass sie schon wieder auf den Deckel bekommt. Ich überlege wirklich, ob es Sinn macht, vorzuschlagen, dass sie einen Vertrag über zwischenmenschliche Regeln zu unterzeichnen hat, woraus dann mögliche Kündigungsgründe hervorgehen - einfach, damit sie doch noch etwas mitnimmt aus der Situation. Dann ist sie wirklich dafür verantwortlich, wenn sie fliegt. Wirklich schriftlich und nachvollziehbar fixiert. Vielleicht kann man sowas in eine Mediation erarbeiten? Ich hab damit keine Erfahrung.
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Lillern
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Beitrag So., 19.12.2021, 12:08

Liebe No Twist,

ich finde wirklich, du musst in der gegebenen Situation keine Sekunde zurückstecken. Wenn Onlineunterricht für dich nichts ist, musst du das absolut nicht in Kauf nehmen, weil sie sich im Endeffekt nicht unter Kontrolle hat. Und das würde ich an deiner Stelle auch nicht machen. Es sollte viel mehr darum gehen, das für dich beste jetzt aus der Situation raus zu holen.

Das mit der Mediation scheint für dich ja eine ganz ansprechende Option zu sein. Ich weiß nicht ob es da einheitliche Regeln gibt. Aber wenn du dir das gut vorstellen kannst mit solchen Benimmregeln usw. und einem Vertrag, und der tatsächlich daraus resultierenden entsprechenden Konsequenz, dann würde ich mit diesem Vorschlag mal zur Leitung gehen. Bestimmt entscheiden die im Endeffekt, inwiefern sowas umgesetzt werden kann.

Mir fällt auch auf, dass du dir sehr viele Gedanken darum machst, wie es für SIE im Endeffekt sein wird. Ich verstehe das total, ich bin bspw. Profi in schlechtem Gewissen usw. wenn ich jemandem ansatzweise geschadet haben könnte. Aber versuch wirklich, dich als hier als Priorität zu betrachten, und bei dir zu bleiben. Das mit einer Mediation finde ich sinnvoll, wenn es für dich wirklich die beste Sache ist, die du gut mit dir vereinbaren kannst, und wo du wieder mit einem okayen Gefühl in den Unterricht gehen kannst, ohne diese schreckliche Belastung.

Von außen betrachtet ist mir das hier aber ziemlich egal, wieviel sie im Endeffekt aus der Situation mitnimmt, oder ob das für sie am Ende ein kalter Rauswurf werden sollte :anonym:

Zu zwei Sätzen möchte ich gerne noch etwas sagen:
No Twist hat geschrieben: So., 19.12.2021, 11:36 ich hab mich nämlich schon zurückgenommen, nachdem sie meiner Gruppe jeweils in einer Einzelmail mitgeteilt hat, dass sie von unseren Lerninhalten überfordert ist und darurch sehr gernervt, wenn ich Vorschläge für das nächste Projekt mache... Es ist also vielleicht auch eine persönliche Sache, die sie mit mir hat...
ich denke es ist eine persönliche Sache, die sie mit sich selbst hat. Sie ist absolut unzufrieden mit sich, damit das sie nicht hinterer kommt, das ist ihr Problem, nicht du :kopfschuettel:
No Twist hat geschrieben: So., 19.12.2021, 11:36 Bei ihr habe ich aber das Gefühl, dass sie der Meinung ist, dass sie so sein darf, wie sie ist.
Hierzu möchte ich auch gerne noch loswerden: so wie du vorhin geschrieben hast, dass sie gelacht hat über ihre Diagnose schätze ich mal, dass ihr komplett die Selbstreflexion fehlt zu sehen, dass sich sie falsch verhält, so wie sie auch die Schuld auf alle anderen schiebt...

Liebe Grüße !

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lisbeth
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Beitrag So., 19.12.2021, 12:12

No Twist hat geschrieben: So., 19.12.2021, 11:48 Ich glaube, ich identfiziere mich mit der Person etwas, weil ich selbst eben schwerwiegende Probleme habe und auch nicht möchte, dass man mit mir ungut umgeht. Und ich sitze eben da und denke: Wenn ich zur Leitung gehe, ist das schon heftig, quasi hinterrücks... Aber: Ich habe vorher ja um ein Gespräch gebeten
Ich kann total nachvollziehen, dass du dich mit ihr identifizierst, aber nach meinem Empfinden bist du da viel mehr bei ihr und ihren Problemen als bei dir selbst. Ich habe auch das Gefühl, da vermischst du sehr viel von früher und heute. Früher mit deiner Mutter war es (leider) deine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sie sich wieder beruhigt, und das hast du damals verinnerlicht. Heute mit dieser Kursteilnehmerin: Da ist es nicht deine Verantwortung. Du musst ihre Probleme nicht lösen und auch nicht dafür sorgen, dass sie den Kurs abschließt. Wenn sie nicht ein Mindestmaß an Sozialverhalten mitbringt, dann hat sie auch in so einem Kurs nichts zu suchen. Dass du auf Online ausweichst, kann mMn nicht die Lösung sein, vor allem wenn du dir selbst damit schwer tust. Das ist dein altes Muster, dass du dich selbst einschränkst, damit "Ruhe" ist.

Du bist in dieser Weiterbildungsmaßnahme und hast ein Anrecht darauf, dass du ein Lernumfeld und eine Lernumgebung hast, die dir dabei helfen, dir den Stoff anzueignen. Rumbrüllende Kursteilnehmer sind da mehr als kontraproduktiv. Da ist der Träger der Maßnahme in einer Bringschuld, das ist *nicht* deine Verantwortung, das herzustellen. Dass diese Frau vom Stoff überfordert scheint, ist auch nicht deine Schuld oder deine Verantwortung, da scheint der Träger schon im Vorfeld nicht besonders gut geschaut zu haben, ob alle Teilnehmer die Voraussetzungen mitbringen um in dem Kurs gut mitkommen zu können.

Die Idee mit der Mediation? Ich weiß nicht, was das für eine Maßnahme ist - Ist das eine Integrationsmaßname über die Rentenversicherung (dh alle dort haben irgendwelche "Einschränkungen") - dann kannst du das vielleicht vorschlagen, dann gibt es vermutlich auch Psychologen oder Sozialarbeiter, die für sowas Ansprechpartner sind. Aber bei einer ganz normalen Fortbildung wo es "nur" um den Stoff geht, fände ich das ein wenig "too much".
Wie gehen denn die anderen Kursteilnehmer mit dieser Frau um? Kannst du dir vielleicht da "Verbündete" suchen?
Dass ihr euch alle einig seid: Wenn sie anfängt rumzubrüllen: Dann sagt jemand klar und laut und deutlich: So. nicht. So wie du sie beschreibst, scheint sie sich ja auf ihrem Problem eher auszuruhen und sich mit sich selbst und ihrer Störung nicht weiter auseinander zu setzen und alles ungefiltert am Umfeld auszulassen. Und bloß weil sie meint, dass sie da einen Freifahrtschein hat, kann es nicht sein, dass alle anderen sich dafür einschränken und den Kopf einziehen müssen.

Ich weiß nicht, wie das bei dir gelaufen ist, eigentlich habe ich immer wenn ich in solchen Maßnahmen/Weiterbildungen war eine Art "Vertrag" vom Bildungsträger bekommen und unterschreiben müssen, wo Rechte und Pflichten aufgelistet waren. Sowas hat diese andere Person ganz sicher auch unterschrieben. Und Bestandteil dieser Teilnehmervereinbarungen sind eigentlich immer auch irgendwelche "sozialen Regeln". Den Vertrag über den Umgang miteinander gibt es wahrscheinlich schon längst. Die Frage ist, wie der durchgesetzt werden kann. Und da wirst du für dich selbst in die Bresche springen müssen. Da kann es dir ehrlich gesagt auch egal sein, ob sie sich dann als "Mobbingopfer" inszeniert - diese Frau wird wahrscheinlich immer jemand anderes brauchen, der (statt ihrer selbst) Schuld ist.
Zuletzt geändert von lisbeth am So., 19.12.2021, 12:17, insgesamt 1-mal geändert.
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lisbeth
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Beitrag So., 19.12.2021, 12:16

Jenseits des Kurses und der Frage, wie du mit dieser Situation konkret umgehen kannst: Hast du therapeutische und/oder ärztliche Begleitung und kannst dir zeitnah einen Termin besorgen? Dann würde ich das machen, denn es ist deutlich spürbar, wie sich das Verhalten von dieser Frau mit deiner persönlichen Geschichte vermischt. Und da wäre es sicher gut, mit jemandem zu reden, der oder die dich gut kennen, und die dich dabei unterstützen können, das Alte vom Aktuellen besser zu trennen.

LG l.
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Beitrag So., 19.12.2021, 13:13

Danke euch für eure Beiträge. Der Kurs ist nicht im Reha-Bereich angesiedelt, also eine ganz normale Maßnahme für Arbeitssuchende und ich bin inhaltlich auch richtig glücklich damit. Ich habe dafür unterschreiben müssen, dass ich auch psychisch in der Lage bin, diesen Kurs zu machen (schwierig, ich habe direkt gesagt, dass ich eine Beeinträchtigung habe und diese Klausel etwas problematisch finde, weil es passieren kann, dass ich ausfalle). Benimmregeln ala: Wir schreien uns nicht an, wurden aber nicht vereinbart. Ich überlege aber, ob ich der Schulleitung vorschlage, dass genau derartige Vereinbarungen getroffen werden im Vorfeld. Es ist notwendig. Ich finde es halt schwierig, wenn die Frau jetzt "wegen mir" nicht mehr teilnehmen darf - besser wäre es, wenn sie so etwas wirklich unterschreiben muss und dann ganz deutlich gesagt werden kann: Wir haben Regeln im zwischenmenschlichen Umgang aufgestellt, die sie nicht einhalten können. Sie müssen die Konsequenzen für ihr Verhalten tragen. Ich finde irgendwie, sie sollte aus der Maßnahme etwas mitnehmen - und wenn es nur ist, dass sie selbst eine Verantwortung für ihr Verhalten trägt und auch übernehmen muss und dementsprechend auch Konsequenzen zu tragen hat. Ich denke, ich werde darüber mit der Schulleitung reden - vorsichtig, weil sie selbst entscheiden was zu tun ist... - aber für mich wäre das ein Vorgehen, wo ich vollkommen zufrieden wäre. Einfach, weil das auch ein Dienst an der Menschheit wäre. Mir ist dabei egal, ob sie dann fliegt oder ob sie es doch irgendwie schafft sich an Regeln zu halten.

Aber wenn sie fliegt, kann man auf Punkt 1.1 oder 1.2 hinweisen und sagen: Sie schaffen es eben nicht, unsere Regeln einzuhalten. Und wir wollen hier ein gutes Klima für alle Teilnehmer, dem ihr Verhalten abträglich ist.

Klingt blöd, aber die Frau wird doch immer schlimmer, je öfter sie nicht kapiert, warum sie irgendwo rausfliegt. Und sie kapiert es - glaube ich - wirklich nicht. Sie versteht nicht, dass ihre Art schlechte Stimmung macht. Eine vorherige Dozentin hat ihr mal gesagt, als sie widerholt rumfluchte am REchner, sie lädt die Stimmung im Raum aggressiv auf. Pädagogisch wertvoll dieser Satz. Das hat sie gehört, auch irgendwie verstanden, aber überhaupt nicht an sich rangelassen. Statt mal darüber nachzudenken, dass der Dozent davor genau aus diesem Grund dann auch ausgetickt ist und geschrien hat, sagt sie: Die Dozentin ist ja super. So hätte der andere Dozent sich auch verhalten müssen. Und ich höre das - und wenn sie in einer Schulklasse sitzen würde, mit 12, würde ich ihr Recht geben, weil man da noch einiges lernen und sich abschauen muss. Aber unsere Kursleiter sind keine Pädagogen, sondern Praktiker. Und ich finde von einer 58jährigen kann man auch einen professionellen Umgang im Kurs erwarten. Und ich denke wirklich, es wäre richtig, wenn Benimmregeln aufgestellt werden, die ein professionelles Miteinander ermöglichen - und wenn sie das nicht schafft, bringt ihr die Erkenntnis ggf. in langfristiger Perspektive doch noch was.

Das schöne an Benimmregeln wäre: Sie alleine trägt für die Einhaltung die Verantwortung. Und das würde wirklich alle aus der Verantwortung nehmen und diese Frau in die Verantwortung setzen. Auch Konsequenzen müssten im Vorfeld vereinbart werden.

Keine Ahnung, ob das alles so möglich ist, aber irgendwie wäre das auch etwas, womit sich die Schule gegen eine erneute Klage absichern kann. Das macht ja denen auch keinen Spaß, wenn sie Klagen an der Backe haben und Rechtsanwälte brauchen. Aber vielleicht träume ich mir was zusammen.
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Takli
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Beitrag So., 19.12.2021, 14:06

Warum ist es dir so wichtig, daß sie versteht, was ihr Verhalten mit anderen macht? Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr gering, daß sie nach 58 Jahren begreift, wie sie ihre Mitmenschen mit ihren unkontrollierten Ausbrüchen belastet. Selbst wenn sie Benimmregeln unterschreibt, wette ich, daß sie eine Begründung finden wird, um sich aus der Verantwortung zu ziehen.


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Beitrag So., 19.12.2021, 14:24

lisbeth hat geschrieben: So., 19.12.2021, 12:16 Jenseits des Kurses und der Frage, wie du mit dieser Situation konkret umgehen kannst: Hast du therapeutische und/oder ärztliche Begleitung und kannst dir zeitnah einen Termin besorgen? Dann würde ich das machen, denn es ist deutlich spürbar, wie sich das Verhalten von dieser Frau mit deiner persönlichen Geschichte vermischt. Und da wäre es sicher gut, mit jemandem zu reden, der oder die dich gut kennen, und die dich dabei unterstützen können, das Alte vom Aktuellen besser zu trennen.

LG l.
Ich habe derzeit meine Psychiaterin; telefoniert habe ich bereits mit ihr; hingehen wollte ich nicht. Ich hatte überlegt, mich krank schreiben zu lassen, so auszusetzen. Dafür hätte ich hingehen müssen, aber meine Psychiaterin ist ganz gut und meinte eben, dass es nicht richtig wäre, wenn ich mich krankschreiben lasse, wenn jemand sich derart verhält. Ich glaube für ein langes Gespräch wird vor Weihnachten gerade keine Zeit sein.

In therapeutischer Behandlung bin ich nicht. Stehe auf Wartelisten und das dauert jetzt ein knappes Jahr. Ich könnte natürlich nach einer Notfallbehandlung anfragen, aber dieser Mensch würde mich letztlich auch nicht kennen und nur eine Strategie mit mir entwickeln können. Und ich weiß ja, dass ich mit der Schulleitung sprechen muss. Nicht angenehm, nicht das, was ich gerne möchte, aber es führt kein Weg dran vorbei.
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Beitrag So., 19.12.2021, 14:34

Takli hat geschrieben: So., 19.12.2021, 14:06 Warum ist es dir so wichtig, daß sie versteht, was ihr Verhalten mit anderen macht? Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr gering, daß sie nach 58 Jahren begreift, wie sie ihre Mitmenschen mit ihren unkontrollierten Ausbrüchen belastet. Selbst wenn sie Benimmregeln unterschreibt, wette ich, daß sie eine Begründung finden wird, um sich aus der Verantwortung zu ziehen.
Ja, kann natürlich sein, dass sie sich da auch wieder rauszieht. Aber es wäre eben schriftlich fixiert und dann hat die Schule nicht die nächste Klage am Hals, außer der Anwalt der Frau will Geld verdienen...

Warum ist mir das so wichtig, dass sie ihr Verhalten einordnen kann? Weil das irgendwie wichtig wäre- für sie und ihre Umwelt. Für mich ist sie ein Elefant im Porzellanladen. Also sozial gesehen. Und es wäre ihr zu wünschen, und anderen Menschen auch, dass sie von der Schule irgendwie profitiert. Wenn nicht inhaltlich, dann auf der sozialen Ebene. Aber natürlich ist es so, dass mir das egal sein sollte.
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lisbeth
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Beitrag So., 19.12.2021, 14:38

In einem beruflichen Setting (und das ist es ja im weiteren Sinne) gibt es bereits "Benimmregeln" bzw. Spielregeln. Dass man sich in diesem Kontext nicht mal so einfach anbrüllt gehört nach meinem Empfinden zu den Voraussetzungen. Das muss nicht explizit vereinbart werden. Wie Takli glaube ich auch, dass diese Teilnehmerin auch mit Mediation/Spielregeln nicht verstehen wird, dass sie für einen evtl. Rauswurf selbst die Verantwortung trägt.
No Twist hat geschrieben: So., 19.12.2021, 13:13 Ich habe dafür unterschreiben müssen, dass ich auch psychisch in der Lage bin, diesen Kurs zu machen
Ja, du hast es unterschrieben und du übernimmst da für dich selbst die Verantwortung, was gut ist.
Diese Teilnehmerin wird vermutlich auch etwas in der Richtung unterschrieben haben, vor allem wenn sie vorher schon zahlreiche Maßnahmen durchlaufen bzw. abgebrochen hat. Und damit trägt sie auch die Verantwortung, dass sie psychisch bzw. von ihrem Sozialverhalten her auch in der Lage ist, am Kurs teilzunehmen. Das ist ihre Baustelle, auf der hast du nichts zu suchen. Wenn sie nicht begreifen kann, was das bedeutet und was da von ihr verlangt wird, oder wenn sie das nicht einhalten kann. dann hat sie ehrlich gesagt in einer solchen Weiterbildung nichts verloren. Dann wäre sie in einer Integrations-/Orientierungsmaßnahme besser aufgehoben.

Es liegt nicht "an dir", und du bist nicht daran "Schuld", wenn diese Frau eventuell nicht weiter an dem Kurs teilnehmen darf. Das liegt einzig und allein an ihrem Verhalten, das schlichtweg übergriffig und respektlos und gewalttätig ist.
Wenn du dir mal vorstellst, dass sie statt der Rumbrüllerei dir gegenüber körperlich gewalttätig geworden wäre, dass sie grundlos auf dich einprügelt - hättest du dann auch diese Zweifel?

Dass sie den Träger verklagt hat, kann übrigens auch Selbstschutz sein, einfach um zu verhindern dass die Arbeitsagentur/Jobcenter sie mit einer Sperre sanktioniert. Dass der Träger dann eingelenkt hat und diese Frau doch wieder teilnehmen darf, hängt vielleicht auch mit Abhängigkeiten gegenüber der Arbeitsagentur zusammen, weil die ja weiter ihre Kurse mit Teilnehmern von der Arbeitsagentur/Jobcenter veranstalten wollen.

Und: Kann es sein, dass du diesen Schritt mit den Spielregeln vor allem für dich selbst und zu deiner Selbstberuhigung brauchst? Damit du dich selbst nicht als rücksichtsloses Ekel fühlen musst?
Ich kann dir versichern: Du bist es ganz bestimmt nicht! Und du darfst dich zur Wehr setzen. Von einer 58-jährigen Teilnehmerin einer ganz normalen Fortbildung für Arbeitssuchende darf man ein Minimum an Sozialverhalten voraussetzen. Das muss nicht vorher unterschrieben werden.

LG von l.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


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Beitrag So., 19.12.2021, 14:51

Liebe Lisbeth,

danke! Es ist richtig, ich will mich nicht als rücksichtsloses Ekel fühlen und den Buhmann geben, der sich jetzt nochmal beschwert. Das bringt es sehr gut auf den Punkt! Und du hast auch viel Anderes gut auf den Punkt gebracht! Ich sitze seit Tagen da und versuche mich nicht damit auseinanderzusetzen, warum sie ist, wie sie ist, da kein Verständnis zu haben - und da sind deine Worte sehr wichtig gewesen. Ich finde es hart, aber du hast recht, mit dem, was du schreibst. Wenn sie nicht in der Lage ist, professionelle Spielregeln einzuhalten, braucht sie ein anderes Setting und das ist ihr Problem.

DANKE!
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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