Methoden zur Selbsttherapie

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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minds
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Methoden zur Selbsttherapie

Beitrag Mi., 26.01.2022, 07:01

Hallo ihr Lieben,

wollte euch fragen, ob ihr Therapiemethoden kennt, die man selbst anwenden kann ohne zu einem Therapeuten gehen zu müssen?
Danke im Voraus.

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 09:16

Ok bei so einer allgemeinen Frage gibts die allgemeine Antwort:
Achtsamkeit, Yoga, Sport, gesunde Ernährung.
..:..

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Lillern
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 09:26

Halli hallo,

ich konnte die Frage auch nicht ganz zuordnen. Hätte da jetzt an so etwas wie Exposition gedacht, bei simplen Dingen wie Ängsten.

Ich würde mich hier mal mit einer Frage dranhängen, die ich schon länger mal stellen wollte. Das passt jetzt so halb hier rein. Auf jeden Fall wäre die Frage, ob ihr Methoden zur Emotionsregulation kennt? Yoga oder auch Meditation habe ich ausprobiert, das schaffe ich allerdings nur in ruhigen Momenten, nicht aber in denen, in denen ich mich ganz unbedingt ruhig bekommen müsste :roll:
Ich hoffe es ist okay, dass ich den Thread so halb hijacke...

Liebe Grüße
Lillern

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DandyLion
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 10:45

Atmen soll ja helfen. Immer etwas länger aus- als einatmen. Ich weiß die genauen Zahlen nicht, 4 sec einatmen 5 sec Luft anahlten und 6 sec ausatmen...muss man gucken wie es für einen selbst angenehm ist.
Sich im Raum umgucken und Dinge bewusst wahrnehmen, evtl auch benennen oder aufzählen.
Das geht Richtung Emotionsregulation. Mir hilft es manchmal meine Hände zu falten und etwas fester zuzudrücken oder die Arme eng um mich zu schließen mit etwas Kraft.

Selbsttherapie?!
Hm, Fachliteratur lesen, also, sich iinformieren über das was einen betrifft, was sagt die Wissenschaft dazu. Das finde ich ganz hilfreich.
Sich selbst beobachten, DInge aufschreiben, Dinge durchdenken, Zusammenhänge finden, reflektieren, Selbstgespräche (wenn es keiner mitbekommt) können auch helfen, dann ist es ausgesprochen und aus dem Kopf...Das ist allerdings alles eher kopflastig und das ist nur ein Teil einer Therapie, denke ich. Es fehlen die Emotionen. Dafür braucht es, glaube ich, Kontakt zu anderen Menschen. Da kann man dann achtsam mit sich sein, bzgl. seiner Gefühle, Grenzen und Bedürfnisse und versucht dann das umzusetzten...
Kommt drauf an um was es geht, was man da selbst therapieren möchte.
Ich brauchte irgendwann ein Gegenüber und kam allein nicht mehr weiter.

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Waldschratin
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 11:30

Hallo minds,
guck mal hier:
https://eupehs.org/wp-content/uploads/S ... aining.pdf
Viel Theorie, aber halt gut für Selbstanwendung, da viel "Hintergrundbeleuchtung" dazu.



Hallo Lillern,
effektive schnellwirksame Methoden gehen so gut wie immer über den Parasympathikus, also übers vegetative Nervensystem. Von daher ist die "Panikatmung" so toll, weil v.a. das Ausatmen den Parasympathikus aktiviert.
Zählen dabei kann auch gut dazuhelfen, z.B. von 10 runterzählen und dann erst "reagieren".

Handschmeichler bzw. ein besonderer Stein in der Hosentasche, an dem man sich im Akutfall "festhalten" kann oder was Ähnliches in diese Richtung bei Angst/Panik/Unsicherheit.
Oder im Fall "Wut" ein Stück Papier zusammenknüllen oder auf einen Kaugummi zu "beißen" und den symbolisch zu "zermalmen".

Eigentlich geht "Schnellhilfe" immer über einen körperlich gesetzten Reiz : Laufen (im Sinne weglaufen z.B., wobei aber schon die Bewegung der Beine oder Füße "reicht", um den Impuls umzusetzen und dem Vegetativen was rückzumelden) oder Hände in Abwehr- oder Angriffstellung bewegen (Auch da reicht die Geste, also bitte nicht unmittelbar umsetzen und dem Gegenüber gleich eine verpassen :-> ), manchmal reicht (bei genügend Einübung) sogar, die "Bewegung" rein in der Vorstellung durchzuspielen, um die Muskeln des entsprechenden Körperteils zu aktivieren.

Da darfst du also deiner Phantasie freien Lauf lassen und ausprobieren, was dir passend erscheint und im Bedarfsfall "anpassen" an deine Bedürfnisse.

Für längerfristige "Besserung" half und hilft mir aber, mir die Mühe zu machen, regelmäßig Körperwahrnehmung zu üben/zu praktizieren, weil ich so am besten die frühzeitigen "Punkte" besser mitbekomme, an denen ein Gefühl/eine Krise entsteht, so dass ich entsprechend vorsorgen kann und gar nicht erst in extremere Zustände gerate.

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Lillern
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 12:18

Hallo ihr zwei,

vielen Dank für die hilfreichen Antworten! So meine größte Schwäche ist wohl das Gefühl Hilflosigkeit, das bei den kleinsten Kleinigkeiten aktiviert wird, und das springt dann mal in Wut, mal in Panik, es ist irgendwie alles mal dabei.

Das mit der Atmung werde ich auf alle Fälle mal ausprobieren!
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 11:30 Handschmeichler bzw. ein besonderer Stein in der Hosentasche, an dem man sich im Akutfall "festhalten" kann oder was Ähnliches in diese Richtung bei Angst/Panik/Unsicherheit.
Das finde ich eine richtig schöne Idee! Auch von der Symbolik her, da kann ich mir gut vorstellen, dass ich damit viel anfangen kann.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 11:30 Laufen (im Sinne weglaufen z.B., wobei aber schon die Bewegung der Beine oder Füße "reicht", um den Impuls umzusetzen und dem Vegetativen was rückzumelden) oder Hände in Abwehr- oder Angriffstellung bewegen (Auch da reicht die Geste, also bitte nicht unmittelbar umsetzen und dem Gegenüber gleich eine verpassen )
Da musste ich jetzt schmunzeln :lol: Aber das klingt sinnvoll. Vielleicht kann ich mir ja auch eine Bewegungsabfolge überlegen, bei der ich auch noch nachdenken muss, und mein Hirn dann auch beschäftigt ist.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 11:30 Für längerfristige "Besserung" half und hilft mir aber, mir die Mühe zu machen, regelmäßig Körperwahrnehmung zu üben/zu praktizieren, weil ich so am besten die frühzeitigen "Punkte" besser mitbekomme, an denen ein Gefühl/eine Krise entsteht, so dass ich entsprechend vorsorgen kann und gar nicht erst in extremere Zustände gerate.
Das hat mich nun zum nachdenken gebracht. Da hatte ich grade vor ein paar Tagen eine Situationen, vollkommen banal, und ich habe auch ganz bewusst versucht zu spüren, ob und wenn ja was da passiert. Habe mir versucht zu sagen alles ist in Ordnung, nichts passiert usw., das hat so zwei Minuten geklappt, und dann konnte ich richtig spüren, wie das im Körper gewachsen ist die Hilflosigkeit, und auch ungefähr "wo", falls das Sinn macht. Aber dann konnte ich es auch nicht aufhalten und mit mir war es vorbei :kopfschuettel:
Da dachte ich mir das müsste man ja eigentlich, wenn man es so heranwachsen spürt, stoppen können zumindest langfristig, oder irgendwie einordnen können oder oder. Oder natürlich im Optimalfall, dass man sich einfach nicht mehr si fühlt :anonym:

Darf ich dich fragen, wie du es genau schaffst gar nicht erst in die Extrema zu geraten? Wäre dann die richtige Handlung, sozusagen frühzeitig anfangen solche Atemübungen usw. zu machen, wie ihr sie eben beschrieben habt? Oder wird man auch einfach "generell" ruhiger :-((

Vielen Dank nochmal!
Lillern


Waldschratin
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 12:41

Lillern hat geschrieben:Da hatte ich grade vor ein paar Tagen eine Situationen, vollkommen banal, und ich habe auch ganz bewusst versucht zu spüren, ob und wenn ja was da passiert. Habe mir versucht zu sagen alles ist in Ordnung, nichts passiert usw., das hat so zwei Minuten geklappt, und dann konnte ich richtig spüren, wie das im Körper gewachsen ist die Hilflosigkeit, und auch ungefähr "wo", falls das Sinn macht. Aber dann konnte ich es auch nicht aufhalten und mit mir war es vorbei :kopfschuettel:
Da dachte ich mir das müsste man ja eigentlich, wenn man es so heranwachsen spürt, stoppen können zumindest langfristig, oder irgendwie einordnen können oder oder. Oder natürlich im Optimalfall, dass man sich einfach nicht mehr si fühlt :anonym:
Ich muss dazu sagen, dass ich von meiner Grundstruktur her dissoziativ "gebaut" bin, inzwischen das bin, was man einen "integrierten DISler" nennt und mein größtes Problem daher ist, überhaupt mitzubekommen, was ich dann grade fühle und ob überhaupt.

Das, was du aufgegriffen hast, hab ich zuletzt in 30 Std. Somatic Experiencing gelernt, also nicht alleine entwickelt, sondern mühsam am "Beispiel" des gut ausbalancierten vegetativen Nervensystems meiner Therapeutin aufgebaut.

Da das Vegetative "ansteckend" ist, in beide Richtungen, beeinflusst das "Stabilere" dann das "Wackelige".
Man kann den Effekt z.B. im Kontakt mit Pferden erleben : Das sind Herdentiere, gleichzeitig Beute- und somit Fluchttiere.
Ein ständig hochgefahrenes vegetatives Nervensystem können die sich nicht auf Dauer leisten, von daher sorgen die recht schnell untereinander für Ausgleich und runtergefahrene Erregung.
Hab ich schon zig Mal davon profitiert, wenn ich beim therap. Reiten war.

Im SE (Somatic Experiencing] hab ich genau das gelernt : Wie wächst so ein Zustand oder Gefühl im Körper und wo und wie fühlt sich das an?
Was löst es für Impulse aus? Das war für mich immer der Ankerpunkt, an dem ich bewusst mit Steuerung ansetzen konnte.
Wohin kann ichs sinnvoll/sozialverträglich umleiten, ohne auf mich selber loszugehen und wie gestalte ich das am besten?

Das man sich dann irgendwann nicht mehr so fühlt, z.B. hilflos und ausgeliefert (Ist bei mir auch eins der schlimmsten Gefühle, das am schnellsten antriggert und kopflos macht), da kann ich nur sagen, dass der Dauerzustand dieses Gefühls nicht mehr ist.
Aber "passieren" tut dieses Gefühl immer wieder mal, da ich da ja auch leichter triggerbar bin als bei anderen Gefühlen.

Da tu ich gut daran, die zugrundeliegenden Traumata dazu aufzuarbeiten, die Trigger zu bearbeiten, so dass ich nicht mehr so triggerbar bin oder vielleicht auch irgendwann mal gar nicht mehr.

Bis dahin bleibt, den Umgang damit zu üben, immer wieder, und mich drauf einzustellen, dass das sein wird und davon aber die (meine) Welt nicht untergeht. Habs ja bisher auch überstanden bekommen. ;-)


Waldschratin
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 12:55

Lillern hat geschrieben:Darf ich dich fragen, wie du es genau schaffst gar nicht erst in die Extrema zu geraten? Wäre dann die richtige Handlung, sozusagen frühzeitig anfangen solche Atemübungen usw. zu machen, wie ihr sie eben beschrieben habt? Oder wird man auch einfach "generell" ruhiger :-((
Das gibt sich wohl alles untereinander in die Hand.

Ich hab recht viel Therapie schon gemacht, um das Grundlegende an Trauma und v.a. Bindungsstörung zu bearbeiten.
Hab auch viel in Eigenregie zwischen den Therapien in Sachen Charakter- und Persönlichkeitsentwicklung gearbeitet. Das war zuerst überlebensnotwendig, später dann hats mich so gefesselt, dass ichs zum "Hobby" machte und einfach Freude dran hab, immer wieder ein Stück mehr die zu werden, die ich eigentlich bin.

In Extreme gerate ich auch heutzutage manchmal noch. Ich find das auch normal, das tun andere Menschen, die da weniger bis keine Probleme in dieser Richtung haben und hatten, ja auch ab und zu.

Für mich entscheidend ist, dass ich mir tatsächlich kein Gefühl, keine Empfindung "verbiete". Das darf alles erstmal sein, und zwar so, wie es auch ist, auch wenns überwältigend sein mag, unaushaltbar und mich zerstörend. (Ich bin grade wieder mal am Thema Sadismus, zum zigsten Mal, wieder eine "Schicht" tiefer, mich damit abzuraufen)

Ich hab ja die Erfahrung, dass mich diese intensiven, "absoluten" Gefühlszustände aus dem Früher, wenn auch authentisch im Jetzt empfunden und erlebt, eben im Jetzt nicht mehr umbringen (Was sie früher tatsächlich hätten bewirken können, hätte ich nicht dissoziiert), weil ich ja inzwischen eine Andere bin, stärker, versierter, mit weitaus mehr Bewältigungsmöglichkeiten ausgestattet. Und v.a. die unmittelbare Bedrohung und Gefahr im Jetzt nicht mehr tatsächlich besteht.

Die Techniken, wie Atemtechnik etc., dienen halt dabei schon als z.B. "Stopper", um einen Fuß in die Tür zu bekommen.
Frühzeitig abzufangen, was sich hochschaukeln möchte.
Als "Umleitung" manchmal.

Manchmal auch als "Antwort" oder "Ausdruck" für ein Gefühl, das sich sonst nur weiterhin "anstauen" würde, da eh schon "festgefroren" und "betoniert" in mir und meinem Körper.

Ich hab da schon die Erfahrung, dass (wenigstens bei mir) eigentlich nur eine Kombi bzw. eben ein Ineinandergreifen der einzelnen Elemente wirklich auf Dauer Veränderung und Stabilität bewirken kann.

Alles Andere ist jedenfalls bei mir "lebenslange Übung und Anwendung".
Wie bei den Diäten : Will man abnehmen, kanns bei der Diät schnell zum Jojo-Effekt kommen.
Um tatsächlich gesünder zu leben, brauchts ne anhaltende, etablierte Ernährungsumstellung.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 12:56

danke Waldschratin, so kenne und erlebe ich das auch - allerdings in einer Traumatherapie

Es kommt natürlich stark darauf an WAS eigentlich selbst therapiert werden soll.
Depression, Ängste, eine konkrete Phobie, ein Trauma... ?

man kann versuchen eine Entspannungstechnik zu lernen wenn einem das liegt und es um Entspannung geht.
man kann Atemtechniken probieren und üben
man kann auch die Skills die es so gibt durchgehen, sind ja lange Skillslisten im Netz verfügbar und für sich etwas rauspicken, das ist durchaus hilfreich
Auch Selbstbeobachtung mit Tagebuch / Protokollen kann hilfreich sein

man kann Sport treiben, sich selber aktivieren, auf eine Tagesstruktur achten wenn es denn darum geht.
Auch sowas wie Baldrian, sonstige Tees schaden wohl nicht

Eine wirkliche Störung mit Krankheitswert kriegt man aber denke ich nicht von allein weg

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 13:48

Mich würde interessieren was eigentlich TE zu dem ganzen meint ;-)

> Eine wirkliche Störung mit Krankheitswert kriegt man aber denke ich nicht von allein weg

THIS.
..:..

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Lillern
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 13:55

Liebe Waldschratin,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort, daraus kann ich sehr viel ziehen.
Ich finde es ziemlich klasse, wie du für dich alles so klar hast, und auch wieviel Arbeit du da rein gesteckt hast, mit tollen Erfolgen. Ich bin wohl generell etwas ungeduldig und es muss von jetzt auf gleich dann alles klappen. Da kann man sich sehr wohl eine Scheibe von dir abschneiden (ich sollte das auf jeden Fall :lol: )
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 12:41 Im SE (Somatic Experiencing] hab ich genau das gelernt : Wie wächst so ein Zustand oder Gefühl im Körper und wo und wie fühlt sich das an?
Ich bekomme zwar alles mit, finde es aber auch schwierig, das wirklich zu lokalisieren. Die ersten Male als mein Therapeut gefragt hat "wie fühlt sich das an, wo usw." konnte ich immer nur sagen, es ist wie 100 Stromschläge die einfach komplett durch den Körper ziehen und alles mögliche erregen plus, das Hirn abschalten. Also für mich das Stadium wo es schon längst zu spät ist. Mittlerweile kriege ich so langsam die Anfänge mit, das sehe ich also auch schonmal als Fortschritt. UND ich finde es so krass, dass sich das so extrem im Körper tatsächlich abspielt.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 12:41 Was löst es für Impulse aus? Das war für mich immer der Ankerpunkt, an dem ich bewusst mit Steuerung ansetzen konnte.
Wohin kann ichs sinnvoll/sozialverträglich umleiten, ohne auf mich selber loszugehen und wie gestalte ich das am besten?
Darauf werde ich dann jetzt zukünftig mal vernünftig achten! Auf genaue Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, was genau löst was aus. Und dann natürlich noch die zweite Frage.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 12:41 Das man sich dann irgendwann nicht mehr so fühlt, z.B. hilflos und ausgeliefert (Ist bei mir auch eins der schlimmsten Gefühle, das am schnellsten antriggert und kopflos macht), da kann ich nur sagen, dass der Dauerzustand dieses Gefühls nicht mehr ist.
Aber "passieren" tut dieses Gefühl immer wieder mal, da ich da ja auch leichter triggerbar bin als bei anderen Gefühlen.
Ja, Hilflosigkeit ist wirklich so so so grausam. Ich würde zu mir jetzt bspw. nicht sagen, dass das ein Dauerzustand ist. Sondern ich komme sehr sehr schnell da rein, und extrem schlecht wieder raus, aber es braucht schon immer einen spezifischen Auslöser. Und dann ist es ein "Dauerzustand" für einige bis viele Tage je nachdem was war, oder ob ich das irgendwie "zufriedenstellend lösen" kann was gar nicht so einfach ist. Und da weiß ich dann eben keinen Ausweg mehr und habe meine Gedanken absolut nicht mehr im Griff, und meine Emotionen eben auch nicht, und alles schaukelt sich hoch.
Aber da werde ich die Tipps nun wirklich mal angehen und bin mal positiv gestimmt :anonym:
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 12:55 Für mich entscheidend ist, dass ich mir tatsächlich kein Gefühl, keine Empfindung "verbiete".
Das ist wahrscheinlich ein sehr wichtiger Punkt, grade auch bei Hilflosigkeit. Ich finde oft, man macht sich selbst dann nochmal doppelt hilflos indem man in diesen Gefühlen so versinkt, die nicht "sein dürfen". Dieser mind set ist da wahrscheinlich gar nicht förderlich.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 12:55 Alles Andere ist jedenfalls bei mir "lebenslange Übung und Anwendung".
Wie bei den Diäten : Will man abnehmen, kanns bei der Diät schnell zum Jojo-Effekt kommen.
Um tatsächlich gesünder zu leben, brauchts ne anhaltende, etablierte Ernährungsumstellung.
Du hast recht liebe Waldschratin, ich sollte wohl auch nicht erwarten, das Problem von heute auf morgen gelöst zu bekommen, wo ich ja grade erst anfange mich so langsam damit zu beschäftigen und dem überhaupt mal Raum zu geben, oder sowas wie "Anerkennung" anstatt Eskalation - ganz schnell unter den Teppich, und immer so weiter.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 14:17

Da fällt mir ein, alles was unter das Thema Selbstfürsorge gehört. Darauf achten, dass man sich nicht mehr zumutet oder aufhalst as man leisten kann, zu schauen ob einem die sozialen Kontakte die man hat gut tun und wenn nicht, sich neue aufzubauen, sehen dass man aus Jobs die einem nicht gut tun rauskommt. Sich vom Schönheitsdiktat der Gesellschaft distanzieren. Das kann man definitiv auch selbst ohne Anwesenheit eines Therapeuten tun.
Ich hab zB endlich den Keller entrümpelt und in meiner Wohnung für mehr Ordnung und Wohnlichkeit gesorgt. Ist noch nicht perfekt aber immerhin doch schon besser als vorher.

Dann alles was zum Thema "Sinn im Leben" gehört. Sich fragen, wo man der Konsum- und Leistungsideologie unserer Gesellschaft auf den Leim gegangen ist, die ja behaupten einen glücklich zu machen, aber nur kurzfristiges Entertainment bieten und langfristig krank machen. Mit psycho-Mythen aufräumen und sich von ihnen trennen. Die Lüge von der romantischen ewigen Liebe die einen im Leben glücklich machen soll (im Grunde auch so ein Teil der Konsumgesellschaft). Und sich fragen, was im Leben gibt mir einen grundlegenden Sinn jenseits davon.

Weil der Sinn den man braucht muss auch dann noch funktionieren, wenn der Partner weg ist, man kein Geld hat, man krank wird, man alt wird.

Es gibt da diesen Spruch: Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich völlig ungeniert. Ich denke das ist schon mal ein guter Ansatz für ein glücklicheres Leben.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Mi., 26.01.2022, 14:24, insgesamt 1-mal geändert.


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Beitrag Mi., 26.01.2022, 14:22

Liebe Lillern,
du hast ja einen Thera, bist in Therapie, also bist du ja schon mal nicht alleine auf dich gestellt mit dem Gefühlsgedöns.

Und naja, klar geht das alles nicht von jetzt auf heut. Bedenke mal, wie viele Jahre es jetzt schon "so" ist und sich eingeschliffen hat. Das macht man dann nicht "mal eben" wieder weg und anders.
Bei mir ist das sowas wie "Urzustand", v.a. was Panik und Todesbedrohung angeht. Muttern war "Drama-Seeker" vom Feinsten, ohne extreme Eskalationen hat sie sich nicht wahrnehmen können. Dazu ihre eigene Panikstörung und körperlich noch dazu unerkannter Diabetes Typ II, auch über die ganze Schwangerschaft mit mir : Stell dir mal vor, auf was für nen "Botenstoffcocktail" sich meine Körperchemie etc. aufgebaut hat.

Das wird oft vor lauter Fokus aufs rein Psychische übersehen, dass es meist auch noch so eine körperliche Komponente geben kann. Lohnt sich also, mal drüber nachzuforschen, wie und wo man seine eigene Schwangerschaft verbracht hat und Muttern beieinander war in dieser Zeit.
Da spielen z.B. schon auch nur halbherzige Abtreibungsversuche eine Rolle oder Ablehnung durch die Mutter, weil die überfordert war mit ner Schwangerschaft.


Das mit der Wahrnehmung finde ich auch am schwersten - naturgemäß, so als "Native Disso" ;-)
War bei mir auch lange nur das große Achselzucken und Frust beim Thera, diese Fragerei nach "Wie fühlt es sich an" und "Wo spüren Sie das jetzt?".
Mein Thera hat da grade in der Traumatherapie damals sehr sehr schnell immer ein "Und sagen Sie jetzt nicht "Gut" oder "Schlecht"! BESCHREIBEN Sie es bitte!!!" dahintergesetzt. :-D

Es lernt sich aber mit der Zeit, bleib also einfach dran.
Ich hab mir immer gesagt, wenn von 100 meiner Versuche drei erfolgreich waren, bin ich wenigstens vorwärts gekommen.
Meine beste Lernerfahrung aus diesen Zeiten : Man entwickelt bei diesen Prozessen wenigstens schnell ne solide Frusttoleranz. ;-)

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 14:23

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 12:56 Es kommt natürlich stark darauf an WAS eigentlich selbst therapiert werden soll.

Also gegen den Operationsmodus "einsam, ausgeliefert, hilflos, angstvoll,angespannt" hilft mir mittlerweile mein religiöser Glaube. Ich nutze das in Form von Visualisation wenn nötig, nicht immer, aber häufig bessert es sich damit zumindest vorübergehend.

Mir wurde ja auch immer Depression diagnostiziert, aber das stimmt im Grunde garnicht. Ich bin nicht depressiv, ich bin wie ein Reh im Scheinwerfer mit diesem Gefühl der bodenlosen Ausgeliefertheit an eine Welt die mir nicht wohlgesonnen ist.
Und das blöde ist, das ist ja auch in grossen Teilen wahr. Die Leute neben denen man so herlebt wo man lebt, denen ist mein Wohlergehen echt egal, im Gesundheitssystem kann man jede Menge echt schlechte Erfahrungen machen wenn man eh schon krank ist, Ämter wie Arbeitsamt sind schon für Gesunde der pure Stress. In der Konsumgeselslchaft kansnt du soziale Teilhabe knicken wenn du echt wenig Geld hast. Also da findet man Abwertung, Ausgrenzung und Schikane und dass den Leuten dein Wohlergehen einen Dreck kümmert echt häufig.

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Lillern
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 18:22

Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 14:22 Liebe Lillern,
du hast ja einen Thera, bist in Therapie, also bist du ja schon mal nicht alleine auf dich gestellt mit dem Gefühlsgedöns.
Da hast du eigentlich recht. Nur hat es sich leider so entwickelt, dass er diese Gefühle sehr oft bei mir auslöst in letzter Zeit. Und da mir das oft noch sehr unangenehm ist wie "schnell" das passiert, und das das eben auch bei ihm passiert, fühle ich mich da dann sehr oft alleine und "falsch" mit in letzter Zeit. Ich versuche allerdings vermehrt das anzusprechen. Manchmal macht er daraus dann aber eine "allgemeine" Konversation, wo ich eigentlich mit "Ihm persönlich" sowas wie eine Konfliktlösung brauchen würde, das ist dann auch nicht so optimal :kopfschuettel: Aber ich denke/hoffe das wird!
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 14:22 Bei mir ist das sowas wie "Urzustand", v.a. was Panik und Todesbedrohung angeht. Muttern war "Drama-Seeker" vom Feinsten, ohne extreme Eskalationen hat sie sich nicht wahrnehmen können. Dazu ihre eigene Panikstörung und körperlich noch dazu unerkannter Diabetes Typ II, auch über die ganze Schwangerschaft mit mir : Stell dir mal vor, auf was für nen "Botenstoffcocktail" sich meine Körperchemie etc. aufgebaut hat.

Das wird oft vor lauter Fokus aufs rein Psychische übersehen, dass es meist auch noch so eine körperliche Komponente geben kann. Lohnt sich also, mal drüber nachzuforschen, wie und wo man seine eigene Schwangerschaft verbracht hat und Muttern beieinander war in dieser Zeit.
Oh man, das klingt aber wirklich, ich nenne es jetzt mal ganz harmlos "schwierig" :-(( Und es stimmt, das geht ja schon im Mutterleib los, und körperliches der Mutter ist da definitiv nicht zu unterschätzen. Ich habe bspw. keine Ahnung, wie "meine Schwangerschaft" war. Oder auch wie meine ganz frühen Jahre waren ist mir ein Rätsel, dabei wüsste ich es so gerne mal. Aber ich schätze einfach mal nicht viel besser, als die danach.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 14:22 Mein Thera hat da grade in der Traumatherapie damals sehr sehr schnell immer ein "Und sagen Sie jetzt nicht "Gut" oder "Schlecht"! BESCHREIBEN Sie es bitte!!!" dahintergesetzt.
Wie witzig, das fühle ich richtig :lol: Meiner sagt immer "...geht das noch ein bisschen genauer?" Es ist halt einfach verdammt schwierig!
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 26.01.2022, 14:22 Es lernt sich aber mit der Zeit, bleib also einfach dran.
Ich hab mir immer gesagt, wenn von 100 meiner Versuche drei erfolgreich waren, bin ich wenigstens vorwärts gekommen.
Meine beste Lernerfahrung aus diesen Zeiten : Man entwickelt bei diesen Prozessen wenigstens schnell ne solide Frusttoleranz.
Da machst du mir Mut, vielen Dank! Ich finde auch tatsächlich, wenn ich da eine vernünftige Frusttoleranz mitnehmen würde, dann hätte ich schon alleine damit echt etwas gewonnen :anonym:

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