Meine beste Freundin

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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enasni
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Meine beste Freundin

Beitrag So., 06.02.2022, 13:54

Hallo ihr Lieben ich habe mal eine Frage.

Und zwar habe ich eine sehr gute Freundin, bei der nun seit über zwei Jahren sehr große Probleme bestehen.
Sie sagt, sie sei zu dieser Zeit entführt und vergewaltigt worden, und diese Menschen verfolgen sie auch seitdem. Es gibt sehr starke Hinweise darauf, dass dieses "Erlebnis" nicht so passiert ist, da sie auch Videoaufnahmen im Internet gefunden hat, die Ihre Entführung etc. zeigen, von denen sie einen Screenshot an mich und andere geschickt hat.

Mit ein wenig Recherche habe ich aber herausgefunden, dass dieses Video nicht sie zeigt und auch bereits 6 Jahre alt ist. (Habe es auf einer Pornoseite gefunden da sie den Titel mit gescreenshotet hat). Mit dieser Erkenntnis habe ich sie nie konfrontiert, da sie dann den Kontakt mit mir abgebrochen hätte, und wir seit über 30 Jahren befreundet sind.

Es ist so, dass sie immer wieder ganz starke paranoide Phasen hat (derzeit auch wieder) in denen Sie ihre ganze Wohnung auseinandernimmt (Lampen auseinander baut, Kabel aus der Wand reißt, den Fernseher zerstört) und denkt, dass alles mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet wurde. Sie schickt mir dann Fotos der Dinge, die sich als einfache LEDs aus Glühbirnen, oder Erdungskabel unter der Badewanne heraus stellen. Oder sie findet einen Kugelschreiber, in dem angeblich ein Mikrofon eingesetzt wurde.

Vor ein paar Wochen räumte sie selbst ein, dass dieser Wahn fast immer dann eintritt, wenn sie Alkohol trinkt oder auch manchmal Amphetamin konsumiert. Dies geschieht meist wenn sie gerade Ferien von ihrem Fernstudium und nichts zu tun hat. Sie lebt sehr abgeschottet in Berlin (ist dorthin geflüchtet nach dem "Vorfall") und hat dort keine sozialen Kontakte. Sie ist dann alleine in Ihrer Wohnung immer die ganze Nacht wach, findet tausend Dinge in der Wohnung, die angeblich nicht von ihr dorthin gekommen sind.

Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Ich traue mich nicht, ihr zu sagen, dass ich die Vermutung habe dass sie unter einer psychischen Krankheit leidet und diese ganzen Vorkommnisse nicht der Realität entsprechen. Dies haben bereits andere Freunde und Familienmitglieder getan und diese wurden alle radikal aus dem Leben verbannt, blockiert und der Kontakt gänzlich abgebrochen.

Sie ist auch des Öfteren sehr vorwurfsvoll mir gegenüber (niemand interessiert sich für mich, ich würde mich am liebsten erhängen, was mit mir ist, ist allen egal....)

Diese ganze Sache belastet mich sehr stark, ich muss auch ganz ehrlich sagen dass ich mich nicht täglich damit beschäftigen kann, da ich beruflich sehr eingespannt bin und es mich ganz einfach auch runter zieht.

Vielleicht könnt ihr mir einen Ratschlag geben, was ich ihr am besten sage oder wie ich ihr helfen kann. Sie ist auch sehr sehr wechselt in Ihren Launen, teils fast manisch und dann wieder hochgradig depressiv und wir schnell aggressiv.

Viele liebe Grüße

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candle.
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:23

Hallo!
enasni hat geschrieben: So., 06.02.2022, 13:54 Mit dieser Erkenntnis habe ich sie nie konfrontiert, da sie dann den Kontakt mit mir abgebrochen hätte, und wir seit über 30 Jahren befreundet sind.
Das ist wirklich schade, dass du nur aus Angst vor einem Kontaktabbruch nichts sagen willst. Andererseits haben langjährige Freunde möglicherweise doch die Chance im anderen etwas zu bewegen.

Und was spricht dagegen den Kontakt wieder herzustellen, wenn es zu einen Bruch kommen würde?

Wovor hast DU Angst?

LG candle
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enasni
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:28

Also was würdest du mir raten? Sie damit konfrontieren dass Sie Wahnvorstellungen hat und sich alles nur einbildet, obwohl sie immer vehement darauf pocht, dass dies nicht so ist?

Ich hatte bisher die Information/Ansicht, dass man das besser nicht so macht, deshalb habe ich mich an dieses Forum gewandt.

Und den Kontakt wieder herzustellen ist bei ihr nicht so einfach, da ich es bei anderen Personen gesehen habe... Sie hat weder Kontakt zu den Eltern noch zu den Geschwistern, weil diese alles angezweifelt haben. Sie ist da leider sehr rigoros.

Ich sage ihr stets, dass es sich bei den gefundenen Gegenständen um ganz normales LEDs, etc. handelt, aber sie möchte das nicht glauben und behauptet steif und fest, dass die Sachen sich vorher nicht in der Wohnung befunden haben und dass es Kameras und Mikrofone sind.

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candle.
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:30

enasni hat geschrieben: So., 06.02.2022, 15:28 Also was würdest du mir raten? Sie damit konfrontieren dass Sie Wahnvorstellungen hat und sich alles nur einbildet,
Ja!
Ich hatte bisher die Information/Ansicht, dass man das besser nicht so macht, deshalb habe ich mich an dieses Forum gewandt.
Warum?

candle
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enasni
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:31

Sie war auch für ein paar Tage in einer ambulanten Klinik, aber ist nach ein paar Tagen nicht mehr hingegangen, da sich sich ganz sicher war, dass sich dort "die Leute von der Sache" mit eingeschleust haben und in Ihrer Gruppe saßen. Sie hatte dann Angst vergiftet zu werden etc.

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enasni
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:35

candle. hat geschrieben: So., 06.02.2022, 15:30
enasni hat geschrieben: So., 06.02.2022, 15:28 Also was würdest du mir raten? Sie damit konfrontieren dass Sie Wahnvorstellungen hat und sich alles nur einbildet,
Ja!
Ich hatte bisher die Information/Ansicht, dass man das besser nicht so macht, deshalb habe ich mich an dieses Forum gewandt.
Warum?

candle

Ich habe wirklich Angst, dass sie mit mir auch dann so umgeht wie mit ihrer Familie. Es ist nicht so, dass ich es noch nicht versucht habe aber sie schwört dass das alles so passiert ist.
Sie war sogar im Frauenhaus und bei der Traumatherapie. Die Therapeutin dort hatte allerdings auch Zweifel und daraufhin hat meine Freundin sich derart angegriffen gefühlt, dass sie nicht mehr hin gegangen ist.

Es ist auch so, dass jeder der die Geschichte anzweifelt, in ihrem Kopf dann ein Teil davon ist. also an der Entführung beteiligt war etc.

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candle.
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:40

Naja, es ist doch egal was sie für Geschichten erzählt. Du hast erkannt, dass sie krank ist und Hilfe braucht. Und Hilfe hat sie ja offenbar schon einige Male angenommen.

Ob du das mitmachen möchtest oder nicht entscheidest du selber. Es reicht ja auch ein Rückzug, du mußt ja nicht sagen: "Hey, ich breche jetzt mal den Kontakt ab!"

Und die Frage ist ja nicht beantwortet wieso du diese Freundin so brauchst. Bei mir sind auch schon so lange Freundschaften kaputtgegangen. Das ist fast normal, das Leben ändert sich eben.

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pandas
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:42

Ich würde Dir empfehlen, die in Deinem Eingangsposting geschilderte Problematik mit dem Berliner Krisendienst telefonisch zu besprechen. Diese werden sehr oft auch von sich Sorgen machenden Freunden etc. kontaktiert. Das sind Profis. Die können Dir dann sagen, ob Du da selbst noch etwas machen kannst, ob ggfs der SPD informiert werden sollte etc.

https://www.berliner-krisendienst.de/ich-brauche-hilfe/
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münchnerkindl
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:50

Wer da auch helfen kann ist der sozialpsychiatrische Dienst deiner Gemeinde.

Wobei man sagen muss, so lange jemand weder eigengefährdend noch fremdgefährdend ist gibt es kaum eine Handhabe jemanden gegen seinen Willen zu behandeln. In D gehen schizophrene Menschen die keine Gefahr für sich oder andere darstellen zT über Jahrzehnte völlig vor die Hunde weil sie ja "die Freiheit" haben so zu leben wie sie wollen. :kopfschuettel: Und es ist halt auch so, je länger sowas läuft umso schwieriger ist es überhaupt zu behandeln. Also wenn dann nach Jahrzehnten endlich was unternommen werden "darf" weil es ausreichend eskaliert ist, dann ist es für eine Behandlung viel zu spät.

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enasni
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:52

candle. hat geschrieben: So., 06.02.2022, 15:40
Und die Frage ist ja nicht beantwortet wieso du diese Freundin so brauchst. Bei mir sind auch schon so lange Freundschaften kaputtgegangen. Das ist fast normal, das Leben ändert sich eben.

candle
Naja die Aussage finde ich jetzt schon ziemlich hart. Es ist eine Freundschaft die fast 30 Jahre lang sehr gut war und der Mensch ist mir extrem wichtig.

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candle.
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Beitrag So., 06.02.2022, 15:57

enasni hat geschrieben: So., 06.02.2022, 15:52 Naja die Aussage finde ich jetzt schon ziemlich hart. Es ist eine Freundschaft die fast 30 Jahre lang sehr gut war und der Mensch ist mir extrem wichtig.
Naja, was heißt hart? Ich spreche da aus Erfahrung wo Selbstschutz immens wichtig wurde, weil es dann fast in Belästigung ausartete.

Aber du hast ja anderweitig noch Tipps bekommen. Denen schließe ich mich an. Ich befürchte, dass du selber nicht viel ausrichten kannst.

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enasni
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Beitrag So., 06.02.2022, 16:02

candle. hat geschrieben: So., 06.02.2022, 15:57
enasni hat geschrieben: So., 06.02.2022, 15:52 Naja die Aussage finde ich jetzt schon ziemlich hart. Es ist eine Freundschaft die fast 30 Jahre lang sehr gut war und der Mensch ist mir extrem wichtig.
Naja, was heißt hart? Ich spreche da aus Erfahrung wo Selbstschutz immens wichtig wurde, weil es dann fast in Belästigung ausartete.

Aber du hast ja anderweitig noch Tipps bekommen. Denen schließe ich mich an. Ich befürchte, dass du selber nicht viel ausrichten kannst.

candle

Stimmt schon. Ich nehme mir auch zwischendurch immer Tage, an denen ich mich dann weniger/nicht melde weil es mir zu viel wird.
Es ist ja auch nicht ununterbrochen so, es sind immer Phasen von 1-2 Wochen und danach ist sie wieder "ganz normal".

Ich werde ihr dann wohl bald mal sagen müssen, was ich denke. Ich weiß nur nicht wie ich das am besten anstellen soll.


pandas
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Beitrag So., 06.02.2022, 16:16

@ münchnerkindl

Die Freundin wohnt in Berlin. In Berlin passiert da etwas mehr, es gibt bspw Einzelfallhilfe und BEW für psychisch Kranke, insbesondere auch für Menschen mit Schizophrenie.

Der Krisendienst schaut auch vorbei, wenn sich Freunde starke Sorgen machen und versucht mit der Person vor Ort ins Gespräch zu kommen.
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Gespensterkind
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Beitrag So., 06.02.2022, 16:50

Ich finde es auch schwierig, nur zu sagen „Du hast Wahnvorstellungen“. Weil tatsächlich die Gefahr besteht, dass die Freundin den Kontakt abbricht. Damit ist aber auch der Freundin nicht geholfen, die ja vielleicht doch professionelle Hilfe benötigt? Ich meine es ist ja auch ganz typisch, dass sie davon überzeugt ist, Recht zu haben. Vielleicht ist es für sie aber dennoch wichtig, wenigstens noch eine Person zu haben, der sie sich anvertrauen kann.
Und alles andere: ob sie Hilfe braucht oder Hilfe annehmen kann, ob sie sich selbst gefährdet etc. das würde ich komplett abgeben an Spdi oder ähnliches was es so in Berlin gibt.
Also sich durchaus dorthin wenden und den Fall schildern, aber deswegen trotzdem zur Freundin halten.

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Noenergetik
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Beitrag So., 06.02.2022, 17:07

Hallo enasni , es hat keinen Sinn bei Wahnvorstellungen zu sagen, Du hast Wahnvorstellungen oder gegen den Wahn an zu reden, das verstärkt den Wahn nur. Du kannst aber zum Beispiel sagen dass Du es anders erlebst.
Dass Du Deiner Freundin helfen möchtest und die Freundschaft erhalten willst,kann ich gut nachvollziehen.

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