negative Überzeugungen in Bezug auf eine Liebesbeziehung

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negative Überzeugungen in Bezug auf eine Liebesbeziehung

Beitrag Mo., 21.03.2022, 11:22

Liebe Community,

ich habe mich kürzlich wieder getrennt oder wir haben uns getrennt.
Ich bin mittlerweile Ende 40. Ich war sehr lange Zeit glücklich ohne Partnerschaft, bis vor etwa fünf Jahren.

Es fällt mir schwer, mich zu öffnen, das Thema ist sehr schambesetzt und ich leide unter dem Gefühl zu versagen oder der Angst, lebenslang etwas nicht zu bekommen, was für andere so selbstverständlich scheint.
Ich möchte kurz meine "Beziehungsgeschichten" zu anderen schildern, es erklärt vieles. Allerdings möchte ich raus aus den Erklärungen, in denen mäandere ich immer wieder herum, nur um mir zu bestätigen, weshalb Liebesbeziehungen bei mir nicht funktionieren (nicht funktioniert haben).

Ich bin ziemlich sicher als sehr kleines Kind (2) sexuell missbraucht worden, habe viele Symptome, aber keine Erinnerung. Ich war in meiner Pubertät eher sehr überrascht von meiner Umwelt, die sich nur noch für das gegenteilige Geschlecht interessierte. Ich bin eine Frau und habe mich in Frauen verliebt, es war mir damals aber nicht klar, dass es Verliebtheitsgefühle sind, ich bin in einem sehr konservativen Bundesland aufgewachsen. Mein erster Therapeut, den ich mit 16 aufsuchte, hat mich begonnen zu küssen, als ich ihm sagte, ich würde mich nicht in Männer verlieben.
Ich bin dann immer wieder in sexuelle Beziehungen mit Männern gerutscht, die einfach begonnen haben, mich zu küssen oder mich zu betatschen. Das waren dann teilweise sehr üble Erfahrungen, auch mit Stalking, ich habe sogar das Bundesland verlassen müssen, um meine Ruhe zu haben.
Ich hatte auch Beziehungen mit Männern, die an und für sich gut waren. Nur habe ich mich nicht verliebt und Sexualität abgelehnt. Dann habe ich mir vorgenommen, erst wieder eine Beziehung einzugehen, wenn ich mich verliebe und der andere sich auch verliebt. Daraufhin war ich viele Jahre alleine. Ich bin allein durch die Welt gereist, war monatelang in Südamerika und Asien unterwegs, hatte total interessante Jobs. Ich habe mich aber nur ab und zu verliebt, in sehr unerreichbare Personen, bin auch vor allem bei Frauen sehr eingefahren, die es wohl widerlich fanden, dass ich mich in sie verliebe.
Ich hatte wohl auch eine Sehnsucht nach Familie, mir war aber klar, dass dies nur mit Sexualität geht. Damals habe ich daher für mich die Lösung gefunden, indem ich eine Gemeinschaft gesucht habe. Ich habe mehreres ausprobiert, bin damit nicht glücklich geworden.

Ich habe nun vor 4 Jahren eine neue Therapie angefangen, explizit zum Thema Partnerschaft. Ich habe mich sehr mit meinem inneren Kind beschäftigt, das damals verlassen und missbraucht worden ist. So langsam habe ich auch am Daten Gefallen gefunden, einfach ausprobiert. Die Pandemie hat es natürlich nicht einfach gemacht.
Ich bin dann vor einem Jahr eine Beziehung eingegangen, habe mit ihm auch geschlafen, aber keine Gefühle entwickelt.
Ich habe dann gemerkt, mir zu wünschen, einfach schon in einer Alltagsbeziehung zu sein ohne dieses ganze aufregende und aufgeregte Kennenlernen.

Das habe ich rückblickend tatsächlich auch bekommen, mein bester Freund und ich sind eine Beziehung eingegangen, die auch in vielem sehr gut funktioniert hat, wir sind quasi gleich im Alltag gelandet und ich konnte das auch genießen. Allerdings habe ich mich auch wieder nicht verliebt, ihn nicht begehrt und konnte mich auch einfach nicht überwinden, mit ihm zu schlafen. Es gab aber auch noch mehr Dinge, die mich gestört haben, er ist nicht attraktiv für mich. Ich habe ihn auch aus einem depressiven Loch geholt, er hat sich nicht gepflegt (das war monatelang Thema), ist viel älter als ich, er schafft es nicht sich scheiden zu lassen, isst sehr ungesund und ist stark übergewichtig, usw. Aber er war für mich da, er ist zuverlässig, hilfsbereit, unterstützt mich bei meinem Hund, hatte viele Eigenschaften, die ich mir wünsche und von denen ich überrascht war, in einer Partnerschaft zu finden. Ich habe es erstmals genossen, mit jemandem das Wochenende zu planen oder gemeinsam zu reisen. Es war toll, das jemand da ist, mit dem ich mich über meinen Alltag austauschen konnte. Ich merke aber, ich war vor allem verliebt in das Gefühl, endlich einen Partner zu haben. Das hat in mir Ruhe ausgelöst und ich war auch stolz. Ich habe mich seltsam ganz gefühlt.
Aber ja natürlich reicht das einfach nicht, und habe mir das auch eingestanden. So haben wir uns letzte Woche getrennt.
Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast.
(Afrikanisches Sprichwort)

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Beitrag Mo., 21.03.2022, 11:24

Ich merke, ich habe sehr negative Überzeugungen, unter denen ich sehr leide. Er hat mir heute geschrieben, dass er die Beziehung zu jemand anderem vertiefen möchte und das hat in mir gleich wieder dieses Gefühl der Unzulänglichkeit ausgelöst. Ich habe große Angst, allein zu bleiben und glaube immer wieder, ich werde niemanden finden. Ich versuche diesem Denken gleich etwas entgegen zu setzen, indem ich mich bewusst dafür entscheide, offen zu sein. Das ist ganz gut.
Ich habe auch immer wieder starke Wutgefühle, wenn ich höre, dass andere eine liebevolle Partnerschaft und Sexualität leben und ich werde das nie haben, beziehungsweise zumindest hatte ich das nie.
In den Zeiten, in denen ich glücklich allein war, hatte ich auch einen starken Felt Sense, so etwas Unabhängiges, mir ging es wirklich auch gut damit. Ich hatte kein Gefühl des Mangels auf meinen Reisen bspw.
Manchmal ist dieser Felt Sense da, dann geht es mir gut und ich bin im Hier und Jetzt. Aber dann ist es auch wieder ein Pendeln zu der Sehnsucht hin, doch auch einen Partner zu haben.

Ich bin irgendwie gespannt, was ihr mir schreibt. Ich glaube, ich denke auch sehr viel und meine eigenen Gedanken sind mir ein Hindernis. Ich habe etwas Angst vor Euren Antworten, so quasi so alt und immer noch nicht weiter oder was auch immer mir da im Kopf herumspukt.
Einstweilen einen schönen Tag!
An
Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast.
(Afrikanisches Sprichwort)

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