Entscheidungsschwierigkeiten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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_Batman
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Entscheidungsschwierigkeiten

Beitrag Mi., 18.05.2022, 22:56

Guten Abend,

Mein erster Beitrag, ich bin aber seit Jahren stiller Mitleser:
Ich stehe vor einem großen (Luxus)Problem.

Ich habe schon lange Psychische Probleme und schon mehrere Therapien gemacht (Tfp und analytisch)
Da sich meine Problematik nun erneut verschlimmert bzw verändert hat möchte ich erneut therapie machen.

Dieses mal Verhaltenstherapie, da ich dies noch nicht wirklich hatte und auch die Analyse noch nicht ganz zwei Jahre zu ende ist.

Nun zu meinem Probleme. Ich hatte bei zwei Therapeutinnen mehrere Vorgespräche.
Und beide sind wirklich gut! Und ich kann mich nun tatsächlich nicht entscheiden und habe Angst die falsche Entscheidung zu treffen.

Therapeutin A) ist noch relativ jung und noch nicht lange mit der Ausbildung fertig. Sie arbeitet vorallem emotionsfokussiert, schematherapeutisch, Arbeit mit inneren Anteilen aber auch klassisch verhaltenstherapeutisch.
Sie ist nett, einfühlsam wirkt aber nicht so routiniert und ab und an bisschen unsicher. Mir gefällt das erlebnisbasierte z.b. die Arbeit mit Lebenskarten, Familienbrett etc. Es ist nicht nur Reden, wie ich es aus der Analyse kenne.
Ich habe bei ihr jetzt den Antrag auf akuttherapie unterschrieben, bin mir jetzt aber nicht sicher ob ich es wahrnehmen soll. Die Techniken und die Vorgehensweise klingt echt gut, die Chemie ist auch gut, aber bei Therpeutin B passt die Chemie doch besser..

Therapeutin B) ebenfalls noch jünger, aber doch routinierter, ist sehr praktisch veranlagt was mich anfangs bissl überfordert hat. Sie arbeitet viel mit achtsamkeit und deren sämtlichen Formen und gibt sehr realistische Hilfestellung . Zudem ist sie sehr einfühlsam aber auch humorvoll, Queerfreundlich (ich bin gay) und generell liegt man mehr auf einer Wellenlänge.

Es ist so schwer: bei Therapeutin A klingt die therapietechnik gut, es erinnert doch ein Stück Weit an tiefenpsychologische Vorgehensweise nur eben Strukturierter.

Bei Therapeutin B ist die Wellenlänge besser und diese achtsamkeitsbasierte Verhaltenstherapie ist etwas neues, was ich so nicht kenne, und was nach Jahren tiefenpsychologie auch mal ein ganz anderer Ansatz wäre.

Ich weiss, dass nur ich die Entscheidungen treffen kann. Aber wie kann ich Vorgehen wenn man sich nicht entscheiden kann.
Praktisch gesehen sind die äußerlichen Umstände wie uhrzeit, Entfernung Praxis identisch.

Vielleicht noch zu mir um was es geht: hab als Diagnose die letzten Jahre Depressionen, Ängste, borderline, adhs ...
Vorrangig geht es es aktuell um ads deren Symptome durch jobwechsel wieder stärker auftreten sowie Ängste im Bezug auf alles mögliche insbesondere hypochondrie, die leider durch die analytische Therapie erst rauskommen oder sich verstärkt haben.

Ich muss nur bald eine Entscheidung treffen da dann der Antrag auf Kurzzeittherapie rechtzeitig zurückgezogen werden kann (hoffe ich)

Hat jemand Tipps? Bzw auch erfahrung ob ein Antrag vor Beginn zurückgezogen werden kann?

Bin gespannt
Viele Grüße
_Batman

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Gespensterkind
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Beitrag Do., 19.05.2022, 05:41

Ich würde mich für die Therapeutin/den Therapeuten entscheiden, bei dem die Wellenlänge zu Beginn an mehr stimmt, also wo ich das Gefühl habe, dass das am Besten menschlich/persönlich zwischen mir und ihr/ihm passt.
Es kann dazu jetzt sicherlich 100 verschiedene Meinungen geben. Aber selbst wenn Du bei einer anfängst, dann weißt Du nie und kannst es nicht wissen, ob es nun bei der anderen besser gewesen wäre.
Und Konflikte/Krisen/Auseinandersetzungen kann es mit jedem Therapeuten geben.

Ich erlebe es so, dass die Hauptwirksamkeit einer Therapie über die zwischenmenschlichen Beziehungserfahrungen zum Therapeuten erfolgen. Egal in welcher Therapierichtung. Und die Therapierichtung mag noch so gut zu Dir passen, wenn das Zwischenmenschliche nicht stimmt nützt die Therapie weniger.

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Shukria
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Beitrag Do., 19.05.2022, 06:09

Vielleicht helfen dir ja die Fragen etwas weiter :

Woran würdest du denn merken, dass du die falsche Entscheidung getroffen hast?

Mit welcher Therapeutin kannst du dir besser vorstellen Konflikte auf Augenhöhe auszutragen, dich einzubringen, gehört und gehalten zu fühlen.

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Philosophia
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Beitrag Do., 19.05.2022, 06:13

Ich würde auch immer der Wellenlänge das meiste Gewicht zusprechen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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_Batman
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Beitrag Do., 19.05.2022, 06:47

Danke euch erst mal.
Ich denke mein Gefühl ist nun auch klarer, ich würde bei Therapeutin B bleiben wollen.
Die Wellenlänge passt hier zu 100 %.

Jetzt fühle ich mich aber schlecht da Therapeutin A schon einen Antrag am Dienstag gestellt bzw ich unterschrieben haben.
Ich bin so im Zwiespalt da ich keinen Ärger möchte.
Kann so ein Antrag schnell zurückgenommen werden?
Meine Handlungsweise wäre, dass ich bei Therapeutin A bleibe um den Konflikt aus dem Weg zu gehen.
Aber das wäre falsch weil ich ja eigentlich bei B bleiben möchte..

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Shukria
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Beitrag Do., 19.05.2022, 07:28

Du möchtest keinen Ärger... Was... bekommen, im anderen auslösen, verursachen...

Ruf doch deine Krankenkasse mal an und frag bei denen nach welche Optionen du jetzt hast. Theoretisch kannst du die Stunden zu einer anderen Therapeutin mitnehmen, also wechseln. Würde ich aber an deiner Stelle mit der Kasse im Vorfeld besprechen wie die Situation grad ist und ob das geht.

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_Batman
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Beitrag Do., 19.05.2022, 07:33

Ich habe jetzt Therapeutin A gefragt ob sie den Antrag überhaupt schon abgeschickt hat und ihr auch abgesagt..

Ja zum einen keinen Ärger mit der Krankenkasse, aber auch der Therapeutin keinen Ärger machen, sie enttäsuchen..

Ich weiss, dass gehört zum Leben dazu, aber ich verletze ungern andere und habe sehr schnell ein schlechtes Gewissen..

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_Batman
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Beitrag So., 22.05.2022, 17:01

Kurze Info:
Habe mich nun für Therapeutin B entschieden.
Es fühlt sich gut an aber es gibt noch restzweifel, ob es denn die richtige Entscheidung. Aber Entscheidungsschwierigkeiten sind auch mein Thema, ganz schlimm.

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lisbeth
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Beitrag So., 22.05.2022, 17:59

_Batman hat geschrieben: So., 22.05.2022, 17:01 aber es gibt noch restzweifel, ob es denn die richtige Entscheidung.
Vielleicht kannst du dich davon lösen, dass es nur DIE EINE "richtige" Entscheidung gibt?
In vielen Fällen gibt es mehr als eine Möglichkeit ans Ziel zu kommen. Wichtig ist finde ich, dass man überhaupt eine Entscheidung trifft und sich auf den Weg macht, und das hast du ja jetzt!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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_Batman
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 09:34

Danke dir!
Ich denke es ist ein Grundsatzproblem von mir, Entscheidungen nicht treffen zu können.
Das Ungewisse und dies nicht kontrollieren zu können.
Und die Entscheidung zwischen viel Achtsamkeitstherapie/,ACT oder Schematherapie/emotionsfokussiert. Beide arbeiten nämlich sehr unterschiedlich.

Aber, die Chemie muss stimmen und zu der Therapeutin, für die ich mich entschieden habe, ist einfach eine Bindung schon in kurzer Zeit entstanden.

Mal etwas grundsätzliches in die Runde:
Wie würdet ihr Umgehen wenn eure Therapeutin euch mitteilen würde, dass Sie selbst eine Psychische Erkrankung hat / hatte.
Vor oder Nachteil für euch?

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 09:41

_Batman hat geschrieben: Mo., 23.05.2022, 09:34 Mal etwas grundsätzliches in die Runde:
Wie würdet ihr Umgehen wenn eure Therapeutin euch mitteilen würde, dass Sie selbst eine Psychische Erkrankung hat / hatte.
warum sollte eine Therapeutin das mitteilen?
Ich möchte das nicht wissen, das tut nichts zur Sache. Und ich fände es sehr sehr merkwürdig wenn eine Therapeutin das mitteilt.
Warum fragst du das? Hat dir die Therapeutin das zu Beginn der Behandlung mitgeteilt?
Hat das denn irgendwelche Auswirkungen auf die Therapie? Also ganz konkret, fällt sie deswegen öfter aus oder warum sagte sie das ?

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 09:51

Naja, wenn man Achtsamkeit üben will muss man dazu nicht unbedingt eine Therapie machen, das kann man sich auch neben der Therapie anderswo holen.

Während die Schematherapieinhalte nur in der entsprechenden Psychotherapie stattfinden kann.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 09:56

_Batman hat geschrieben: Mo., 23.05.2022, 09:34 Wie würdet ihr Umgehen wenn eure Therapeutin euch mitteilen würde, dass Sie selbst eine Psychische Erkrankung hat / hatte.
Haben/hatten ja vermutlich viele Therapeuten. Aber die Frage ist: Warum hat sie dir das gesagt? Hatte das in dem Moment nen Nutzen für dich? An sich fänd ich das nämlich sonst fehl am Platz und zu viel der Information...
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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_Batman
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 09:57

@muenchnerkindl:
Sie arbeitet u.a. nach ACT (Akzeptanz und Commitmenttherapie) sowie achtsamkeitsbasierter Psychotherapie in Kombi mit Verhaltenstherapie.
Ich denke das ist doch ein anderer Ansatz als ein Achtsamkeitskurs bei VHS o.ä.

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_Batman
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 10:01

Ja, die Therapeutin bei der ich nun bleiben möchte, hat mir das mitgeteilt.
Es kam im Gespräch dazu, es hat auch stimmig gepasst.
Ich habe ja u.a. ADS und sie hat mir mitgeteilt, dass Sie selbst ein ADHS hat. Sie hat mir auch erklärt, dass Sie im Patientenkontakt voll da ist aber bei der Büroarbeit ihre Problematik stärker merkt.
Das passte ziemlich gut, da ich die Problematik beim Arbeiten auch eher Auftritt, wenn ich alleine arbeite und nicht mit Menschen.

Gleichzeitig hat sie mir auch Hilfestellungen gegeben, wie ich die Arbeit an mich anpassen kann.
Generell finde ich es tatsächlich gut, denn ich weiß, die Therapeutin redet nicht nur aus der Theorie sondern hat am eigenen Leib damit Erfahrungen.

Klar, ich merke dass sie nicht so strukturiert ist wie die andere Therapeutin, dass sagt sie auch selbst, aber es stört mich nicht.

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