Wim Hof - ein lebender Beweis für die Kraft der Psyche

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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fractal
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Wim Hof - ein lebender Beweis für die Kraft der Psyche

Beitrag Sa., 20.08.2022, 20:42

Viele werden schon von ihm gehört haben, in den neunziger Jahren wurde er als Freak gehandelt, weil er offensichtlich die Fähigkeit hat, mit kalten Temperaturen zurechtzukommen. Er bestieg den Mount Everest in Shorts, tauchte die längste Distanz, die je ein Mensch unter meterdickem Eis zurücklegte, lief einen Marathon in Shorts um den Polarkreis und hält den Rekord für die längste Zeit, die ein Mensch jemals exponiert im Eis verbrachte. Wer seine Lebensgeschichte kennt weiß dass er diese Reise - die er schon lange vorher begonnen hatte - nach dem Suizid seiner Frau intensivierte und als antidepressive Methode einsetze.

In den letzten Jahren hat er aber immer mehr Wert darauf gelegt, dass es sich bei seinen Fähigkeiten nicht um eine Laune der Natur handelt, sondern um eine erlernbare Kombination von mehreren Faktoren, die auf Atmung, gradueller Desensibilisierung gegen Kälte und einem fokusierten Bewusstsein beruhen. Seit Kurzem arbeitet er mit Ärzten und Wissenschaftlern verschiedener Universitäten zusammen, die erforschen wollen, was in Hofs Körper auf molekularer und chemischer Ebene passiert.

Dabei sind derart unglaubliche Erfolge erzielt worden, dass es sich wie eine Bestätigung der psychosomatischen und psychoneuroimmunologischen Ansätze liest, die davon ausgehen dass die Psyche über enorme Durchgriffsfähigkeit nicht nur auf das autonome Nervensystem, sondern auch auf das humorale System (Hormone, Botenstoffe, Immunsystem etc) und sogar auf zelluläre Vorgänge hat.
"Man hat mir unter ärztlicher Aufsicht Endotoxine gespritzt, Zerfallsprodukte von Bakterien. Während ich an medizinische Messgeräte angeschlossen war, konnte ich zeigen, dass ich innerhalb von Minuten in der Lage war, diese zu kontrollieren. Die erste Reaktion der Ärzte war: „Gut, du bist der Iceman, aber normale Menschen können das nicht.“ Also nahmen wir eine Testgruppe von 20 Menschen und setzten sie, nachdem ich sie für ein paar Tage trainiert hatte, demselben Experiment aus. Die Ergebnisse waren exakt die gleichen."
Das und viel mehr ist nachzulesen zum Beispiel hier: https://www.ooom.com/digital/der-iceman/

Da ich gerade wieder nach vielen beschwerdefreien Jahren einen massiven depressiven Schub erlebe und mir alle möglichen Psychopharmaka nicht (mehr) geholfen haben, wollte ich mich intensiver mit dieser Möglichkeit beschäftigen. Die Methode ist sehr gut dokumentiert und man kann sozusagen im Selbstversuch einsteigen. Allerdings hab ich so viele alte und latente Entzündungsprozesse im Körper die sich bei den ersten Versuchen melden, dass ich etwas entmutigt bin. Hat jemand positive Erfahrungen damit gemacht?

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R.L.Fellner
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Beitrag So., 21.08.2022, 14:04

Hallo fractal,

ja, dieser Ansatz kann sich durchaus bewähren (so wie viele Atemübungen, die mit allgemein "bewussterem" bzw. tieferem Atmen und/oder Atem-Regulierung arbeiten), gerade auch als Ergänzung zur Psychotherapie bei Depressionen.

Gerade bei zahlreichen vorliegenden körperlichen Beschwerden zur Sicherheit vorab einen Arzt zu konsultieren, schadet keinesfalls, obwohl die meisten Schulmediziner bei der Erwähnung von "Atemtechniken nach Wim Hof" wohl nicht wissen dürften, worum es dabei geht (deshalb am besten sicherheitshalber erklären) ;-) . Nach jahrelanger Beschäftigung mit diesem Thema schiene mir dies allerdings eher beim Vorliegen von Lungenfunktions- und Herz-/Kreislaufbeschwerden ratsam, obwohl sie auch bei diesen nicht generelles Ausschlusskriterium sind, sondern ebenso wie z.B. bei entzündlichen Prozessen die Atemtechnik(en), sofern man die eigenen Grenzen spürt und ernst nimmt, und dem Körper genügend Gewöhnungszeit erlaubt, sogar spürbare positive Effekte haben können.

Freundliche Grüße und alles Gute,
R.L.Fellner

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münchnerkindl
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Beitrag So., 21.08.2022, 16:39

Viel Erfahrung mit Atemtechniken und deren Einfluss auf die Psyche und Befindlichkeiten findet man auch in den diversen Yoga-Traditionen.

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diesoderdas
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Beitrag Do., 22.09.2022, 23:21

Hui, und schwupps ist mir schwindelig geworden... (ausprobiert, nachdem ich gegoogelt habe)
Aber es klingt interessant, werde es nochmal probieren.

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diesoderdas
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Beitrag Fr., 23.09.2022, 06:44

Typisch ich, hab ich gestern bei youtube noch "wim hof gefährlich" eingegeben und mir Videos angeschaut.
Und es kam natürlich wie es kommen musste, nun habe ich gewisse Bedenken das nochmal auszuprobieren - obwohl es mich wirklich reizt.

Da wurde erklärt, dass man durch die Methode mehr Sauerstoff und weniger CO2 im Blut hat. Aber dass es bei den Zellen genau umgekehrt wäre. Eine Zelle kann Sauerstoff wohl nur richtig aufnehmen, wenn genug CO2 da ist.
Ich habe es so verstanden, dass der Körper dann quasi mit Sauerstoff unterversorgt ist, obwohl mehr davon da ist.
Die Methode wurde gleichzeitig - für Gesunde! - als toll dargestellt und für andere aber als potentiell gefährlich.
Hm. ???

Wenn ich mir vorstelle, mein Hirn hat zu wenig Sauerstoff, finde ich das nicht sooo prickelnd. Vielleicht kann da dauerhaft doch etwas "kaputt" gehen?

Da wurde auch erklärt, dass der Einatemreflex anscheinend nicht vom Sauerstoffgehalt abhängt, sondern vom CO2 Gehalt.
Und es wurde gesagt, dass man die Luft länger anhalten kann, wenn man gerade AUS geatmet hat (und nicht wenn man tief EIN geatmet hat). Das habe ich auch ausprobiert. Stimmt. Ich konnte länger und leichter die Luft anhalten, als ich ausgeatmet hatte. Also, weniger CO2 = länger Luft anhalten möglich (obwohl weniger Sauerstoff in den Zellen, aber mehr Sauerstoff im Blut). Das habe ich auch nach ca. 30 mal atmen nach der Wim Hof Methode gemerkt. Ich konnte da recht einfach die Luft ne gute Weile anhalten.

Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich für mich nun nicht so recht... ebenso weiß ich nicht, ob ich das nun erneut ausprobieren möchte oder doch besser nicht.

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