Nicht reden können / Ängste / Aggressionen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Steffi83
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Nicht reden können / Ängste / Aggressionen

Beitrag Sa., 29.10.2022, 16:31

Hallo zusammen,

in verschiedensten Variationen wurde ich hier schon etwas fündig, möchte trotzdem nochmals etwas erklären und mich vielleicht etwas sortieren.

Ich bin seit knapp 2 Monaten in Therapie und denke, dass Therapeutin und ich zueinander passen. Gegenseitige Sympathie von Anfang an und ich kann auch nach Überwindung immer wieder ganz gut erzählen. Sie ist klug, stellt gute Fragen, ist nachsichtig, klar aber auch nah auf ihre Art.

Ein Punkt der schon in meiner Begleitung leider sehr da war ist Scham und ich versuche auch die irgendwie in Worte zu fassen. Dann kommen aber auch Punkte, Themen da kann ich so gar nicht reden, das ist wie eine Sperre in mir, ich will, nichts kommt raus.

Ich habe Angst, immer diese Angst schon seit vielen Jahren dieses Ding dass ich für mich weine und weine und denke ich bin doch scheissegal, mein ganzes Leben ist so egal...ich hab aber auch so eine Angst, eine Scham das zu sagen, mich so zu zeigen. Weinen kann ich sowieso kaum, es kommen höchstes mal ein paar Tränen. Wobei für mich weinen geht gut und oft.

Letztens wurde ich darüber so wütend noch dazu, auch aus dem nicht's heraus auf mich, auf meine Therapeutin, meine Eltern, mein Leben. Ich hab mit dem fuss auf eine Schublade eingetreten fast schon, mit meinen Händen auf ein Regal geschlagen, so dass eine Stelle an meiner rechten Hand etwas schmerzt und ein blauer Fleck da ist..am liebsten hätte ich alles kurz und klein geschlagen, geschmissen. Nach aussen wirke ich immer so ruhig, so friedvoll, so normal, toll...ich könnte so kotzen wenn mir das Leute sagen, auch meine Begleitung früher, meine Therapeutin und in mir ist alles so gereizt, so wütend, ängstlich. Auch nicht immer klar, es gibt Auslöser..sicher bin ich sozial und mag auch Menschen und bin auch reflektiert. Aber mich so zu öffnen das ist so schwer und wenn dann sag ich was und die Emotion dazu ist kaum da.

Meine Begleitung meinte nach ein paar Monaten mal zu mir, sie hat das Gefühl mich kaum zu kennen....ich hab viel gesagt finde ich, auch manches berührt oder nervös oder gereizt, meist aber halt ohne viel Emotion dazu, eben weil nervös und ängstlich, gleichzeitig klammere ich und merke wie das schon wieder los geht.

Auch will ich von meinen Aggressionen letztens erzählen aber weiss nicht wie und ob es wieder nicht klappt.

Danke für's lesen.

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Kirchenmaus
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 17:45

Hallo Steffi,

darf ich eine Verständnisfrage stellen?
Wen oder was meinst du mit Begleitung?

Kannst du dir vorstellen, die Scham zu thematisieren?
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Steffi83
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 17:54

Ja, sicher @ Kirchenmaus.

Also bei einer richtigen Therapeutin bin ich seit ca. 2 Monaten.

Davor habe ich seit Januar mit einer gelernten systemischem Therapeutin gesprochen, die das aber seit 2,3 Jahren nicht mehr hauptberuflich macht. Ich kannte sie auch etwas aus einem anderen Kontext, sie hat mir geholfen und manches wurde, so empfinde ich das, auch besser....ausser meinem Klammerreflex. Aber das ist nun okay wir haben uns gut aus den Gesprächen verabschiedet.

Ja, deshalb sage ich zur früheren Begleiterin, Begleitung, weil es keinen klassischen Weg ging über eine eben hauptberufliche Therapeutin und Krankenkasse usw.

Ja, die Scham habe ich früher bereits zum Thema gemacht und nun auch in einem Gespräch schon etwas. Ich sage dann auch manchmal wie unangenehm mir das ist, wie peinlich, wie ich klein ich mich fühle und auch wie unsichtbar ich mich früher schon gemacht habe usw. Aber ja leicht fällt mir das nicht, wenn ich mich schäme wegen meiner Scham...anstrengend.

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rainyday
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 18:05

Liebe Steffi,

du kannst ja sehr gut schreiben. Wir wäre es, wenn du das alles einfach mal aufschreibst und deiner Therapeutin mailst oder ihr - wenn du wieder mal nix sagen kannst - das Blatt gibst?
Ich kenne das, wenn kritische Fragen kamen, da war der Kopf leergefegt und weit und breit keine Emotion, die sich zeigen wollte.

LG
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Steffi83
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 18:13

Mh ja zumindest nehme ich mir oft was mit, aber es sperrt sich trotzdem in mir, dann vielleicht wirklich eher ihr zu lesen geben. Ich schau mal und frage sie.

Was meine Aggressionen gegen mich selbst letztens betrifft bin ich überfragt, ich will nicht, dass das irgendwie erpresserisch wirkt, ich weiss gerade nicht wirklich wie ich das sagen soll wie das wirken könnte. Erpressung ist vielleicht das falsche Wort.

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candle.
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 18:52

Steffi83 hat geschrieben: Sa., 29.10.2022, 16:31 Letztens wurde ich darüber so wütend noch dazu, auch aus dem nicht's heraus auf mich, auf meine Therapeutin, meine Eltern, mein Leben. Ich hab mit dem fuss auf eine Schublade eingetreten fast schon, mit meinen Händen auf ein Regal geschlagen, so dass eine Stelle an meiner rechten Hand etwas schmerzt und ein blauer Fleck da ist..am liebsten hätte ich alles kurz und klein geschlagen, geschmissen. Nach aussen wirke ich immer so ruhig, so friedvoll, so normal, toll...
Meinst du etwa "normale" Leute tun sowas nie? Jeder Mensch hat auch diese Seiten.

Und das ist jetzt deine erste richtige Therapie?

LG candle
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Steffi83
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 19:12

Ja, meine erste richtige Therapie.

Ich war vor vielen Jahren 1,2 mal bei einer Art Lebens/Krisenberatung nach einer Trennung so 10 mal, da ging es auch etwas um meine Kindheit.

So meinte ich das nicht, mir ging es darum, ob ich das ansprechen soll. Wobei das auch nicht das erste Mal war, aber es kommt nicht oft vor. Wenn es um selbstschädigendes Verhalten geht, kaue ich seit ich denken kann mal mehr mal weniger stark an meinen Fingernägeln. Hab mich als Kind innen im Mund oft blutig gebissen oder ja auch deutlich zu viel Alkohol über viele Jahre.

Das andere ist eher das wie ich von aussen bezeichnet werde, mich aber selbst so nicht fühle, ich empfinde mich nicht als "normal" oder ja zumindest in vielen Dingen als nicht gesund. Da geht's mir mies und dann kommt sowas und teilweise kann ich ja verstehen wie's gemeint ist, merke aber das man überhaupt nicht sieht wie schlecht es mir teilweise geht.

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candle.
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 19:16

Und was hast du jetzt für Probleme?

candle
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Steffi83
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 19:28

Ich habe nie wirklich meine Kindheit, meine Jugend angesehen, die nicht gut war. Gewalt, keine Nähe, Liebe oder Geborgenheit. Ich hatte Angst zuhause, hatte schon als juegendliche und später mit Depressionen (so würde ich das zumindest nennen), suizidgedanken zu kämpfen. Ich habe immer wieder depressive Phasen oder Phasen in denen in denen ich zumindest sehr traurig und zurückgezogen bin. Teilweise holen mich Bilder, Erinnerungen ein, wenn ich denn welche habe. Klammere mich sehr als Einzelpersonen wie etwas ältere Frauen oder Männer, wenn auch nicht oft. Aber bei einem früheren Bekannten war ich so enttäuscht und zutiefst traurig über sein Verhalten dass ich die Welt und mich nicht mehr verstanden habe. Ich merke so oft und das tut so weh was mir fehlt, gefehlt hat. Fühle mich oft einfach nur unendlich einsam.

Die Begleitung hat halt viel gesprochen mit mir, aber auch etwas inneres Kind Arbeit gemacht, damit kann ich zumindest manchmal was anfangen.

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candle.
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Beitrag Sa., 29.10.2022, 20:34

Steffi83 hat geschrieben: Sa., 29.10.2022, 19:28 Aber bei einem früheren Bekannten war ich so enttäuscht und zutiefst traurig über sein Verhalten dass ich die Welt und mich nicht mehr verstanden habe.
Ja, auch normal im Leben, dass es Enttäuschungen gibt.

Was möchtest du denn für die Zukunft anders "können"?

candle
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Steffi83
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Beitrag So., 30.10.2022, 15:58

Enttäuschung war etwas untertrieben formuliert. Ich war im Prinzip abhängig von ihm, hab da alles mögliche für mich hineininterpretiert und irgendwann viel zu spät gemerkt was in mir vorgeht.

Klammern ist noch nett formuliert und ich spüre es fängt schon wieder an und daraus entsteht alles...Ängste, meine Wut auf mich auf die Therapeutin, ich könnte ausrasten und bin gleichzeitig zutiefst traurig und einsam (trotz allem sozialen stabilen drumherum).

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rainyday
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Beitrag So., 30.10.2022, 23:51

Ich denke, da ist immer noch die kleine Steffi in dir, die todunglücklich ist und zu Recht rebelliert, weil ihre Eltern unfähig waren, sie angemessen zu behandeln und ihr das zu geben, was sie brauchte. Und solange dein inneres Kind keinen Frieden findet, wirst du es als Erwachsene schwer haben, auch wenn du vom Verstand her weißt, wie es sein sollte.
Dann würde z.B. dein Partner immer den Papa-Ersatz geben müssen um den Mangel auszugleichen.
Ich habe mir auf Youtube einige Videos von Michael Begelspacher angesehen, er arbeitet mit dem inneren Kind. Ich finde seine Methode sehr einleuchtend und übe gelegentlich damit. Vielleicht würde dir das guttun?

LG Rainy
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