Kann eine Auswanderung eine Depression hervorrufen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Junglebook
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Kann eine Auswanderung eine Depression hervorrufen?

Beitrag Mo., 07.11.2022, 08:01

Hallo liebes Forum. Mein Partner und ich sind kurz vor Corona nach Ö ausgewandert. 800 km vom gewohnten sozialen Umfeld weg. Unsere berufliche Laufbahn entwickelt sich sehr gut. Ich hatte leider einige Möglichkeiten in D Beruflich/ Studium betreffend nicht.
Ich dachte sobald sich Corona legt, legt sich auch die Traurigkeit, die Städe füllen sich, Konzerte, Essen gehen aber all das ist nicht.
Ich empfinde eine tiefe tiefe Traurigkeit in mir. Ich vermisse die "graue, triste Stadt " aus der wir kommen. Ich versuche jede freie Zeit nach "Hause" zu fahren. Ich mag nichts unternehmen..mag nicht in unsere Wohnung kommen...
Ich muss dazu sagen, dass ich seit 8 Monaten auch in "Umständen" bin ;-)
Meine Familie direkt vom Krieg betroffen ist und ich sie unterstütze wo ich kann und meine Mutter 10.000 km weg ausgewandert ist. Wo sporadisch Kontakt besteht...

Liegt es also an der Stadt? Liegt es an den Umständen? An mir ? Bitte helft mir :-(

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Malia
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Beitrag Mo., 07.11.2022, 09:52

Nach meiner Erfahrung ist es fast immer die eigene Einstellung zu einer Situation, die entscheidet, wie ich mich fühle.
Das "Wieso" hilft nicht unbedingt, eher vielleicht: wie will ich damit umgehen, was kann ich für mich tun?
Was sagt deine Frauenärztin zu deiner Verfassung?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Sydney-b
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Beitrag Mo., 07.11.2022, 15:03

Vielleicht hast du einfach Heimweh?

Zieht ihr es in Erwägung, irgendwann wieder in die alte Heimat zu ziehen?
Hast du in Österreich guten Anschluss gefunden?
Freundschaften geschlossen?

Wenn dein Baby erstmal geboren ist, wirst du am Anfang sehr beschäftigt und abgelenkt sein.
Oft ergeben sich dann gute Möglichkeiten, neue Freundschaften zu schließen.
Durch Krabbelgruppen oder Babyschwimmen usw.
Dadurch könnte es sein, dass du dich dort plötzlich heimischer und angekommen fühlst.

Wie geht es dir denn, wenn du Zeit in der alten Heimat verbringst?
Wie geht es dir, wenn dich Freunde und/oder Familie in der neuen Heimat besuchen?

Wie geht es deinem Partner?
Ist er in Österreich "angekommen"?

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Junglebook
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Beitrag Mo., 07.11.2022, 16:28

Ich weiß nicht, ob es Heimweh ist oder die "neue Stadt". Ich habe ein paar oberflächliche Kontakte...im Moment nur 2x die Woche FH, da ich bereits im Mutterschutz bin.
Mein Mann ist sehr gut angekommen, er meint, dass wir definitv bis Ende 2023 hier bleiben, weil er neben dem Job noch seinen Master macht und ich definitv auch das berufsbegleitende Studium beenden soll. Er hat auch schon 2..3 Leute mit denen er wandert und hat einen neuen guten Job begonnen.
Ich möchte einfach verstehen woher diese tiefe, tiefe Traurigkeit kommt. Ich wollte so gerne aus der Heimat weg, was neues sehen, in die Berge , etwas an Erfahrung und Lebensqualität gewinnen und nun bin ich 3 Jahre hier und so unglücklich.
In Norddeutschland sind unsere sozialen Kontakte. Ich vermisse das gewohnte, den Bäcker um die Ecke, die Feldmark. Ich kann nicht sagen, dass es dort aufregend war aber es war gewohnt und einfach viel mehr "los".

:-(
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sebi
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Beitrag Mo., 07.11.2022, 19:18

Junglebook hat geschrieben: Mo., 07.11.2022, 16:28 und nun bin ich 3 Jahre hier und so unglücklich.
Seit 3 Jahren unglücklich? Oder jetzt so unglücklich?
In die Berge, schreibst du, wolltest du. Aus einem Flachland (Norddeutschland), wenn ichs richtig interpretiere. Ja, das kann was machen mit einem, wenn man die Berge nicht gewohnt ist. Dazu jetzt deine homonelle Umstellung. Die soziale Umstellung: Du wirst Mutter. Deine Herkunftsfamilie ist weit weg.

Ich weiss ja nicht, in welche Bergwelt von Österreich du gezogen bist, eines kann ich dir als Österreicherin aber sagen: Bei Sonnenschein ist die Bergwelt toll. Bei Nebel empfinde ich sie als erdrückend.

Und es gibt hier Bergwelten, wenn da der Föhn so richtig seine Macht zeigt, da wirds mir schwindlig.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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Gespensterkind
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Beitrag Di., 08.11.2022, 07:03

Ich glaube, dass es wichtig ist für sich selbst eine Entscheidung zu treffen. Diese muss nicht für immer sein. Aber für den Moment. Weil man sonst nie irgendwo richtig ankommen kann.
Wenn Du für Dich die Entscheidung triffst: aus den und den Gründen bin ich auf jeden Fall bis Ende 2023 hier, das steht für mich fest und danach entscheide ich neu - wäre das schon mal ein Anfang fürs Ankommen.
Irgendwo ankommen kann sehr lange dauern und fällt auch unterschiedlich schwer.
Ihr habt eine Entscheidung zum Auswandern getroffen, das wird Gründe gehabt haben. Jetzt könntest Du Dir aufschreiben, welche Vorteile es aktuell haben könnte, dort zu wohnen, wo Du wohnst.
Was hat Dir bislang geholfen, irgendwo "neu anzukommen" - könntest Du aus diesen Erfahrungen etwas mitnehmen?
Was denkst Du, was brauchst Du zum Ankommen?

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Beitrag Di., 08.11.2022, 08:07

@ Gespensterkind

Danke! Ja, auf jedenfall, danke für den Gedanken und den Tipp. Ich glaube, dass trifft es ganz gut.
Ich werd versuchen mich einzulassen und die Stadt neutral zu betrachten. Wie gesagt, als ich hier ankam, kam Corona und ich war beruflich sehr betroffen, nach Corona kam der Krieg, wo ich privat sehr betroffen und eingeschränkt war. Vielleicht verbinde ich zu viel negatives mit diesem Ort.

Danke auf jedenfall!
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Zephyr
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Beitrag Di., 08.11.2022, 14:49

Junglebook, ja, die Auswanderung kann bestimmt ein Grund sein. Ich würde das mit der Schwangerschaft aber auf keinen Fall völlig außen vor lassen. Warst du auch schon vorher so traurig? Rede da unbedingt mit deiner Frauenärztin drüber. Die hormonelle Umstellung in einer Schwangerschaft ist gigantisch und das kann ganz viel auslösen. Und selbst wenn die Schwangerschaft an sich nichts damit zu tun hat, die ersten Jahre mit Kind sind meiner Erfahrung nach zwar wunderschön, aber auch richtig hart, gerade wenn man keine Unterstützung durch Freunde oder Familie hat. Hast du dir mal überlegt dir therapeutische Hilfe zu holen?

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Junglebook
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Beitrag Di., 08.11.2022, 16:15

Zephyr hat geschrieben: Di., 08.11.2022, 14:49 Junglebook, ja, die Auswanderung kann bestimmt ein Grund sein. Ich würde das mit der Schwangerschaft aber auf keinen Fall völlig außen vor lassen. .........


Danke für deine Antwort!
Mein Arzt sagt, es sei normal. Ich habe ein paar Erstgespräche gehabt aber jmd passendes zu finden ist schwierig, ich bin dazu selbst zahler, sporadisch nehme ich eine Therapeutin aus D in Anspruch aber zahle da auch selbst.
Ich kann nicht sagen, ob ich vorhet traurig war, weil ich diese Stadt nie in "Normalität" erlebt habe. Es war immer entweder die Pandemie oder nun der Krieg und einige nahe Angehörige befinden sich nun in der Nähe und verlangen mir mental viel ab, dafür können sie nichts aber es ist schwierig.

Ich möchte einfach verstehen, ob es an dieser Stadt liegt, an der Schwangerschaft oder an den Umständen dieser Welt :-(
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Sydney-b
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Beitrag Di., 08.11.2022, 16:24

Wahrscheinlich liegt es einfach an allen drei Dingen.
In der Stadt hast du dich noch nicht richtig eingelebt, hast wenig Freundschaften.
Eine Schwangerschaft stellt die Hormone auf den Kopf und gleichzeitig herrscht durch den Krieg viel Unsicherheit und du hast auch noch Verwandte in der Nähe, die dich mental sehr fordern.

Wann kommt denn dein Baby?

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Junglebook
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Beitrag Di., 08.11.2022, 16:37

Sydney-b hat geschrieben: Di., 08.11.2022, 16:24 Wahrscheinlich liegt es einfach an allen drei Dingen.
In der Stadt hast du dich noch nicht richtig eingelebt, hast wenig Freundschaften.
Eine Schwangerschaft stellt die Hormone auf den Kopf und gleichzeitig herrscht durch den Krieg viel Unsicherheit und du hast auch noch Verwandte in der Nähe, die dich mental sehr fordern.

Wann kommt denn dein Baby?
In weniger als 4 Wochen :-)

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Sydney-b
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Beitrag Di., 08.11.2022, 16:58

Ich könnte mir vorstellen, dass sich deine Gedanken und Gefühle durch die Geburt des Kindes völlig verändern werden.
Du so vernarrt in dieses kleine Wesen sein wirst, dass du erstmal gar keine Zeit haben wirst, Trübsal zu blasen.
Bestimmt wäre es sehr hilfreich für dich, wenn du bald nach der Geburt Krabbelgruppen oder ähnliche Angebote aufsuchen würdest.
Neue Freundinnen finden, die durch die Geburt ihres Kindes in der gleichen Lage sind wie du.
In diesen Gruppen geht das meistens sehr schnell und einfach, weil alle die gleichen Themen und Probleme haben.
Du könntest dich schon vor der Geburt danach erkundigen, was es für Angebote in deiner Nähe gibt.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 08.11.2022, 18:38

Junglebook hat geschrieben: Di., 08.11.2022, 16:15 Ich möchte einfach verstehen, ob es an dieser Stadt liegt, an der Schwangerschaft oder an den Umständen dieser Welt :-(
das lässt sich wahrscheinlich nicht so einfach beantworten und auch nicht komplett trennen

Dein Baby kommt in vier Wochen, das wird sowieso erst einmal alles auf den Kopf stellen.
Wichtig ist dass du auf dich achtest, hol da auch deinen Mann ins Boot. Ein Baby macht nicht immer und unter allen Umständen alles "heil".
Gerade wenn es dir jetzt schon schlecht geht, du depressiv bist, du kannst ein eine postpartale Depression rutschen. Ich möchte das einfach nur sagen, damit du da achtsam bist, das kann man behandeln!

Aber vielleicht - und das wünsche ich dir auch - macht dein Leben auch mit der Geburt eine Kehrtwende
Es ist jedenfalls leichter mit Baby jemand kennenzulernen, wenn du willst kommst du da schnell mit anderen Müttern in Kontakt.
Geh auf jeden Fall nach der Geburt auch raus, such dir entsprechende Gruppen, einfach auch zum reden, zum gemeinsam spazieren gehen. Es ist egal ob man da jetzt Babyschwimmen oder Babymassage oder einfach Mütterfrühstück besucht, Hauptsache nicht allein daheim bleiben !

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Sydney-b
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Beitrag Di., 08.11.2022, 19:13

Depressionen nach einer Geburt sind tatsächlich nichts Ungewöhnliches.
Darauf solltest du auf jeden Fall achten und dir zeitnah Hilfe suchen, falls sich deine Beschwerden verschlimmern sollten.
Du kannst das sicherlich bei deiner Frauenärztin ansprechen, auch schon vor der Geburt.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 09.11.2022, 07:22

...grundsätzlich sind ja auch Depressionen vor der Geburt während der Schwangerschaft gar nicht so selten und sollten unbedingt beachtet werden. Es verändert sich in der SS und danach so viel hormonell im Körper, dass Du selbst oft noch nicht einmal so viel Einfluss darauf nehmen kannst.
Zusätzlich zu allen hier getroffenen Überlegungen finde ich es daher total wichtig, dass Du diese depressive Stimmungslage und alles, was damit zusammenhängt ärztlicherseits ansprichst. Es ist wichtig - auch für das Baby. Das Baby bemerkt eine depressive Mutter!

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