Machtausübung durch Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sarah74
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Machtausübung durch Therapeuten?

Beitrag So., 15.01.2023, 00:34

Hallo Ihr Lieben,

ich bin neu in diesem Forum und möchte mich erstmal kurz vorstellen: Ich bin 48 Jahre alt und habe bereits 1993 die Diagnose "Borderline" erhalten. Vor Corona hatte ich eine ziemlich lange gute Zeit (beinahe zehn Jahre), nach einer Trennung Ende 2019, dem Tod meines Vaters 2020 und während des ersten Lockdowns ist es in etwa wieder so schlimm, wie es seit 1993 nicht mehr war.

Ende 2020 war ich für drei Monate in einer psychosomatischen Klinik und hatte dort einen sehr guten Therapeuten, bei dem es mir zum ersten Mal gelungen ist, an viele Traumata aus meiner Vergangenheit heranzukommen. Im Rahmen einer Intervalltherapie wurde dann empfohlen, dass ich im Frühjahr 2022 noch einmal stationär aufgenommen werden solle, dies stand auch so im Entlassbericht der Klinik. Während der Zeit zuhause hatte ich (nach langer Suche) einen Verhaltenstherapeuten gefunden. Ich fand es von Anfang an etwas schwierig, da er mir im Ablauf der Therapie sehr "festgefahren" und wenig flexibel erschien. Beispiel: Ich hätte es wichtig gefunden, auch wenn es eine Verhaltenstherapie ist, dass er zumindest meine bisherige Lebensgeschichte mit den wichtigsten Eckdaten kennt. Danach hat er nie gefragt und auf meine Bitte hin, hieß es: "Nein, der Ablauf bei Borderline-Patienten ist so und so und so und danach müssen wir uns richten." Das fand ich schon sehr merkwürdig, zumal ich schon sehr lange (dies wurde mir auch von mehreren Therapeuten so bestätigt) nicht mehr das "klassische" Borderlineverhalten an den Tag lege. Bei mir spielt sich seit mindestens 20 Jahren diesbezüglich alles eher im Innenleben ab, als dass ich es in aggressiver Form o.ä. nach außen trage. Er hatte sich dann in den Kopf gesetzt, mit mir Imaginationsübungen zu machen und ich habe wirklich versucht, mich darauf einzulassen, doch aufgrund meines mangelnden Vertrauens war es mir nicht möglich, irgendwelche Bilder zu imaginieren. Ich merke gerade, der Text wird zu lang...

Um also auf den Punkt zu kommen: Es gab immer wieder die Situation, dass ich das Gefühl hatte, wir würden komplett aneinander vorbeireden und er würde meine Problematik und meine Themen überhaupt nicht verstehen und nur seinen Behandlungsablauf nach Schema F durchziehen wollen. Vor meinem erneuten Klinikaufenthalt sollte er eine Begründung für die Krankenkasse schreiben (es ist eine Privatklinik, daher nur über Einzelfallentscheidung der Krankenkasse) und er meinte, er könne ja "nichts erfinden". Das fand ich schon wirklich ein starkes Stück, da ich mich zu dem Zeitpunkt wieder in einer ziemlich schweren Krise befand. Resultat war: Ablehnung der Krankenkasse, Widerspruch mit Begründung, dann Zusage der Krankenkasse. Während des Klinikaufenthalts brach Corona aus, die 11-tägige Isolation auf dem Zimmer löste bei mir eine Retraumatisierung aus, weshalb ich nun erneut im März in die Klinik kommen soll/möchte, zum einen, um diese Themen im stationären Rahmen weiter zu bearbeiten, zum anderen, weil ich momentan erneut arbeitsunfähig bin. Nun kam von ihm die Aussage: "Naja, ich kann ja dann als Begründung schreiben, dass es um den erfolgreichen Abschied von ihrem dortigen Therapeuten geht." (Er reitet immer wieder auf diesem "Abschied" rum, obwohl dieser noch gar nicht zur Debatte steht, weil noch so viele Themen offen sind). Ich meinte dann, dass das ja dazu führen würde, dass mir die Tür dann künftig verschlossen bleibt, falls ich nochmal einen Rückfall erleide, da die Krankenkasse sich ja ohnehin schon querstellt, wo sie kann. Da meinte er dann: "Ich werde aber kein Gefälligkeitsgutachten erstellen, damit müssen Sie dann halt leben."

So, ich hab mich jetzt echt kurzgefasst (auch wenn das nicht so aussieht), es sind noch einige andere Dinge vorgefallen. Nun meine Frage: Wie findet Ihr das und was würdet Ihr jetzt weiter unternehmen? Ich finde es ganz schön anmaßend und überheblich von ihm, so zu reagieren (und das ist, wie gesagt, nicht das erste Mal). Ich empfinde das als eine Art "Machtausübung" von seiner Seite. Nach dem Motto: Entweder so, wie ich es sage oder gar nicht. Und er sieht dabei gar nicht, dass ein erneuter stationärer Aufenthalt sehr wohl aus therapeutischer Sicht (sowohl von Seiten der Klinik als auch von Seiten meiner Psychiaterin) erforderlich und sinnvoll ist. Er scheint auch nicht zu sehen, dass ich zuhause immer schlechter klarkomme, obwohl ich auch das mehrfach gesagt habe. Mein Plan ist definitiv NICHT, alle Jahre wieder in der Klinik anzutanzen. Ich möchte aber nicht durch eine solche Formulierung die Option verlieren, bei BEDARF wieder dorthin zurückkehren zu können.

Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich. Freue mich über Rückmeldungen! :-)

Liebe Grüße

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Sydney-b
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Beitrag So., 15.01.2023, 01:22

Warum lässt du dir die Begründung nicht von deiner Psychiaterin schreiben?

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Sydney-b
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Beitrag So., 15.01.2023, 01:48

Fühlst du dich zu dem Therapeuten in der Klinik hingezogen?
War das Thema beim Verhaltenstherapeuten?
Ansonsten kann ich mir seine Anspielungen nicht erklären, weil diese dann keinen Sinn ergeben.

Oder warum reitet er sonst ständig auf den Abschied vom Therapeuten in der Klinik rum?

Außerdem wäre es kein Grund, um deshalb nochmals in die Klinik zu gehen.
Bei einem stationären Aufenthalt ist doch gar keine Zeit für eine mehrstündige Abschiedszeremonie.
Da wird dem Patienten der Entlassungstermin mitgeteilt, man hat seine letzte Stunde beim Klinik Therapeuten und kann dort die letzten Wochen zusammenfassen und besprechen, was man nach dem Aufenthalt tun sollte. (Z.B. ambulante Therapie usw)

Die Begründung für einen erneuten Aufenthalt in der Klinik würde ich mir von der Psychiaterin schreiben lassen, sie steht hinter dir und befürwortet diesen.
Eventuell kann dein Hausarzt zusätzlich noch was schreiben.

Warum wechselst du den jetzigen Therapeuten nicht?
Therapie ergibt ja keinen Sinn, wenn du dich von ihm nicht ernstgenommen fühlst.

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Shukria
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Beitrag So., 15.01.2023, 06:23

Du kannst den Therapeut wechseln wenn es zwischen euch nicht passt und das tut es offensichtlich nicht

Du kannst dir solche Betichte von einer Psychiaterin schreiben lassen, dann bist du nicht abhängig von seiner Einschätzung

Du kannst dir eine andere Klinik (keine Privatklinik) suchen wo du keine Einschätzung deines Therapeuten brauchst.

Ich verstehe das dich seine strikte Haltung ärgert und du es als Machtausübung wahrnimmst, was es durchaus sein kann aber die Frage ist doch, warum gehst du mit ihm in einen Machtkampf?
Es klingt sehr schwarz /weis , dieser Therapeut, diese Klinik… es gibt doch ganz viele andere Wege zur stationären Traumatherapie …

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sunny87
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Beitrag So., 15.01.2023, 09:29

Hallo,

meine Erfahrung ist auch, dass Therapeuten nicht nur an z.B. der Verhaltenstherapie festhalten. Meine Therapeutin meinte in einer der ersten Sitzungen: Therapie ist nicht Schema F. Wir schauen was Ihnen hilft.

Eine andere Therapeutin hat ebenfalls andere "Schulen" mit eingebaut. Von daher würde ich mir an Deiner Stelle überlegen, den Therapeuten zu wechseln.

Ich habe das früher auch gemacht, als meine allererste Therapeutin meinte, nur KZT machen zu wollen. Anträge schreiben usw. war ihr zu viel Arbeit. Sie arbeitet generell nur mit KZT. Naja, wäre schön gewesen, wenn sie mir das zu Anfang gesagt hätte, dann hätte ich die Stunden gut anders untergebracht bekommen.

Alles Gute für Dich!

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chrysokoll
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Beitrag So., 15.01.2023, 10:37

Sarah74 hat geschrieben: So., 15.01.2023, 00:34 Wie findet Ihr das und was würdet Ihr jetzt weiter unternehmen?
wie die anderen schon sagten: Wenn die Psychiaterin den Klinikaufenthalt befürwortet, du da wieder hin möchtest und die Klinik dich wieder aufnimmt dann soll die Psychiaterin den Bericht schreiben und du teilst das am Ende dem Therapeuten nur mit.

Stimmt denn für dich die Diagnose noch, wurde überhaupt jetzt mal ordentlich diagnostiziert?
Wenn Traumabearbeitung für dich wichtig ist, dann wäre es sinnvoll mittelfristig einen ambulanten Traumatherapeuten zu finden und nicht bei einem Verhaltenstherapeuten zu bleiben, der nur sein altes Borderline-Programm abspult.

Hast du denn den Eindruck die Therapie hilft dir in irgendeiner Weise, also unabhängig jetzt von dem Machtkampf?

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münchnerkindl
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Beitrag So., 15.01.2023, 12:27

Ich denke der Therapeut ist weder fachlich gut noch für dich geeignet. Und zwar ganz egal ob du nun eine BL Persönlichkeitsstörung hast oder nicht.

Beenden und einen anderen suchen ist das einzige was man da raten kann.

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Sarah74
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Beitrag So., 15.01.2023, 13:13

Sydney-b hat geschrieben: So., 15.01.2023, 01:48 Fühlst du dich zu dem Therapeuten in der Klinik hingezogen?
War das Thema beim Verhaltenstherapeuten?
Ansonsten kann ich mir seine Anspielungen nicht erklären, weil diese dann keinen Sinn ergeben.

Oder warum reitet er sonst ständig auf den Abschied vom Therapeuten in der Klinik rum?
Erstmal danke für Deine Antwort! :-)

Ja und nein: Es ist schon so, dass eine Übertragung stattgefunden hat. Das ist mir auch bewusst und es ist ja auch nicht außergewöhnlich. Es hat sich z.B. alles an Gedanken, Gefühlen etc., die sich vorher auf meinen Ex bezogen, auf meinen Therapeuten übertragen, ebenso meine Symptomatik. Ich sehe das als Chance, um exakt diese Themen zu bearbeiten (Bindung, Vertrauen etc.).

Auf dem Abschied reitet der ambulante Therapeut von Anfang an rum - er ist der Meinung, alles an meiner Problematik könne auch ambulant (bei ihm) bearbeitet werden. Meine Psychiaterin sieht das wiederum nicht so. Ich hatte manchmal den Eindruck, er (der ambulante Thera) möchte sich hier selbst irgendwas beweisen.

Du hast recht, ich werde die Begründung von meiner Psychiaterin schreiben lassen.

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Shukria
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Beitrag So., 15.01.2023, 13:22

Weißt du ob der Therapeut noch dort in der Klinik arbeitet wo du hin willst?

Was machst du wenn er sich inzwischen eine andere Arbeitsstelle gesucht hat?

Ich find es auch irritierend noch mal in die gleiche Klinik zu wollen nur wegen des einen Therapeuten. Find ich daher nicht abwegig von Therapeutenseite aus zu sagen das sich das auch in der ambulanten Therapie bearbeiten lassen lässt.

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Sarah74
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Beitrag So., 15.01.2023, 13:48

Shukria hat geschrieben: So., 15.01.2023, 06:23 Du kannst den Therapeut wechseln wenn es zwischen euch nicht passt und das tut es offensichtlich nicht

Du kannst dir solche Betichte von einer Psychiaterin schreiben lassen, dann bist du nicht abhängig von seiner Einschätzung

Du kannst dir eine andere Klinik (keine Privatklinik) suchen wo du keine Einschätzung deines Therapeuten brauchst.

Ich verstehe das dich seine strikte Haltung ärgert und du es als Machtausübung wahrnimmst, was es durchaus sein kann aber die Frage ist doch, warum gehst du mit ihm in einen Machtkampf?
Es klingt sehr schwarz /weis , dieser Therapeut, diese Klinik… es gibt doch ganz viele andere Wege zur stationären Traumatherapie …

Dir steht es frei die „Kampfarena“ zu verlassen
Vielen Dank für Deine Antwort! :-) Mein PC hängt sich gerade ständig auf, das ist der dritte Versuch meiner Antwort:

Ja, über einen Therapeutenwechsel habe ich schon sehr häufig nachgedacht, bin dann aber immer wieder davon abgekommen, weil ich dachte, ich müsse das "durchziehen" und weil ich halt voraussichtlich dann wieder 6 bis 12 Monate auf einen neuen Therapieplatz warten müsste, wenn ich überhaupt einen finden würde. Das war letztes Mal schon sehr problematisch und hat sich in letzter Zeit ja nur verschlimmert. Aber Du hast recht, ich werde das nochmal in Angriff nehmen.

Mit "schwarz-weiß" hat das in dem Fall nichts zu tun, da muss ich Dir widersprechen. Ich bin ursprünglich auf diese Klinik gestoßen, nachdem ich von diversen "Kassenkliniken" Wartezeiten von 9 bis 24 (!) Monaten genannt bekommen hatte. Ich war sehr froh, diese Klinik gefunden zu haben, da sie bei Kassenpatienten auch nur den Kassensatz berechnet.

Klar könnte ich theoretisch wieder in eine andere Klinik, zu einem anderen Therapeuten etc. gehen. Da würde ich aber gefühlt wieder von vorne anfangen, da es mir sehr schwer fällt, Vertrauen zu fassen und es wieder längere Zeit brauchen würde, bis ich überhaupt meine eigentlichen Themen bearbeiten könnte. In dieser Klinik kenne ich viele der Mitarbeiter und es ist eine auf Traumata spezialisierte Klinik, daher auch viele Intervallpatienten. Das gibt mir Sicherheit. Gerade für meine Problematik ist es auch wichtig, eine langfristige therapeutische Beziehung aufrecht zu erhalten, dies wurde mir auch bereits von verschiedener (professioneller) Seite bestätigt und angeraten. Bisher gab es bei mir viele Wechsel (sowohl in stationären als auch ambulanten Therapien, bspw: Kündigungen von Therapeuten, längere Elternzeit, Umzug von Therapeuten usw.), was dazu geführt hat, dass ich mich noch schwerer öffnen konnte.

Ich hoffe, ich konnte einigermaßen darstellen, WARUM es mir so wichtig ist, dort weiterzumachen: Es liegt nicht daran, dass es mir da "so gut gefällt", sondern daran, dass ich einfach mal weiterkommen möchte.

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Sydney-b
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Beitrag So., 15.01.2023, 14:35

Ist in dieser Klinik gewährleistet, dass du den gleichen Therapeuten wieder bekommst?
Dies ginge ja nur, wenn er gerade die Kapazität dafür frei hätte.
Dein Aufenthalt nicht gerade in seine Urlaubszeit fällt…

Es ist also eine Privatklinik, welche trotzdem Kassenpatienten aufnimmt?

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münchnerkindl
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Beitrag So., 15.01.2023, 15:06

Sarah74 hat geschrieben: So., 15.01.2023, 13:13s hat sich z.B. alles an Gedanken, Gefühlen etc., die sich vorher auf meinen Ex bezogen, auf meinen Therapeuten übertragen, ebenso meine Symptomatik. Ich sehe das als Chance, um exakt diese Themen zu bearbeiten (Bindung, Vertrauen etc.).


Äh, wieso solltest du Bindung und Vertrauen aufbauen zu jemandem der dich weder versteht noch gut behandelt? Das ist doch keine Übertragung wenn ein Therapeut dir reale Gründe liefert, dass du auf eine bestimmte Weise fühlst (oder nicht fühlst)

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chrysokoll
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Beitrag So., 15.01.2023, 15:19

Shukria hat geschrieben: So., 15.01.2023, 13:22 Weißt du ob der Therapeut noch dort in der Klinik arbeitet wo du hin willst?

Was machst du wenn er sich inzwischen eine andere Arbeitsstelle gesucht hat?
Das ist ein sehr wichtiger Punkt

@ Sarah74: Was machst du wenn der Therapeut entweder gar nicht mehr in der Klinik ist oder genau dann wenn du kommst voll ausgebucht ist, Urlaub hat, krank ist oder auf Fortbildung?
Würdest du auch in genau diese Klinik gehen wenn das der Fall ist? Kannst du auch dann an dir arbeiten wenn der Therapeut zwar da ist, aber nicht für dich da ist?

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Nutriaa
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Beitrag So., 15.01.2023, 18:41

Hallo Sarah-74,

deine Geschichte ist in Teilen auch meine.

Aufgrund einer Krise bin ich damals auch auf Anraten meiner Thera (Therapeutin + Ärztin) in eine Privatklinik gegangen, somit hatte sie auch das Attest für die Aufnahme geschrieben. In der Klinik hatte ich zunächst eine Thera, die mir die Diagnose Borderline verpasste. Aufgrund personeller Gründe fand dann ein Thera-Wechsel statt, und meinen 2. Thera hatte die Diagnose gar nicht interessiert, er wollte sich ein eigenes Bild machen. Nach einigen Monaten Aufenthalt und guter Zusammenarbeit verließ ich die Klinik, ebenfalls mit der Möglichkeit, eine Intervall-Therapie dort zu machen, dem ich auch zustimmte.

Als ich das meiner Thera mitteilte, blockte sie komplett, meinte nur lapidar „Sie wissen alles, Sie müssen es nur anwenden“. Daraufhin beendete ich die Therapie bei ihr, ging zu meinem Neurologen/Psychiater, erzählte ihm, was los war, und er schrieb mir das benötigte Attest.

Ich bin dann ein zweites Mal in diese Klinik, und es war von vornherein klar, dass ich wieder mit dem gleichen Therapeuten arbeiten würde. Es erleichterte vieles, da wir uns schon kannten, und auch bezogen auf die Klinik war die anfängliche Fremdel-Phase sehr kurz. Und es stellte sich erneut heraus, dass ich diesen sicheren Rahmen (einer Klinik) brauchte, um noch tiefer in meine Problematik einsteigen zu können. Und auch wenn es eine Vater-Übertragung zu meinem Thera gab, konnte ich nach diesem wiederholt längere Aufenthalt meiner Wege gehen, ohne ihn zu vermissen. Geblieben sind warme Gedanken an ihn und Dankbarkeit. Allerdings war mir jederzeit bewusst, dass er auch ausfallen könnte, aus diversen Gründen, dennoch hatte mich auch das Konzept dieser Klinik überzeugt, und ich wäre in jedem Fall gefahren. Nach dem 2. Aufenthalt war das Thema Klinik für mich dann auch abgeschlossen.

Zuhause suchte ich mir eine VT’lerin mit DBT-Schwerpunkt und bekam gerade noch so einen Platz bei ihr, weil ich ihrer Meinung nach eigentlich zu wenige Kriterien einer Borderline-Störung nachwies. Allerdings machte sie zur Bedingung, dass ich parallel zur Therapie eine Art gruppendynamische Therapie machen sollte. Diese Therapie wurde von einer Ergotherapie-Praxis durchgeführt, wo das „Manual“ von Marsha Linnehan durchgearbeitet wurde. Die ging über 2 Jahre 1 x wöchentlich. Mein Fazit: Diese Gruppe hatte mir weit mehr geholfen zu verstehen, als es die eigentliche Therapie vermocht hätte. Und ich nehme an, dass dein Thera nun versucht hat, dieses „Manual“ quasi mit dir durchzuarbeiten. In der Haupttherapie wurden dann überwiegend Sachen besprochen, die sich aus der Gruppentherapie für mich ergaben.
Ich hätte es wichtig gefunden, auch wenn es eine Verhaltenstherapie ist, dass er zumindest meine bisherige Lebensgeschichte mit den wichtigsten Eckdaten kennt.
Ja, er hätte dir zuhören können, aber wenn er sich dafür nicht interessiert, wäre es in das eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus gegangen, und am Ende hätte es dich einfach nur Sitzungszeit gekostet ohne einen aktuellen Effekt.
Ich empfinde das als eine Art "Machtausübung" von seiner Seite.
Ist es auch. Jeder, der etwas entscheiden kann, übt damit auch Macht aus. Du musst dich dem aber nicht beugen, sondern kannst deine Psychiaterin ansprechen.
Ich möchte aber nicht durch eine solche Formulierung die Option verlieren, bei BEDARF wieder dorthin zurückkehren zu können.
Wer weiß, ob deine Krankenversicherung das mit dieser Begründung überhaupt genehmigen würde. Eine Abhängigkeit ließe sich ja auch ambulant mit einem/r anderen Thera aufarbeiten, denn Klinikaufenthalte sind nun mal richtig teuer.
"A slave is one who waits for someone to come and free him." Ezra Pound

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Sarah74
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Beitrag So., 15.01.2023, 19:30

sunny87 hat geschrieben: So., 15.01.2023, 09:29 Hallo,

meine Erfahrung ist auch, dass Therapeuten nicht nur an z.B. der Verhaltenstherapie festhalten. Meine Therapeutin meinte in einer der ersten Sitzungen: Therapie ist nicht Schema F. Wir schauen was Ihnen hilft.

Eine andere Therapeutin hat ebenfalls andere "Schulen" mit eingebaut. Von daher würde ich mir an Deiner Stelle überlegen, den Therapeuten zu wechseln.

Ich habe das früher auch gemacht, als meine allererste Therapeutin meinte, nur KZT machen zu wollen. Anträge schreiben usw. war ihr zu viel Arbeit. Sie arbeitet generell nur mit KZT. Naja, wäre schön gewesen, wenn sie mir das zu Anfang gesagt hätte, dann hätte ich die Stunden gut anders untergebracht bekommen.

Alles Gute für Dich!
Lieben Dank für Deinen Beitrag! Ja, so kenne ich das eigentlich auch und ich würde es auch besser finden, wenn es so liefe.

Für Dich auch alles Gute!

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