ich habe eine Frage zu einem Vorfall aus der Psychotherapie meines Partners, den ich nicht einordnen kann und bei dem ich aus mehreren Gründen ein ganz schlechtes Gefühl habe.
Mein Partner war vor unserer Beziehung wegen Depressionen in Therapie und diese Therapie wurde erfolgreich abgeschlossen.
Aufgrund eines schlimmen Vorfalls in der Familie hat er sich nun erneut an seinen Psychologen gewandt. Ich habe ihm dazu selbst geraten: Mach bitte bei deiner Vorgeschichte keine Experimente, lass dich begleiten, um das vernünftig zu verarbeiten.
Es wurde eine Anpassungsstörung diagnostiziert und die Sitzungen laufen seit einem Vierteljahr.
Zu Beginn der Therapie hat der Therapeut meinem Partner gesagt, dass es im Rahmen der Therapie zu Therapeut-Patientenkonflikten kommen wird und ihn sozusagen vorgewarnt und gefragt, ob er sich trotzdem auf die Therapie einlassen würde.
Das hat mein Partner getan.
Vor zwei Wochen kam es zu der Situation, wegen der ich hier schreibe und die mich alarmiert hat.
Der Psychologe meinte zu meinem Partner, er müsse darüber sprechen, wie die letzte Sitzung geendet sei. Da sei mein Partner aufgestanden, hätte gegen den Stuhl getreten und wütend gesagt: "Das alles hier bringt mir überhaupt nichts!"
Nun. Mein Partner kann sich daran aber nicht erinnern.
Gar nicht. In keinster Weise. Er kann sich nicht einmal an eine Situation erinnern, die ein Missverständnis dieser Art produziert haben könnte.
Für mich als Partnerin macht das auch überhaupt keinen Sinn.
1.) Gegen den Stuhl zu treten passt nicht zu meinem Partner. Ich habe ihn in unserer Beziehung nie physisch aggressiv erlebt.
2.) Mein Partner erzählte mir bisher von jeder Therapiesitzung, legt mir jedes Mal seine Erkenntnisgewinne dar und die Äußerung "Das bringt mir hier alles gar nichts" passt dazu überhaupt nicht, allein von der Logik her passt es nicht.
Mein Partner hat dem Therapeuten natürlich gesagt, dass er sich daran nicht erinnere. Der Therapeut blieb aber bei seiner Darstellung. Er sei sich ganz sicher, er hätte sich das doch aufgeschrieben, ganz bestimmt, das sei so passiert.
Für mich gibt es nun mehrere Möglichkeiten.
1.) Mein Partner hat das wirklich getan und komplett vergessen.
Das kann ich mir aus den oben dargelegten Gründen nicht vorstellen.
Hinzu kommt: Sollte mein Partner zu solchen heftigen Erinnerungsausfällen neigen, dann hätte ich so etwas zumindest ansatzweise hier auch schon einmal erlebt.
Habe ich nicht.
Mein Partner hat auch noch nie zuvor erlebt, dass ihn Leute auf Dinge ansprachen, an die er sich nicht erinnern kann.
2.) Der Psychologe sieht und hört Dinge, die nicht stattfinden.
Klingt für mich auch albern, aber ich kann es nicht ausschließen.

3.) Der Psychologe verwechselt ihn mit einem anderen Patienten.
Das wäre grundsätzlich menschlich, aber dafür ist sich der gute Mann ganz schön sicher, dass er sich nicht irrt.
Dazu ein kleiner Fakt am Rande: Meine Ehe ging seinerzeit auseinander, weil mein Exmann ohne Krankheitseinsicht an Schizophrenie erkrankte und ich mit meinen beiden Kindern irgendwann die Reißleine ziehen musste, nachdem wir schon heftigst gelitten hatten. Der Psychologe weiß das über mich und in diesem Zusammenhang finde ich es alles andere als witzig, meinem Partner Erinnerungsausfälle zu unterstellen.
4.) Der Psychologe möchte irgend eine Reaktion aus meinem Partner "herauskitzeln", indem er ihm sowas erzählt.
Das fände ich aber auch alles andere als witzig. Ich könnte als Patient kein Vertrauen mehr haben zu einem Psychologen, der mich anlügt, um "Dinge aus mir herauszukitzeln". Das wäre für mich keine Therapie auf Augenhöhe. Mit mir redet man ehrlich oder gar nicht. Das würde natürlich zu der Vorankündigung passen "Es werden innerhalb der Therapie Konflikte auftreten". Macht es m. E. aber keineswegs besser.
Mein Partner ist relativ gelassen und schwankt zwischen Punkt 3 und 4. Er meinte, er wartet jetzt ab, wie sich das weiter entwickelt.
Ich selbst schwanke auch zwischen Punkt 3 und 4
Ich bin allerdings nicht gelassen.
Ich bin der Ansicht: ENTWEDER, der Psychologe sollte in Erwägung ziehen, dass er sich irrt.
ODER es sollte die Konsequenzen ziehen, wenn er sich sicher ist - und bei meinem Partner eine psychiatrische Diagnostik anleiern. Wenn mein Partner gegen Stühle tritt und mit Killerphrasen drischt und sich anschließend nicht daran erinnern kann, dann sollte das verflixt noch eins abgeklärt werden!
Übertreibe ich? Aufgrund meiner Vorerfahrungen?
Wie seht ihr das?
Vielen Dank an alle, die sich bis hier durchgekämpft haben.
LG Sonnenblumenblau