Therapeut unzuverlässig

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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frodo99
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Therapeut unzuverlässig

Beitrag Mi., 13.12.2023, 20:08

Liebes Forum,
Nach langer Suche hatte ich nun endlich einen Therapeuten gefunden, der mir eine Kurzzeit Therapie und anschließend eine Psychoanalyse anbieten kann.
Die Gespräche waren auch wirklich sehr offen und ich hatte da Gefühl, ihm alles erzählen zu können.
Nur leider ist er sehr unzuverlässig und das lässt mich gerade zweifeln, ob ich so weitermachen kann.
Schon die 1. Stunde startete eine halbe Stunde
zu spät. Ich war schon vor Ort und rief ihn an, da meinte er ich solle bitte warten.
Da er sich auch entschuldigte war es für mich okay.
Die 2. Stunde sagte er krankheitsbedingt eine Stunde vor Beginn ab.
Die 3. Stunde startete 17 Minuten später.
Die 4. Stunde wurde wieder abgesagt, dieses Mal 2 Stunden vorher.
Die 5. Stunde war pünktlich.
Die 6.stunde musste ich 40 Minuten warten und erfuhr dies erst vor Ort, per SMS als ich nachfragte warum er nicht da ist.
So auch die die 7. und 8. Stunde. 40 Minuten zu spät. Erst vor Ort erfahren.
Die 9. Stunde 30 Min zu spät.
In der 10. Stunde wurde ich ohne Erklärung stehen gelassen. Er war nicht da.
Auf Nachfrage meinte er. Er wäre davon ausgegangen dass die Stunde ausfällt weil ich 2 Termine in der Woche abgesagt hatte (wirklich aus dringlichen Gründen und 48 Stunden vorher). Er meinte dann aber dass der Grund keiner wäre, aus dem man Therapie absagen kann und das andere ein Ausfallhonorar dafür verlangen würden.
Wir haben ja 3 Termine pro Woche und ich hatte ihm am Vortag noch geschrieben: "Wir sehen uns ja morgen".
Er war dann aber einfach nicht da.

Es verletzt mich, wie er mich behandelt und er hat sich auch immer entschuldigt und gesagt dass es an ihm liegt.
Ich mag ihn sehr aber fühle mich total getriggert von seinem Verhalten.
Das wollte ich heute eigentlich ansprechen, aber er kam nicht.

Nun ist die Frage, wie ich damit umgehe.
Dass mich die Verspätungen stören hatte ich schon kommuniziert und er versprach Besserung.

Aber mittlerweile fühle ich mich damit richtig komisch.

Möchte ihn ungern "aufgeben", weil ich die Therapie eigentlich brauche aber sind die Rahmenbedingungen denn zumutbar?

Könnt ihr mir eventuell weiterhelfen?

Lieben Dank und einen schönen Abend
Frodo

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Candykills
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:02

Also wenn du 48 Stunden vorher absagst und das eure Regelung ist, musst du keinen Grund nennen.
Grund nennen macht Sinn, wenn es unterhalb der Zeit liegt und der Psychotherapeut vielleicht auch für so eine kurzfristige Absage Verständnis aufbringt und auf Honorar dann verzichten mag.

Es gibt PTs die einfach immer verspätet anfangen. Mein Kumpel hat auch so eine, aber sie ist ansonsten zuverlässig. Er kann damit umgehen.
Meiner kommt auch manchmal wenige Minuten zu spät. Hat mich anfangs verunsichert, nach wenigen Malen wusste ich, er ist einfach einer, der sich mit Pünktlichkeit schwerer tut, aber er macht die Stunde ordentlich. Passt also.

Die Frage ist also ob du mit der Unpünktlichkeit kannst grundsätzlich.
Gegen ihn spricht aber der Anfang mit dem Argument andere hätten Honorar verlangt (trotz frühzeitiger Absage) und dass er einfach extrem unzuverlässig ist. Also Stunden kurz vorher mehrfach absagen, 40 Minuten warten lassen…. Das sind schon Extreme.
Ich finde es unverschämt und könnte damit nicht mehr.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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frodo99
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:11

Danke für deine Erfahrung und Meinung!
Ich weiß halt nicht, ob es besser wird aber bei einer richtigen Analyse mit 3 Stunden in der Woche brauche ich schon eine gewisse Zuverlässigkeit.
Zumal ich berufstätig bin und die Zeit zum Warten eigentlich nicht habe.
Ich bin ansonsten kein ungeduldiger Mensch aber mittlerweile werde ich auch in anderen Situationen wütend wenn ich warten muss, das kenne ich so von mir nicht. Es beeinflusst mich also negativ.
Ja, wir haben die Regelung mit den 48 Stunden, deshalb finde ich seine Ansage auch etwas merkwürdig.
Er meinte er könne so seine Praxis nicht wirtschaftlich aufrecht erhalten.
Sicher hat es ihn geärgert, dass es in der einen Woche 2 Termin waren, die ausfallen mussten, aber es ging nicht anders. Und in der 3. Stunde hat er mich ja einfach stehen lassen.

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Candykills
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:21

Seine Praxis scheitert wahrscheinlich eher an seinem Terminmanagement/Zeitmanagement, als weil du mal 2 Termine abgesagt hast. Für mich klingt sowas nicht gut, weil er seine eigenen Fehler auf dich abschiebt. Wie soll so eine vernünftige Psychotherapie funktionieren, denke ich da.

Bisher hat er ja vorallem Mist gebaut und alles dafür getan, dass es nicht rund läuft.

Klar kann ich keine grundsätzliche Aussage oder Prognose über ihn als PT treffen, aber dieses Verhalten finde ich besorgniserregend.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Fundevogel
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:24

Hallo frodo,

ich rate dir dringend von diesem Therapeuten ab.
Er hat in 90% (!!) der Stunden den therapeutischen Rahmen nicht eingehalten.

Wenn ein Patient so etwas bringt, ist das eine Aussage über die Therapiefähigkeit. Wenn ein Therapeut sowas bringt, aber auch. Sich an einen therapeutischen Rahmen zu halten hat meiner Ansicht nach etwas mit Professionalität zu tun. Wenn das schon zu Beginn so ist, lässt das nichts Gutes erwarten.

Und das von einem Psychoanalytiker. Wie soll da eine tragfähige Beziehung entstehen? Und wenn er sich hundertmal entschuldigt, hätte er dich doch hundertmal hängen lassen.
Fundevogel

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Shukria
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:25

Ich finde das es keine gute Basis ist. Es ist eine ARBEITSbeziehung und für die Einhaltung des Rahmens ist er zuständig.

Zu spät kommen und das in der Häufigkeit wie bei dir zeigt eher Respektlosigkeit dir gegenüber.

Das wird sich auch nicht ändern, weil warum sollte es. Wenn er dies schon zu Beginn nicht auf die Reihe bekommt wird das nicht besser.
Wenn er sich ändern könnte, hätte er es schon getan.

Die Frage ist halt ob du damit leben kannst/willst und ich würde mich fragen… wenn er da so unzuverlässig ist, ist er das in anderen inhaltlichen Dingen oder zb der Antragsstellung auch?

Leider gibt es oft Gründe, warum man bei manchen Therapeuten zeitnah(er) einen Platz bekommt.

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frodo99
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:35

Hallo Candykills und Fundevogel und Shukria,

Vielen Dank für euer Feedback!!
Das mit dem "Hängen lassen" stimmt schon. Ich habe ja auch immer Themen, die ich mitbringe und mittlerweile jedes Mal Angst, dass er absagt oder mich warten lässt. Als Respektlosigkeit empfinde ich es auch.
Und dass er meine Absage nicht akzeptiert macht mir unheimlich viel Druck.
Zumal er sich ja, wie ihr auch schon sagtet, selber nicht an die Regeln hält.
Mir dann aber Vorwürfe macht.
Ich habe starke Schwierigkeiten mit "Loslassen" und bleibe oft viel zu lange in für mich schlechten Situationen und toxischen Beziehungen.
So fühlt es sich jetzt auch wieder an.
Ich suche die Schuld bei mir und kaue 1000 Mal durch, ob der Therapeut Recht hat mit dem was er sagt.
Ich fühle mich nicht wertgeschätzt und kann es aber nicht ansprechen.
Eure Einschätzung hat mir aber sehr geholfen, ich werde wohl so keine Analyse bei ihm machen können. Da ist einfach keine Basis da.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:44

Der feste Rahmen ist in Analyse sehr wichtig. Wenn er hier schon solche Fehler macht, und dann noch die Sache mit dem Ausfallhonorar. Nimm die Beine in die Hand. Gerade in einer Analyse können solche Dinge einen großen Schaden hinterlassen. Der macht bestimmt noch anderes ungutes Zeug. Geh lieber jetzt, bevor du dich noch mehr an einen ungesunden Therapeuten bindest und nicht mehr loskommst.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Fairness
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 21:44

Liebe Frodo,

in Deiner Situation würde ich mir auch lieber jemand anderen suchen. Du scheinst schon eine Vorstellung zu haben, wie Du die Therapie in Deinen Alltag integrieren könntest. Ihr habt Termine gemeinsam gefunden, euch an diesen geeinigt und nun war sehr häufig etwas, was in dieser Hinsicht vor allem auch seinerseits schief lief.

Ich würde dann denken, dass das zwischen dem Therapeuten und mir für eine Kooperation wenig passt. Das ist ja neben dem, dass Du einen Therapieplatz fandest, für welchen Du dankbar bist, auch Deine Lebenszeit, welche Du da rein investierst, also sollte das möglichst sinnvoll für Dich sein. Alles andere ist meiner Meinung und Erfahrung nach schade um die Zeit.

Lieben Gruß,
Fairness
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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SinnIch
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 22:03

Geht gar nicht aus meiner Sicht. Fehler können passieren, aber soviel in so kurzer Zeit und dann dir noch so blöd daher kommen, obwohl du dich nicht mal falsch verhalten hast.
Da werd ich schon wütend, wenn ich das lese.

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Lady Nightmare
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 22:05

Hallo Frodo,

ich habe nie eine Analyse gemacht, sondern habe nur Erfahrung mit tiefenpsychologisch fundierter und Verhaltenstherapie, ein solches Therapeutenverhalten ist mir jedenfalls noch nicht untergekommen. Es gab Therapeutinnen, die nicht mit mir arbeiten wollten, aber das ist etwas anderes. Bis zur 10. Stunde hätte ich da gar nicht durchgehalten ...

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frodo99
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 22:08

Liebe Philosophia, liebe Fairness,
Dank auch für eure Beiträge und dass ihr euch die Zeit zum Antworten genommen habt!
Ihr öffnet mir alle gerade die Augen dafür, dass ich nicht übertreibe und durchaus etwas im Argen ist bzw. keine Grundlage für eine Analyse da ist.
Es ist echt Schade weil ich ihn als Menschen mochte und er ein guter Analytiker ist.
Aber so kann ich auch bewusst das Loslassen üben, auch wenn es erstmal traurig macht, da wieder die Unterstützung wegbricht.
Ich habe festgestellt dass man relativ schnell einen Platz bei einer Gruppentherapie bekommt, aber da muss man natürlich auch viel zuhören und kommt eventuell mit den eigenen Themen nicht so schnell voran.

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Thread-EröffnerIn
frodo99
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 22:13

Liebe SinnIch und liebe Ladynightmare,
Danke auch für eure Gedanken!
Das Therapeuten nicht mit mir arbeiten wollten habe ich leider auch erlebt, deshalb war ich ja so froh über den Platz.
Eure Einschätzung hilft mir aber sehr. Lieben Dank :-)

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Shukria
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 23:06

Woher weißt du das er ein guter Analytiker ist?

Zu einem fachlich guten Therapeuten gehört Zuverlässigkeit.

Das ist ja nicht nur der Rahmen der dadurch fehlt, ohne diesen wird es bei schwierigen Themen erst recht wackelig. Gerade in einer Analyse ist der Rahmen das was bei den Themen den Halt mit gibt und er haut den völlig über Board.

Das macht keinen guten Therapeuten aus.

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frodo99
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 23:15

Liebe shukria,
Ich empfand oder empfinde ihn als guten Analytiker weil er schnell Worte gefunden hat bzw von mir Erlebtes gut auf den Punkt bringen konnte. Und es mir selber erklären konnte, zum Beispiel warum ich mich so fühle. Das habe ich selten erlebt, dass jemand mich so versteht.
Ich konnte in dem Punkt zu ihm aufschauen.
Aber du hast schon Recht damit, dass bei einem guten Therapeuten die Zuverlässigkeit unabdingbar ist.
Ich hatte auch traumatische Themen angesprochen und die Zuverlässigkeit wurde gerade an dem Punkt immer schlechter. Da, wo ich eh emotional aufgewühlt und verwundbar war. Das ist dann natürlich ungünstig.
Danke das du das nochmal so klar an dieser Stelle formuliert hast.
Ich dachte schon, ich bin nur nicht flexibel genug..

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