Therapieabbruch durch Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
SaraWien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 7

Therapieabbruch durch Therapeuten

Beitrag So., 04.02.2024, 15:56

Ich bin Sara, 45 Jahre alt und aus Wien.

Hat jemand vielleicht schon mal eigene Erfahrungen gemacht oder kann mir einen Ratschlag geben wie ich am besten mit dieser Situation umgehen kann?

Der Therapieabbruch zieht mir den Boden unter den Füßen weg und wirft mich vollkommen aus der Bahn.Ich war zuerst zur Behandlung einer Essstörung bei ihm und später um die Hintergründe der Essstörung die in einer schwierigen Kindheit liegen aufzuarbeiten. Die Essstörung habe ich dank Therapie gut überwunden, jetzt sind wir gerade aktuell bei den Hintergründen. Die Therapie ging sehr in die Tiefe, es ist oft sehr schwer für mich aber ich habe mich gut aufgehoben gefühlt und sehr geöffnet. Ich habe gemerkt dass sich durch die Aufarbeitung viele Dinge im Alltag immer mehr verbessern, auch immer mehr in Bezug auf Essen.

Jetzt mit dem Therapieabbruch rutsche ich wieder in in die Essstörung und vor allem wirft es mich sonst aus der Bahn....ich schlafe sehr schlecht, ich esse sehr schlecht, ich fühle mich schlecht, ich fühle mich wertlos-ich denke mir bin ich so schlimm dass es nicht mal ein Therapeut mit mir aushalten kann? Bin ich so ein schlechter Mensch?

Ich möchte nicht gerne den Therapeuten wechseln, ich würde ja von vorne anfangen....und wenn wiedet dasselbe passiert? Ich weiß nicht mehr ein noch aus, bin sehr verzweifelt!

Den Therapieabbruch hat er begründet dass er die Distanz verloren hat und wir noch gerne privat Kontakt halten können. Ich kann mit dem Angebot wenig anfangen, ich weiß nicht in welcher Form ich zu einem Therapeuten privat Kontakt halten soll. Es war in den letzten Monaten so dass er nach Ende der Stunde noch ein paar Minuten über seinen Hund, sein Auto erzählt hat oder mir zum Beispiel das du angeboten aber später gemeint hat doch lieber nicht, solche Sachen. Oder er hat mir nach der Stunde allgemein fachlich über Psychologie oder eben belanglose private Angelegenheiten erzählt, so 15-20 Minuten meistens. Das hat mich jetzt nie gestört weil es immer interessant war für mich, ich habe auch einen Hund und Psychologie ist auch im Allgemeinen interessant. Es war für mich immer alles in Ordnung und deshalb kommt der Therapieabbruch überraschend.

Kontaktabbruch war eines der Hauptthemen der Therapie, da meine Eltern mich als Kind in eine Pflegefamilie gegeben haben. Das ist einer meiner größten Ängste dass jemand wieder den Kontakt zu mir abbricht. Ich habe die Therapie selbst bezahlt da in Österreich die Kasse keine Psychotherapie übernimmt aber es war das Geld wert weil ich gute Fortschritte gesehen habe.

Hat jemand einen Ratschlag für mich oder ähnliches erlebt?

Werbung

Benutzeravatar

DiemitdemHundgeht
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 76

Beitrag So., 04.02.2024, 16:58

Naja, es bleibt dir wohl nichts anderes übrig als einen neuen Therapeuten zu suchen. Wenn er die Distanz verloren hat (was ich bei dem geschilderten auch denke), wird er die nicht plötzlich wieder herstellen können. Das Angebot des privaten Kontaktes ist unprofessionell und würde ich an deiner Stelle auch nicht wahrnehmen. Ich denke nicht, dass dich das irgendwie weiterbringen wird.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
SaraWien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 7

Beitrag So., 04.02.2024, 17:15

Ich kann mir nicht vorstellen noch einmal vertrauen zu können nach dieser Erfahrung, daher fürchte ich ein neuer Therapeut bringt keinen Erfolg. Daher bin ich auch so verzweifelt. Ich habe es nie auf persönliche Gespräche angelegt aber diese auch nicht unterbunden, es hat mich nicht gestört. Es wäre mir auch egal gewesen ihn zu duzen, siezen ist auch in Ordnung. Ich mache mir ja auch selber Vorwürfe dass ich das alles nicht abgeblockt habe, denn dann wäre jetzt die Therapie nicht zu Ende.

Benutzeravatar

Frances2
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 50
Beiträge: 86

Beitrag So., 04.02.2024, 17:17

Ich empfinde das als sehr unprofessionell, wenn er die Therapie abbricht, weil er die Distanz verloren hat, dir aber privaten Kontakt anbietet. Was soll dir das denn bringen?.
Auch wenn das jetzt große Ängste bei dir auslöst wegen der früheren Trennungserfahrungen, hast du die Chance, noch mal neu anzufangen bei einem Therapeuten, der hoffentlich etwas zuverlässiger und professioneller arbeitet.

Werbung

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3549

Beitrag So., 04.02.2024, 17:24

In deinem Fall wäre es sinnvoll, dir einen neuen Therapeuten zu suchen.
Dieses Mal vielleicht eine Therapeutin, da könntest du ganz andere und neue Erfahrungen sammeln.
Da Kontaktabbruch für dich ein wichtiges Thema ist und du mit dem alten Therapeuten damit erst am Anfang warst, dieses Thema zu bearbeiten, könntest du nun durch den Therapieabbruch gleich bei einer neuen Therapeutin damit beginnen.
Dort könntest du auch deine Trauer über den Abbruch der Therapie bearbeiten.

Hattest du keinerlei Hinweise von ihm erhalten, dass er die Therapie beenden möchte?

Benutzeravatar

Frances2
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 50
Beiträge: 86

Beitrag So., 04.02.2024, 17:30

Du musst dir keine Vorwürfe machen, die Verantwortung fürs Abgegrenzt sein liegt auf seiner Seite, er hat die Distanz verloren, nicht du.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
SaraWien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 7

Beitrag So., 04.02.2024, 17:36

Sydney-b hat geschrieben: So., 04.02.2024, 17:24 In deinem Fall wäre es sinnvoll, dir einen neuen Therapeuten zu suchen.
.......
Leider habe ich nichts wahrgenommen was auf ein Ende hingewiesen hätte. Er hat nach jeder Stunde immer ein bisschen länger über sich geredet aber belanglose Dinge. Ich habe nie wahrgenommen dass er die Distanz verloren hätte.
Zuletzt geändert von Pauline am Mo., 05.02.2024, 05:29, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entfernt. Bitte keine Komplettzitate - siehe Netiquette- verwenden.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
SaraWien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 7

Beitrag So., 04.02.2024, 17:38

Frances2 hat geschrieben: So., 04.02.2024, 17:30 Du musst dir keine Vorwürfe machen, die Verantwortung fürs Abgegrenzt sein liegt auf seiner Seite, er hat die Distanz verloren, nicht du.
Leider trage jetzt aber ich die Konsequenzen und ich komme nicht zurecht.

Benutzeravatar

alatan
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 964

Beitrag So., 04.02.2024, 18:11

Hallo Sara,
das tut mir sehr leid. Es macht immer wieder fassungslos mitzubekommen, wieviele unprofessionelle Therapeuten es gibt, die Schaden anrichten.
Gruß, alatan

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3549

Beitrag So., 04.02.2024, 18:12

Wenn gar nichts auf ein abruptes Ende hingewiesen hat, dann ist es sehr verständlich, dass du nun unendlich traurig und wütend bist. Wer wäre dies nicht an deiner Stelle?
Wie lange warst du denn bei ihm in Behandlung?
Ja, nun musst du leider die Konsequenzen tragen. :-((
Da alles noch sehr frisch ist kann ich gut nachvollziehen, dass du Momentan keinen Gedanken an eine weitere Therapie zulassen kannst.
Aber ich kann dir versichern, es gibt die guten Therapeuten da draußen.
Vielleicht kannst du ja in einigen Wochen oder Monaten einen neuen Versuch bei einer anderen Therapeutin wagen.
Einige Erstgespräche führen und dabei fühlen, wie sich das für dich entwickelt.
Ob es nicht doch vorstellbar wäre?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
SaraWien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 7

Beitrag So., 04.02.2024, 18:36

@ Sidney-b

Vielleicht, vielen Dank für die netten Worte. 1,5 Jahre für die Essstörung und jetzt haben wir mit der Aufarbeitung der Hintergründe eben mein Trauma des Verlassen werdens durch meine Eltern in die Weggabe eine Pflegefamilie begonnen. Ich habe immer ein sehr, sehr gutes Gefühl gehabt und er hat mir immer das Gefühl gegeben die Beziehung in der Therapie ist sehr stabil. Ich habe immer mitgearbeitet mit aller Kraft und wollte aus dem Teufelskreis der Essstörung raus kommen, das hat er immer sehr lobend erwähnt und es ist auch sehr gut mit Hilfe der Therapie gelungen. Es gab keine Konfliktpunkte, wir haben immer an einem Strang gezogen. Er hat die Erfolge in der Behandlung auch an Kollegen weitergegeben. Jetzt sagt er er hat leider die Distanz verloren und kann nicht mehr mein Therapeut sein, privat können wir gerne weiterhin Kontakt halten. Ich weiß nicht wie das gehen soll und es hilft mir auch nicht, ich möchte mein Trauma aufarbeiten und der Kontaktabbruch in der Therapie löst wieder sehr alte Gefühle aus und triggert mich unsagbar.




Anm. Mod.: Komplettzitat entfernt. Bitte keine Fullquotes verwenden, siehe Netiquette.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
SaraWien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 7

Beitrag So., 04.02.2024, 18:43

Sydney-b hat geschrieben: So., 04.02.2024, 18:12 Vielleicht kannst du ja in einigen Wochen oder Monaten einen neuen Versuch bei einer anderen Therapeutin wagen.
Einige Erstgespräche führen und dabei fühlen, wie sich das für dich entwickelt.
Ob es nicht doch vorstellbar wäre?
Ich kann aber auch nicht jahrelang eine Therapie selbst finanzieren, zumal ich bei einem neuen Therapeuten fast von vorne anfangen müsste und die Therapiedauer jetzt auf circa bis Herbst oder Winter dieses Jahres geschätzt wurde, wir waren ja schon sehr weit.



Anm. Moderation: Komplettzitat gekürzt. Bitte keine Fullquotes verwenden, siehe Netiquette.

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3782

Beitrag So., 04.02.2024, 18:54

Es tut mir sehr leid was passiert ist!
Bitte such die Schuld nicht bei dir, die Verantwortung liegt allein beim Therapeuten. So grundsätzlich ist es richtig wenn er die Therapie abbricht wenn er die nötige Distanz nicht mehr halten kann. Aber er hätte sich da schon helfen lassen können - ok, wir wissen nicht ob er das tat. Und vor allem ist es absolut verantwortungslos die Therapie Knall auf Fall abzubrechen, die sozusagen rauszuwerfen und allein stehen zu lassen. Er hätte dir helfen müssen jemand zu finden!

Bitte such dir eine weitere Therapie, für dich! Am besten bei einer Therapeutin.
Ich habe auch zwei (unfreiwillige) Therapeutenwechsel hinter mir. Und natürlich muss man sich dann erst aneinander gewöhnen, aber es dauert keinesfalls nochmal so lange um anzufangen! Auch du hast schon ein ganzes Stück Therapie hinter dir und gelernt.

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4614

Beitrag Mo., 05.02.2024, 05:08

Mir tut es auch wirklich sehr Leid, SaraWien! Auf jeden Fall geht es gar nicht, dass er dir nach dem noch persönlichen Kontakt anbietet - denn das macht der ja nicht für dich sondern für sich. Denn ER hat ja die Distanz verloren. Und nun tut er auch noch so, als wäre er professionell, indem er die Therapie abbricht, weil er die Distanz verloren hat. Dadurch dass er dir gleichzeitig persönlichen Kontakt anbietet, zeigt er aber eindeutig, dass er eben erst recht unprofessionell ist. Könnte man dem Ethikrat melden. Ist echt schlimm. Auf keinen Fall solltest du auf sein "Angebot" eingehen - er hat auf jeden Fall nicht dein Wohl im Sinn, sondern nur seines.
Es wäre sinnvoll, du würdest dir zeitnah jemand anders suchen, der dich auffängt und hilft, das Gute von dieser Therapie in dir zu halten.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

Gespensterkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 1452

Beitrag Mo., 05.02.2024, 07:06

Die Therapie abzubrechen, weil er die Distanz verloren hat war wohl das Beste. Zumindest wenn er es (für sich) nicht geschafft hat, die Distanz selbst wieder herzustellen. Das scheint ihm nicht gelungen zu sein und anscheinend wollte er es auch nicht wirklich, da er Dir privaten Kontakt anbietet.
Das soll keine Entschuldigung sein für den Therapeuten. Aber vielleicht kann er Dir zumindest noch Therapeuten "vermitteln" oder Ratschläge geben, wohin Du Dich jetzt in der Krise wenden kannst?
Eigentlich würde ich sagen: sei froh, dass diese unprofessionelle Beziehung (unprofessionell von seiner Seite aus) beendet ist. Aber es ist jetzt sicher nicht so einfach, mal eben einen anderen Therapeuten zu finden.
Du machst die Therapie ja nicht seinetwegen, sondern, damit es Dir besser geht. Jetzt geht es Dir schlechter, also suche Dir einen Therapeuten/Therapeutin! Es ist wichtig für Dich!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag