Imagination hilfreich? kann man das üben?

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Fraupffff
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Imagination hilfreich? kann man das üben?

Beitrag Mi., 26.11.2025, 19:14

Hallo

Ich soll mir, wenn es mir nicht so gut geht, einen schönen Ort vorstellen. Das kommt mir so banal vor. Kann das wirklich helfen? Ich zweifle.
Möglicherweise wenn man leicht traurig ist, oder wenn man spürt da könnte was kommen.
Aber wenn man den Zeitpunkt verpasst, hilft mir das nicht.

In dem Moment fühl ich mich allein durch die Idee veräppelt und hab da auch keine Konzentrationsfähigkeit und wenn ich ehrlich bin keine Motivation. Wobei das ist vielleicht das falsche Wort. Es ist wie wenn man sich gerade die Zehe so richtig am Türstock angedonnert hat und kaum atmen kann und jemand meint: ein bissl drauf pusten dann ist wieder gut. :evil:

Oder kommt das mit der Zeit? Hat das jemand mal als hilfreich erlebt? Kann man üben sich den Zehen zu brechen und dabei fröhlich an was nettes zu denken?

Sorry ein besserer Vergleich ist mir nicht eingefallen.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 26.11.2025, 20:52

Imaginationen sind nicht immer und für jeden und bei allem geeignet. Aber es lohnt sich das auszuprobieren und dem eine Chance zu geben. Ja, das muss man wollen, das muss man aktiv machen und vor allem öfter machen und üben.
Mit "alles doof" torpedierst du sehr aktiv die Therapie. Therapie ist auch Arbeit, Therapie bedeutet Dinge auszuprobieren, sich mal anders zu verhalten.
Mir helfen Imaginationen. Nicht immer, nicht in jeder Situation, aber es ist eines von mehreren möglichen "Tools".
Ich denke es wäre wichtig dass du selbst die Entscheidung FÜR die Therapie triffst, dich einlässt und nicht sofort auf Abwehr und Abwertung schaltest.

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Beitrag Mi., 26.11.2025, 21:02

Also sagen wir du lernst in der Therapie 10 verschiedene Wege, wie du dir selbst helfen kannst, dein Leid verringern kannst. Und 4 helfen dir und 6 nicht.

Bei einem anderen helfen 8 und 2 nicht, bei wieder jemand anderen helfen 3 und 7 helfen nicht. Bei jedem hilft was anderes.
Was bingt es dir jetzt, wenn jemand schreibt, bei ihn hat es geholfen. Du musst es doch so oder so selbst probieren.

Das ist ein ganz noramle Standardübung, die jeder Person mit deinen Problemen vorgeschlagen wird. Nichts besonderes.
Es bedeutet auch nicht, dass dich de Therapeutin in deinem Leid nicht sieht, weil sie etwas banales vorschlägt.

Es ist einfach, eine Übung, die sie dir nicht vorenthalten wird, weil sie vielen hilft und sie das in ihrer Ausbildung lernt.

Diese Übung muss man übrigens erst mal ein paar Mal ausprobieren, quasi lernen bis man überhaupt sagen kann, das es nichts bringt.

Die Therapeutin wird dir immer wieder was "banales" vorschlagen. Die Realität ist, dass alles was dir helfen wird banal sein wird, winzige Schritte. Es gibt nicht diese krasse Lösung, die sich für dich passend zu deinen Problemen anfühlen wird. Daauf kannst du ewig warten.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Fraupffff
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Beitrag Mi., 26.11.2025, 21:09

Eigentlich will ich gar nichts abwerten. Ich will ja gerne dass es hilft. Meine Idee war dass wenn das jemand bestätigt, ich mir vielleicht leichter tu.
Je banaler desto besser. Wenn da auch der Gedanke dabei ist "na wenn das helfen würde wäre ich selbst drauf gekommen" ja das ist vielleicht ein bisschen unfair von mir.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 26.11.2025, 21:25

Nein, das ist nicht "unfair" von dir, das ist ein sehr aktives Torpedieren der Therapie.
Wie gesagt, nur du kannst die Entscheidung treffen diese Therapie zu machen, dir helfen zu lassen, mitzuarbeiten. Das bedeutet eben auch, Dinge mal auszuprobieren und zu üben. Auch wenn man das doof findet oder meint drüber zu stehen oder sonst was. Nein, man müsste nicht selber drauf kommen und auch nur sowas lesen hilft meist nicht.
Es kann auch sein dass Imaginationen nichts für dich sind oder nicht in allen Bereichen. Das findest du aber nur raus wenn du es zulässt, anwendest, übst. Mehrfach, vielfach.

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Mammamia
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Beitrag Mi., 26.11.2025, 21:34

Ich übe mich öfter in Imaginationen. Den sicheren Ort mach ich weniger. Ich habe eine Imagination "Schutzanzug" in kritischen Situationen und auch "Rucksack ablegen". Ich mag die ganz gerne. Oder auch, wenn ich einiges loswerden will, zB Situationen aus der Arbeit werf ich in jeden Mistkübel auf dem Nachhauseweg ein "Trumm".


DieLibelle
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Beitrag Do., 27.11.2025, 06:01

Das kann man nicht nur üben, das muss man üben.
Der innere sichere Ort ist für mich sehr wichtig und hilfreich. Nach Albträumen, Flashbacks oder wenn ich weder ein noch aus mit mir selbst weiß, dann ist der innere sichere Ort für mich die erste Wahl.

Wurde dir nur gesagt, du sollst dir einen sicheren Ort vorstellen oder wurdest du dabei aktiv angeleitet als Imagination?
Ersteres hätte bei mir auch nicht geklappt.

Ich verbinde damit auch immer die beruhigende Stimme meines Therapeuten, für mich ist das wichtig.

Du liest dich in deinen Beiträgen immer sehr skeptisch und als hättest du eine eher negative Einstellung zur Therapie.
Ich denke eine gewisse Offenheit und Geduld mit der Therapie und mit dir selbst wären hilfreich.
Es geht nur in kleinen Schritten. Aber es geht.

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Fraupffff
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Beitrag Do., 27.11.2025, 06:41

Es wurde schon darüber geredet wie der Ort aussieht. Ist das anleiten?
Ich hab mir aber nicht gemerkt wie die Stimme klingt bzw würde ich die Situation nicht als beruhigend klassifizieren.

Aber wir machen auch etwas anderes damit komme ich besser klar weil ich dabei aktiv was tun kann.

Darf ich fragen hast du während der Alpträume oder danach gleich eine Idee was du tun kannst? Also einen Plan? Hast du da voll Einfluss auf deine Handlungen/Gedanken? Ist das irgendwann schleichend gekommen? Wie lange hat das gedauert?

Ich bin bestimmt nicht so kritisch wie ich vielleicht wirke. Aktuell wüsste ich sonst gar nicht wie es weiter geht wenn ich nicht die Hoffnung hätte dass alles irgendwann wieder besser wird . Würde ich abgelehnt werden wäre das gerade schlimm. Ich habe auch noch keinen Termin abgesagt. Dann werde ich halt üben. Wenn's helfen kann. Ich hab halt regelrecht Panik davor wann ich das nächste Mal irgendwo reinkippe und hätte gern irgendwie gewusst wie ich das verhindern kann. Gleich und nicht irgendwann.


Jenny Doe
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Beitrag Do., 27.11.2025, 10:25

Hallo Fraupffff,
Aktuell wüsste ich sonst gar nicht wie es weiter geht wenn ich nicht die Hoffnung hätte dass alles irgendwann wieder besser wird .
Die Imaginationsfähigkeit ist bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Manchen fällt es leicht sich etwas vorzustellen, andere hingegen tun sich schwer.

Es gibt noch viele andere Methoden, um mit Alpträumen, belastenden Erinnerungen, ... umzugehen. Sich imagnär an einen sicheren Ort zu begeben ist nur eine Methode.

Meine Meinung dazu ist: Du kannst deine Therapiesitzungen darin investieren Fantasie zu lernen, alternativ kannst du sie nutzen um zu lernen mit der Realität umzugehen, ohne dich in Imaginationen "zu flüchten".
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Sydney-b
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Beitrag Do., 27.11.2025, 11:39

Jenny Doe hat geschrieben: Do., 27.11.2025, 10:25
Hallo Jenny,

Ich weiß, es ist OT, aber wie geht es dir denn?
Ich habe schon lange nichts mehr von dir gehört und ich hoffe, dass du gut klar kommst und dir geholfen werden kann. 🍀🍀🍀🍀

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pustefix
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Beitrag Do., 27.11.2025, 13:03

Liebe Fraupffff,

Ich gehöre zu den Menschen, denen Imaginationen
extrem gut geholfen haben bzw. noch hilft.

Ich habe mehrere sichere Orte, verortet mit verschiedenen Altersstufen und Ereignissen.

Da zwischenzeitlich viele abgespaltene " Innenkinder"
integriert sind und ich ein sehr stabiles Gefühl der inneren Sicherheit aufbauen konnte, benötige ich die sicheren Orte nur noch sehr selten.

Es gab aber Zeiten da habe ich fast den ganzen Tag nichts anderes gemacht als die sicheren Orte aufzusuchsuchen. ( und noch einiges mehr, skills usw.)Symptomkontrolle fast rund um die Uhr.
Ich bin damit ins Handeln und aus dieser schrecklichen Ohnmacht/ Hilflosigkeit herausgekommen.

Es gibt eine Vielzahl von Imaginationsübungen im Netz, vll. magst du einfach ein paar ausprobieren?
Du wirst schnell merken, ob es " deins" ist.

Ich habe sie im Liegen mit Kopfhörer gemacht.( viele hundert male bestimmt)
Ganz abgeschottet, das half mir.
Es waren Übungen die ganz viel Atemtechnik integriert hatten, diese hatte sich sehr beruhigend ausgewirkt.
Dazu eine klare, deutliche Stimme, die " führt" aber nichts aufdrängt.

Es ist nur ein ganz kleiner Anteil der Menschen, der nicht imaginären kann.

LG und alles Gute dir
Zuletzt geändert von pustefix am Do., 27.11.2025, 13:15, insgesamt 1-mal geändert.



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Charlie Foxtrott
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Beitrag Do., 27.11.2025, 13:28

Hi,
bei mir lief es mit der Imagination auch erst zögerlich. Das kam daher, dass ich damit in der Klinikturnhalle mit ca. 50 Personen den Standardtext vorgelesen bekam und ich gleichzeitig bis zum Stehkragen voll war mit belastenden Erinnerungen und Flashbacks. Und dann sollten wir alle in Gedanken Bäume umarmen. Und wehe, es half nicht, gleich gabs ne Meldung wegen mangelndem Behandlungswillen.
Dann hat mir eine Thera mal die neuorphysiologischen Abläufe bei Imagination genau erklärt. Und mich in Gedanken am Tatort den Täter entmachten lassen. Anschließend habe ich mir selbst kleine Aufgaben gestellt, Rituale dort zur Wiederherstellung meiner Ehre, bin hingefahren, habe solidarische Leute kennengelernt, es gab ein großes Heimatfest mit Polizeisportverein.... Und: Ich kehre jetzt in der Imagination sogar an den Tatort zurück, das hat was von Triumph. Viel selbstermächtigender als einfach die grüne Wiese und "nun entspann dich gefälligst mal." Oder ich verfremde den Weg dahin, mit schräger Musik, schwarz-weiss, im Rückwärtsgang oder Zeitraffer. Imaginiere einen Filmdreh am Tatort und brenne dann in Gedanken die Kulissen ab. Viele Wege führen nach Rom, üben üben üben! Viel Spass, ja es kann Spass machen.
Eigentlich erfüllt auch gute Kunst die gleiche Aufgabe, Renaissance und Barock bieten ne Menge.

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Fraupffff
Helferlein
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Beitrag Do., 27.11.2025, 14:13

pustefix hat geschrieben: Do., 27.11.2025, 13:03 ..s gibt eine Vielzahl von Imaginationsübungen im Netz, vll. magst du einfach ein paar ausprobieren?
Du wirst schnell merken, ob es " deins" ist.
OK das ist krass
Hab sogar eine Gänsehaut am Kopf bekommen :red: sonderbar
Ich kann vl den Aufgaben nicht durchgehend folgen (was auch daran liegen könnte dass ich kaum geschlafen hab) aber jedenfalls einfacher als sich selbst etwas vorzustellen.
Dankeschön !

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