Wirklich bisexuell oder nur Zwang?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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mettinger
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Wirklich bisexuell oder nur Zwang?

Beitrag Do., 30.10.2008, 13:44

Eigentlich war ich mir bis vor 2 Jahren sehr sicher, dass ich hetero bin. Da gab es fast nie Zweifel, ich hatte sogar eher eine Abscheu gegen "alles andere", also ich konnte mir eben nicht vorstellen wie man sich auch in das gleiche Geschlecht verlieben kann bzw. Sex mit ihnen haben kann.
Ich muss dazu sagen ich hatte bis heute noch keinerlei Beziehungs- oder sexuelle Erfahrungen. Vor 2 Jahren habe ich eher aus Neugier heraus "geschaut", ob mich nicht doch auch Männer erregen könnten. Meistens verwende ich bei der SB Bilder und als ich das erste Mal darauf kam, war es gleichzeitig erregend und schockierend. Wie, was, ich? Das war doch ausgeschlossen! Schließlich häuften sich dann diese "Ausrutscher" und langsam machte ich mir ziemlich Sorgen, ob ich mir denn noch immer so sicher wie vorher bin.
Dabei habe ich mich noch nie in einen Jungen verliebt bzw. einem länger hinterher geschaut, verliebt habe ich mich bis jetzt nur in Frauen. Doch ich muss offen und ehrlich zugeben, dass mich die männlichen Geschlechtsteile wesentlich mehr erregen, bei Frauen ist da m.E. irgendwie "nix", finde an ihnen dann aber anderes anziehend. Bei der SB ist es jetzt so, dass ich gedanklich fast nur dann kommen kann wenn ich an Männer denke, wenn ich Bilder als Unterstützung nehme dann geht beides.
Ich weiß nicht was "Zwang" und was wirklich ist...es wechselt sich auch immer so phasenweise ab und ich hasse dieses Gefühl hin- und hergerissen zu sein...
Was denkt ihr?

Grüße
vereiste Seele

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Traenenlicht
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Beitrag Do., 30.10.2008, 13:56

Weshalb verlassen Männer nach zwanzig Jahren Ehe Frau und Kinder, um mit einem Mann zusammen zu ziehen?

Weil das Tabuthema Homosexualität derart hochgehalten wird, weil auch durch nebensächliche Aussagen und schlichtes Verhalten teilweise ganz unbewusst Kinder früh geprägt werden auf "Natürlich interessierst du dich für Mädchen!"

Seien wir ehrlich - wie genau hättest du dich je in einen Jungen verlieben sollen, wenn du so felsenfest davon überzeugt warst, dass du hetero bist? Du hast Jungs doch gar nicht unter diesem Gesichtspunkt gesehn.

Jetzt - wo es relativ klar auf dem Tisch liegt - versuchst du, es zu pathologisieren. Sprichst von Zwängen. Wärst lieber psychisch krank als schwul.

Woher kommt das?

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Poseidon
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Beitrag Do., 30.10.2008, 14:23

Hallo Ice Soul

Mir geht es genauso wie dir. Bis ich 14 war, habe ich mich in Mädchen verliebt, wobei dabei aber nie ein sexueller Gedanke mit im Spiel war. Das waren eher mehr so Flirts und Schwärmereien, aber nie was ernstes.
Dann, mit 15, habe ich bei meinen Klassenkollegen des öfteren homosexuelle Neigungen gesehen, also so Andeutungen und einer hatte sogar einen Knutschfleck am Hals von seinem besten Freund.
Dann habe ich mir darüber mal Gedanken gemacht und seit ich 15 bin (bin nun 17), bin ich nun hin und her gerissen, was ich jetzt eigentlich wirklich bin und ob ich mehr auf Frauen oder auf Männer stehe, und ob ich mir nur einbilde, auf Männer zu stehen wegen des erotischen Kitzels.

Ich finde nämlich auch, das am weiblichen Geschlechtsorgan nicht wirklich was dran ist. Klar, der restliche weibliche Körper kann schon auch anziehend sein, jedoch erregt mich die Vorstellung an ein männliches Geschlechtsteil mehr

Trotzdem weiß ich bis jetzt noch nicht sicher, wo ich hingehöre. Ich finde Männer sexuell und körperlich erregender als Frauen, kommunikativ und seelisch fühle ich mich jedoch bei Frauen wohler. Ist schon kompliziert, das ganze

Ich muss da gerade auch durch, und ich finde, das einzige was man tun kann ist: einfach ausprobieren! Denn durch ewiges überlegen und argumentieren kommt man nicht weiter. Probiere einfach einmal, eine Beziehung mit einem Mann zu führen. Unterlege dich dabei keinen Zwängen, sondern lasse einfach passieren, was passiert. Wer sagt denn überhaupt, dass du eine klassische Beziehunge führen musst? Du könntest ja auch einfach eine sehr innige und intime Freundschaft zu einem Mann haben, wie es sich eben ergibt. Und wenn du merkst, dass das für dich nichts ist, dann lässt du es eben bleiben.

Ich weiß, das ist schwer, denn wenn man sich seiner eigenen Sexualität nicht sicher ist, ist das letzte was man will, dass man von einem anderen als "Schuchtel" bezeichnet wird, wo man doch gerade erst dabei ist, genau das herauszufinden.

Aber ich bin mir sicher, mit ewigem hin und her überlegen, abwägen usw. verwirrst du dich noch mehr. Du musst es einfach wirklich ausprobieren, und du darfst dir keine Beschränkungen auferlegen in dem Sinne "Ein Mann braucht eine Frau", "Wenn sich zwei Menschen lieben, müssen sie zusammen leben und sich wie ein Paar verhalten".

Hilft dir das ein wenig weiter?

LG Poseidon

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mettinger
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Beitrag Do., 30.10.2008, 16:09

@Traenenlicht
Ja das stimmt, wurde schon seit eh und je darauf getrimmt...meine Eltern sind sowieso ultra-konservativ und dem absolut untolerant eingestellt (das war schon so, als vor 3 Jahren Gothic in meinem Kleidungsstil Einzug hielt, doch da habe ich mich durchgesetzt). Hier ist das aber was anderes...es ist mit einer hohen Peinlichkeit meinerseits verbunden, wenn ich es mir endgültig eingestehen müsste. Ich kann mich noch an einen Sager von meinem Vater erinnern, war sogar heuer glaub ich: "Schwule, tzzz...die brauch ma...unser Gsellschaft ist eh schon am Zusammenbruch" oder so ähnlich. Und ich sag noch "mhm" drauf!
Sie wollten schon immer so viel Kontrolle wie möglich über mich haben, will jetzt aber nicht zu sehr abdriften weil das mit vielen anderen Dingen auch zu tun hat.
Manchmal passiert es mir ja schon, dass ich einen hübschen Jungen (meistens die die mir ähnlich sehen) näher ansehe...doch blitzartig kommt die "seriöse, innere Stimme" zum Vorschein und befiehlt mir wegzuschauen und zu ignorieren. Ich könnte mir sogar vorstellen einen Jungen zu küssen...aber Beziehung erscheint mir extrem unrealistisch.

@Poseidon
Mir geht es genauso wie dir. Bis ich 14 war, habe ich mich in Mädchen verliebt, wobei dabei aber nie ein sexueller Gedanke mit im Spiel war. Das waren eher mehr so Flirts und Schwärmereien, aber nie was ernstes.
Also das Gefühl verliebt zu sein hatte ich schon bei einigen Frauen, doch bis 16 war das wirklich nur Schwärmerei. Seitdem war ich zwei Mal Hals-über-Kopf verliebt, doch ich würde es eher schon als Abhängigkeit bezeichnen, da das viel zu lange angedauert hat, ohne dass jemals etwas passiert ist. Über das könnte ich ja auch ein Buch schreiben...
Trotzdem weiß ich bis jetzt noch nicht sicher, wo ich hingehöre. Ich finde Männer sexuell und körperlich erregender als Frauen, kommunikativ und seelisch fühle ich mich jedoch bei Frauen wohler. Ist schon kompliziert, das ganze
Bei mir ist das etwas anders, ich konnte (bis bei einer) nie ernsthafte Konversationen mit Frauen führen...ich weiß nicht, ich finde mir mit ihnen einfach keine interessanten Themen...drum waren die bisherigen Dates allesamt eher ein Desaster. Ich kann mich auch schattenhaft an ein paar Dinge aus frühester Kindheit erinnern, wo mir schon damals unwohl war (weiß aber nicht mehr durch was). Das entwickelte sich dann übers Gymnasium fast schon zu Angst, nur ein einziges Mal schaffte ich es ein Mädchen von mir aus anzusprechen.
Ich muss da gerade auch durch, und ich finde, das einzige was man tun kann ist: einfach ausprobieren!
Weißt du denn schon, wie und wann du es ausprobieren könntest bzw. wie du da vorgehst? Also ich wäre für eine Beziehung, egal mit wem, momentan eh nicht in der Lage, da es noch eine Vielzahl an anderen Problemen zu lösen gibt...

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Poseidon
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Beitrag Do., 30.10.2008, 16:22

Hallo Iced Soul
Bei mir ist das etwas anders, ich konnte (bis bei einer) nie ernsthafte Konversationen mit Frauen führen...ich weiß nicht, ich finde mir mit ihnen einfach keine interessanten Themen...drum waren die bisherigen Dates allesamt eher ein Desaster. Ich kann mich auch schattenhaft an ein paar Dinge aus frühester Kindheit erinnern, wo mir schon damals unwohl war (weiß aber nicht mehr durch was). Das entwickelte sich dann übers Gymnasium fast schon zu Angst, nur ein einziges Mal schaffte ich es ein Mädchen von mir aus anzusprechen.
Vielleicht bist du auch einfach nur zu schüchtern, um ein Mädchen anzusprechen, und deswegen entwickelst du mehr Interesse für dein eigenes Geschlecht, weil es dir dort leichter fällt?
Weißt du denn schon, wie und wann du es ausprobieren könntest bzw. wie du da vorgehst?
In die Schule, wo ich jetzt gehe, könnte ich es mir mit keinem vorstellen, außerdem bin ich mir noch nicht ganz sicher, wie ich vorgehen will und ob ich überhaupt vorgehen will. Ich denke mir, erst wenn ich von der Schule weg bin und auf der Uni bin, habe ich evt. mehr Gelegenheit dazu. Weis noch nicht.
Also ich wäre für eine Beziehung, egal mit wem, momentan eh nicht in der Lage, da es noch eine Vielzahl an anderen Problemen zu lösen gibt...
Mit geht's genauso. Ich habe panische Bindungsängste. Wenn mich jemand umarmt, halte ich das gerade noch aus, doch mehr geht auch schon nicht. Außerdem weiß ich selbst noch nicht recht, was ich will und was ich bin. Also eine Beziehung könnte ich mir momentan sowieso nicht vorstellen. Und was Beziehungen anbelangt, neige ich zu höchst unrealistischen und träumerischen Vorstellungen, und sobald die Realität eintritt bzw. die Ernüchterung, oder der Wunsch in Erfüllung zu gehen scheint, haue ich auf einmal ab und möchte so schnell wie möglich verduften. Daher bin ich mir auch nicht so recht sicher, inwieweit meine Wünsche eigentlich wirkliche Wünsche sind, oder ob sie nur Träumereien sind....

Ich muss da noch viel entwirren, bevor ich mich überhaupt in eine Beziehung traue und sie zulassen kann, egal zu welchem Geschlecht.

LG Poseidon

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mettinger
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Beitrag Do., 30.10.2008, 23:46

Hallo Poseidon!

Ja klar war und bin ich schüchtern, aber nur bei den Frauen, die irgendwie "in Frage kommen" würden. Da schaltet dann irgendwas um, ich glaube die Urangst die sich seit der Kindheit entwickelt hat (jedenfalls hasse ich dieses Gefühl!)...und dann wirds verdammt schwer. Im normalen Alltagsleben bin ich eigentlich überhaupt nicht mehr schreckhaft.
Aber wie soll ich sagen...das, was mich früher ausgemacht hat (ich war vom Wesen eher sehr nett und auf "süß", vor den dunklen Zeiten), habe ich schrittweise selbstständig in mir zerstört. Jetzt bin ich eben nur so freundlich wie es sein muss, da mich alles andere sowieso überanstrengt (hängt auch mit der ständigen Müdigkeit zusammen) und eiskalt, lasse alles was mir zu nahe kommen könnte an einer Firewall abprallen. Wohl gemerkt, ich will diesen Weg nicht mehr gehen!

Nun, die Träumereien habe ich aufgegeben, ich denke für mich müsste eine Beziehung nicht wirklich "spektakulär" sein. Ich habe auch schon längst nicht mehr diese 0815-Vorstellung von Haus, Frau und Kind...letzteres will ich erst recht nicht umsetzen. Mein Problem ist nur das, dass ich letztendlich zu einer Entscheidung kommen will. Spektakuliert habe ich die letzten 2 Jahre genug und das war zeitweise ein Punkt, der sehr bei der Depression mitgeholfen hat. Ich will nicht sagen, es ist DER Punkt, aber ein sehr wichtiger Punkt in meiner Gesamtsituation. Ich könnte mich vermutlich nicht mit dem Resultat bisexuell anfreunden, da es nur unterstreichen würde, dass diese Hin- und Hergerissenheit munter weiter geht!
Ich halte mich aus der Unsicherheit eben auch so lange wie möglich vor meinen Eltern zurück...ich will schließlich nichts verkünden, das dann im Endeffekt doch nicht stimmt. Diese Situation wäre schon heikel genug, und ich will mir noch gar nicht die Reaktionen ausmalen!

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