Leben in einer anderen Welt

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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lucy63
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Leben in einer anderen Welt

Beitrag Mi., 14.01.2009, 10:16

Seit einiger Zeit fällt es mir immer mehr auf das meine Mutter ein gestörtes Verhältniss zur Realität hat
Sie behauptet Sachen aus früherer Zeit die nicht so waren oder gar nicht stattgefunden haben
Sie ist gerade 70 geworden und es mehrt sich
Es sind eigentlich nur Kleinigkeiten, aber es ist schwer für uns Sie davon zu überzeugen , das es so nicht war
Beispiele:
Ihr Hund , den sie bekam als er ein jahr alt war, war noch ein welpe und ganz klein.
Sie hatte nach Ihrem Beinbruch zwei kleine Kinder zu versorgen
Meine Sis und ich sind 6,5 Jahre auseinander und ich war 18 und schon in der Lehre wo das Bein gebrochen war, meine Sis 11,5
Sie wäre Ihr ganzes Leben hart arbeiten gegangen - nicht seit ich lebe (45 Jahre) nur gelegentliche Putzstellen, oder mal ein paar Nachmittage in einer Boutique, nichts womit man eine Familie oder sich selbst ernähren hätte können und höchstens 15 h in der Woche

Zudem kommt Sie plötzlich auf komische Ideen - wie Eisschwimmen
Sie kann gar nicht schwimmen
Meine Oma hatte Alzheimer und mein Onkel schwere Depressionen die mit Selbstmord endeten
Jetzt mache ich mir Sorgen was könnte das sein - muß Sie zum Arzt
Oder sind das normale Alterserscheinungen
Ich habe ein paar Jahre in der häuslichen Krankenpflege gearbeitet, aber so ist mir das dort nich begegnet

Danke für Euer Ohr

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Desire
sporadischer Gast
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Beitrag Mi., 14.01.2009, 10:58

Liebe lucy,
ich weiß nicht, ob dir das etwas hilft, aber das hat meine Mutter (65) auch, obwohl sie voll in ihrem Berufsleben steht, ihre Wunschkarriere macht und dies auch noch länger so sein wird.
Aber was unser Familienleben betrifft, steht sie voll daneben.

Beispiele:
Ich hätte sehr lange Haare gehabt beim Schuleintritt mit 6.
Wahr ist, sie hat mich gezwungen, sie abzuschneiden und ich begann mit sehr kurzen Haaren meine Schulzeit. Ein Foto bewies ihr, dass ICH recht hatte.

Ich hätte mit 12 Jahren mit den Pfadfindern aufgehört. Wahr ist, ich habe mit 17 aufgehört. Wieder bewies ein Foto, dass ICH recht hatte.

Ich wäre mit 22 Jahren von daheim ausgezogen, mir ihrem Einverständnis. Wahr ist, dass ich mit 17 ohne ihre Genehmigung geflüchtet bin und eine eigene Wohnung hatte. Mein Mietvertrag und Gerichtsschreiben bewiesen, dass ICH recht hatte.

Ich wäre mit einem bestimmten Ex nur 1-2 Jahre zusammengewesen. Tatsächlich waren es 7 Jahre. Fotos bewiesen, dass ICH recht hatte.

Sie leugnet, einige Freunde von mir gekannt zu haben. Fotos beweisen immer das Gegenteil.

Und so geht es weiter. Sie leugnet/verdreht vor allem Dinge, die ich in meiner Kindheit und Jugend als gräßlich empfunden habe oder die gegen ihren Willen geschehen sind. Sie bildet sich fest ein, ich hätte eine komplikationslose und nette Kindheit gehabt, der Rest erscheint ihr nicht als "wahr".

Manches kann ich beweisen, manches nicht. Ich habe es aber aufgegeben, ihr mein Leben mit Fotos/Schriftstücken beweisen zu müssen. Wenn ich wieder mal das Fotalbum rausziehe und ihr die Wahrheit zeige, kommt nur ein "Ach so, naja."
Es ist mir egal geworden. Soll sie in ihrer heilen Traumwelt glücklich werden, ist nicht mein Bier.

Ich habe mein Leben gelebt, so wie es war. Ich war immer dabei. Wenn sie mein Leben leugnet oder anders darstellt, ist das ihr Problem. Gottseidank sehe ich sie nicht oft und dann reden wir nur Small Talk.

Voriges Jahr hat sie mit 64 das "Eisklettern" und Höhlentauchen ("cave diving") begonnen. Sie war bis dahin maximal Wandern und kann nicht besonders gut schwimen.

Ebenso musste ich sie voriges Jahr wochenlang davon üebrzeugen, dass sie nicht schwanger geworden sein kann (mit 65). Sie verhütet nämlich immer noch mit Kondom obwohl die Wechseljahre nun schon 15 Jahre her sind. Ach ja! Wechseljahre hatte sie nie, das haben nämlich nur "hysterische Frauen"....

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marsil
Helferlein
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Beiträge: 82

Beitrag Mi., 14.01.2009, 11:23

Hallo,

grübelt Deine Mutter denn viel über ihre Vergangenheit?
Ist ihr langweilig? Denke mir, dass das auch ne Mischung
sein könnte aus dem Nachtrauern über verpasste Gelegen-
heiten, nachlassender Denkleistung (das Korrektiv - ach,
das kann so ja garnicht gewesen sein - fehlt offenbar),
einsetzender Altersdepression, und nicht zu vergessen,
dem Umstand, dass je mehr und detailreicher man sich mit
einer Erinnerung beschäftigt, sich auch falsche Details ein-
schleichen können.

(Interessante Sendung hierzu)

lucy63 hat geschrieben: Es sind eigentlich nur Kleinigkeiten, aber es ist schwer für uns Sie davon zu überzeugen , das es so nicht war
Hm, vielleicht hilft ja Biographiearbeit ein wenig? Z.B. gele-
gentlich gemeinsam durch Fotoalben blättern und über alte
Zeiten plaudern. So nebenbei die Erinnerungen wieder ein
wenig ordnen/zurechtrücken, ohne sie direkt auf einen "Fehler"
hinzuweisen? Und ebenfalls so nebenbei vermitteln, dass das
ganze seinen Wert hatte?

Was macht Deine Mutter eigentlich den ganzen Tag? Hat sie
noch irgendeine Aufgabe, eine Rolle, die sie wahrnehmen kann?

LG, Marsil
VIRTVTIS RADIX AMOR

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Amazonee
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Beiträge: 181

Beitrag Mi., 14.01.2009, 13:26

Hallo,

vielleicht (unter großem Vorbehalt) könnte es sich hierbei um Konfabulationen auf Basis eines dementiellen Syndroms handeln? Wenn es sich hierbei wirklich um erste Erscheinungen einer Demenz handelt, könnte man (falls die älteren Damen das überhaupt zulassen) über eine medikamentösen Behandlung nachdenken, die das Fortschreiten verlangsamen könnte.

http://www.neuro24.de/show_glossar.php?id=932

Lasst euch jetzt aber nicht Bange machen, fragt doch mal beim Hausarzt nach.

Liebe Grüße

A.

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lucy63
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Beiträge: 2

Beitrag Mi., 14.01.2009, 21:00

danke an alle
es ist schön das es auch andre gibt denen das Gleiche passiert
Mit dem Hausarzt kontaktieren hatte ich mir auch schon überlegt.
dachte aber vieleicht sehe ich Gespenster und störe diesen vielbeschäftigten Menschen. Depresion und beginnende Demenz wäre auch meine Diagnose eines halbwissenden Unstudierten
Vom Tagesablauf macht Sie manchmal zu viel. Ich unternehme mindestens einmal pro Woche was mit Ihr. Sie geht jeden Tag 2 h mit dem Hund, hat Stammtisch, Sauna, Kartenspielen, Ausflüge, Feiern. So jede Woche was los, manchmal ists Ihr zuviel. Struckturierung eines solchen habe ich ja Erfahrung mit bei Demenzkranken. Ihr Leben ist halt ohne Mann, wobei Sie selbst alle vergrault hat nach dem Tod Ihres letzten Ehemannes vor 23 Jahren.
Am meisten stört mich eigentlich die Beharrlichkeit mit der Sie bei der Sache bleibt. Meine Sis ist manchmal ganz verunsichert , wenn Sie mal wieder so eine Behauptung aufgestellt hat. Die ist ja jünger und kann sich dann nicht so genau erinnern.

nunja werde mal den Doc konsultieren und melde mich dann
liebe grüße lucy

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