Kann nicht mit Menschen reden

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Schokotörtchen
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Kann nicht mit Menschen reden

Beitrag Fr., 08.05.2009, 12:07

Ich weis nicht was mit mir nicht stimmen könnte. Habe ich eine Sozialphobie? Ich habe keine direkte Angst vor anderen Menschen, ich bekomme auch keine körperlichen Symptome, kann ganz normal einkaufen gehen, in der vollen Bahn stehen und alles machen.

Aber reden mit anderen Menschen klappt nicht. Ich habe nur zwei Freunde, meinen Freund und eine Freundin. Früher in der Schule war ich immer ganz allein, hatte jahrelang garkeine Freunde. Auf der Arbeit sitze ich nur alleine rum, mitlerweile versucht auch keiner mehr mit mir zu sprechen. Ich antworte zwar ganz normal, aber es ist immer unüberbrückbare Distanz da. Ich weis nicht wie ich das Gespräch von mir aus aufrecht erhalten kann. Wenn ich etwas sage dann klingt es in meinen Ohren seltsam. Die Antworten sind einfach sachlich, nicht interessant oder lustig wie bei meiner Familie zum Beispiel. Bei meiner Familie und Freund rede ich meistens recht vielseitig, bildhaft und von der Betonung abwechslungsreich. Bei Fremden komme ich mir langweilig tonlos vor.
In einer Gruppe traue ich mich garnichts von mir aus zu sagen. Wenn ich mit meinem Freund weggehe und seine Freunde sind dabei sage ich kaum etwas und wenn nur zu ihm, sobald wir alleine sind fange ich an viel zu reden. Auf die meisten Menschen wirke ich wohl abweisend.

Mein größtes Problem: Ich habe mit mitte 20 immer noch keine Ausbildung Ich bewerbe mich zwar, möchte aber im Grunde garnicht angenommen werden. Ich weis genau wie es sein wird, weil es immer so gewesen ist:
Die Leute im Betrieb werden anfangs versuchen sich mit mir anzufreunden. Nach kurzer Zeit werden sie mich aber seltsam finden und fragen ob ich überhaupt Spaß an der Arbeit habe und dass ich mich eingliedern soll. Dann wird man bereuhen mich eingestellt zu haben. Wenn ich nicht rausgeworfen werde, wird man mich einfach ignorieren und ich werde allein in der Kantine sitzen. Man wird mich von oben herab behandeln. Wärend alle sich gut verstehen, sich duzen und untereinander Späße machen, redet man mit mir dagegen ganz kühl, ich bin ausgeschlossen. Gute Aufgaben bekommen nur noch die anderen. Irgendwann werde ich mich so unwohl fühlen, dass ich alles abbreche

Ich habe schon oft versucht mir Hilfe zu hohlen, aber kein Therapeut versteht das Problem. Vor allem auch deshalb weil ich mich dann wieder so gehemmt fühle und garnicht anschaulich erklähren kann was mein Problem ist. Meist warte ich ewig auf ein Gespräch bei einem Psychologen und werde dann doch nur weiter verwiesen.
Ich werde dieses Jahr wieder keine Ausbildung finden und bin schon 25. Ich will nicht mein Leben lang arbeitslos sein und im 400 Euro-Job arbeiten, obwohl ich Abitur habe und nicht dumm bin.
Bitte helft mir, was kann ich tun? Bin so unglücklich

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Schokotörtchen
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Beitrag Fr., 08.05.2009, 12:10

Achso, mein Job den ich jetzt habe wird endlich einmal gut bezahlt. Trotzdem traue ich mich an manchen Tagen kaum noch zur Arbeit. Heute hab ich mich krank gemeldet. Bin drauf und dran wieder alles hinzuschmeißen

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Jenny7847
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Beitrag Fr., 08.05.2009, 12:24

Hi Schokotörtchen!

Ich bin zwar keine Expertin oder so aber ich hoffe das ich dir wenigstens ein bisschen helfen kann.

Du hast sicher keine phobie oder so. Dein Problem ist es einfach, das du dich nicht öffnen kannst so wie du es gerne möchtest. Vielleicht kannst du ein Motivationstraining machen das dein Selbstvertrauen stärkt. Vielleicht hilft es dir in eine Gruppe einzusteigen, die genau das gleiche Problem haben wie du!
Aber denke nicht immer daran was und wie du es zu deinen Gesprächspartner sagst, dadurch machst du dir selbst sehr viel Druck. Du darfst nicht darüber nachdenken. Sei einfach so wie du bist!!
Rede soviel und sooft wie du willst! Du musst einfach mehr Selbstbewusstsein zeigen!

Ich hoffe für dich, dass du rasch Hilfe bekommst!

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flashpoint
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Beitrag Fr., 08.05.2009, 13:35

Schokotörtchen hat geschrieben:Achso, mein Job den ich jetzt habe wird endlich einmal gut bezahlt. Trotzdem traue ich mich an manchen Tagen kaum noch zur Arbeit. Heute hab ich mich krank gemeldet. Bin drauf und dran wieder alles hinzuschmeißen
ist mal ganz wichtig eben das nicht zu tun.

schade, dass dir bis dato kein Therapeut helfen konnte, eine Verhaltenstherapie zb. sollte eigentlich ein guter Weg sein eine Lösung zu finden.
Das Problem ist ja offensichtlich, dass du dich mit fremden Menschen anders erlebst und unwohler fühlst als mit deiner Familie. Da müsste man mal gucken, wo die Unterschiede sind und wie du Situationen wahrnehmen kannst, so dass du besser zurecht kommst.


von mir ein Vorschlag, ist eine Übung aus NLP, nennt sich die Swish-Technik, möglicherweise hilft es ja:

nimm dir etwas Zeit und such dir einen Platz wo du ungestört bist. Dann ruf dir Situationen aus deinem Familienleben ins Gedächnis, such dir eine aus in der du dich besonders wohlgefühlt hast. Jetzt mach dir ein Bild davon im Kopf, möglichst intensiv und detailgetreu. Farben, Gerüche, Lautstärke etc.. achte darauf auf "welcher Seite" dieses Bild entsteht, wenn du die Augen zumachst. und spiel ein wenig damit, indem du es größer/kleiner machst, den Ton lauter, die Farben (wenn vorhanden) intensiver, solange bis du eine ganz klare Vorstellung von der Situation hast und sie einfach hervorholen kannst. nimm dir soviel Zeit wie du brauchst. Wenn du das soweit hast, dann öffne die Augen, lenk dich kurz ab. dann setz dich wieder hin und mach dasselbe mit einer Situation in fremder Gesellschaft, wo du dich so gar nicht wohlgefühlt hast. versuch es (rechts oder links) auf die andere Seite neben der vorigen Vorstellung oder wo auch immer es auftaucht zu projizieren. Es sollte sich aber nicht überlagern. Dieses Bild kann auch ganz anders aussehen, als das vorherige, vielleicht hat es keine oder andere Farben, Ton lauter/leiser etc., ist wichtig, dass du das Bild nicht zensurierst sondern so wie du es siehst an die innere Leinwand projizierst. wenn du soweit bist dann öffne wieder die Augen, lenk dich kurz ab. jetzt hast du zwei Szenen zur Verfügung mit denen du arbeiten kannst. Dann mach dir die beiden Bilder nochmal bewußt, achte auf Unterschiede in der Qualität, vielleicht machst du eine Liste wo du links und rechts die Unterschiede aufschreibst und alles was gleich ist wegstreichst. Dann korrigierst du die Bilder so weit, dass du jeweils die unterschiedlichen Qualitäten in den Bildern hervorhebst. An diesem Punkt solltest du eine präzise Vorstellung dieser zwei Szenen im Kopf haben und wodurch sie sich in deiner Wahrnehmung unterscheiden und sie unabhängig voneinander nach Belieben hervorholen können


Die Idee ist nun, dass die eine Szene in der du dich wohlfühlst sich qualitativ (also wirklich in Größe, Lautstärke, Farbe, etc. ) unterscheidet von der in der du dich nicht so wohlfühlst. und dass du dein Erleben der nicht so angenehmen Situation ändern kannst indem du die Qualitäten der angenehmen Situationen nimmst und diese anstelle der Qualitäten in der unangenehmen setzt. Das funktioniert dann mit der erwähnten Swish-Technik, die heißt so weil das Austauschen ganz schnell geht.
Und zwar folgendermaßen: du holst das Bild der angenehmen Erinnerung hervor, machst es ganz intensiv solange bis das Gefühl ganz deutlich und stark ist. Dann hol die Situation, die dir bisher Probleme bereitet hat, an der Stelle wo du sie im Kopf hattest, mach das Bild wieder klar und deutlich, wenn du soweit bist. nun machst du diesen Bildinhalt ganz klein bis er auf einen Punkt in weiter Ferne zusammen schrumpft. Der Trick ist den Bildinhalt wie an einem Gummiband an die Stelle reinzuzoomen, wo das Bild steht, mit dem du dich so wohlfühlst, du kannst auch zur Unterstützung mit den Fingern schnippen. Wiederhol das 5 Mal oder sooft du willst bis du ein sicheres Gefühl dabei hast. Wenn du dir ausreichend Zeit nimmst und das ein paar Mal machst, wirst du vielleicht überrascht sein wie anders du dich mit der Zeit in den bis dahin unangenehmen Situationen erlebst, wie du dich ganz so wie mit Freunden und Familie locker und unbeschwert mit anderen unterhalten kannst und wie sehr du das genießt.
"Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen über dieselben beunruhigen die Menschen." - Epiktet, Handbüchlein der Moral

"There is nothing either good or bad - but thinking makes it so "
Hamlet, (Act II - Sc. II)

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Schokotörtchen
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Beitrag So., 23.08.2009, 14:34

Ich will meine Ausbildung abzubrechen. Ich fühle mich dort einfach nicht wohl. Es ist ein riesiges Unternehmen, mit so vielen verschiedenen Leuten, aber irgendwie komme ich mit denen nicht zurecht. Alles so Leute vom Typ total selbstbewusst, aufgeschlossen und ist man selbst nicht so wird man gleich komisch und abweisend behandelt. Bekommt die Arbeit zugewiesen, die die anderen nicht machen wollen.

Ich habe leider etwas, ähnlich wie eine Sozialphobie. Vor mehreren Leuten traue ich mich einfach nicht etwas zu sagen, bei einzelnen Personen kommt nur selten ein lockeres und interessantes Gespräch zustande. Oft komme ich mir auch einfach nur dumm vor, wenn ich irgendwas sage, nur um überhaupt mal was gesagt zu haben. Im Endeffekt stehe ich immer nur still daneben und komme mir blöd vor.

Die anderen Azubis sind alle extrem aufgeschlossen, selbstbewusst und total anders als ich. Die verarschen gerne Leute, gehen viel auf Parties, saufen, ich hab sowas noch nie gerne gemacht. Die kucken mich immer irgendwie abwertend an, wenn sie glauben ich merke es nicht. Nach vorne hin sind immer alle freundlich, hintenrum lästern die über alles und jeden. Ich mag die einfach nicht. Ich hab das gefühl die warten nur drauf dass ich etwas falsch mache.

Ich arbeite immer gut und zuverlässig, aber die Ausbilder scheinen eher so Leute wie die anderen Azubis zu mögen, die frech sind und sich durchsetzen können und ich werde von denen irgendwie von oben herab behandelt

Jeder Tag ist eine Überwindung zur Arbeit zu gehen. Ich brauche die Ausbildung eigentlich dringend, da ich noch keine gemacht habe und schon fast zu alt bin, aber die Arbeit dort ist auch ganz anders als ich sie mir vorgestellt habe. Es macht mir alles einfach keinen Spaß
Was soll ich nur tun? Wie würdet ihr in meiner Situation handeln?

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Eve...
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Beitrag So., 23.08.2009, 14:37

Nicht abbrechen! Du würdest es irgendwann bereuen. Beiß die Zähne zusammen, sag Dir: "Ihr könnt mich mal" und zieh Dein Ding durch! Hast Du Deinen Abschluss in der Tasche, gehst Du sofort - wenn Du es dann noch willst.

Ich weiß, das ist schwer (kenne selbst derartige Probleme), aber abzubrechen und später ohne Ausbildung dazustehen, ist - glaub mir - noch schwerer.

Gruß, Eve

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Beitrag So., 23.08.2009, 15:27

Liebe Schokotörtchen,

Zusatzfragen zum eigentlich gleichen Thema bitte im Originalthread oder einem anderen, schon existierenden Thread zum gleichen Thema stellen, damit im Forum möglichst hohe Übersichtlichkeit gewahrt bleibt (und andere UserInnen die Geschichte bzw. den Verlauf besser nachvollziehen können). Ihre aktuelle Frage zum Thema wurde an den anderen Thread angehängt.

Des weiteren möchte ich der guten Ordnung halber darauf hinweisen, dass Beiträge in einem Forum keine Psychotherapie ersetzen können. Wenn Sie an Ihrer Situation nachhaltig etwas ändern möchten, sollten Sie daher eine solche (ggf.: wieder, auch wenn es schwer fällt! ) in Angriff nehmen.

mfg,
rlf (Admin)

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frozen rabbit
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Beitrag So., 23.08.2009, 16:57

@Schokotörtchen:
Wie verbringst du deine Freizeit?

War man als Kind sehr viel allein, dann wird man soziale Erfahrungen die andere Kinder gemacht haben, möglicherweise als Erwachsener nachholen müssen.
Und das geht nicht von heute auf morgen.

Es braucht dafür Vertrauen, das gegenüber selbstbewussten Erwachsenen noch schwieriger zu erlangen sein kann, als gegenüber "unschuldigen" Kindern.

Das soziale Miteinander anderer Leute schaut so leicht aus, aber hat man es selbst nicht gelernt, kann es schwierig sein, es selbst anzuwenden. Unter Umständen muss es auch der Körper lernen, d.h. das Gehirn muss erst verschiedene Bereiche, die fürs Soziale zuständig sind, miteinander verknüpfen. Setzt man sich sozialen Events nicht aus, kann dies auch nicht gemacht werden.

Somit ist es nicht eine Aufgabe, die in ein paar Wochen erledigt wird. Es kann Monate dauern oder Jahre, aber es lohnt sich. Aber ... zu Beginn muss man selbst immer wieder und wieder sich ins Unbekannte stürzen und Gespräche starten, sich zu Fremden dazu setzen, Witze reissen, die andere unlustig finden könnten, zu Scherzen lächeln, die man selbst nicht witzig findet, usw.

Deswegen meine ich auch, nicht die Ausbildung abzubrechen, sondern die Gelegenheit andere Leute (also nicht nur Familie und enge Freunde) um sich zu haben zu nutzen, um die sozialen Fähigkeiten zu erweitern. Glaube mir, bist du wieder zu Hause ohne Job, dann wirst du es bereuen.

Die Erfahrung, dass eine Therapie allein nicht weiterhilft, teilen manche Schizoide mit dir, weil sie währenddessen viel zu verschlossen sind, etwas vorspielen oder sich abseits der Therapie, d.h. also die ganze Woche minus die 1 Stunde wieder ins alte Verhalten schwenken. Solch ein Rückzugsverhalten bringt einen nicht weiter.

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sadboy
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Beitrag So., 23.08.2009, 20:41

Hallo Schokotörtchen!!!
Kenn dein Problem gut hab so ziehmlich das gleiche Problem!! Hatte kann ich nicht sagen es ist zwar besser geworden aber nicht so wie ichs gerne hätte!!
Die Ausbildung würd ich nicht abbrechen du machst das nur für dich und das wissen und den Abschluss kann dir keiner nehmen!! Viel glück dabei!!

Zum eigentlichen Problem!
Warst du in deiner Kindheit oft allein!! Ich war das hatte kaum kontakt zu anderen! Dazu kam noch das mir meine mutter immer einschärfte aufzupassen was ich sage und wie ich es sagte!!
Kurz gesagt gehirnwäsche von klein auf und heut bin ich eine Großbaustelle!!
Hatte lange Angst überhaupt zu reden aus Angst ich könnte was falsches sagen.

Könnte es bei dir auch so gewesen sein, oft alleine oder gar gesteuert??

glg sadboy
Es gibt kaum eine größere Enttäuschung, als wenn Du mit einer recht großen Freude im Herzen zu gleichgültigen Menschen kommst. (Christian Morgenstern)

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sunny02
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 12:16

Hallo,
wollte nur kurz sagen, dass mich deine Geschichte sehr rührt, denn du hast mein Lebensgefühl, als ich Teenie war, absolut auf den Punkt gebracht, besser als ich es je gemacht habe.
Heute kann ich mit Menschen reden... also ist es lernbar.
BEI MIR war es so, dass ich eigentlich extrem egozentrisch war. mir war so wichtig, was andere von mir denken, darüber habe ich nachgedacht, während ich mit anderen zusammen war: wie wirke ich jetzt... wie dumm war das, was ich gesagt habe...ICH weiß nicht, was ICH sagen soll...
Mein erster Lernschritt war, Fragen zu stellen. Die habe ich mir vorher überlegt und teilweise richtig auswendig gelernt. Danach und dadurch kam dann ein Prozess in Gang, denn die meisten Leute reden über nichts lieber als über sich selbst!!
Und nach den Fragen extrem genau zuhören und wieder nachfragen... auch heute wirke ich noch angespannt im Gespräch, glaube ich, und ich muss aufpassen, nicht zu verhören.
Übrigens war ich als Kind auch extrem viel alleine. meine Mutter fand das völlig in Ordnung, mich von anderen Kindern aktiv abzuschirmen

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Rezna
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 13:01

Ich lese in deinem Beitrag (schokotörtchen) extrem oft so Formulierungen wie:

...wird man gleich komisch und abweisend behandelt...
...Die kucken mich immer irgendwie abwertend an...
...die Ausbilder scheinen eher so Leute wie die anderen Azubis zu mögen...
...ich werde von denen irgendwie von oben herab behandelt...

Du formulierst das hier so, als wären die anderen Menschen böse, mächtige Instanzen die nichts anderes zu tun haben, als auf dich armes Opfer hinzutreten. Ich tippe aber darauf, daß es andersrum ist. Du selber fühlst dich irrsinnig minderwertig und unterlegen den anderen Gegenüber und interpretierst in so gut wie jeses Verhalten Ablehung hinein. Wenn dich einer länger als 2 Sekunden anschaut, denkst du gleich, daß dies aus schelchten Gründen passiert und die Person das gar nicht anders als abwertend gemeint haben kann. Du unterstellst der Person, abwertend über dich zu denken. Vielleicht aber schaut dich die Person aus ganz anderen Gründen länger an, ganz banalen zb. wie ich es tun würde wenn ich meine Brille nicht dabei habe - oder weil man dein Haar mag oder sontwas, also es könnte sogar positive Gründe haben.
Ich denke, jedem würde es schwer fallen, zu reden, wenn er tatsächlich von lauter bösen, aroganten, überheblichen Menschen umzingelt wäre die einen die ganze Zeit abwertend beobachten und nur auf einen Fehler warten. Ich denke, das fiele sogar unter Mobbing. Die Realität schaut anders aus, und das würdest du sofort merken, wenn du positiv auf andere zugehst und dich etwas integrierst. Nur, mir ist schon klar, das geht nicht so einfach. Ich kenne dein Problem ja aus eigener Erfahrung. Aber ein Versuch wäre wert, jegliches negative und bewertende Denken das du über dich und andere hast zu unterlassen. Interpretiere keine Blicke und interpretiere nicht, was du wie wo gesagt hast. Irgendwann ist das Gewicht eines Wortes nicht mehr so groß. Wenn dein Umfeld dann aus normalen Menschen besteht, die Spaß an ihrem Leben haben und das genießen können - dann wird auch die Hürde kleiner werden, dich dazu zu gesellen. Denke nicht dauernd darüber nach, wie du wirkst oder was sie über dich denken könnten. Sie denken nicht über dich nach, nicht ein zehntel so viel wie du glaubst. Du wärst überrascht wie irrelevant deine Sorgen für andere sind.

Ich würde die Ausbildung nicht hin schmeißen, weil du dich anders bewertet fühlst als andere. Auch wenn die Arbeit anders ist als du dir vorgestellt hast, kann sie ja gut sein. Kaum einer hat glaube ich wirklich reale Vorstellungen davon, wie selbst der Traumberuf dann REAL abläuft. Mache deine Fähigkeiten nicht davon herunter, wie du deine Sozialphobie fühlst. Mir hat gerade die Arbeit sehr geholfen, viele Ängste im sozialen Bereich abzubauen. Irgendwann machte sogar der Kundenkontakt richtig Spaß - etwas - das ich noch vor einer Zeit wirklich gehasst hatte und weswegen ich sogar Jobs hingeschmissen hatte. Denn: Lernen, und zu merken daß man gelernt hat, weiter gewachsen ist, auf einmal Dinge kann die man sich nie zugetraut hätte - das ist ein verdammt gutes Gefühl das den Grundstein zu einem besseren Selbstvertrauen legt.

Und bleib bei der Suche nach einer Therapie.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Schokotörtchen
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 16:02

Warst du in deiner Kindheit oft allein!! Ich war das hatte kaum kontakt zu anderen! Dazu kam noch das mir meine mutter immer einschärfte aufzupassen was ich sage und wie ich es sagte!!
Meine Mutter hat es schon immer gefördert, dass ich mit anderen Kindern Kontakt hatte. Ich war immer ein extrem ängstliches Kind, habe schon geweint wenn mich nur jemand länger angekuckt hat, oder ein fremdes Kind was zu mir gesagt hat. Woher das kam weis ich nicht und meine Mutter auch nicht. Bei einem Kinderpsychologen war ich mal ein paar Stunden, aber der wusste auch nicht weiter.
In meiner späteren Schulzeit wurde ich dann stark gemobbt, wo dann auch das eigentliche Problem anfing, nicht mit anderen sprechen zu können. Hab aus Angst einfach nichts mehr gesagt und selbst später, wo ich keine Angst mehr zu haben brauchte, ging es nicht mehr. War demnach in meiner Jugend fast nur alleine. Irgendwann hatte ich dann doch meinen ersten Freund und ab da wurde es dann auch langsam besser.
Mitlerweile ist es so, dass es die erste Zeit garnicht mehr auffällt. Ich wirke meist eher zurückhaltend, sachlich, stelle auch interessierte Fragen, aber irgendwann fällt schon auf, dass ich nicht weiter auftaue und ab da fangen die Leute meist an mich komisch zu behandeln.
Du formulierst das hier so, als wären die anderen Menschen böse, mächtige Instanzen die nichts anderes zu tun haben, als auf dich armes Opfer hinzutreten
Nein das ist nicht so. Früher hab ich das wirklich geglaubt, hab alles persönlich genommen, aber heute denke ich mir schon, dass derjenige mit seiner unfreundlichen Antwort, vielleicht einfach nur einen schlechten Tag hatte

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rick44
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Beitrag Di., 25.08.2009, 10:16

Hallo Schokotörtchen!

Ich kann mir sehr gut vorstellen wie sich das anfühlt wenn man menschen um sich hat, die total selbstbewusst sind, über parties reden und dort hingehen usw.
ich kann mit diesen menschen auch nicht viel anfangen und fühle mich in deren gegenwart, oder wenn die so locker über sowas reden, meistens auch irgendwie minderwertig. erstens weil ich vielleicht selber sowas nicht machen (will ich auch garnicht) und zweitens weil ich nicht so selbstbewusst bin (bin einfach vom typ anders, aber manchmal stört mich das schon).
ich habe nicht viele freunde (eigentlich garkeine, nur eher bekannte, will eigentlich auch gar nicht großartig welche, es seidenn die denken oder sind so ähnlich wie ich, aber die soll man erstmal finden....eigentlich will ich nur freunde haben mit denen man mal zusammensitzt, was trinkt, sich unterhält, mal zusammen in die stadt fährt, essen geht......
aber es darf nicht zu große kreise ziehen, also will nicht irgendwo zu ner großen feier oder party eingeladen werden, denn das mag ich garnicht.....(siehe auch meine anderen beiträge z.b. "angst" vor dem tanzen). auch zu große gruppen - wo man leicht zum außenseiter werden kann - mag ich nicht. denn ich bin meisten auch nicht der große redner und hab nicht die großen themen über die ich mitreden kann.
bei vielen sachen geht meine freundin auch alleine hin (demnächst zu einer hochzeit, mit denen hat allerdings auch meine freundin eher was zu tun....die haben so viele mit eingeladen die eigentlich privat mit denen nicht viel zu tun haben....was soll ich denn da? mich schon wochen vorher unwohl fühlen und auf der feier dann erst recht? dann unterhalte ich mich lieber mit leuten wie mit dir, da fühle ich mich besser aufgehoben. )
zu ner party (discomäßig) geht meine freundin immer mit ein oder zwei freundinnen hin. ich fahre sie dann meistens dorthin und hole sie wieder ab, aber dort rumstehen und den ganzen "tollen" typen zuzuschauen, wo einer meint er ist toller wie der andere.....ne sorry das muß ich nicht haben und will ich auch nicht. unterhalten kann man sich bei der lautstärke auch nicht.
ich sehe das ja wie einige auf der straße besoffen rumlaufen, wenn ich die morgens um 3 oder so abhole.....die 3 min. reichen mir schon.

also wenn du jetzt in meiner firma arbeiten würdest, dann wärst du mit sicherheit eine mit der ich am liebsten zu tun haben würde!
ich finde es eigentlich nicht schlimm bei anderen nicht soviel zu reden oder sich an gesprächen zu beteiligen, nur wie du schon sagtest, dann wird man leicht zum außenseiter. gibt es denn in der firma nicht auch ältere leute mit denen man eher gespräche führen kann, die nicht nur obercool und extrem selbstbewußt sind?

ich bin hier jetzt seit einigen tagen erst in diesem forum und es gibt so viele leute unserer altersgruppe (anfang 20 bis mitte 30) die "etwas" anders sind wie die "normalen". also komplizierter würd ich das einfach mal bezeichnen.
jetzt müßten sich nur noch einige zusammenfinden und man würde sich bestimmt sehr gut verstehen.

lg rick44

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sadboy
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Beitrag Di., 25.08.2009, 12:02

Hallo schokotörtchen!!!

Das kenn ich gut, ich glaub das die meisten Leute unserer Zeit keine Geduld haben uns die Zeit zu geben die wir brauchen um aufzutauen!!
Tja der geist unserer Zeit, mir gehts da ganz gleich aber dank der Therapie gehts schön langsam aber sicher!!

Wenn du einen besten freund freundin hast versuch mal mit dem oder der zu reden ganz offen, die werden dich zwar vlt ins kalte wasser stoßen und dich zum flirten etc. fast nötigen aber du wirst sehen am ende wirds dir sehr gefallen.
Glaub aber bitte nur nicht das geht von heut auf morgen!! Das kann dauern aber es geht jedes mal ein bissi besser!
Ich hab so einen guten freund und seit zwei Monaten gehen wir gemeinsam aus und er zwingt mich fast dazu, allerdings gibt er mir ein ehrliches feedback was gut war und was nicht!! Das brauchts natürlich auch.
vlt hilfts dir!!
Am Anfang lief ich echt an wie eine Glühbirne und bekam kein wort heraus mittlerweile gehts aber halbwegs!



glg sadboy
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nofling
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Beitrag Mi., 26.08.2009, 21:59

Hallo Schokotörtchen!

Du hast zwei Vorteile auf deiner Seite: Erstens kann dich der Betrieb bis zum Ausbildungsende nicht kündigen, wenn du die ersten 3 Monate überstehst. Ich finde, das nimmt einem schon ganz schön den Druck, wenn man in so einer Situation ist und sich bei der Arbeit mit den Leuten nicht 100% wohl fühlt und man weiß, dass die einen nicht loswerden können. Du hast dann also nicht mehr viel zu befürchten. Zweitens handelt es sich um einen großen Betrieb mit vielen Azubis und Mitarbeitern. Wenn man da als einer unter vielen Azubis etwas zu reserviert ist, wen soll das schon stören? Je mehr Mitarbeiter, desto weniger kommt es auf den einzelnen an.

Ich habe aus meiner Erfahrung den Eindruck, dass gerade diejenigen Leute besonders cool sein wollen, die im Grunde gar nichts können, keine besonderen Fähigkeiten haben oder Leistungen gebracht haben, aus denen sie ihr Selbstbewusstsein speisen können. Solche Leute sind meiner Ansicht nach eher ein Grund, sich zu amüsieren , als sich minderwertig zu fühlen. Denn schau mal hinter die Fassade und du siehst, warum sie das Getue überhaupt brauchen. Wirklich erfolgreiche Leute sind zwar auch selbstgewusst, aber sie brauchen das übermäßig coole Gehabe nicht und auch niemanden, auf den sie runterschauen können. Das haben die gar nicht nötig.

Vielleicht solltest du wirklich anfangen, dich mehr um Anschluss im Betrieb zu bemühen. Setze doch einfach mal jeden Mitarbeiter, mit dem du direkt zu tun hast, auf eine Liste und ordne diese Liste nach Symapthie. Nimm dir die obersten 3- 4 Kollegen und versuche, mit denen mehr zu reden. Selbst wenn es nur Belangloses ist. In der Mittagspause könntest du dich auch mal von dir aus zu Kollegen setzen bzw. fragen, ob du dich dazusetzen darfst. Du wirst vielleicht überrascht sein, dass manche Leute dir dann sogar viel mehr entgegenkommen, als du es erwartet hättest.

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