Traumaexposition - Was hat Euch am besten geholfen?

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schneeweiß
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 21:19

Hallo candle!

Naja, ich weiß vom Kopf her schon, dass es zu meinem Schutz gedacht war.. Und mich damit niemand ärgern oder gar bestrafen wollte. Aber gefühlsmäßig ist folgendes bei mir angekommen. Da ist wieder jemand. Ein Mann. Der dir verbietet, darüber zu reden . verstehst du, was ich meine?
Es ist der unterschied Kopf und Gefühl.
Besser kann ich es Grad nicht erklären..

Es war nicht meine erste Therapie bzw. Mein erster Versuch, darüber zu reden. War zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 5 Jahren in therapie. Etliche stationäre akut und Therapie Aufenthalte schon hinter mir. Hatte auch bruchstuckhaft meinem Therapeuten - der zwar kein Trauma Thera ist, aber ein sehr kompetenter Gestalt Therapeut - schon mal was aufgeschrieben. Ich war so unter Druck. Diese unendliche Sehnsucht, es endlich nicht mehr ALLEIN tragen zu müssen. .. Ich weiß nicht, wie es dir/euch geht.. Aber diese Einsamkeit damit, die ist für mich sehr zentral
Kennst du das?
Lg

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 21:26

pseudologia hat geschrieben:Auch bei Borderline gilt Exposition nicht per se als kontraindiziert
Natürlich nicht.Ich hab mich ja auch auf das bezogen,was schneeweiß beschrieben hatte : eine Situation in ner Klinik,noch dazu zu Anfang des Aufenthalts dort.
Und in ne Klinik geht man nicht,wenn man schon gut stabil ist.Egal wegen welcher PS man da hingegangen ist.

Ich bin im Grunde auch gegen Redeverbote aller Art.Habs aber selber mal miterlebt bei ner früheren Freundin,die Borderline hat,wie sie sich da in allerhand Szenarien hat reinfallen lassen,bis sie gar nicht mehr wußte,was jetzt eigentlich real davon war und was Phantasie.Ihr Thera hat sich daraufhin weit mehr auf die Gefühle an sich konzentriert beim Bearbeiten,ihr zwar das Reden über Traumainhalte nicht verboten,aber es doch nach Möglichkeit vermieden.Und das fand auch meine Freundin damals sinnvoll.

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schneeweiß
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 21:28

Hey elena.. Ja das verstehe ich auch nicht.. Hätte mir so sehr gewünscht, dass da mehr auf mich eingegangen worden wäre..

Hallo waldschratin.. Das tut mir leid, dass du da auch solche Erfahrungen auch machen musstest.. Sehr gut, dass du dich da abgrenzen konntest und gegangen bist.. Dbt.. Lustig, dass du das sagst.. Damit kann ich auch nix anfangen..

Ja.. Ich persönlich habe es echt so empfunden, dass dieses rede Verbot einiges an schlimmen Gefühlen hervor geholt hat.. Zum Glück hatte ich meinen Thera draußen..

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pseudologia
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 21:34

candle. hat geschrieben:Aber pseudologia, das Vermeidungsverhalten hat doch rein gar nichts mit Redeverbot zu tun. Ich wußte ja nicht mal was mit mir los war zu Beginn und habe eher unbewußt vermieden und mich zurückgezogen.
Danke, dass Du mir widersprichst. Habe das natürlich nicht so gemeint. Ich finde halt rein schon den Gedanken absurd, bei Traumatisierungen ein Redeverbot einzuführen. Da kämpft man sonst so damit als Therapeut ein Klima zu erschaffen, dass es den Pat. ermöglicht, darüber zu sprechen und dann kommen die in eine "spezialisierte" Klinik, wo denen das verboten wird. Das ganze macht mich einfach traurig. Der Vorteil einer Klinik wäre ja genau, dass man einen sicheren Rahmen bieten könnte. Und was macht man damit? Und für das zahlt die Gemeinschaft dann Krankenkassengebühren!

Es ist echt manchmal schwierig, gewisse Missstände im ganzen Psychiatriewesen auszuhalten. Sowas hängt selten an einzelnen inkompetenten Personen, sondern an einem ganzen institutionellen System, wo irgendwo der Wurm drin ist. Meistens reichts auch schon ziemlich aus, die PatientInnen ernstzunehmen.

Du hast mich doch auch mal gefragt, wieso ich die nicht "KlientInnen" nenne. Hab mir den Begriff irgendwie abgewöhnt, seit ich so eng mit Krankenkassenfragen, Krankschreibungen und den möglichen Folgen von Diagnosen zu tun habe. Rein von der Haltung her ist mir der Klientenbegriff jedoch näher.

@Waldschratin: Danke für die wertvolle Ergänzung! Das mit den Gefühlen halte ich für einen interessanten Punkt. Somatic Expieriencing arbeitet ja fast nur mit Gefühlen. Denke es ist sehr sinnvoll, dass dem Körper viel Raum gegeben wird. Und damit natürlich auch dem "Hier und Jetzt".
Edit: Grund für die Klinikeinweisung ist oftmals das "Nichtmehrkönnen" der Angehörigen und gar nicht so sehr die Instabilität der "Patienten".
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(e)
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 21:45

schneeweiß hat geschrieben:Hey elena.. Ja das verstehe ich auch nicht.. Hätte mir so sehr gewünscht, dass da mehr auf mich eingegangen worden wäre..
Ja, das ist es eben, dieses Umgehen gibt mir das Gefühl, darin nicht ernst genommen zu werden. Bis ich merkte, dass die Theras und Gutachter es wie eine heiße Kartoffel behandelten. Einfach dämlich. Was soll das?
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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schneeweiß
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 21:47

Bin mir nicht ganz sicher, wie ihr das jetzt meint.. Bzw. Du candle.. Mit Vermeidungsverhalten.. Ich habe nicht gesprochen bzw. Es fällt mir immer noch so schwer, weil ich eben dieses Verbot hatte/habe.. Das so stark wirksam war/ist.. Ich hätte immer so so so gerne.. Irgend jemanden gehabt.. Eine Schulter zum anlehnen.. Der sich das anhört, dem ich das erzählen darf, an was ich mich erinnere.. An die Gefühle dabei.. Aber es gab niemanden..

Kennst du das auch von dir pseudologia? Dass quasi wieder verboten wird zu sprechen? Von Therapeuten?


Waldschratin
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 21:48

schneeweiß hat geschrieben:Dbt.. Lustig, dass du das sagst.. Damit kann ich auch nix anfangen..
Ach,so mit manchen Sachen da draus kann ich schon was anfangen,fand ich auch für mich recht hilfreich.Manches hab ich auch einfach nur als Ideengebung genommen und mir mein Eigenes draus gebastelt.
Ich hatte das Glück,nen Traumatherapeuten zu haben,der frisch von der Leber weg "gemixt" hat,was ihm für mich dienlich schien.Dabei aber immer in erster Linie drauf aus war,daß ich selber es lerne,meine Gefühle "gehalten" zu bekommen,auch wenn sie direkt aus dem Trauma mich geschwemmt haben.
Und daß ich lerne,das Vergangene ins Gegenwärtige zu bekommen.Also dieses "Es ist vorbei" nicht nur vom Kopf her zu begreifen,sondern grade "mitten im Trauma" verinnerlicht zu bekommen.
pseudologia hat geschrieben:Das mit den Gefühlen halte ich für einen interessanten Punkt. Somatic Expieriencing arbeitet ja fast nur mit Gefühlen. Denke es ist sehr sinnvoll, dass dem Körper viel Raum gegeben wird. Und damit natürlich auch dem "Hier und Jetzt"
Hat mich auch immer fasziniert,wie eng Körper,Seele und Geist doch zusammenspielen.
Bei den Traumatisierungen,die mir als Baby und Kleinkind angetan wurden,hatte ich so gut wie keinen anderen "Anfangsfaden" zu Beginn als die Körpererinnerungen beim Wiedererleben.
Ich hab,als ich damals in der Klinik war (Meine erste Therapie überhaupt),auch IBT gehabt.War für mich der Schlüssel überhaupt zu dem ganzen Thema,denn ich hatte ja auch "vergessen" und die Symptome ausgeblendet oder auf anderes zurückgeführt.

Aber wie gesagt : Jeder braucht was anderes.Manche dasselbe,aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

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pseudologia
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 22:08

Ich kenne übrigens auch DBT-Therapeuten, die sich überhaupt nicht vor Traumaexposition scheuen. Es wäre mir auch nicht bekannt, dass es dort so etwas wie Redeverbot geben soll. Im DBT-Therapievertrag wird vielmehr die Regelmässigkeit der Therapie und der Verzicht auf selbstverletzendes Verhalten (v.a. Suizid!) erwähnt.

@schneeweiss: Bin bzgl. PTBS kein Experte aus Erfahrung. Mir wurde in einer Klinik mal verboten mit einem Patienten übers Trauma zu sprechen. War in dem Rahmen aber ok, da es besser ausgebildete Theras gab, die dafür zur Verfügung standen. Und hätte mich sowieso nicht dran gehalten, wenn es dem Bedürfnis des Pat. entsprochen hätte.

@IBT=Integrative Körperpsychotherapie?
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schneeweiß
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 22:24

Ach so pseudologia.. Wusste nicht, dass du auf der anderen seite stehst.. Finde ich sympathisch, dass du dem Wunsch des Patienten mehr Bedeutung beigemessen hättest als deinem Auftrag.. Hm merke durchs schreiben, dass mich dieses Erlebnis in der Klinik immer noch sehr aufwühlt..

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 23:15

@ Pseudoligia: Mag sein, dass das bei manchen so ist, aber was sagst Du zu den Leuten mit BPS die einfach mal ohne Staibi direkt konfrontiert worden sind die tatsächlich abgestürzt sind, wie ich in dem Text von Martin Sack geschrieben habe. Frage an Dich: Sind DBT-Übungen Deiner Meinnug nach wirklich überfüssig? Lügt der Sack deiner Meinung?
Zu Studien: Es gibt auch Studien die die langfristige Überlegenheit der Psychoanalyse gegenüber der VT beweisen. Da wird immer bewiesen wessen Brot ich ess....
Du führst ja auch nicht konkret aus mit welcher Konfrontation bei diesen Leuten gearbeitet wurde! War es ein tiefenspychologisches "Wiedererleben" oder war es gar ert mal ne stabilisierende Konfrontation wo an Traumafolgesymtomen konfrontiert wurde, nicht jedoch sofort am Trauma selbt durch "Hochholen" Erinnern und ausprechen.
Wenn Deine Studien so stimmen sollten und so was ubgerfährlich ist sind folgerrichtig andere Erfarungen ( die von Sack = Falschaussagen.
Was direktiv ist sollte doch jeder hier wissen. PA und Gesprächtherapie sind es nicht, Sie verweigern klare Anweisungen und Hausaufgaben, da müsse angeblich jeder selber wissen was er konkret gegen seinen Symtome tun soll! Erst mit der VT zog das dann wieder ein, weshalb die VT massiv polemisch bekämpft wurde!
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 23:45

pseudologia hat geschrieben:Ich kenne übrigens auch DBT-Therapeuten, die sich überhaupt nicht vor Traumaexposition scheuen. Es wäre mir auch nicht bekannt, dass es dort so etwas wie Redeverbot geben soll. Im DBT-Therapievertrag wird vielmehr die Regelmässigkeit der Therapie und der Verzicht auf selbstverletzendes Verhalten (v.a. Suizid!) erwähnt.
Also, DBT arbeitet mit innerer Achtsamkeit und mit Skills! Durch die innere Achtsamkeit kommt sowas wie eine Disanzierung automatisch, die Skills sollen die Leute ind Hier und Jetzt zurückholen. Wenn Leute mit beiden Beinen fest "gererdet" sind ist eine Traumaexpotition auch überhaupt nicht mehr gefährlich. Sie stehen im Hier und jetzt dadurch und merken bei eine Exposition, dass das Trauma so unangenehm es auch ist Vergangenheit ist, dass nicht nur intellektuell sondern auch emotional. Bei eine Exposition ohne solchen Massnahmen riskiert man, dass bei Überfordeung der Konfontation dissotiative Zustände zu denen ich persönlich ( das mag sachlich nicht ganz richtig sein ) auch Depression zähle abgleitet und dann nicht mehr oder nur noch eingeschrängt erreichbar ist. Ich habe noch keine DBT gemacht aber so einiges darüber gelesen, so wird mit der inneren Achtsamkeit erkannt wie weit man gehen kann. Es braucht dort kein Redeverbot aber die exlizite Erlaubnis nicht drüber zu redenm wenn der Pat. meint er ist noch nicht so weit.
Achso übrigen: Die "Bildschrimtechnik" hat nichts mit EMDR zu tun, Sie wird aber gerne von einigen Trauma-Theras übernommen, Sie kommt aus der NLP-Therapie!
Natürlich muss sich ein DBT-Therapeut nicht vor Trauma-Exposition schützen denn er vermittelt ja die gange Technik zur Absicherung diese Exposition. Ich denke aber das es am Anfang erst mal die Exposition gegen Vermeidungsverhalten von Traumafolgestörungen sein sollte, ja man sollte sofort konfrontativ beginnen aber mit Dingen die den Pat erstmal nicht überforden! Bitte bei diesen Studien auf die Details achten. Ein Thera der nicht direktiv intervenieren darf ist bei so heissen Eisen m.E. ein grossen Sicherheisrisiko, es bracht starke klare Reize wenn es "brennt"!, So Fragen mit MHH, was machen Sie dagegen geben viel zu wenig Halt, gerade weil ich z.B. in solchen Zuständen sehr selbstunsicher bin.
Verdammt noch mal ( ich bin etwas wütend jetzt, sorry ist auch nen Prob. von mir ), ich meine ja auch dass solch eine Exposition richtig und wichtig ist, aber bitte nach den Regeln der Kunst unter individueller Berücksichtigung der jeweligen Zumutbarkeit und nicht lari fari, mal son bisschen Konfrontieren, dann wiede über Gott und die Welt reden halte ich sogar für viel gefährlicher als vorbereitet transparnte aber krasse und heftige Konfrontation. Dumm nur, dass Leute die schon schlechte Erfarhung mit dieser leichten Konfrontation gemacht haben natürlich Angst vor intensiver Konfro haben.
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus

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candle.
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Beitrag Di., 31.12.2013, 00:08

pseudologia hat geschrieben: Es ist echt manchmal schwierig, gewisse Missstände im ganzen Psychiatriewesen auszuhalten.
Darum geht es hier doch nicht oder?

candle
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pseudologia
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Beitrag Di., 31.12.2013, 00:18

Diese Haltung hat mir schon zweimal den Job gekostet. Dank solchen Berufserfahrungen in "therapeutischen" Institutionen kann ich mich jedoch in gewisse Trauma-Themen unabhängig einer PTBS gut einfühlen.

Und ich empfinde mich immer noch als Teil dieser Gesellschaft. Und fühle mich meinen Angehörigen immer noch näher als irgendwelchen "Therapeuten"-Vereinigungen.

@Mr. Mindcontrol:
Hab versucht den Text von Dir zu suchen. Habe ihn nicht gefunden. Ich habe aber per Google gefunden, dass Martin Sack sich auch "schonende Traumatherapie" spezialisiert hat und auch als Dozent für Therapieausbildungen arbeitet. Dies ist eine sehr lukrative Einnahmequellen für Therapeuten, die emotional sicher weitaus weniger belastend ist, wie die Arbeit mit Traumatisierten. Er ist von dem her sicher nicht unparteiisch. Ich würde ihm trotzdem nicht vorwerfen ein Lügner zu sein. Mich würde aber interessieren, wie da genau vorgegangen wurde.

Und ich würde wirklich "Konfrontation" und Exposition unterscheiden. Ich würde jegliches "Hineinschubsen" ins Traumaerleben stark ablehnen. Erfahrungsgemäss sind Patienten auch gar nicht bereit, sich auf eine Exposition einzulassen, wenn sie sich nicht genügend sicher fühlen. Da macht es bei denn schon von selbst "Stop". Das missachten dieses "Stop" ist meiner Meinung nach eine Grenzüberschreitung von Seiten des Therapeuten, die zur Dekompensation führen kann. Gerade Schwertraumatisierte reagieren allgemein sehr stark auf solche Grenzüberschreitungen. Wenn diese von Seiten von eigentlichen Vertrauenspersonen, wie Therapeuten es ja eigentlich darstellen sollten, natürlich umso mehr. Auch weil sie eben auch Autoritätspersonen sind, über mehr strukturelle Macht verfügen. Vor allem im Rahmen von Kliniken!

DBT-Skills halte ich für sehr sinnvoll, Ressourcenorientierung auch. Das Erlernen von jeglicher Art von Distanzierungstechniken halte ich auch für sinnvoll. Es gibt jedoch auch Studien die eine höhere und langfristigere Wirksamkeit bei den viel (und kostengünstiger) zu erlernenden Verfahren gibt als z.B. EMDR. Anhand von der Studiengrösse ist das jetzt nicht ein Ergebnis, das nicht auch per Zufall erreicht hätte werden können. Aber aufgrund des momentanen wissenschaftlichen Stands gibt es keinen Hinweis, dass es da wirklich einen Mehrgewinn gibt. Dies aber rein auf die PTBS-Symptomatik bezogen.

Und da beruf ich mich halt nur auf Studien mit einer gewissen Stichprobengrösse, Vergleichsstichproben etc. Halt einem einigermassen tauglichen methodischen Niveau. Und da ist mir bzgl. der Überlegenheit von PA gegenüber VT keine bekannt, bzw. nur eine wo es sich um eine Borderline-Therapie nach Kernberg handelte. Die klassiche PA hat da wohl weniger damit zu tun.

Die ganze Arbeit mit Persönlichkeits-Anteilen/Ego-States/Modi halte ich für sehr sinnvoll. Vor allem auch der Einbezug des Täter-Introjektes, bzw. des Anteils, der sich nicht mit dem Trauma auseinandersetzen will. Aber das ist eher der Teil der Behandlung, der völlig unabhängig von der ganzen PTBS-Symptomatik mit Intrusionen etc. ist..

Zum klassischen VT-Expositionsverfahren:
1. Schritt Psychoedukation und Motivationsaufbau
2. Schritt Instruktion: Aus Ich-Perspektive erzählen -> Was habe ich gesehen, was gefühlt, was gerochen
3. Schritt durchführen. Der Therapeut achtet darauf, dass man "heisse" Passagen nicht überspringt. Achtet sozusagen auf das Tempo
4. Schritt: Kognitive Umstrukturierung von z.B. Schuld- und Schamgefühlen

Dabei hat immer der Patient die Kontrolle, bei welchem Schritt er jetzt sein will. Man darf auch immer wieder "zurück".

Das Vorgehen bei Dissoziationen streng nach Manual könnte ich so jetzt nicht abspulen. Falls diese auftreten würde ich mal ein herantasten mit Distanzierungstechniken wie Bildschirmtechniken oder ähnlichem für sinnvoll halten.

Die Forschungslage bzgl. der sog. komplex-traumatisierten ist aber noch ziemlich dürftig. Und je komplexer desto schwieriger dafür ne aussagekräftige Studie zu machen. Darum sind eben Einzelfalldarstellungen umso interessanter. Oder eben gerade Eure Erfahrungen!
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pseudologia
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Beitrag Di., 31.12.2013, 00:27

Mr Mindconrtrol hat geschrieben:
pseudologia hat geschrieben:I
Achso übrigen: Die "Bildschrimtechnik" hat nichts mit EMDR zu tun, Sie wird aber gerne von einigen Trauma-Theras übernommen, Sie kommt aus der NLP-Therapie!

Verdammt noch mal ( ich bin etwas wütend jetzt, sorry ist auch nen Prob. von mir ), ich meine ja auch dass solch eine Exposition richtig und wichtig ist, aber bitte nach den Regeln der Kunst unter individueller Berücksichtigung der jeweligen Zumutbarkeit und nicht lari fari, mal son bisschen Konfrontieren, dann wiede über Gott und die Welt reden halte ich sogar für viel gefährlicher als vorbereitet transparnte aber krasse und heftige Konfrontation. Dumm nur, dass Leute die schon schlechte Erfarhung mit dieser leichten Konfrontation gemacht haben natürlich Angst vor intensiver Konfro haben.
Und die NLP-Therapie hats aus der Hypnotherapie

Du bist wütend. Das ist kein Problem von Dir. Für das hast Du sicher einen guten Grund.

Wohl Deine Erfahrung mit dem Thema. Da wäre ich wirklich interessiert, was da genau geloffen ist.

OFFTOPIC[Übrigens noch ne Technik, die ich von Steven Hassan (spezialisiert auf die Behandlung von Sektenaussteigern und selbst Ex-Angehöriger der Moon-Sekte) kenne -> Zurück in die Vergangenheit reisen, vor dem Einlassen auf die Person (den Therapeuten, den Guru oder der Klinik, wer auch immer, der einem geschadet hat) und mit dem wissen von heute zu sich selbst zu sprechen und sagen "Lass Dich nicht auf das ein! Der hat keine Ahnung und gibt Dir nicht was Du brauchst" (oder so ähnlich, halt auf die individuelle Erfahrung zugeschnitten). Kann man auch für sich selbst einsetzen. Also Steven Hassan scheint es geholfen zu haben. Wundervolle Website hat der übrigens: www.freedomofmind.com]
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Wandelröschen
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Beitrag Di., 31.12.2013, 00:55

Da ja in diesem Thread direkt nach eigenen Erfahrungen gefragt wird, darf ich ja mal ungehemmt dazu was schreiben.

Mr. Mindcontrol, du schreibst einiges, von dem du glaubst/annimmst, das es helfen könnte. Ich habe hier einiges zusammengefasst, was ich aus meiner persönlichen Erfahrung bestätigen kann. Vorweg nochmal zur Erinnerung, hab es ja schon hin und wieder mal erwähnt: ich mache VT war erst lange Jahre (mit Unterbrechungen) bei meiner Ex-Thera (80/45/19 Std), dann war ein Wechsel notwendig (mitten in der laufenden Therapie) und ich gelangte so zu meinen jetzigen Thera (inzwischen gut 70 Std). Er ist kein ausgebildeter Traumaherapeut und konnte auch noch nicht auf eine langjährige Berufserfahrung zurückblicken)
Mr Mindconrtrol hat geschrieben: … auch denke ich bei, eine wirklich guten Psychotherapie darf nicht bei Konfro stehen bleiben. Ich halte sehr viel von der Schematherapie. Da ist der Thera auch rund um die Uhr telefonisch erreichbar falls es wirklich brennt. Man kann ja auch mit harmlosen Konfros wie sozialer Phobie etc. anfangen, es muss erst mal Vertrauen aufgebaut werden. Und wie gesagt Konfro pur ohne Psychoedukation wie ich konkret damit umgehen soll lehne ich ab.
…Auch wenn Konfro gut ist: Das Gefühl verstanden zu werden ist sehr wichtig!
Mein jetziger Thera ist Schematherapeut. Der Aufbau der Therapeutischen Beziehung ist definitiv anders als bei einem „normalen“ Therapeut. Er präsentiert sich mir absolut authentisch und bringt sich auch persönlich in die Beziehung ein

Mit dem Vertrauen-aufbauen hatte ich sehr lange zu kämpfen, extrem misstrauisch. Dabei haben mir die Bearbeitungen der Traumafolgestörungen (von denen du auch schreibst) sehr geholfen.
Mr Mindconrtrol hat geschrieben: Er schreibt ja auch von Traumafolgestörungen. Klar wenn eine Konfrontation damit wäre auch keine Konfrontation mit dem eigentlichen Trauma sondern mit sekundären Symptomen wie Phobien, Zwängen etc. Ich habe selber Zwangshandlungen ablegen können nachdem ich gelesen habe, dass man einfach diese unterlassen soll, das wäre kurz unangenehm und würde dann weggehen. In über 3 Jahren Reha-Klinik hat mir das niemand gesagt, ich habe es dann ganz allein ohne Therapeut angewendet. Es gibt sicher ne Menge solcher stabilisierenden Konfrontation die man PTBSlern sofort zumuten kann.
Ich hatte einige Ängste und Zwänge, die ganz klar (so im Nachhinein betrachtet, war mir damals nicht bewusst) Traumafolgestörungen waren. Diese wurden ganz „klassisch“ für VT bearbeitet. Und das zeigte mir, mensch, was der Kerl (mein Thera) mir dazu alles erzählte/erklärte im Vorfeld, stimmte. Er ließ mich bei der Konfrontation ja auch nicht allein, begleitete mich an die entsprechenden Orte. Er ließ mich die Erfahrung machen, dass ich die aufkommenden Emotionen/Affekte tatsächlich abgefangen/ausgehalten bekomme. Er war zwar sozusagen das Netz im Zirkuszelt, aber ich brauchte es nicht, hatte es aber unter mir.
Diese ganz praktischen Erfahrungen (und andere auch) waren für mich sehr vertrauensfördernd (mal davon abgesehen, dass es sich ganz banal ohne sie besser leben lässt).

Du schreibst auch was zur Psychoedukation, ja, war mir auch sehr dienlich. Auch in der Richtung, das er mich nicht nur über diverses aufklärte, sondern mir auch das Gefühl gab, kompetent zu sein, das zu verstehen und nicht dieses Gefälle aufkommt: er schlauer Thera, ich kleines, armes, dummes Tucktuck. Eher so Augenhöhe.

Auch gab es nicht Ewigkeiten nur Skills aus der DBT oder stabiliseirende Maßnahmen/Techniken. Denn das wäre für mich nur das Signal gewesen: Mensch, der traut mir ja gar nichts zu, ich muss ja ein totales Weichei sei, wenn ich mir nicht die Traumata anschauen darf/bearbeiten darf.
Mr Mindconrtrol hat geschrieben:Nochmal ein Gedanke: Neuerdings ist ja stablilisiernde Konfrontation angesagt, auch wenn nicht genau geschrieben was da gemacht wird. Ich denke mir mal wie gesagt, dass ist eine Konfrontation mit sekundären Symptomen wie Zwängen und Phobien, diese aber sind tiefenpsychogisch ausgedrückt "Projektionen". Nun denke ich, dass wenn man hier konfrontiert und die Angst davor abbaut, möglicherweise auch auf das Trauma an sich ne positive Wirkung hat, also diese Konfrontation/Exposition eben auch darauf rückwirkt. Jedenfalls stärkt das das Selbstvertrauen und sollte eine direkte Erinnerungs-Konfrontation später möglich machen.
Ich denke also es gibt tatsächlich den Mittelweg sofort mit bestimmten konfontativen Methoden anzufangen ohne gleich an die ganz harten Sachen zu gehen, wofür seeeehr viel Vertrauen nötig ist.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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