Traumaexposition - Was hat Euch am besten geholfen?

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pseudologia
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Traumaexposition - Was hat Euch am besten geholfen?

Beitrag Di., 24.12.2013, 17:15

Liebe Forumsbenutzer,

Es gibt ja zahlreiche verschiedene Ansätze von Traumabearbeitung.
Das eine Extrem: Stabilisierung ist nicht nötig, man sollte möglichst bald in die Exposition gehen, darin möglichst realitätsnah und persönlich das Erlebte wiedererleben.

Dann das andere Extrem: Die Stabilisierungsphase ist ein Grossteil der Therapie. Zu schnelle Konfrontation mit dem Trauma ist reine Retraumatisierung und kann auch eine gesunde Reintegration von traumatisierten Anteilen behindern, bzw. Fragmentierungen verstärken.

Mich würde interessieren, was die Traumatherapie-Erfahrenen aus eigenen Erfahrungen für sich schliessen würden.
Ehemals EinTheraput - Jetzt aber krankheitseinsichtig!

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(e)
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Beitrag Mi., 25.12.2013, 05:22

pseudologia hat geschrieben:Dann das andere Extrem: Die Stabilisierungsphase ist ein Grossteil der Therapie. Zu schnelle Konfrontation mit dem Trauma ist reine Retraumatisierung und kann auch eine gesunde Reintegration von traumatisierten Anteilen behindern, bzw. Fragmentierungen verstärken.
Mein Therapeut stabilisiert bei mir, wo er nur kann. Mein Trauma rührt er nicht an, auch wenn ich davon spreche. Er wagt sich da nicht richtig ran. - Vielleicht auch besser so, denn ich brauche jetzt vor allem Stabilisierung. Aber es ist keine spezielle, so betitelte Trauma-Therapie. Dann wär´s wohl anders.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 25.12.2013, 07:51

Hallo pseudologia,

ich habe beides in verschiedenen Therapien erfahren.

Die eine war eine rein stabilisierende Therapie, die ich als schrecklich erlebt habe und die letztendlich bei mir zu einer Chronifizierung geführt hat. Ich habe sie wie folgt erlebt: Mir wurden weitere Verdrängungsmechanismen und Vermeidungstechniken beigebracht, z.B. alles in einen Tresor sperren, sprich unterdrücken und verdrängen und Konfrontation vermeiden. Mir wurde das Gefühl vermittelt, dass auch heute noch Gefahr besteht und dass das alles so schlimm und gefährlich ist, dass selbst die Therapeutin es für besser hält, nicht hinzugucken. Ich hatte das Gefühl einer Retraumatisierung, da ich nicht über das Erlebte reden durfte, mit der Begründung, ich sei nicht stabil genug. Auch nach 4 Jahren Psychotherapie hielt sie mich immer noch für zu instabil. Ich flehte sie sogar an, endlich mit der Verarbeitung beginnen zu dürften. Doch sie war der Auffassung, dass ich noch nicht stabil genug sei. Sie erkannte nicht, dass es genau dieses Vermeiden und Verdrängen, die Stabilisierungstherapie war, das/die zu der Instabilität bei mir führte. Es erfolgte keine Verarbeitung, sondern es war nur weiter Unterdrückung und Vermeidung. Diese Therapie führte bei mir zu einer Chronfizierung und machte weitere Therapien erforderlich.
Diese Therapie war so unlogisch. Denn einerseits bohrte sie unaufhörlich in meiner Kindheit rum, holte meine ganze Kindheit wieder aus mir heraus, gleichzeitig jedoch verweigerte sie mir die Verarbeitung, indem sie mir Methoden beibrachte, mit denen ich "das Verdrängte" wieder vermeiden und verdrängen kann.
Diese Stabilisierungstherapie hatte bei mir den völlig gegenteiligen Effekt, den sie eigentlich haben sollte. Durch das Wegsperren in den Tressor, durch das bewusste Unterdrücken und Vermeiden, sank die Anzahl der Intrusionen nicht. Im Gegenteil: Sie erhöhte sich. Selbst Ereignisse, an die ich vor der Therapie nur selten denken musste, die aber in der Therapie wieder rausgeholt wurden, um dann in einen Tressor gesperrt zu werden, belasteten mich plötzlich 24 Stunden am Tag ("Denke sie nicht an einen weißen Bären" Effekt).

Die andere Therapie war Konfrontationstherpie. Sie führte bei mir innerhalb kurzer Zeit zu einer Verbesserung meiner psychischen Verfassung. Sie war heftig, durchbrach aber mein Vermeidungsverhalten, so dass ich hinsehen musste und verarbeiten konnte. Ich machte die Erfahrung, dass das Ereignis in der Vergangenheit liegt und heute keine Gefahr mehr besteht. Durch die Durchbrechung meines Vermeidungsverhaltens war es mir möglich, wieder zu leben, wieder rauszugehen usw. Schon allein das führte zu einer Verbesserung. Durch das Drüberreden können konnte ich verarbeiten.
Aber, und das fand ich sehr wichtig: Sie warf mich nicht nur einfach ins Schwarze rein und konfrontierte mich nur mit dem Schrecklichen, sondern sie schuf stets einen positiven Ausgleich. Bevor sie mit der Konfrontation anfing (also zu Therapiebeginn), erstellten wir zusammen eine große Collage, auf der ich mein ganzes Leben einzeichnete, sowohl das Negative als auch das, was alles schön war. Während der Konfrontationstherapie lenkte sie meine Aufmerksamkeit auf beides, ließ mich sowohl das Negative betrachten als auch das Positive. So verhinderte sie, dass ich durch die Konfrontation abstürzte. Ich habe diese Therapie als sehr hilfreich erlebt. Ich habe heute keine Intrusionen mehr und brauche auch nicht mehr zu vermeiden, weil ich verarbeiten konnte.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


pandas
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Beitrag Mi., 25.12.2013, 17:24

hallo pseudologia,

welche Methodik wendest Du denn selbst an und warum?

In meiner PA bin ich sehr unzufrieden mit dem Umgang in Bezug auf Trauma. Es wird da sozusagen das Kind im Brunnen nicht als solches benannt.

Einmal gab mein Therapeut im nachhinein (!) zu, dass es sich bei einer heftigen Sitzung, um der es um ein wesentliches von mir als Trauma bezeichnetes Ereignis ging, um eine Konfrontation gehandelt habe ... die Sitzung war aus meiner Sicht daneben.
Somit ist PA meiner Ansicht nach nicht ausreichend, um meine Traumata zu bearbeiten. (Das hängt wohl auch damit zusammen, dass mein Therapeut vieles anders wertet als ich.) Zum Aufdecken war sie aber gut. Bei mir lagen zuvor um die Ereignisse Nebelschleier, die aber auch mit Depression verbunden waren.
Ich werde wohl nach der PA eine Traumaverarbeitung machen. Stablisierend war die PA aber auch nicht. Ich habe nunmehr eine konstante innere Unruhe aufgebaut und fühle mich latent deplaziert im Außen.

Insgesamt finde ich es in D schwer, eine gute Traumatherapie per KK zu bekommen, insbesondere da EMDR nun auch wieder nicht so mein Ding wäre.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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hopelife
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Beitrag Mi., 25.12.2013, 17:49

Hallo, ich habe den Film geschaut, den du empfohlen hast, er ist auch gut erklärt.
Aber es geht ja dort auch mehr um die dissoziative Amnesie..Bei mir war Auslöser meiner Erinnerung ein Videoband, was ich vor 11 Jahren zufällig auf einer Familienfeier sah und was mich danach komplett ins Aus manövrierte, mit allen Symptomen, die man sich nur vorstellen kann, ich war aber damals auch noch sehr jung und dachte ich wäre verrückt, konnte gar nicht einordnen was mit mir los war.

Ich war danach damals auch 8 Monate stationär auf einer Traumastation, aber eine Bearbeitung war nicht mal im Ansatz möglich, da ich imer wieder heftige Flashbacks bekam. Der Arzt sagte mir auch, ich sei noch zu jung und würde das einfach noch nicht verarbeiten können.
Mehr als mit in der Klinik etwas zu stabilisieren und mir Medikamente zu geben, die mir beim Schlaf verholfen haben, war einfach nicht möglich.
Ich habe ein Medikament erhalten, was damals die Symptome fast zum Stillstand brachte, würde jetzt aber nichts mehr nehmen, wird auch kaum noch verschrieben, weil das Medi damals schon sehr teuer war.
Meine jetzige Therapeutin sagt, dass die von einer Konfrontation bei frühkindlichen Traumatsierung gar nichts hält, weder EMDR noch Aufarbeitung. Es geht vielmehr darum, die Pat zu stabilisieren, manchmal auch über Jahre.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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Chakotay
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Beitrag Mi., 25.12.2013, 22:41

Ich fühle mich sehr gut aufgehoben in einem ständigen Wechsel von Stabilisierung und Traumaexposition. Es ist ein bisschen wie bei einem Lenkdrachen: Mal zieht man an einem, ein anderes Mal am anderen Strang und so bleibt der Drachen trotz aller Purzelbäume und Windböen im Gleichgewicht...
Ich kann allerdings (leider) nur sehr, sehr kleinschrittig vorgehen, da ich erhebliche Probleme habe, meine Gefühle zuzulassen und das Vertrauen aufzubringen. Zum Glück ist mein Thera ein Wunderknabe in Sachen Geduld...

Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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Lotosritter
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Beitrag Do., 26.12.2013, 01:05

Das mit dem Lenkdrachen finde ich ein gutes Bild. Die Echternacher Springprozession wäre auch passend. Ähnlich geht es aktuell bei mir. Drei Schritte vor zwei zurück; aber mit jedem Versuch doch letztlich einen Schritt voran.

Ich begann meine Traumatherapie im Oktober 2011. Das erste Jahr war Stabilisierungsphase. Sie war dringend notwendig, da ich voller sprachlosem Entsetzen war. Ich konnte zum Beispiel nicht einmal das Wort Schuld im Rahmen der Therapie aussprechen, geschweige denn irgendwelche traumatischen Geschehnisse skizzieren. Auch war ich sehr verwirrt und verängstigt. Blicke ich zurück, sehe ich nur noch ein Häuflein Elend.

Seit Oktober 2012 haben wir einige strukturierte Expositionen durchgeführt. Die Zeit danach ist oft sehr schwierig und regressiv und es dauert einige Zeit, etwa einen Monat, bis ich mich soweit gefestigt habe, dass wir eine weitere Exposition angehen können.

Mittlerweile geht es mir schon um vieles besser. Verwirrtheit und Panik sind sind so gut wie verschwunden; das Vermeidungsverhalten ist weniger geworden. Die Albträume sind nach wie vor alltäglich und körperliche Berührungen erschüttern mich immer noch, ebenso dissoziiere ich in überfüllten Räumen.

Ich denke, wo die Traumatisierung über beinahe zwei Jahrzehnte ging und ihr gut 40 Jahre Verdrängung folgten, sind wir in den vergangenen zwei Jahren einen erheblichen Schritt vorangekommen.

Die Therapie firmiert übrigens unter Verhaltenstherapie. Wir haben jetzt 90 Stunden hinter uns. Eine Verlängerung ist beantragt. Mal sehen ob der Gutachter der Krankenkasse mitspielt.

Gruß Lotosritter
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entkommen vor mir selbst gibt ...
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com


pandas
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Beitrag Do., 26.12.2013, 16:25

hallo Lotusritter,

das klingt gut bei Dir - so als ob die Therapie Dir sichtliche Erleichterung und Besserung bringen wird (langfristig).

Aber, warum hast Du 40 Jahre gewartet, bis Du an die Traumata-Überwindung gegangen bist?

Meine liegen auch in der Kindheit und ja, ich habe auch Jahrzehnte gebraucht, bis ich diese aktiv durch Therapie angehen wollte (was wiederum bisher nicht so gut gelang, da ich nicht an passende Therapeuten geraten bin), aber 4 Jahrzehnte?
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Chakotay
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Beitrag Do., 26.12.2013, 16:44

Bei mir waren es 30 Jahre...
Ich hatte tatsächlich keine Erinnerung mehr daran ("psychogene Amnesie"), bis ich durch einen "Burnout" innerlich so wehrlos war, dass die traumatischen Erinnerungen durch meine unbewussten starken Abwehrmauern durchbrachen.
Tja.
Und nach 9 Monaten Klinikaufenthalt mache ich nun seit gut 2 Jahren - wie oben beschrieben - eine seeeehr kleinschrittige, aber bislang erfolgreiche Traumatherapie und bin froh, einen Therapeuten gefunden zu haben, der die nötige Geduld, die Qualifizierung und die richtige "Chemie" mitbringt, sowie meine ständigen Rückzüge (Misstrauen) würdigt und mir hilft, sie wieder in kleine Schritte vorwärts umzuwandeln.
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Lotosritter
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Beitrag Do., 26.12.2013, 19:21

Lotosritter hat geschrieben:Aber, warum hast Du 40 Jahre gewartet, bis Du an die Traumata-Überwindung gegangen bist?
Weil ich 20 Jahre unter Drogen verbrachte und 20 Jahre mich mit Arbeitssucht wegbeamte und so den Schrecken flach gehalten hatte. Dann beantragte ich meine Namensänderung aus wichtigem Grund. Hierzu musste ich mich offenbaren. Das war der erste Stein, der aus meiner Schweigemauer brach. Dann wurde nach einem Jahr hin und her meinem Antrag stattgegeben. Es war eine Lossagung von der Familie und eine Befreiung. Gleichzeitig aber stiegen die lange unterdrückten Bilder der Schändung auf und drückten aus den Albträumen in den Tag. Der schützende Damm war gebrochen. Die Traumaerinnerungen überfluteten mich. Die Befreiung führte mich somit in eine akute posttraumatische Belastungsstörung hinein. Nun war eine ehrliche und wirksame Psychotherapie dringend angesagt. Zuvor war ich in einer Alibi-Psychotherapie, mit der ich den Schrecken eigentlich verbergen wollte, anstatt Heilung zu suchen; denn ich schämte mich viel zu sehr für das Verbrechen, das man mir angetan hatte, dementsprechend manipulativ verhielt ich mich auch. Die damalige Therapie wurde so zu einer Plauderei. Abgesehen davon war der damalige Therapeut unfähig. Das erkannte ich ziemlich schnell, setzte jedoch Therapie trotzdem fort, eben als Alibi und Selbstbetrug. - Wie an anderer Stelle schon gesagt, es ist zunächst nur grausam, sich mit seiner Schändung auseinanderzusetzen.
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pseudologia
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Beitrag Do., 26.12.2013, 19:37

pandas hat geschrieben: welche Methodik wendest Du denn selbst an und warum?
Methodik finde ich schon schwierig zu beschreiben. Wohl eher eine Haltung: Bei mir sind einfach jegliche Gefühle willkommen, oder auch nach Ego-State-Philosophie ist jeder Ego-State willkommen. Also auch der, der gar keine Gefühle will. Grundsätzlich ist aber will ich immer eine Botschaft implizit und explizit rüberbringen: Auch sehr starke Gefühle sind im Therapieraum sehr willkommen und ich halte diese auch aus.

Bei der konkreten Methode gehe ich eher von einem allgemeinen Werkzeugkasten aus, den ich Grossteils aus der Hypnotherapie entlehne: Wie muss ich Aufmerksamkeit lenken, um gewisse Inhalte/Gefühle zu assoziiieren (näherzubringen) oder zu dissoziieren (auf Distanz zu bringen). Dabei ist eigentlich immer maximale Assoziation mit dem Traumamaterial das Ziel. Dieses wird jedoch relativiert durch das, was der Patient aushält oder auch was ich aushalte in dem Moment. Wenn's mir selbst zuviel wird, gibts halt etwas Pause in Ressourcen, um mich selbst wieder zu erholen. Wenn's dem Pat. zuviel wird, dann klinkt er sowieso aus und dann gehts halt mit Hilfe von Distanzierungstechniken darum Gewöhnung ans Traumamaterial zu schaffen. Oder halt allgemein um Stabilisierung/Ressourcenaktivierung. Grundsätzlich halte ich den Fokus auf den Körper/Gefühle für sehr wichtig.

Das tönt jetzt so schlau, aber schlussendlich gehts nach meiner Sicht zu 90% darum, mit Leib und Seele präsent und im Kontakt zu sein. Um dies zu erbringen, will ich gar nicht so viel Methodik im Kopf haben. Und es geht wohl mehr darum einen Prozess anzustupsen, der dann sowieso seinen eigenen Lauf nimmt und nicht darum, diesen unbedingt steuern zu wollen. Also grundsätzlich ein Vertrauen in den vermeintlichen "Kontrollverlust" des Körpers zu gewinnen, Vertrauen in diese unbewussten Verarbeitungsprozesse zu haben und die einfach passieren zu lassen. Also mehr meine Präsenz und mein Mitfühlen als Katalysator anzubieten, als einen wissenschaftlich fundierten Prozess zu gewährleisten. Oder mehr Wellenreiten als den Traumamethodikflugzeugträger herumzumanövrieren.
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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 04:37

@ Jenny: Ich glaube nicht, dass einfach mal so drauf los Konfrontieren das richtige ist, Kondrontation muss so gelenkt werden, dass man als Klient vorher weiss dass eine Konfrontation kommt, Überraschende Konfrontationen durch komische Fragestellungen wie Sie in Gesprächstherapien stattfinden triggen mich persönlich so, dass es in meinen Hirn "Klick" macht und ein alter problematische Bewusstseinszustand wiederhergestellt wird mit allen problematischen Verhaltensweisen. Habe erst im Oktober ne sehr schwere Krise von sowas gehabt und wollte mich umbringen, den Psycholgen habe ich seitdem nicht mehr gesehen.
Moderne Traumatherpeutenn arbeiten mit sogenannmter stabilisierender Konfrontation. Ich kann mir z.B. gut vorstellen dass ein Angehen des Vermeidungsverhaltens aus einer Phobie die vom Trauma gespeist wird sehr gut hilft, gerade auch weil eine Teilnahme am Alltag die "Autokonfrontation" unterbricht. Ja es ist wichtig, dass das Gehirn das als Vergangenheit einstuft, weshalb ich eine klassisch aufdeckende Konfrontation für ungeeignet halte Mnache Traumatheraps machen DBT gegen Dissotiation. Klar, wenn einen die Therapie in die Gegenwart holt "erdet" ist eine Konfrontation auf dieser festen Basis sicher sehr gut. Man braucht halt Sicherheit. Also eine bidirektionale Konfrontation, man wird nicht nur mit dem Trauma konfrontiert sondern die traumatsierten Anteile werden auch mit dem "Hier und jetzt" konfrontiert. Konfrontazion pur ohne Halt wie in der PA ist das sicher nicht!
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 04:46

Jenny Doe hat geschrieben: Durch die Durchbrechung meines Vermeidungsverhaltens war es mir möglich, wieder zu leben, wieder rauszugehen usw. Schon allein das führte zu einer Verbesserung.

Habe ich noch mal zitiert was ich meine: Das ist ja das Paradoxe: Durch das wieder am Leben teilhaben kann man sich ablenken und dadurch verdrängen. Diese Art von stabilisierender Konfrontation führt also dazu verdrängen zu können und also durch aus weniger konfrontiert zu sein mit dem Trauma, denn das Zuhause sitzen und zwanhaft ans Trauma denken ist alles andere als ( das Hirn braucht auch Erholung )Konfrontation ja, aber richtig. Es geht hier eben nicht um Konfrontation ja oder nein, sondern um das wie!
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 07:14

@ Mr Mindconrtrol
Ich glaube nicht, dass einfach mal so drauf los Konfrontieren das richtige ist, Kondrontation muss so gelenkt werden, dass man als Klient vorher weiss dass eine Konfrontation kommt
Denke ich auch nicht. Deshalb habe ich ja betont, dass die Vorarbeit wichtig war:
Aber, und das fand ich sehr wichtig: Sie warf mich nicht nur einfach ins Schwarze rein und konfrontierte mich nur mit dem Schrecklichen, sondern sie schuf stets einen positiven Ausgleich. Bevor sie mit der Konfrontation anfing (also zu Therapiebeginn), erstellten wir zusammen eine große Collage, auf der ich mein ganzes Leben einzeichnete, sowohl das Negative als auch das, was alles schön war. (...)
Überraschende Konfrontationen durch komische Fragestellungen


Das hätte ich auch schlimm gefunden. Zum Glück wusste ich immer lange im Voraus, wann Konfrontation angesagt ist.
Das ist ja das Paradoxe: Durch das wieder am Leben teilhaben kann man sich ablenken und dadurch verdrängen.
Genau dieses Paradox stellte ich auch in meiner Therapie fest. Ich hatte meiner Therapeutin mal die Frage gestellt, woher ich wissen kann, wann ich (nicht der Heilung förderlich) vermeide/verdränge/unterdrücke und wann Vermeidung/Verdrängung gesund ist und der Heilung förderlich ist. Die Antwort lag in der Mitte. Ich habe in der Therapie gelernt mir zu sagen "Okay, Erinnerungen, ihr hattet jetzt euren Raum, jetzt muss ich für die Prüfungen lernen". Vor der Therapie war es mir nicht möglich, mich auf die Prüfungen zu konzentrieren, weil ich 24 Stunden lang die Bilder sah und das Ereignis immer wieder aufs Neue durchlebte, so als würde es gerade erst passieren. Dank der Therapie lernte ich die Erinnerungen zu steuern, so dass ich mich adäquat auf meine Prüfungen vorbereiten konnte.

Aber es war für mich ein Unterschied, ob ich (wie in der ersten Therapie) lernte, Erinnerungen in den Tresor wegzusperren und den Tresor abzuschließen oder ob ich (wie in der zweiten Therapie) lernte meine Erinnerungen zu steuern, sie zuzulassen, aber auch sagen zu können "Jetzt ist Schluss, jetzt möchte ich mal etwas anderes machen, mit euch (Erinnerungen) beschäftige ich mich später wieder". In den Tresor stecken kam für mich einer Verdrängung/Vermeidung/Unterdrückung gleich, die bei mir zu einer Verschlimmerung führte. Anders war es in der zweiten Therapie: Die Erinnerungen nicht wegzusperren, sondern sie in den Alltag zu integrieren, sie zuzulassen, lernen zu akzeptieren, dass sie da sind, dass sie zu meinem Leben gehören, und sie steuern zu lernen, stellte für mich hingegen eine Verarbeitung da. So konnte ich lernen die Erinnerungen in mein alltägliches Leben zu integrieren, zu akzeptieren, dass sie da sind. So konnte ich verarbeiten und gleichzeitig wurde es mir möglich, den Erinnerungen zwar ihren Raum im alltäglichen Leben zu geben, aber ihnen die Macht über meinen Alltag zu nehmen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Beitrag Sa., 28.12.2013, 11:25

@Mindcontrol: Könntest Du das mit der "komische Fragestellungen" noch ausführen? Kann mir so wenig darunter vorstellen. Aber nur, wenns Dir nicht zu viel wird. Sonst kann ich mir noch immer was zusammenfantasieren.

Es freut mich mal, dass Du noch da bist...
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