Hiob hat geschrieben: ↑Fr., 30.06.2023, 08:26
Selenski will im Juli möglicherweise nicht zum Natogipfel kommen, wenn keine hinreichende Aussicht auf eine schnelle Mitgliedschaft gegeben ist. Das bedeutet, dass seine Natomitgliedschaft intern wackelt. Für die Russen wäre das ein wichtiger Interessenspunkt für Verhandlungen. Die Mitgliedschaft von Schweden wird fraglicher. Die Unterstützung der Ukrainer innerhalb der EU schwindet. Die Tschechen, Österreicher, Ungarn und Dänen haben Zweifel an immer weiterer finanzieller Unterstützung und fragen nach dem Verbleib der Milliarden. Macron steht im eigenen Lande unter Druck, die Buntbürger in Germanistan zweifeln an der Unterstützung in der Bevölkerung.
Der ausbleibende Erfolg des Gegen-Angriffes der Ukrainer wird nun den Weg zu weiteren Friedensverhandlungen ebnen. Wollen wir hoffen, dass alle Parteien einigermaßen gesichtswahrend da raus kommen. Damit wäre aus meiner Sicht der Krieg vom Tisch, wenn auch die Ostflanke Europas als Kulisse für den neuen Kalten Krieg immer weiter aufgerüstet werden wird. Erstmal aber, sieht es nach der Umsetzung des RAND-Papiers - nach einer Möglichkeit des Rückzuges - aus.
Hiob, ich nehm mal diesen Thread zur Erwiderung.
Ich wünschte, ich könnte dir in Sachen „Krieg vom Tisch“ folgen, wenigstens etwas.
Situation und Zukunft seh ich aber (leider) grad ganz anders.
Im einzelnen
NATO Mitgliedschaft der Ukraine: Mag es auch an der ein oder anderen Stelle mal anders klingen, soweit ich sehe, sind die Chancen der Ukraine, demnächst NATO Mitglied zu werden, in der letzten nicht nicht gestiegen. Ganz konkret: An ein NATO Mitglied Ukraine glaub ich auf eine absehbare Zeit (in den nächsten 5-10 Jahren) nicht! Dies jedoch keine Änderung der Situation. Vor dem Überfall Russlands waren die Chancen auch nicht besser. Ich glaub auch nicht, dass das für Russland irgendwas ändert. Russland wollte und will die Ukraine als eigenständigen Staat beseitigen, am liebsten so, dass am Ende die ganze Ukraine Teil Russlands wird. Schon wegen dieser Zielsetzung dürfte Russland – egal was es dazu selbst propagiert, ziemlich egal sein, welchen Vereinigungen, Bündnissen die Ukraine angehört.
NATO Mitgliedschaft Schwedens: Für Krieg oder Frieden in der Ukraine ist es aus meiner Sicht unwichtig, ob Schweden NATO Mitglied wird oder nicht.
Dass neben der Türkei auch Ungarn Schwedens Beitritt blockiert, finde ich in anderem Zusammenhang aber nicht ganz unwichtig. Wenn Ungarn schon bei Schweden blockiert?! Ginge es um die Ukraine wäre das wohl noch erheblich stärker der Fall, denke ich.
Unterstützung der Ukraine: Da gab und gibt es – grad auch innerhalb der EU – sicher kein einheitlich eindeutiges Plus/Minus, Schwarz/Weiß. Schon jetzt nicht. Je länger der Krieg dauert, desto wahrscheinlicher für mich, dass die Sichten der einzelnen Staaten (weiter) auseinander driften, die Unterschiede bei der Unterstützung größer werden.
Sehr wichtig weiter vor allem die USA. Und da scheint es, als ob der Wagner Aufstand in der Bevölkerung dafür sorgt, dass die Zustimmung für eine Unterstützung der Ukraine aktuell gewachsen ist, auch grad bei den republikanischen Wählern.
In den Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Unterstützer mit Militärmaterial und anderen Hilfen, hatte der abgebrochene Marsch auf Moskau offenbar einen immensen Effekt. 65 Prozent der US-Amerikaner sagen in einer Umfrage von Reuters/Ipsos an den darauf folgenden Tagen, die Vereinigten Staaten sollten die Ukraine weiter bewaffnen. Vor dem Aufstand waren es 48 Prozent.
Insbesondere Politiker der Republikaner hatten die Hilfen in den vergangenen Monaten immer wieder infrage gestellt. Anfang Juni sagten 44 Prozent der republikanischen Wähler zu Pew Research, die USA gäben der Ukraine zu viel, 34 Prozent glaubten, die Hilfe sei genau richtig oder nicht genug. Nun wollen 56 Prozent der republikanischen Wähler, dass die Waffenhilfe für die Ukraine bleibt oder verstärkt wird - ein Sprung von 22 Prozentpunkten.
https://www.n-tv.de/politik/Wagners-Put ... 28213.html