Muster 'Du schaffst das alleine'

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 19:54

Waldschratin hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 18:58
Ich hab eine übertragungsfokussierte TfP gemacht, die gesamten 120 Stunden mich durchgekämpft, denn der Thera wollte da auch "streng nach Regeln" sich zur "weißen Leinwand" machen. Ich bin schier dran eingegangen
das habe ich leider in einer Psychoanalyse genau so erlebt.
Und das ist einer meiner größten Kritikpunkte an dieser Therapieform - sie ist schlicht nicht für jeden geeignet.
Und ich finde Therapeuten müssten erkennen wenn sie als "Leinwand" Patienten schaden, sie zur Verzweiflung bringen und schlicht allein lassen.
Das verstärkt ja leider dieses "ich bin allein, ich muss alles allein schaffen" Gefühl

Es kann so anders sein, das merke ich jetzt in den Therapien. Und wünschte ich hätte das schon früher erlebt. Erleben dürfen. Ich kann daher jedem nur raten das mindestens klar in der Therapie anzusprechen. Und wenn der Therapeut da nichts anderes drauf hat oder nichts anderes machen will, dann kann man auch wechseln.
Und ja, es ist mühsam einen neuen Therapeuten zu suchen. Aber nicht unmöglich !

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HelloWorld123
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 20:03

Waldschratin hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 18:58 Ich denke schon, dass du die entsprechenden Ressourcen hattest (und hast), sonst wärst du da kaum unbeschadet durchgekommen. Immerhin hast du dich alleine in diesen schweren Prozessen "gehalten" und bist dran gewachsen und nicht dran zerbrochen.

Ich kenns von mir, dass mir dann meine Ressourcen gar nicht als solche bewusst sind und ich eher intuitiv "durchstehe" und "hinter mich bringe", aber dabei nicht genug eben auch meine Fähigkeiten und Ressourcen würdige und werte dabei.
Ja, ich habe dabei leider auf die falschen Ressourcen zurückgreifen müssen. Ich bin mittlerweile auch dissoziiert/depersonalisiert sehr funktionsfähig.... (Diagnose PTBS)

Habe nun 3 Dinge, die ich ansprechen möchte:
"Einfach da sein"/"Schweige" Stunde
Ressourcen
Warum wir uns zusammen so schwer tun zum fühlen zu kommen (Und was ich mit den Gefühlen mache die mich manchmal dannach überschwemmen)

Ihr habt mir durch Eure Gedanken und Hinweise wirklich sehr geholfen. Ganz lieben Dank! :flower:
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HelloWorld123
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 20:05

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 19:54
Waldschratin hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 18:58 Es kann so anders sein, das merke ich jetzt in den Therapien. Und wünschte ich hätte das schon früher erlebt.
Welche Therapieform machst Du nun? Was ist anders? .... wenn ich fragen darf?
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chrysokoll
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 20:22

Ich mache nun eine Traumatherapie auf der Basis von Verhaltenstherapie, und das ist komplett anders.
Es ist die erste Therapie die wirkt, die erste die mir wirklich etwas bringt. Und ich bin wirklich sauer auf die Psychoanalytier der Vergangenheit, die mich am langen Arm verhungern und absaufen ließen.
Ich kenne das was du beschreibst sehr gut, auch und gerade Dissoziation und die Funktionsfähigkeit. Zumindest bei mir braucht es da eine ganz andere Herangehensweise.
Es muss bei dir nicht so sein, ich kann dir nur meine Erfahrungen schildern. Aber wenn man schon so kämpfen muss und Banalitäten erklären muss dann läuft es schon in eine ganz falsche Richtung finde ich
Ich möchte dir Mut machen: Sprich es ganz klar an. Schreib es notfalls. Beharre auf deinen Punkten, auch auf Veränderung
Es ist deine Therapie, es ist dein Leben!

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candle.
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 20:30

Hallo World!
HelloWorld123 hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 20:03 (Diagnose PTBS)
...
(Und was ich mit den Gefühlen mache die mich manchmal dannach überschwemmen)
Naja, das ist ja das Bild der PTBS, dass man so überschwemmt wird. Das kenne ich auch.

Eigentlich hat mich zuerst die Überschrift hierhergezogen, das hat sich im Thread dann für mich nicht mehr abgebildet, aber ich kenne das Problem. Ich hatte das auch mal erfragt warum das bei mir SO gelaufen ist und da kam dann bei rum, dass ich immer schon sehr selbständig war und nie so "aussah" als bräuchte ich Unterstützung. Ja und deshalb bin ich vermutlich kreativ geworden, was ja grundsätzlich gut ist, aber als ich dann in der Therapie präsentierte was ich so tue um mich über Wasser zu halten, war das natürlich sagenhaft toll und viel kam da therapeutisch dann eben nicht. Dennoch war mein Leben sagenhaft eingeschränkt, weil ich alles ja nicht mehr so "ausleben" konnte mit PTBS. Ich komme mir seit dem vor wie ein Therapie- Tanzbär, der seine Kunststücke vorführt. :kopfschuettel:
Der Gedanke, dass man durch die Psyche eingeschränkt ist und nun Selbstfürsorge und das Leben neu lernen soll, was ja irgendwann mal lief, finde ich nach wie vor irgendwie absurd.

Also dann, viele Grüsse
candle
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 20:36

Hallo Chrysokoll,

ich werde es auf jeden Fall ansprechen und beharrlich ansprechen.
Bei dem dran bleiben beim ansprechen bis es für mich geklärt ist ... da habe ich noch viel Luft nach oben.
Und ich sollte vielleicht doch noch einmal meine Therapeutin konkreter fragen wieviel praktische Erfahrung sie bei Traumatherapie hat. (Das Wissen ist da.... Reddemann, etc.). Traumatherapieerfahrung ist für mich eigentlich noch nicht ausreichend geklärt...

Viel erreicht haben meine Therapeutin und ich zusammen schon. Und ich bin sehr dankbar. Es war daher auch eine positive Erfahrung. Nur ob Sie mir bei den aktuellen Themen, was noch kommt, wirklich helfen kann - müssen wir halt noch einmal schauen. Manchmal kann Sympathie die Sache auch erschweren.

Es macht Mut Deine Erfahrung und die anderer "Schreiber" zu lesen und dran zu bleiben....
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HelloWorld123
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 20:57

candle. hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 20:30 Ja und deshalb bin ich vermutlich kreativ geworden, was ja grundsätzlich gut ist, aber als ich dann in der Therapie präsentierte was ich so tue um mich über Wasser zu halten, war das natürlich sagenhaft toll und viel kam da therapeutisch dann eben nicht. Dennoch war mein Leben sagenhaft eingeschränkt, weil ich alles ja nicht mehr so "ausleben" konnte mit PTBS. Ich komme mir seitdem vor wie ein Therapie- Tanzbär, der seine Kunststücke vorführt. :kopfschuettel:
((( Der Vergleich mit dem Therapie-Tanzbär gefällt mir.....das gefühl kommt mir bekannt vor
Beim Schreiben im Verlauf des Themas heute ist mir bewusst geworden wie sehr ich noch in meinem Muster drin stecke. Womit hat man denn früher die Aufmerksamkeit (okay eigentlich es in unserem Fall der falsche Begriff - eher Schwierigkeiten/Schlimmes vermieden) bekommen?

Also muss ich wenn ich aus dem Muster rauswill aufhören es vorher selber zu machen und mich schwach zeigen und ggf. um Hilfe fragen .... immer wieder. Und auch ggf. bei unterschiedlichen Personen. Wird weiter weh tun, denn manch einer wird nicht helfen. Aber der nächste vielleicht.

Laufen lernt man wohl wirklich nur durch immer wieder aufstehen und sich jemand suchen der ggf. einem wieder auf hilft. Und aufhelfen lassen. - Meine Einsicht für heute.... )))

Ich hoffe Du hast dazwischen auch immer wieder leichtere Tage. In dieser Hinsicht hat mir die Therapie schon geholfen....ich werde nicht mehr jeden Morgen wach mit Trauma-Gedankenschleifen. Und ich kann nachts durchschlafen ohne aufstehen und gehen zu müssen um mich wieder in die Gegenwart zu bringen. Etc.)
Hast Du für Dich bisher positives aus der Therapie mitnehmen können?

Vielleicht magst Du ja ein eigenes Thema aufmachen @candle?
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caduta
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 21:13

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 20:22 Es ist die erste Therapie die wirkt, die erste die mir wirklich etwas bringt. Und ich bin wirklich sauer auf die Psychoanalytier der Vergangenheit, die mich am langen Arm verhungern und absaufen ließen.
@chrysokoll das überrascht mich jetzt wirklich. Ich hatte den Eindruck deine letzte Therapeutin wäre so gut gewesen? So klang es eigentlich immer für mich?

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 21:18

@ caduta, ich meine mit der Traumatherapie sowohl die letzte (bzw. genau genommen die letzten beiden) und die aktuelle.
Die gingen ja alle ineinander über und wurden auch nicht abgeschlossen, ich musste "nur" die Therapeuten wechseln aus äusseren Gründen. Bekanntlich wurde meine erste Therapeutin schwanger, der zweite Therapeut ging dann nach sehr kurzer Zeit aus der Stadt weg. Also, die Traumatherapie ist EINE Therapie für mich. War etwas missverständlich formuliert. Die Traumatherapie war und ist für mich wirksam, hilfreich und gut.

Meine Kritik bezog sich ausdrücklich und ausschliesslich auf frühere Psychoanalyse bzw. TfP

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candle.
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 21:20

HelloWorld123 hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 20:57 Beim Schreiben im Verlauf des Themas heute ist mir bewusst geworden wie sehr ich noch in meinem Muster drin stecke. Womit hat man denn früher die Aufmerksamkeit (okay eigentlich es in unserem Fall der falsche Begriff - eher Schwierigkeiten/Schlimmes vermieden) bekommen?
Ja eben, Aufmerksamkeit gab es nur im negativen Sinne und auch die Bitte um Hilfe bei anderen Menschen lies eine Strafe folgen, so ließ ich das sein.
Für mich will ich mal behaupten, dass ich "Aufmerksamkeit" nicht so brauche, Unterstützung zur Entfaltung hätte ich aber gerne und die gab es auch nicht.
und mich schwach zeigen
Meinst du Schwäche vorspielen? Ich weiß ja nicht wo du genau Hilfe benötigst, aber sich klar machen, dass darauf keine negative Reaktion folgt wie in der Kindheit wäre schon ein Versuch wert.
Naja, man muß ja nicht unbedingt schwach sein um Hilfe zu erbitten. Ich habe mich mal ins Krankenhaus fahren lassen, weil ich das nicht geschafft hätte und es war eine positive Erfahrung. Schwach war ich nicht, es war ein medizinischer Notfall. "Schwach" ist für mich da auch die falsche Wahl, aber am Selbstwert hapert es- ganz klar. Wir sind ja nun mal inzwischen Erwachsene und keine kleinen Kuschelhasen mehr.
Ich hoffe Du hast dazwischen auch immer wieder leichtere Tage. In dieser Hinsicht hat mir die Therapie schon geholfen....ich werde nicht mehr jeden Morgen wach mit Trauma-Gedankenschleifen. Und ich kann nachts durchschlafen ohne aufstehen und gehen zu müssen um mich wieder in die Gegenwart zu bringen. Etc.)
Hast Du für Dich bisher positives aus der Therapie mitnehmen können?
Ja, ich hatte eine sehr gute Traumatherapie. PTBS soll ja laut Literatur und letzten Wissensstand gut zu "heilen" sein. Jedenfalls habe ich davon ganz viel nicht mehr, auch nach meinem erneuten Ausbruch vor einiger Zeit.
Vielleicht magst Du ja ein eigenes Thema aufmachen @candle?
Warum jetzt? Störe ich?

candle
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caduta
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Beitrag Sa., 12.08.2023, 22:18

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 21:18 @ caduta, ich meine mit der Traumatherapie sowohl die letzte (bzw. genau genommen die letzten beiden) und die aktuelle.
Die gingen ja alle ineinander über und wurden auch nicht abgeschlossen, ich musste "nur" die Therapeuten wechseln aus äusseren Gründen. Bekanntlich wurde meine erste Therapeutin schwanger, der zweite Therapeut ging dann nach sehr kurzer Zeit aus der Stadt weg. Also, die Traumatherapie ist EINE Therapie für mich. War etwas missverständlich formuliert. Die Traumatherapie war und ist für mich wirksam, hilfreich und gut.

Meine Kritik bezog sich ausdrücklich und ausschliesslich auf frühere Psychoanalyse bzw. TfP
Ah, ok! Jetzt ist es klar für mich. Danke!

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HelloWorld123
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Beitrag So., 13.08.2023, 06:57

candle. hat geschrieben: Sa., 12.08.2023, 20:30 Eigentlich hat mich zuerst die Überschrift hierhergezogen, das hat sich im Thread dann für mich nicht mehr abgebildet
Der Vorschlag ein neues Thema zu eröffnen bezog sich auf o.g. Aussage. Bei mir kam, dass Du eine Frage hast, die thematisch hier nicht aufgegriffen wurde aber für Dich evtl. wichtig ist.

Wünsche Euch einen schönen Sonntag! 😀
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Gespensterkind
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Beitrag So., 13.08.2023, 09:27

Dieses Thema finde ich extrem interessant und spannend. Ich glaube dieses "sich einfach Raum nehmen dürfen", "einfach nur da sein dürfen" in der Therapie - aber dann auch im richtigen Leben, das ist für viele ein bekanntes. Ich fühle mich davon sehr angesprochen.
Ich hab das oft, bzw. immer wieder, dass ich in die Therapie komme. Mein Therapeut fragt, was wir heute machen oder worüber wir sprechen wollen und ich traue mich nicht immer, aber manchmal, zu sagen, dass ich einfach nur da sein will. Ich finde, aus diesem Wunsch kann dann in dieser Stunde echt was entstehen. Was sonst überdeckt wird von großen Themen oder intelligenten Äußerungen.
Einfach mal nur sein.
Das ist schwieriger als man so denkt, glaube ich.
Es erfordert auch von Dir selbst einiges. Zumindest, dass Du Dich von Vorstellungen verabschiedest, wie Therapie sein sollte oder wie Du, als Patientin sein solltest, was der Therapeut von Dir erwartet, was Du von Dir selbst erwartest.
Das sind dann alles Themen, die aus diesem "einfach nur da sein" werden können.
Ich würde mich an Deiner Stelle trauen. Vielleicht kann Deine Therapeutin dann ganz andere Seiten zeigen, die Du gar nicht so erwartest. Und ich wäre auch gespannt, auf Deine Rückmeldung hier im Forum, wenn Du magst.
Auch bei mir werden dann manchmal Spiele-Stunden daraus. Aber auch während des Spielens (oder malen oder was auch immer) passiert ganz viel. Wenn es gelingt, selbst dabei es laufen zu lassen.

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HelloWorld123
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Beitrag So., 13.08.2023, 09:45

Danke für Deine ausführliche Antwort Gespensterkind.

Einfach nur da sein in der Therapie - schon der Gedanke daran macht gerade irgendwie Bauchschmerzen/Angst.
Ein Grund mehr es endlich zu probieren.

Und spielen/malen klingt schön und nach viel Vertrauen.

Mein nächster Termin ist in 3 Wochen (mit den 2 Wochen hatte ich mich vertan, habe gerade noch einmal nachgeschaut).

Ich berichte gerne danach.
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Waldschratin
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Beitrag So., 13.08.2023, 12:40

Dieses "einfach mal sein" sich erlauben find ich auch echt schwierig.
Ich habs mir schon zig Male vorgenommen, grade für Therapiestunden, weil dort halt der größte Schutzraum ist - und ich unbeholfen, "fehlerhaft" und "seltsam" in allen Varianten sein darf, bin ja schließlich in Therapie und da geht man nicht hin, wenn man nicht irgendwie "seltsam" ist. :hehehe:

Mit solchen Gedanken"biegungen" helf ich mir oft, grade beim Thema Scham/Urscham/Verschämtheit.
Ich nutze gerne dann Fatalismus : Ach, ich könnte mich als Monster outen? Ok, dann will ich das "bestgelungenste" Monster geben, das ich hinkrieg! (Auch Perfektionismus und Zwänge kann man "positiv" nutzen in solchen Fällen :->)

Die "Spielestunden" z.B. waren für mich der Kompromiss, weil ich "einfach sein"-Stunde mich nicht getraut hab. Nicht mal so sehr wegen Scham etc., sondern eben auch aus Angst vor der "Schwemme" an alten Gefühlen, Triggern, Wunden, die ich dann nicht mehr hätte "gehalten" bekommen.

HelloWorld hat geschrieben:Also muss ich wenn ich aus dem Muster rauswill aufhören es vorher selber zu machen und mich schwach zeigen und ggf. um Hilfe fragen .... immer wieder. Und auch ggf. bei unterschiedlichen Personen. Wird weiter weh tun, denn manch einer wird nicht helfen. Aber der nächste vielleicht.
Was man dann als "Schwäche" bei sich selber erlebt, ist eigentlich gar keine. Man kennts halt nur nicht anders und kanns von daher (noch) nicht unterscheiden.

Ich koppel es gerne mit dem Innehalten. Nicht schon gleich "vorneweg" alles auf Reihe und glattgebügelt nach außen zeigen.
Ich hab die letzte Zeit "gute" Gelegenheit, das mal differenzierter und auch häufiger zu üben, seit ich mit Rolli unterwegs bin und Pflegeleute zu mir kommen.

Bei mir ist ein Behandlungsschwerpunkt in der Pflege z.B. nicht wie üblich, die Selbstständigkeit des Patienten zu fördern. Bei mir steht drin, ich soll mich entlasten und helfen lassen lernen und deshalb sollen die Pflegenden drauf achten, von sich aus mir abzunehmen an Handgriffen, was ihnen auffällt. (Ich hab die Neigung zu kollabieren bei jeder dummen Gelegenheit und als eine der Mitursachen ist bekannt, dass ich meine Belastungsgrenzen (Schmerzen v.a.) nicht gut mitbekomme und einfach "mach und mach und mach", bis mein Körper eine "Notabschaltung" hinlegt)

Mit dem Rolli gibts v.a. draußen und beim Sport "gute" Übungsmöglichkeiten. Es gibt jede Menge wirklich hilfsbereiter und netter Leute und ich muss jetzt dauernd den Spontanreflex "Nee, mach ich schon selber!" registriert bekommen, damit ich überhaupt kurz reflektieren kann, ob ich mir diese Unterstützung grade "erlauben" kann oder dann wegen "zu oft schon passiert" in Schuldgefühlen und Selbstverdammung etc. versinke.

In der Therapie ist es wie gesagt Dauerthema. Und da übe ich schon mal ganz konkret, mir was Gutes tun zu lassen. Kleinigkeiten oft, Entgegenkommen auf niedrigem Niveau. Aber alleine das löst dann oft schon "Stürme" in mir aus, da brauch ich viel Kraft, um nicht danach entsprechend auf mich loszugehen mit z.B. Selbstverdammnis.

Das ist alles weit weg von Hilfe und Unterstützung wegen Schwäche - oder "Versagen" meiner eigenen Fähigkeiten.
Ich hab da inzwischen verstanden, dass das sehr viel mit Wertschätzung und Anerkennung derer um mich rum zu tun hat, weil ich die "Zuwendung" im weitesten Sinne dann zulasse.
Das spricht Vertrauen aus. Und Anerkennung und dass ich sehr wohl "mitbekomme", dass jemand Anderer mir was Gutes tun will. Und wenn ich das dem "erlaube", verschaffe ich dem dann ein gutes Gefühl.

Aber es schafft halt auch Nähe. Und z.T. sogar sowas wie "Bindung" (z.B. zu meiner Nachbarin, die mir Essen kocht und nach mir schaut und zig Dinge macht für mich).
Das ist für jemanden wie mich nicht einfach "Erfüllung alter unerfüllter Bedürfnisse" und tut mir gut, sondern es löst erstmal Ängste aus und lässt mich automatisiert innerlich ins Nirwana verschwinden.

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