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Do., 09.11.2023, 09:52
Laura, es geht möglicherweise auch darum, dass Dinge, die einem gut tun oder die man sich wünscht oder eigene Interessen finden und ihnen nachgehen, dass all das praktiziert und geübt werden kann. Im Grunde ist das sogar eine Lebensaufgabe für alle. Wer seine eigenen Bedürfnisse soweit vergraben hat, dass er die Frage schon bedrohlich empfindet oder ihm dazu nichts einfällt, der kann mit ganz einfachen Dingen anfangen, diese wiederholen und danach immer weiter gehen, sich steigern. Das ist möglicherweise der Grund, warum sie dir "Kaffe und Kekse" vorgeschlagen hat. Es sollte einfach ein ganz simples, lieb gemeintes Beispiel sein. Solche Vorschläge haben nicht die Absicht, "eine Lösung" zu sein, wenn man sie so auffasst, kann man sich gut und gerne auch beleidigt fühlen.
Ich wäre eher der Typ für den Teddybär, bei mir würde der sicher in kürzester Zeit reden. Das ist auch das Problem mit den Stofftieren meiner Hündin, die fangen alle irgendwann an zu reden und lange dauerts dann nicht, dass sie mit verreisen wollen oder sich schon Badehosen und Tauerbrillen besorgen. Die Hündin kuckt dann natürlich in die Röhre.
Solche Dinge können eine Möglichkeit sein, die dicke Schneedecke über dem eigenen Seelenleben zu lüften. So wie du es beschreibst, ist die Therapiesituation für dich allerdings so förmlich und kalt, dass sich die Schneedecke beharrlich weigert, zu tauen, ...sodass dich dabei solche Spielereien eher abschrecken, es ist albern. Ich würde ihr das so sagen und sie wird das wohl auch selber bemerken...dann könntest du diese Dinge eher für dich im Stillen ausprobieren, aber es muss halt praktiziert werden, nicht nur darüber nachgedacht, hierfür können auch Tagebuchschreiben oder das ganze Thema "Aussöhnung mit dem inneren Kind" (gibts Bücher) eine Möglichkeit sein oder ihr sucht eben beide mal etwas geeigneteres. Wenn mich jemand zum Lachjoga mitnehmen würde, würde ich mir auch an den Kopf greifen. Manchmal läuft einem auch etwas über den Weg, wenn man nicht damit rechnet.
Man rechnet mit Anforderungen, mit Erwarungen, mit Verletzungen, Anfeindungen, damit, sich lächerlich zu machen...das ist doch der Grund, warum sich diese Schneedecke erst bilden musste. Die Frage ist hier vielleicht, möchte ich da raus und gehe ich immer wieder mal das Risiko ein, verletzt, enttäuscht, ausgelacht... zu werden. Man kann sich für eine Art Vertrauensvorschuss entscheiden, man kann auch Methoden erlernen, um neuerliche, auftauchende Anfeindungen anders abzuwehren, als mit einer dicken Schneedecke. Es gibt einfache Methoden, die einem auch bei neuen Verletzungen nicht das spielerisch-leichte Leben kosten. All das hat mit Übung zutun, mit Lebenspraxis. Die Therapie soll dir hier kleine Hilfestellungen, Ideen mitgeben um wieder den Anfang zu finden. Wenn ich mir vom Feld eine Sonnenblume klaue und die vor der Haustür in eine Vase stelle, freue ich mich. Wenn man tief in einer depressiven oder überlasteten Phase steckt, kann man mit sonem Firlefanz nichts anfangen. Eigene Interessen, Ideen, Wünsche, Pläne, grundlose Freude... haben die Eigenschaft, dass immer das aktuellste erst erfüllt sein muss, damit sich das nächste zeigt. Sich zeigt... ohne Mühe. Und dort findet sich auch die Lebensfreude, die nicht unbedingt an Pläne, Sinn und Erfolge gebunden ist....
Hiob