Eßsüchtig

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Eßsüchtige_77
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Eßsüchtig

Beitrag Sa., 24.11.2007, 19:08

Wer von Euch ist denn noch alles eßsüchtig und wie geht Ihr damit um?
Hat jemand Erfahrung mit irgendwelchen Kliniken?
Meine Therapeutin hat mir gesagt das ich unbedingt in eine Klinik soll damit ich lerne damit umzugehn.
Hab aber irgendwie ein wenig angst vor allem :(
Bin 1,65 und wiege 138 kg ... ich soll mindestens 30 kg abnehmen ... nur mit der Sucht nicht einfach :(

LG ich

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twilight-zone
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 21:04

Hallo "Du" ,

ich glaube, direkt helfen kann ich dir jetzt nicht, aber Verständnis für deine Situation habe ich auf jeden Fall.
Als direkt eßsüchtig würde ich mich selbst nicht bezeichnen (jetzt jedenfalls nicht mehr), aber ich habe schon immer gern gegessen, wenn ich Langeweile hatte oder frustriert war. Ich hab so "Phasen", in denen ich richtig großen Appetit habe (aber überhaupt keinen Hunger) und dann auch alles mögliche (und viel) esse. Mittlerweile hat es sich aber schon gebessert, ich hab auch abgenommen, bin aber immer noch "etwas" füllig (so um die 90 Kilo). Vor ca zwei Jahren war ich richtig dick (hab mich auch nicht auf die Waage getraut). Ich kenne diesen Teufelskreis, in dem man steckt und weiß, wie schwierig es ist, damit umzugehen. Mir ist auch aufgefallen, dass dieses Thema mit der Eßsucht von den meisten Leuten nicht für voll genommen wird und übergewichtige Leute als faul dargestellt werden und es heißt, sie würden sich einfach gehen lassen... .
Macht deine Therapeutin mit dir so eine Art Suchttherapie (wird da auch beleuchtet, warum du essen musst), oder geht es nur oberflächlich darum, "richtig essen" zu lernen?
Wie sieht denn so dein Tag aus, wann isst du und wieviel?
Meine Familie hat auch gute Erfahrungen mit Weight Watchers gemacht, da hat man ein Punktesystem, d.h. allen Nahrungsmitteln werden Punkte zugeteilt (z.B. hat ein Brötchen drei Punkte) und du hast dann eine bestimmte Anzahl an Punkten zu Verfügung, die du am Tag essen darfst. Du darfst auch alles essen, was du willst, es darf dann halt nicht über deine "Punktzahl" hinausgehen. Ich weiß jetzt aber nicht, wie angebracht das bei einer Sucht ist...
Jedenfalls ist dieses System keine richtige "Diät" in dem Sinne, sondern es geht darum, zu lernen, im richtigen Maß zu essen. Will jetzt auch keine Werbung machen ...
Wovor genau hast du Angst?

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cremoso
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Beitrag Do., 29.11.2007, 09:28

Hallo!

Mir ist so in den letzten zwei Wochen und durch einen Besuch biem Arzt mal bewusst geworden das ich immer mehr zunehme. Grund liegt wohl darin das ich immer essen muss. Ich hab keinen Hunger und mir scheint auch nicht mal langweilig zu sein. Obwohl ich bei langeweile auch esse. Ich wüsste nicht mal mehr wie sich ein Hungergefühl anfühlt.
Irgendwie mache ich mir da schon sorgen. Ich hab schon versucht bewusst nichts zu essen, aber der Drang ist dann so extrem groß das es nicht geht und ich doch zum Kühlschrank renne. Ich hasse das...
Ich denke das ist ne reine Kopfsache, aber spätestens am Abend dann (auch ohne jeglichen Hunger) mampfe ich rein. Habs zwar den ganzen Tag dann ohne Zwischenfressen ausgehalten aber dann gehts absolut nicht mehr. Mein Körper hat sicherlich kein Bedürfniss danach, aber mein Kopf irgendwie und ich wüsste nicht wie ich das eventuell abstellen könnte.

Kennt das vielleicht noch wer?

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Flo384
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Beitrag Do., 29.11.2007, 18:45

Hallo!

Ich kenn das Problem auch ziemlich gut. Oft kommt dieser "Überfall" wie ein Blitz und das einzige was man im Kopf hat, ist der Drang zum Kühlschrank zu gehen. Und schließlich kommt dann noch das Schuldgefühl hinzu: schon wieder so viel "gefressen". Die Anderen sind sportlich, aktiv, attraktiv und ich mach mir hier einen Hängebauch vorm Fernseher!Toll!. Es war oft auch schon so extrem, dass ich Magenschmerzen bekommen hab und Übelkeit und all das.


Eigentlich ist es ja ein aggressives Verhalten. (Stellt euch mal vor, wie die Lebensmittel vor Schmerz schreien würden, wenn sie Gefühle hätten! )

Ich hab mal ein bisschen recherchiert und bin dann so auf Regionen im Gehirn und deren Prozesse etc. gestoßen.
Kurz:
Ein Essanfall wird von einem im Gehirn gespeicherten aggressivem Verhaltensmuster gesteuert, welches wir aus der Zeit der Jäger und Sammler vererbt bekommen haben. Aggressive Impulse ,wie etwa Zubeißen, waren damals lebensnotwendig um sich zu verteidigen und um zu Überleben wenn z.B. ein Tier o.ä. angegriffen hat (Obwohl das menschliche Gebiß sicher nicht mit dem eines Säbelzahntigers konkurrieren konnte... ).

Der Brückenschlag zur heutigen Zeit:
(ist eher so meine eigene kleine "Theorie", also alles andere als feststehend und erwiesen.)
Im Laufe eines stressigen Arbeitstages, gibt es sicher genug Situationen, wo man am liebsten mal "Losbrüllen", sich verteidigen und "Zubeißen" möchte (wenn man zum Beispiel unschuldig vom Chef, dem "Säbelzahntiger", angeschrien wird....), und dieser Impuls äußert sich dann eben, wenn man am Abend heimkommt und einen Kühlschrank in der Wohnung stehen hat (Ist alles sehr theoretisch, ich weiß, aber ich finde das Thema interessant).
Bei mir ist es eigentlich immer ein Zustand der Aspannung, der den Drang zum Kühlschrank begleitet. Und was noch auffällt: Während ich schlinge kann ich nicht nachdenken. Ich muss erst aufhören zu essen, und dann schaltet sich mein Denkapparat wieder ein.
Dann nämlich kann ich versuchen mich zu erinnern, was mich den heute vielleicht geärgert, gereizt und überfordert hat und versuchen gewissen Situationen eine andere Priorität zu geben, die mich nicht mehr so aufregt. Auf Deutsch: Let it be... Schwamm drüber...



@ Eßsüchtige_77:
Vielleicht sind das für dich ein paar Denkanstöße...

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Eßsüchtige_77
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Beitrag Mo., 03.12.2007, 15:10

hallo
hm ja hört sich ganz gut und sinnvoll an.
Bei mir ist nur das Problem das ich nicht arbeite... nur zu hause bin alleine alles nicht so klappt wie ich es gerne hätte... mein tagesablauf ganz anders aussieht wie von anderen leuten... man kann sagen eine zeitverschiebung :(

Ich weiß nicht wie ich da so rauskommen soll.

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Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 03.12.2007, 15:34

Eßsüchtige_77 hat geschrieben:hallo
Bei mir ist nur das Problem das ich nicht arbeite... mein tagesablauf ganz anders aussieht wie von anderen leuten... eine zeitverschiebung :(
Ich weiß nicht wie ich da so rauskommen soll.
Hallo!

Da kommst Du raus, indem Du aktiv wirst; ohne das gehts kaum. Mach Dir einen Tagesplan. Rausgehen sollte 2 x täglich drin sein.

Ein strukturierter Tag ist in Deiner Lage superwichtig. Unter andere Menschen gehen auch!

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Thread-EröffnerIn
Eßsüchtige_77
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Beitrag Mo., 03.12.2007, 18:06

Ja aber genau da liegt mein problem.
übers netz fällt es mir nicht schwer Leute kennenzulernen und erzähle auch immer ehrlich gleich über meine Probleme... obwohl das ja kein muss wäre... aber wenn ich raus gehe habe ich immer das gefühl das über mich getuschelt wird... obwohl ich gewiss bei den leuten nicht gesprächsthema 1 bin... aber ich habe das immer so im gefühl :(

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Flo384
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Beitrag Mo., 03.12.2007, 18:57

Hallo Eßsüchtige_77!


Bezüglich Tagesplan, Rausgehen:

Da kann ich nur recht geben. Ein gewisses Maß an Planung hilft enorm unter anderem auch deshalb, weil du dir Sachen vornimmst, und die können dich in schlechten, deprimierten Phasen ablenken bzw. dich sogar davor bewahren, weil du nicht so leicht zum Grübeln kommst.


Eßsüchtige_77 hat geschrieben:...aber wenn ich raus gehe habe ich immer das gefühl das über mich getuschelt wird... obwohl ich gewiss bei den leuten nicht gesprächsthema 1 bin... aber ich habe das immer so im gefühl :(
Meinst du da konkrete Personen, die du kennst, oder einfach nur Leute auf der Straße?
Unabhängig davon:
Es ist ein gutes Beispiel für depressives Grübeln. du machst dir Sorgen, über die Meinung der Anderen über dich, weil du glaubst, dass du nicht gut genug sein könntest oder so. Dieses Gefühl wird unter anderem auch durch einen chaotischen Tagesbalauf noch verstärkt, weil der ja nicht "normal" ist...
Je mehr du aber so herumgrübelst, desto chaotischer wird dein Tagesablauf, weil du ja zu nichts mehr kommst, vor lauter Grübeln.

Fang an Tage zu planen, (natürlich im richtigen Maß, weil Stress ist auch nicht wünschenswert).

Ich hab immer versucht, jeden Vormittag zumindest eine Sache in der Stadt bzw. außerhalb der Wohnung zu erledigen (Einkauf, Behörde, Postamt, Bank,...) Klar, machmal bin ich auch trotz Plan nicht hingegangen, aber nur selten.
Regelmäßiges kochen hilft auch für einen regelmäßigeren Tagesablauf.
Nachmittags hatte ich dann immer so zwei, drei Tv-Serien gehabt, die ich gern gesehen habe. Das bringt auch Struktur in den Tag.

Einkaufen, Kochen, Sachen in der Stadt, ... das Alles gibt eine grobe Struktur für den Tag.
Hobbys füllen dann noch die zeitlichen Zwischenräume aus.
Es hängt auch von der Jahreszeit ab: Im Sommer etwa kann man Radfahren, Schwimmen, Skaten,....


Ich musste mich manchmal wirklich hinsetzen und überlegen, was ich denn morgen machen müsste, aber auch könnte! (Es sollen ja nicht nur Verpflichtungen sein, sondern auch Lebensfreude ist gefragt) Manchmal muss man eben auch nachdenken, was einem Spaß machen kann und wird.

Wenn du so gewisse Regelmäßigkeiten entwickelst, dann wird auch das mit dem vielen Essen besser, weil du nicht mehr die Zeit dafür hast.


Eßsüchtige_77 hat geschrieben: Hat jemand Erfahrung mit irgendwelchen Kliniken?
Meine Therapeutin hat mir gesagt das ich unbedingt in eine Klinik soll damit ich lerne damit umzugehn.
Meinst du da Kliniken speziell für Essstörung oder Psychiatrie im Allgemeinen?

Na jedenfalls kann dir eine Klinik bezüglich der Tagesstruktur und so wirklich Hilfe geben, weil du dort eine vorfindest. Du wirst geweckt, es gibt regelmäßige Mahlzeiten, oft auch Hausdienste, therapeutische Grupppen, Visiten, ....
Wenn du das Gefühl hast, dass du es allein nicht schaffst, dann trau' dich ruhig dorthinzugehen, du kannst ja auch nur für ein unverbindliches Gespräch hin, oder Erstkontakt und so... Musst ja nicht gleich stationär aufgenommen werden...
Wenn du diesbezüglich Fragen hast, freue ich mich sie dir zu beantworten.

lg
Flo384

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Eve...
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Beitrag Di., 04.12.2007, 11:55

Flo beschreibt gut, wie es mit den Tageplänen ausschauen kann.

Es sollen im übrigen "Leitplanken! sein und keine Fesseln. Also keine Angst haben davor, Du MUSST Dich ja nicht zwingend nach dem jeweiligen Plan richten...

Klinikaufenthalt könnte in dem Zusammenhang ein guter Einstieg sein, die Angst vor anderen Menschen zu verlieren! Ein gewisser Zwang ist HIERBEI sogar ganz gut, meine ich; sonst kommst Du eventuell nicht aus der Hütte - im übertragenen und wörtlichen Sinn

Eve

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