Komme mit dem Tod meiner Mutter nicht zurecht

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Lovolana
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Komme mit dem Tod meiner Mutter nicht zurecht

Beitrag Di., 12.07.2016, 00:24

Liebes Forum,
Ich habe sowas noch nie gemacht und finde die Vorstellung anonym, anonymen Menschen in der Welt von meinen Problemen zu erzählen und diese um Rat zu bitten etwas eigenartig. Dennoch ist es vermutlich gerade genau das was ich brauche - mal mit Unbekannten, Unbeteiligten darüber reden..
Ich bin 17 Jahre alt und habe vor gut 8 Monaten meine Mutter verloren. Sie starb nach einem zweijährigen Kampf gegen den Krebs. Da die Ärzte uns schon prophezeit hatten das der Krebs unheilbar ist, hatte ich wenigstens die Möglichkeit mich bereits darauf vorzubereiten. Was es allerdings nicht wirklich leichter macht..
Die Zeit in der wir gegen ihren Krebs kämpften war für uns alle eine oftmals harte Zeit und gegen Ende hat man sich für Sie und für sich selbst schon fast gewünscht es wäre nun bald vorbei, doch als es dann soweit war, wünschte man dann doch es wäre nie zu Ende gegangen. Meine Mutter war eine wie sie sich jedes Kind wünschen würde.. Sie war nicht nur Mutter sie war auch der beste Freund, sie war eine Kämpfer Natur und sie Kämpfte bis zum Schluss, für mich und meinen Bruder. Wir waren ihr ein und alles und für uns hat sie alles getan. Sie war mein Zuhause zu dem ich immer Heim kehren konnte, sie war die die immer auf mich gewartet hat, immer die die mich auffing egal was ich anstellte, immer die die mich besser kannte als jeder andere und in der ganzen Zeit der Krankheit wurde mir nie wirklich bewusst was das eigentlich bedeutete. Ich habe diese Krankheit nie richtig an mich heran gelassen und hatte oftmals nicht genug Zeit für sie und war oft gemein obwohl das das letzte war was sie verdient hatte. Ich kann mir das selber nicht erklären und ich schäme mich fürchterlich dafür, könnte ich die Zeit zurück drehen würde ich so vieles anders machen. Ich habe das Gefühl ich hätte ihr nicht genug von dem was sie verdient hätte zurück gegeben..
Es fällt mir so schwer ohne sie zu leben, ich wohne jetzt bei meiner Tante und ich bin sehr froh und dankbar dafür, dass sie mich aufgenommen hat, allerdings habe ich hier nicht wirklich die Möglichkeit das Geschehen zu verarbeiten..
Hier in meinem neuen "Zuhause" herrschen ganz andere Werte, Regeln und Normen als es bei meiner Mutter der Fall war. Sie fragen nicht wie es mir mit dem Tot und dem Geschehen geht, hier muss ich weitgehend funktionieren. Hier habe ich kein Gefühl der Geborgenheit und ich fühle mich als hätte ich zusammen mit meiner Mutter einfach alles verloren, den einzigen Menschen verloren der mich so nimmt und liebt wie ich bin, ja meinen Rückzugsort verloren - mein Zuhause verloren. Ich weiß nicht wie ich das alles verarbeiten soll, ich stecke mitten in den Vorbereitungen fürs Abitur und hier wird mir so ein Druck von allen Seiten gemacht das ich manchmal einfach platzen könnte.. Nun habe ich gerade Ferien und etwas Zeit für mich, jetzt kommt das erste mal seid langem alles wieder hoch .. Die ersten Wochen und Monate waren sehr hart klar, aber mittlerweile hatte ich das Gefühl ich komme damit ganz gut zurecht.. Nun denke ich eher das ich das ganze einfach nur verdrängt habe.. Ich fühle mich so unheimlich leer und so fehl am Platz, als hätte ich meinen inneren Kompass verloren .. Die einzigen die mir damals und auch heute noch sehr helfen sind meine Freunde, aber ich merke das mich eine unheimliche Angst des Verlustes begleitet.. Durch den Tot meiner Mutter wurde mir einfach bewusst das alles vergänglich ist, selbst das von dem man glaubt es bliebe für immer. Ich habe nun fürchterliche Angst Menschen und Personen die mir in meinem Leben wichtig sind zu verlieren, was vermutlich auch damit zusammen hängt das mich kurz nach dem Tot meiner Mutter mein Freund und meine erste große Liebe verlassen hat, da er mich anscheinend nicht mehr lieben würde..
Das hat nun vielleicht nichts mit dem Thema zutun aber wie sich einige von euch vielleicht vorstellen können hat mir das direkt ein zweites Mal den Boden unter den Füßen weggerissen und die Mutter bei seinem ersten Liebeskummer nicht dabei zuhaben ist auch verdammt hart .. Meine Seele schmerzt einfach so sehr, mein Herz blutet jeden Tag und ich fühle mich einfach furchtbar.. Alle erwarten etwas von mir aber ich selbst merke einfach das ich nicht mehr kann.. Das ich nicht mehr die alles ertragende und das starke Mädchen sein kann..
Kann mir jemand sagen wie ich die Sache nun besser verarbeiten kann oder wie ich mit meiner Lebenssituation besser umgehen kann oder sollte ?

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Fundevogel
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Beitrag Di., 12.07.2016, 21:11

Liebe Lovolana,

erstmal - willkommen im Forum!

Es tut mir sehr leid, dass du deine Mutter in so jungen Jahren verloren hast.

Ich finde du machst schon alles richtig, Trauern braucht Zeit und es braucht Zeit, sich auf die neuen Lebensumstände einzustellen. Das würde jedem schwer fallen. Ich glaube, man kann nur dann wieder stark sein, wenn man auch mal weinen kann und schwach sein und mit jemandem reden und sagen wie weh das tut.

Vielleicht findet sich ja jetzt in den Ferien auch mal eine gute Gelegenheit mit deiner Tante zu reden; für sie ist das auch eine große Umstellung und vielleicht ist sie selber gestreßt oder unsicher oder beides und will alles richtig machen mit dir. Vielleicht erwartet sie ja gar nicht so viel Funktionieren wie du glaubst und meinte, sie würde dir helfen, indem sie Struktur gibt oder so ...?

Lebt dein Bruder eigentlich auch bei euch, wie geht es ihm damit und kannst du mit ihm reden? Was ist mit Vater, Großeltern, Freundinnen bei denen du dich ausweinen kannst und die dir zuhören?

Gibt es Pläne für die Ferien, fährst du weg oder ist Erholung angesagt? Ich hoffe, du hast nicht alles mit Lernplänen fürs Abitur zugepflastert. Das war alles auch großer Streß und du solltest dich auch erholen.

Liebe Grüße
Fundevogel

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Lovolana
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Beitrag Mo., 01.08.2016, 18:32

Hallo Fundevogel,
Ich freue mich sehr über deine Antwort und bin dir sehr dankbar, dass hat mich sehr zum nachdenken gebracht..
Momentan verschlimmert sich das Gefühl des unerwünscht seins, ich habe das Gefühl ich bin mehr eine Belastung als irgend etwas anderes. Zufrieden und nett sind sie nur dann zu mir wenn alles so läuft wie sie es sich vorstellen.. Meine Tante ist vielleicht weniger das Problem, man könnte mit ihr reden und ich würde mich vermutlich gut mit ihr verstehen. Mein Onkel jedoch, redet nicht einmal mit mir und wenn er es tut dann nur wenn er an mir etwas auszusetzen hat. Ja ich war gerade mit meinen Freunden im Urlaub und bin vorgestern wieder gekommen.. Und auch das war wieder mal sehr schwer. Zu sehen wie meine Freunde sich auf ihre Familie gefreut haben und sie sich auf sie hat mir das Herz gebrochen da sich von meiner Familie nicht einmal jemand dafür interessiert hat das ich wieder da bin, wie und ob ich gut nachhause komme.. Im Gegenteil als ich wieder kam hatte ich das Gefühl ich bin absolut nicht willkommen .. Ich wäre gerne zu meiner Mutter nach Hause gekommen aber hier würde ich am liebsten einfach nur weg .
Mein Bruder ist viel älter als ich und wohnt alleine, mit ihm kann ich gut darüber reden, allerdings muss ich für ihn mehr da sein als er es für mich sein könnte..
Mein Vater wohnt in Südafrika und ich sehe ihn nur 2 mal im Jahr.. Was ebenfalls schwierig für mich ist. Großeltern habe ich auch keine mehr, da sie alle verstorben sind.
Ich weiß momentan nicht wie ich mit dieser Hilflosigkeit, dem Leistungsdruck und der Einsamkeit die ich momentan verspüre umgehen soll.
Lieben dank für deine Antwort und liebe Grüße,

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Nico
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Beitrag Di., 02.08.2016, 07:33

Wäre denn Südafrika keine Option für dich ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Lovolana
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Beitrag Di., 02.08.2016, 23:32

Bin in meinem bisherigen Leben schon 4x umgezogen, dass ist nicht immer leicht und ich stecke mitten im Abitur. Ich denke das würde es alles noch schwerer machen.

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Nico
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Beitrag Mi., 03.08.2016, 06:21

Ja klar nicht jetzt sofort, aber nach dem Abi ?
Und mit der Perspektive der baldigen Veränderung lässt sich die derzeitige Situation eventuell leichter ertragen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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