Ich kann schwer 'nein' sagen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Nusserl
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Ich kann schwer 'nein' sagen

Beitrag Fr., 23.11.2007, 11:01

Wie der Betreff schon sagt, fällt es mir manchmal schwer "nein" zu sagen.

Bei einer Freundin ist es sehr extrem. Als wir beide Single waren, sind wir meistens von Donnerstag bis Samstag jeden Abend weggegangen. Das war am Anfang sehr lustig, aber mit der Zeit wollte ich auch einmal Zuhause bleiben, weil ich gemerkt habe, dass ich eigentlich lieber Daheim gemütlich vorm Fernseher sitze, als immer Halli Galli erleben. Bei der Freundin ist es aber nicht so. Wir sind da sehr verschieden. Ich bin eher der Familienmensch und sie möchte keine Kinder haben usw.
Da sie aber meistens weiß, wie sie ihre Meinung und Vorhaben durchsetzen kann und ich harmoniebedürftig bin, habe ich die letzten Jahre den Fehler gemacht, dass ich meistens dann doch das gemacht habe, was sie wollte. Es ist so, dass ich schon gerne was mit ihr unternehme, aber ich würde mich auch freuen, wenn wir uns gemütlich am Nachmittag auf einen Kaffee treffen oder einfach nur shoppen gehen, aber sie sieht ein Treffen mit mir so, dass es auf alle Fälle bis spät in der Nacht enden muss. So wie wir es eben immer schon getan haben.
Es ist nicht so, dass ich es ihr noch nie gesagt habe, vorallem zu unserer Singlezeit habe ich mit ihr darüber gesprochen, aber ich habe leider kein Talent, meine Gedanken in richtige Worte zu fassen und war dann immer gleich verunsichert, wenn sie mir schroffe Antworten gegeben hat oder beleidigt war, weil ich ihr erklärt habe, dass ich lieber an dem Abend faulenze als bis in die Puppen weggehe. Sie nimmt Absagen persönlich und ist von mir (leider) gewohnt, dass ich mitziehe.
Mittlerweile haben wir beide jeweils eine Beziehung und da ist das schon besser geworden, aber ihr Freund und sie sind eher diejenigen, die nicht viel von gemütlichen Beisammen sitzen halten und sie sehen es als verschwendeten Abend an, wenn man "nur" am Abend was essen geht und dann wieder Heim fährt. Sie sind der Ansicht, dass man ja an Wochenenden ausschlafen kann, ich möchte aber (nicht mehr) lang weggehen und dann den nächsten Tag verschlafen, sondern da andere Dinge unternehmen.
Nur ist mein Problem, dass ich das nicht sagen kann, weil ich Angst vor der Reaktion habe. So finde ich dann manchmal Ausreden, warum ich keine Zeit habe, aber wäre es nicht viel "gesünder" die Wahrheit sagen zu können?
Das ist leider eine Angewohnheit die mir generell schwer fällt. Nicht nur bei besagter Freundin, aber bei ihr ist es eben sehr extrem.

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Sabrina187
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Beitrag Fr., 23.11.2007, 11:53

Hallo Nusserl..
Ich kenn das Problem nur zu gut!!! Ich kann auch nur sehr schwer nein sagen...finde dann lieber Ausreden!!
Im Grunde kann ich dir noch net mal nen Rat geben, wie du das in den Griff bekommen könntest, da ich es selbst in den ganzen Jahren nicht geschafft habe!!
Ich würde auch nicht sagen das es an mangelndem Selbstbewusstsein liegt, denn davon hab ich nun wirklich genug...eher daran, das ich den Menschen ungern vor den Kopf stosse (besonders weil mir jeder immer so schnell leid tut...), dann lieber Klein bei gebe!!
In manchen Situationen kann das sehr anstrengend sein und vor allem Riskant!! Denn im Grunde ist man weder zu sich, noch dem anderen Gegenüber ehrlich!!!
Mein Freund hat da ein richtiges Problem mit...weil er sagt ich sei einfach zu nett und soll ma meinen Kopf durchsetzen!!Is aber einfacher gesagt wie getan...Aber ich hab zumindest schon mal gelernt, bei den Dingen nein zu sagen, die mir persönlich nur Ärger bringen!!!
Und du solltest vielleicht Deine Bedürfnisse in den Vordergrund stellen...Es ist keine Schande Deiner Freundin zu sagen, dass du keine Lust mehr aufs Feiern hast!!!Das is ne normale Entwicklung würde ich sagen und besonders wenn man in ner Beziehung ist!!
Wenn sie ne wirklich Gute Freundin ist, respektiert sie deine Meinung!! Sie wird vielleicht erst mal geschockt sein, weil sie das ja von dir nicht gewohnt ist...trotzdem denke ich sollte eine Freundschaft dadrüber stehn!!!
Liebe GRüße, Sabrina
Sei du selbst - steh zu dir
Die Wahrheit wird gelebt und nicht doziert
Du bist, was du warst und du wirst sein, was du tust
Beginne dich zu lieben und du findest, was du suchst

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Nusserl
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Beitrag Fr., 23.11.2007, 13:00

Ich glaube auch nicht, dass ich zu wenig Selbstwertgefühl habe. Zumindest nicht in allen Situationen. Ich würde mir zB nie von meinem Freund auf der Nase rumtanzen lassen, weil ich das bei meinem Ex-Freund zugelassen habe und aus diesen Fehlern gelernt habe. Das ist auch mein Problem, dass ich mir immer zu lange etwas gefallen lasse und mich erst währe, wenn es zu spät ist. Aber aus solchen Fehlern lerne ich dann meistens.

Da hast du recht, dass eine Freundschaft da drüber stehen soll, ich bin mir nur nicht sicher ob das auch bei unserer so ist. Denn meine Freundin ist zwar ideal, wenn es um Spaß haben geht, aber in gewissen Punkten wie "für jemanden da sein" schneidet sich nicht gut ab. Von dem her denke ich mir, ist unsere Freundschaft nicht gut für mich. Aber andererseits verbinden uns auch schon so viele lustige Erfahrungen. Aber nur ganz wenige, bei denen sie mir zur Seite gestanden wäre, als es mir mal nicht gut ging. Sie ist der Meinung, dass das Leben zu kurz ist um rumzusitzen und zu trauern oder um sich um jemanden zu kümmern, wenn er mal nicht herumtanzt sondern wenn es demjenigen schlecht geht. Ich möchte aber auch diese Freundschaft nicht aufgeben, weil ich schon zuviele Freundschaften aufgegeben habe, weil ich nicht sagen konnte, was ich will.

Manche sind Beziehungsunfähig ich bin Freundschaftsunfähig.

Denn auch wenn ich in letzter Zeit neue mögliche Freundinnen kennengelernt habe, hab ich mich immer zurückgezogen, sobald es mehr als nur oberflächiges herumgeplänkel war, weil ich befürchte, dass ich mein Bedürfnisse nicht mitteilen kann und ich wieder untergehe in der Freundschaft. Blöd, ich weiß aber ich kann da nicht anders.

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Nusserl
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Beitrag Fr., 25.01.2008, 13:33

Ich bin es von klein an so gewohnt, dass ich es meistens jedem recht machen möchte. Das war/ist in unserer Familie so üblich. Irgendwie denke ich dass ich ansonsten die anderen verärgere und sie mich "nicht mehr mögen".
Es ist so als ob man bei mir den Knopf an und ausschalten kann, jenachdem wann ich zur Verfügung stehen soll.
Die anderen gewöhnen sich natürlich daran und sind vor den Kopf gestossen, wenn ich dann doch einmal nicht immer da bin, wenn ich es soll oder mal etwas unternehmen möchte, wie ich es mir vorstelle. Und sobald ich merke, dass das die anderen in dem Moment stört, werde ich unsicher und versuche mein Verhalten zu entschuldigen.

Ich sage auch selten, wenn mich etwas stört. Vorallem wenn ich weiß, dass der andere schlecht mit Kritik umgehen kann. Irgendwann wird es mir meistens zu viel und ich ziehe mich dann total zurück und meistens ist es dann auch zu spät, dass ich dann noch ein normales Verhältnis zum anderen aufbauen kann und die Verbindung bricht ab. So sind schon viele Freundschaften von mir zu Bruch gegangen.

Im Grunde ist es ja nicht schlecht, wenn man klar macht warum man keine Zeit/Lust oder was auch immer hat, aber was kann ich machen, dass ich dabei nicht ein schlechtes Gewissen habe?!

Ich bin irgendwie nicht konflikfähig. Weiß jemand, wie man so was "lernen" kann? Ich versuche zwar immer wieder an mir zu arbeiten, aber falle oft wieder in mein altes Verhalten zurück.

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expat
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 04:59

Nusserl hat geschrieben: Ich bin irgendwie nicht konflikfähig. Weiß jemand, wie man so was "lernen" kann? Ich versuche zwar immer wieder an mir zu arbeiten, aber falle oft wieder in mein altes Verhalten zurück.
Vielleicht hast du asiatische Gene im Blut. In Thailand zum Beispiel wäre dein Verhalten das Normale.
Wenn du nun aber schon weiß, dass du nicht konfliktfähig bist, hast du ja schon den ersten Schritt
zur Besserung getan. Du bist aufmerksam geworden. Verlange aber nicht zu viel von dir. In eigene
Bedürfnisse hineinzuwachsen ohne Scheu vor Ablehnung durch andere kann dauern, wenn Abwehr
dem entgegen steht. Das "Lernen" muss ja auf emotionaler Ebene stattfinden.
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

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Gärtnerin
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 11:22

Nusserl hat geschrieben:Ich bin es von klein an so gewohnt, dass ich es meistens jedem recht machen möchte. Das war/ist in unserer Familie so üblich. Irgendwie denke ich dass ich ansonsten die anderen verärgere und sie mich "nicht mehr mögen".
Das ist zunächst einmal völlig normal. Als Kind warst du schließlich vollkommen abhängig von deinen Eltern. So war es schlichtweg eine Überlebensfrage, alles zu tun, damit dir deine Bindungspersonen zugeneigt bleiben. Normalerweise erfolgt allmählich ein Ablösungsprozess, der schon im Kleinkindalter beginnt, wenn das Kind anfängt, seine Umgebung zu erkunden und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Dass diese Ablösung funktionieren kann, setzt jedoch eine sichere Bindung an die Eltern voraus, d.h. die Gewissheit, jederzeit (z.B. in ängstigenden Situationen) zu ihnen zurückkehren zu können.

Wie war denn deine Beziehung zu den Eltern? Konntest du dir sicher sein, dass die Beziehung hält, egal was passiert? Oder warst du dir unsicher, hattest oft Angst, du könntest ihre Zuneigung verlieren, wenn du dich nicht angepasst verhältst? Konntest du mit deinen Problemen und Gefühlen jederzeit zu deinen Eltern kommen? Oder hast du alles mit dir selbst ausgemacht?

Vielleicht sind dir ja manche angepassten Verhaltensweisen aus der Kindheit erhalten geblieben, selbst wenn sie längst keinen Sinn mehr machen. Dass du dir das bewusst gemacht hast, ist schon einmal ein guter Anfang.

Mag sein, dass ich dich in eine ganz falsche "Ecke" einordne (ich gehe halt von mir selber aus... ), aber wenn es dich interessiert, dann beschäftige dich doch mal mit der Bindungstheorie von John Bowlby. Erste Infos findest du z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie. Ansonsten gibt es auch gute Bücher zu dem Thema, z.B. von Karl Heinz Brisch oder von Karin & Klaus Grossmann.

Liebe Grüße,
Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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lampe
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 21:35

Nusserl hat geschrieben:Im Grunde ist es ja nicht schlecht, wenn man klar macht warum man keine Zeit/Lust oder was auch immer hat, aber was kann ich machen, dass ich dabei nicht ein schlechtes Gewissen habe?!
Liebevoll Nein zu sagen heisst, das Nein zu begründen, aber nicht zu rechtfertigen. Begründen heisst, dem objektiven Grund zu sagen. Rechtfertigen heisst, dass man dabei ein schlechtes Gewissen hat. Wenn man etwas nicht begründet, dann kränkt man den anderen.
Nusserl hat geschrieben:Nur ist mein Problem, dass ich das nicht sagen kann, weil ich Angst vor der Reaktion habe. So finde ich dann manchmal Ausreden, warum ich keine Zeit habe, aber wäre es nicht viel "gesünder" die Wahrheit sagen zu können?
Wie Gärtnerin richtig sagt kann das aus der Kindheit kommen, wenn die Mutter mit Liebesentzug droht. Dann kann man als Erwachsener auch nicht nein sagen. Dann wird allerdings irgendwann der Körper Nein sagen, indem er krank wird. (vgl. Zeit haben heißt Nein sagen)
Nusserl hat geschrieben:Sie nimmt Absagen persönlich und ist von mir (leider) gewohnt, dass ich mitziehe.
Wenn man anfängt Nein zu sagen, wird man andere natürlich kurz vor dem Kopf stoßen, v.a. wenn sie gewohnt sind, dass man nie Nein sagt. Aber m.E. wird man nur respektiert, wenn man auch Nein sagt.

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expat
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Beitrag So., 27.01.2008, 05:41

Interessant ist der asiatische Weg. Die Selbstbewussten sagen "ja" und machen dann doch, was sie wollen.
Das war's
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Gefangener
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Beitrag So., 27.01.2008, 10:07

Hallo Nusserl, geht mir genau so.
Das Harmoniebedürfnis habe ich eigentlich nicht aus Idealismus, sondern aus Eigennutz - ist die Harmonie gesichert, lebt es sich für mich am bequemsten. Also sage ich "Ja", letztendlich nur aufgrund der Bequemlichkeit. Konflikte sind halt oft unangenehm.

Aber genau das müssen wir lernen, uns Konflikten zu stellen. Womöglich ist es hilfreich, sich zuerst kleinere Konflikte (wo nicht viel passieren kann) auszusuchen, um langsam das "Nein"-Sagen einzuführen und unserer Umwelt in kleinen Schritten langsam, aber sicher klar zu machen: Ich kann auch "Nein!" sagen, ich bin selbstbewusst!
Ich versuche immer mehr bei Dingen, die mich selbst angehen, bewusst für mich zu entscheiden und darauf zu sch***en, wenn ich anecke. Funktioniert langsam immer besser! Und ich fühle mich wohl dabei, hätte ich nie gedacht.
So erst erfährt man sich selbst, wenn man sich mal für seine eigenen Interessen einsetzt - das ist nicht egoistischer als andere, die das ja im Normalfall genau so tun.
Ausserdem fühlt man sich mehr aktiv lebend als wenn man ständig "Ja" sagt und so nur fremdbestimmt und passiv lebt, wie eine Marionette sich fühlend.


expat: Der Käfer im Avatar nervt mich!
Zuletzt geändert von Gefangener am So., 27.01.2008, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 29.01.2008, 20:00

Nusserl, das schlechte Gewissen kannst du sicher nicht einfach so abschalten. Du kannst nur üben, trotzdem "Nein" zu sagen und das schlechte Gewissen dabei auszuhalten. Vielleicht wird es ja mit der Zeit geringer, wenn du feststellst, dass keiner wegen deinem "Nein" schreiend wegläuft!
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Nusserl
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 14:47

Erstmal vielen Dank für eure vielen Antworten!

expat, assiatischer Herkunft hab ich nicht. Derzeit bin ich wieder an dem Punkt angereicht, wo "das Fass übergelaufen ist" und ich mich ständig rechtfertige. Nur geht das an den Mitmenschen vorbei. In dem Moment entschuldigen sie sich zwar für ein Fehlverhalten, aber durch die Gewohnheit behandeln sie mich immer wieder so als ob man "mit mir eh alles machen kann".

Gärtnerin, der Beitrag zu "Bindungstheorie" war sehr interessant. Ich konnte aber auf mich selbst keine richtige Beschreibung finden.
Auf meine Eltern konnte und kann ich mich immer verlassen. Das war nicht das Problem. Aber ich bin von ihnen erzogen worden, dass ich immer lieb und nett zu anderen sein soll. Das ist ja auch kein Fehler, aber es wurde mir immer vermittelt, dass ich es wenn möglich den anderen recht machen muss. Es wurde zwar nie wortwörtlich so gesagt, aber meine Eltern haben es mir so vorgelebt bzw. mir auch so geraten.
Eine Freundin (die auch meine Eltern gut kannten) hat sich zB nie bei mir gemeldet und wäre auf mich zugekommen, sondern hat immer nur erwartet, dass ich mich bei ihr melde und von mir aus auf sie zugehe. Als ich das auf die Dauer auch nicht einsah, hab ich mich irgendwann nicht mehr gemeldet und von ihr kam auch nichts. Als meine Eltern diese Freundin dann einmal getroffen haben, hat sie sich bei ihnen "beschwert" dass ich mich nicht mehr melde und ich soll doch mal wieder zu ihr kommen. Meine Eltern waren ganz der selben Meinung, auch als ich gemeint habe dass ja nicht nur ich mich immer um die Freundschaft bemühen muss sondern auch mal was von der besagten Freundin kommen kann.
Das ist eben einer der vielen Beispiele in denen mir meine Eltern das Gefühl gegeben haben, dass ich mich immer bei anderen fügig machen soll und das hab ich auch immer in mir drinn, wenn ich mal etwas mache was anderen nicht so passt. Dann hab ich immer ein schlechtes Gewissen oder mache es erst gar nicht.

lampe, genau damit hab ich noch mein Problem, dass ich mich immer rechtfertige wenn ich einmal "nein" sagen möchte. Und das ist für mich absolut schwierig.
Mit Liebesentzug hat mir meine Mutter eigentlich nie gedroht. Sie hat mir nur immer auch in ihrem eigenen Leben vorgelebt, dass man immer nur nett und freundlich und ja nicht anderen eine andere Meinung auftischt.
Danke auch für den Audio CD Tipp "Zeit haben heißt Nein sagen". Der kann bestimmt nicht schaden.

Gefangener, freut mich zu hören dass du es schön langsam schaffst "nein" zu sagen. Das kann ich mir gut vorstellen, dass man sich dann besser fühlt. Bei mir ist es derzeit noch so, dass wenn ich es mal wage "nein" zu sagen, dass mich dann ein irrsinnig schlechtes Gewissen plagt. Ich bleibe dann meistens schon auch dabei, aber leicht ist es nicht. Auch wenn es da oft um Kleinigkeiten geht. Ich drück dir die Daumen, dass du es weiterhin schaffst auch mal auf dich zu schaun.

Gärntnerin, da hast du bestimmt recht. Andere schaffen es ja auch warum dann nicht auch nicht auch ich?

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Nusserl
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Beitrag Mi., 21.01.2009, 13:26

fast ein Jahr später habe ich noch immer ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, wenn ich bei besonders einnehmenden Personen die gewöhnt sind ihre Meinung durchzubringen dagegen reden muss. Da habe ich regelrecht einen Adrenalinstoß in mir, werde rot, wie gelähmt und weiß nicht mehr wie ich argumentieren soll. Erst Stunden oder Tage später fallen mir die passenden Antworten ein.
In meinem Freundes(?)kreis gibt es da z.B. eine Person, die ich eigentlich mittlerweile nicht mehr als Freundin in dem Sinn bezeichnen kann, weil sie wenn es hart auf hart geht eigentlich noch nie auch an mich gedacht hat sondern immer ihre Wünsche durchbringen möchte und ich dann leider oft danebenstehe und mich entweder zurückziehe oder sogar das mache, was sie möchte. Dass es dabei nicht darum geht, sie zu ändern sondern dass ich mich selbst ändern soll ist mir wie gesagt schon klar.
Nur hört das nie auf, dass mir das immer noch so schwer fällt? Vorallem habe ich ihr immer wieder im laufe der letzten Monaten auch im Bezug auf andere gesagt, dass nicht immer jeder genauso leben möchte, wie sie sich das vorstellt, aber sie wundert sich trotzdem jedes Mal aufs Neue, wenn ich oder andere nicht so handeln, wie sie es gerne hätte. Wenn es z.B. um Familiengründungen geht, wo manche Leute dann andere Interessen bekommen, nicht mehr ständig wegzugehen und bis in die frühen Morgenstunden sich anzutrinken. Das ist aber bei ihr die Vorstellung einer perfekten Freundschaft. Das ich mich seit Jahren (auch ohne Familienbegründung) dagegen währe, ist ihr egal solange ich mitmache.
Sie hat noch dazu einen Lebensgefährten, der sie auch noch dabei unterstützt obwohl er manchmal selbst nicht der selben Meinung ist wie sie. So wie ich es eben leider auch oft genug tue.

Wie komm ich aus dem Teufelskreis heraus? Bis jetzt habe ich mich irgendwann immer mehr klammheimlich zurückgezogen (auch schon bei anderen solchen "Freundschaften").

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vita
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Beitrag Fr., 23.01.2009, 05:20

Hallo Nusserl,

wie ich deinem Thread entnehme, hast du nie vorgelebt bekommen, wie man so etwas macht und die gelernte Verhaltensweise verinnerlicht.

Ein guter Ansatz ist, dass du selber merkst, dass du nicht "richtig" nein sagen kannst. Rauskommen tust du meiner Meinung nach nur durch Übung. Beim echten nein-sagen sagst du nämlich tatsächlich "Nein, das möchte ich nicht." ohne weitere Rechtfertigung. Du musst auch nicht dein "Nein" durch großartige Erklärungen oder clevere Antworten zu gunsten deines Gegenübers abschwächen. Ein einnehmender Mensch könnte nämlich niemals einnehmen, wenn es nicht jemanden gäbe, der sich vereinnahmen lässt.

Natürlich werden die Menschen, die dich anders gewohnt sind, mit Befremdung reagieren und es ist durchaus möglich, dass dein Freundeskreis einmal aus anderen Menschen bestehen wird. Meistens ist es ja so, dass Menschen, die nicht "nein" sagen können, Freunde haben, die ständige "ja"-Sager dringend benötigen. Jedoch kannst du auf solche Leute getrost verzichten, sobald du merkst, dass sich deine Lebensqualität zu deinen Gunsten entwickelt.

Es gibt einen schönen Spruch: Wer nicht "nein" sagen kann, dem kann man auch kein "ja" glauben.

lg
vita

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Aditi
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Beiträge: 1089

Beitrag Fr., 23.01.2009, 17:05

Nusserl hat geschrieben:habe ich noch immer ein wahnsinnig schlechtes Gewissen,
hallo nusserl,
ich habe deinen thread nur überflogen und diese aussage blieb bei mir hängen, deswegen vorweg, ich mag mich nur auf diese aussage beziehen, weil dieses "schlechte gewissen" auch für mich ein wichtiges thema war und manchmal noch immer ist.
jedes ding - und somit auch das schlechte gewissen - hat mindestens zwei seiten. ein schlechtes gewissen hinterlässt ein ungutes gefühl einerseits und andererseits schützt es dich. ich konnte aus dieser spirale aussteigen, als ich mich BEWUSST entschieden hatte z.b. für ein "nein". ich machte mir klar, dass, wenn ich mich z.b. jetzt für diesen weg (kann ein verhalten, eine aussage, was auch immer sein) entscheide, ich das für mein gewissen tu, dass sich dadurch weniger bedroht fühlt (also besser). dadurch fühlte ich mich nicht mehr als opfer und interessanterweise fiel es mir dann ganz leicht "nein" zu sagen, ohne schlechtes gewissen.
habe ich das jetzt nachvollziehbar formuliert?
also, indem ich mir bewusst gemacht habe, dass es in wirklichkeit nicht um den anderen geht, sondern um mein schlechtes gewissen, konnte ich (aus der opferrolle) aussteigen.

mlg
aditi


Aeriala
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Di., 22.02.2011, 00:12

Hallo,

ich hab' mich hier angemeldet, weil ich sozusagen austherapiert bin und ich gerade mit meinen abgedrehten Gedanken keine anderen Leute belästigen will. Also ich bin schon seit über einem Jahr nicht mehr in Therapie. Ich war magersüchtig und mal ziemlich weit im Untergewicht, war zwei Mal in der Klinik und danach/dazwischen ambulante Therapien. Also ich hab' alles gemacht, um gesund zu werden und hab' jetzt auch ein relativ "normales" Essverhalten, glaube ich. So viel zur Vorgeschichte.
Aber irgendwie habe ich aus dieser Zeit eine komische "Spätfolge" zurückbehalten. Ich bin in einer Beziehung. Das Problem ist jetzt, dass ich nie: "Nein!" sagen kann, wenn mein Partner mich fragt, ob ich etwas essen möchte, ob wir zusammen essen wollen etc. Das hört sich jetzt vielleicht merkwürdig an, vor allem weil ich mal magersüchtig war.
Aber ich habe Angst, dass wenn ich nicht mit meinem Partner esse, er sich irgendwie schlecht fühlt, vor allem weil er gerade versucht abzunehmen. Ich habe dann irgendwie Angst, dass er auf mein diszipliniertes Essverhalten eifersüchtig wird, weil ich ihm quasi dadruch vorhalte, dass ich es schaffe abzunehmen und nichts zu essen. Zusätzlich habe ich irgendwie Angst ihn total zu enttäuschen, wenn ich mal nichts mit ihm esse usw. Ich schaffe es einfach nicht mich da abzugrenzen. Außerdem habe ich Ansgt, dass er mir dann unterstellt, ich hätte ein Problem mit dem Essen und sich dann in meine Essverhalten einmischt. Dadurch, dass ich irgendwie das Gefühl habe, dass ich die Kontrolle verliere (weil ich ja nicht "Nein!" sagen kann), denke ich schon wieder an's Abnehmen. Ich muss dazu sagen, dass ich in dieser Beziehung dann auch zugenommen habe. Auf jeden Fall komme eben wieder diese alten Gedanken zum Thema Essen zurück. Ich hab' dann immer das Gefühl, dass ich das was ich zuviel esse (weil ich nicht "NEin!" sagen kann) zumindest wieder ausgleichen muss.
Vermutlich hört sich das jetzt ziemlich bescheuert an und ich find's ja auch selbst bescheuert. Aber in den Situationen, wo ich dann mit ihm esse, obwohl ich gar keinen richtigen Hunger habe, fühle ich mich dann wie dazu gezwungen, als ob mich jemand zum Essen zwingt, das Essen in meinen Mund stopft, das erzeugt dann manchmal so eine Anspannung, dann könnte ich fast heulen. Außerdem ist er auch gern Sachen, die wirklich viele unnötige Kalorien haben (Chips usw.)
Ich habe auch echt schon überlegt, mich von ihm zu trennen, nur damit ich wieder so essen kann, wie ich will. Ich dann einfach vollkommen frei bin.
Was ich aber in Wirklichkeit nicht machen würde, weil ich ihn liebe und eine Trennung für mich nicht in Frage kommen würde. Es wäre ja auch bescheuert.
Zu meiner alten Therapeutin kann ich leider nicht gehen (weil ich umgezogen bin) und zu einer neuen möchte ich nicht. Also bitte keine Ratschläge, dass ich weiter Therapie machen soll, damit kann ich im Moment nichts anfangen. Therapie würde mich ja auch wieder einschränken. Und das kann ich momentan nicht ertragen.
Also, ich denke, dass Problem würde verschwinden, wenn ich auch mal "Nein!" sagen könnte. Deshalb ist eigentlich meine Frage, wie ich mich besser von den Wünschen, Vorschlägen meines Partners abgrenzen kann.

Viele Grüße
Aeriala

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