Identitätskrise..wohin soll ich gehen? (W,21)

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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Anabel91
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Identitätskrise..wohin soll ich gehen? (W,21)

Beitrag Do., 28.02.2013, 19:31

Guten Abend liebe Community,

bin schon länger mitlesend mit dabei hier im Forum, seit längerem leide ich jedoch auch schon an einem zähen Problem, das mich chronisch quält...

Kurz zu mir, ich bin 21, sehr introvertiert, und ein echter "Sicherheitsmensch", das ist fast zwanghaft so.

Mein Hauptproblem ist allerdings, dass ich nicht weiß, wer ich wirklich bin und vor allem, was ich beruflich "wirklich" gerne machen möchte/kann. Als ob meine innere Bauchstimme verstummt wäre, wie eine RIESENBLOCKADE in mir. Natürlich habe ich mittlerweile sämtliche Berufsberatungen/Talenteprofile/Fachliteratur etc hinter mir.

Ich bin nun bereits im 3.Jahr Studentin, hatte zu Beginn des Studiums eigentlich recht viele Erfolgserlebnisse und fühlte mich ganz wohl.Bald jedoch kamen mir große Sorgen bezüglich Berufsabsicherung und auch Neigung. 3 Semester später kamen immer mehr Zweifel hinzu und ich wechselte in ein neues Fach. nun bin ich im 2.Studienjahr des neuen (arbeitsmarktmäßig "sichereren" Studiums) und noch immer/wieder unsicher. Obwohl ich versuche,es weiterzubringen so gut es geht, schaffe ich seit einem halben Jahr keine einzige Prüfung mehr. Das macht mir schrecklich zu schaffen, denn ich weiß nicht, warum.
Zugegeben, es ist ein wahnsinnig lernintensives, schwieriges Fach mit komplexer Materie. Auch einfachere Prüfungen fallen mir schwer, nach monatelanger, intensiver Lernarbeit.

Langsam glaube ich,dass es diese Riesenblockade in mir drin ist,die mich scheitern lässt. Es fühlt sich an, als drehte ich mich bloß im Kreis, weil ich mir einfach in allem unsicher bin. Vielleicht ist es auch eine "innere Abwehrhaltung", die ich unbewusst widerwillens bezwingen will. Ich denke, ich habe mich bereits verloren.

Mittlerweile ist dadurch auch mein Selbstwert am Nullpunkt, vor allem wenn Freundinnen mir von eigenen Erfolgen vorschwärmen, nach welchen ich bereits zu lange hungere. Mein Freund ermutigt mich immer wieder zu einem erneuten Wechsel des Studiums, jedoch habe ich davor einfach zu viel Angst, vor allem vor meinen eigenen Eltern und der Meinung der Anderen. Und was, wenn ich erneut scheitere, oder das Probem ganz woanders liegt? mit fast 22 kann ich auch nicht mehr so einfach "über probieren studieren" denke ich.

Die Orientierungskrise greift in andere Bereich über -> In der Arbeit fehlt mein Selbstbewusstein schon sehr, hab eine regelrechte Sozialphobie entwickelt, die mir in fast allen Bereichen des Lebens im Weg steht- von meinem Studium über meinen Arbeitsplatz bis hin zu meiner Beziehung mit meinem Freund, der für mich trotzdem der wichtigste Mensch in meinem Leben ist.


Ich habe nun Angst;
Angst vor dem Scheitern, Angst vor neuen Ufern, Angst vor der Meinung anderer und Angst vor Anderen.Angst davor, meinen Job zu verlieren und mich immer mehr von meinem Freund zu distanzieren..

Ich weiß nicht weiter.. was kann ich tun?

Bin für jeden Ratschlag dankbar...

Anabel

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Dornenlos
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Beitrag Fr., 01.03.2013, 12:43

Hallo Annabel,

mir geht es ähnlich wie dir. Nur bist du meiner Meinung nach weiter als ich.

Ich bin mittlerweile 26 Jahre als und habe meinen Weg auch noch nicht wirklich gefunden. Nach dem Abi habe ich eine Ausbildung gemacht, die ich zwar abgeschlossen habe, aber in dem Beruf weiter arbeiten wollte ich nicht, weil es mich überhaupt nicht glücklich gemacht hat. Also nahm ich mir ein Jahr Auszeit und ging ins Ausland. Auch in dieser Zeit konnte ich mich nicht festlegen und hatte jede Woche eine neue Idee, was ich studieren könnte. Die Ausbildung habe ich übrigens auch nur gemacht, um einen Rückhalt zu haben, falls ich das Studium nicht schaffen sollte.

Nach dem Jahr überbrückte ich mit einem Job, in dem ich noch unglücklicher war.
Dieser machte mich dann krank und Erinnerungen aus der Kindheit kamen wieder hoch und bis heute bin ich ein umherwandernder Geist...

Mittlerweile habe ich mich fest für eine Richtung entschieden in die ich gehen möchte. Ich kann dich aber sehr gut verstehen, dass du das Gefühl hast weiter zu müssen. Du setzt dich wahrscheinlich selbst unter Druck und dein Umfeld (möglicherweise unbewusst) tut dasselbe.

Hast du vielleicht auch schon mal daran gedacht, dass deine Unsicherheit auch andere Gründe haben kann, als die für dich Offensichtlichen?

Gruß Dornenlos

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Anabel91
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Beitrag Sa., 02.03.2013, 21:44

Hallo Dornenlos,
Danke für deine Antwort, es ist für mich unglaublich beruhigend zu wissen, dass es da nicht nur mir so geht. Es ist alles wie eine Art Teufelskreis, den man schätze ich nur selbst wirklich ueberwinden kann. Oft hadere
Ich auch mit dem Gedanken, dass sich für etwas zu entscheiden auch bedeutet, alles andere dafür aufzugeben.
Das mit den wöchentlich neuen Ideen kenn ich auch total.. Finde es großartig, dass du den Weg und Ausland gewagt hast! Ich denke ich würde mich das nicht so bald trauen, obwohl ich auch heimlich davon träume.
Toll auch, dass du wenigstens eine solide Ausbildung zur Absicherung gemacht hast, da hat man dann schon ein bisschen was.
Auch ich fühle mich wie ein unruhig wandelnder Geist, getrieben von eigenen Unsicherheiten und Unentschlossenheit.
Hoffe, dass sich die Blockaden irgendwann lösen.
Ich denke, dass meine Unsicherheit auch ein Stück weit in meiner Kindheit verwurzelt ist. Die Beziehung zu meiner Mutter war früher als Kind geprägt von emotionaler Kälte, Gewalt und Vernachlässigung. Sie hat mich nie richtig angenommen und auch heute ist unser Verhaeltnis distanziert. Da meine Eltern geschieden sind
gab es auch ein paar schlimmere, gewalttätige Zwischenfälle. Viele Narben sind unverheilt aus meiner Kindheit geblieben.. ich versuche, diese Zeit zu verdrängen und habe eigentlich abgeschlossen.
Ich weiß nicht ob auch dieser Beziehungsaspekt
mitgespielt hat.. Es ist so schwer zu sagen.
Ich will nun bald ganz frei werden, ohne der
Finanziellen Hilfe meiner Eltern. Am besten weit weg...
Mit 16 Jahren wurde ich anorektisch und hungerte mich auf 30kg. Vielleicht wurde dadurch ebenfalls mein Sinn für Identitaetsfindung beeintraechtigt?
Ich weiß nicht, aber man muss nach vorne schauen, in die Zukunft.. Das Leben ist ja eigentlich viel zu kostbar, um der Vergangenheit nachzutrauern..Ich hab auch keine Ahnung von
der Zukunft..



Ich wünsch dir auch alles Gute für deinen
weiteren Weg,

lg Anabel

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Dornenlos
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Beitrag Mi., 06.03.2013, 21:13

Anabel91 hat geschrieben:Finde es großartig, dass du den Weg und Ausland gewagt hast! Ich denke ich würde mich das nicht so bald trauen, obwohl ich auch heimlich davon träume.
Wenn du davon träumst, dann wage doch diesen Schritt. Ich gibt doch zum Beispiel auch Familien, die nur für den Sommer für ein paar Monate ein Au-Pair suchen. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten sich im Ausland selbst zu finanzieren und es muss ja nicht immer ein ganzes Jahr sein. Vielleicht fallen dir dann auch Entscheidungen die dein restliches Leben betreffen leichter, weil du dir schon einen Traum erfüllt hast.

Anabel91 hat geschrieben:Toll auch, dass du wenigstens eine solide Ausbildung zur Absicherung gemacht hast, da hat man dann schon ein bisschen was.
Damals dachte ich genau so wie du. Heute sehe ich das eher als vergeutete Zeit an, weil es nie das war, was ich wirklich wollte. Nur war es so, dass ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht habe, was ich wirklich wollte, sondern eher im Vordergrund stand, womit die Menschen in meinem Umfeld zufrieden waren.


Anabel91 hat geschrieben:Viele Narben sind unverheilt aus meiner Kindheit geblieben.. ich versuche, diese Zeit zu verdrängen und habe eigentlich abgeschlossen.
Auch das habe ich jahrelang erfolgreich geschafft. Alles weg geschoben und verdrängt. Erst letztes Jahr konnte ich erstmalig über Ereignisse aus meiner Vergangenheit die über 10 Jahre zurückliegen. Eine gewisse Zeit geht das gut, aber früher oder später wird dich das wieder einholen. Falls du dich noch nicht in Behandlung befindest, solltest du das besser tun. Je früher etwas verarbeitet werden kann, um so besser.
Man sollte sich zwar nicht an der Vergangenheit klammern, aber ich vermute, dass dir der Weg, den du gerade gehst, nicht helfen wird deine Identitätskrise zu überwinden.

Ich wünsche dir wirklich, dass du da bald raus kommst, weil ich genau nachfühlen kann, wie es dir geht. Oft genug geht es mir heute noch so.

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Anabel91
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Beitrag Fr., 08.03.2013, 10:26

Hallo Dornenlos,

vielleicht schaff ich es, mal den Schritt ins Ausland zu wagen- soll ja auch wirklich helfen, sich selbst besser kennen zu lernen.Die meisten kommen (positiv) verändert wieder nach Hause, was ich so mitbekommen habe.

Ja, da gäbe es wohl einiges aufzuarbeiten... ich werde mich wohl in Therapie begeben..hab auch bereits den Entschluss gefasst, ernsthaft über Psychopharmaka nachzudenken. Hab mich da mal ein wenig ausgetauscht mit Bekannten, die damit Erfahrung haben. Vielleicht hilft das, wenn auch nur vorübergehend und wenn auch nur zur Symptombehandlung.

Danke, es tut echt gut nicht ganz alleine zu sein mit einer solchen Krise.
Alles Liebe auch dir,

Lg Anabel

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