Chronische Depression seit 5 Jahren, Luft geht mir aus

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leere
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Chronische Depression seit 5 Jahren, Luft geht mir aus

Beitrag So., 31.08.2014, 16:17

Liebes Forum,

Ich kann nicht mehr. Seid 5 Jahren leide ich unter Depressionen. Leider habe ich keine Phasen in denen es mir gut geht und mich keine depressiven Symptome plagen. Es ist leider so, dass ich mich von einer schweren Episode nie wieder ganz erholt habe. Somit leide ich massiv unter Restsymptome wie fehlende Freude, Interesse und Motivation. Zudem bin ich seid her sehr Kontakt scheu. Auf die Restsymptome setzt sich dann immer mal wieder eine vollständige Depressive Episode. Ich weiß eigentlich gar nicht mehr wie es ist ohne Depression zu Leben.

Ich habe alles ausprobiert Medikamente, Psychotherapie und zu letzt war ich außerdem in der Psychosomatischen Klinik - alles ohne nennenswerten Erfolg.

Manchmal denke ich, vielleicht will ich mich ja vor der Arbeit drücken, sekundärer Krankheitsgewinn. Aber es spielt keine Rolle ob ich Arbeite oder nicht die Depression bleibt.

Ich bin sehr verzweifelt und hoffnungslos mein Leben ist so nicht lebenswert!

Gibt es andere denen es ähnlich geht wie mir?
Wie geht ihr damit um, dass die Depression nicht abklingt.

Leere

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Broken Wing
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Beitrag So., 31.08.2014, 16:47

Hallo Leere,

Ja, mich zum Beispiel. Leide schon seit mind. 10 Jahren. Und es macht mir Angt, das noch weitere Jahrzehnte aushalten zu müssen, mit alledem, was die Folgen der Krankheit sind. Nicht aus sich können, eingeschlossen sein, einsam in der Menge zu sein. Es kostet nheimlich viel Energie, um sich in Bewegung zu setzen. Wenn man was geschafft hat, fühlt es sich kurz gut an, aber beim nächsten Mal derselbe K(r)ampf.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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leere
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Beitrag So., 31.08.2014, 17:46

Hallo Broken Wing,

immer wieder werde ich von Therapeuten gefragt was denn der Auslöser sei, wenn es mir wieder schlechter geht. Es gibt aber keinen. Irgendwann fühle ich mich einfach wieder überfordert mit meinen alltäglichen Aufgaben und Kontakten. Ich habe keine Lust mehr Ursachen Analyse zu betreiben. Immer wieder wird mir das Gefühl gegeben ich habe es selbst in der Hand ob ich depressiv bin oder nicht. Das macht mich traurig. Ich traue mich schon gar nicht mehr zu sagen wenn es mir schlecht geht, denn ich habe das Gefühl die Therapeuten glauben mir nicht bzw. sind davon genervt.

Leere

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Broken Wing
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Beitrag So., 31.08.2014, 18:16

Hallo Leere

Das ist ärgerlich, ich weiß. Meine letzte Therapie war uch fruchtos. Wir müssen der schrecklichen Tatsache ins Aue sehen, dass es für uns keine Hilfe gibt. Und wenn sie dir das sagt, was würdest d dann machen? D müsstest leiden, so oder so.
Mit meinen Suizidgedanken handhabe ich das beim Psychiater auch so. Was soll er denn schon tun? Das höre ich von ihm auch mehr oder weniger deutlich. "Sie haben gute Medikamente", "Gegen Ihre Lebensunlust ist kein Kraut gewachsen" ...

Aber auf die Frage, wie man diesen Zustand ein Leben lang aushalten soll, gibt es keine Antwort. Die Todesspritze darf er ja nicht ansetzen.
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leere
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Beitrag So., 31.08.2014, 18:32

Broken Wing, da hast du recht machen können sie nichts. Es ärgert mich nur, wenn man mir suggeriet ich müsste nur meine unbewussten Konflikte lösen dann wird alles wieder gut. Ich arbeite an mir versuche mich zu änder doch die Depression zeigt sich davon wenig beeindruckt. Suizid Gedanken sind schon mein täglicher Begleiter. Es ist für mich kaum vorstellbar mit dieser Symptomatik alt werden zu müssen. Ich frage mich schon jetzt welche Kraft in mir dennoch immer weiter macht obwohl mich nichts mehr im Leben wirklich erreicht.

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Broken Wing
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Beitrag So., 31.08.2014, 20:07

Hallo,

Vorerst mal entschuldige bitte, dass ich so viele Fehler mache. Liegt an der defekten Tastatur meines Laptops. Das kommt halt davon, wenn man auch bei Mittagessen nicht auf ihn Verzichen kann.

Viele Therapeuten sind sich der Begrenztheit ihrer Macht nicht bewußt. Irgendwer muss ja schuld daran sein, dass nichts weitergeht. Man selbst kann es ncht sein, man hat schließlich studiert, eine Ausbildung gemacht o.ä. Aber wer sonst? Der liebe Gott? Nein, der ist ja lieb. Also muss es der Patient sein.

Mir wären Ärzteund Therapeuten egal. Mit mir habe ich die Sache auch geregelt. Ich kann de Suizid aber nicht meinen liebsten Antun. Ich weiß nicht, was schlimmer für sie ist. Mein Suizid oder dass sie mein Leiden mitbekommen, auch wenn ic nichts sage.
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leere
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Beitrag So., 31.08.2014, 21:10

Broken Wing, unseren Angehörigen ist es sicher lieber wir machen weiter. Aktuell bin ich müde.
Studien zeigen, dass immerhin 30 Prozent der Depressionen chronisch verlaufen. Allerdings hört man in den Medien davon wenig. Depressionen sind also alles andere als gut behandelbar, was gerne in der Öffentlichkeit so dargestellt wird. Wenn ich außerdem der Aussage Depression ist eine Volkskrankheit Glauben schenke, kann ich mir das gar nicht vorstellen. Man stelle sich das vor, wenn jeder Dritte einmal in seinem Leben an einer Depression leidet und davon 30 Prozent chronisch und wiederum 10 Prozent begehen Suizid!? Dann sterben wir bald aus .

Leere

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Broken Wing
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Beitrag So., 31.08.2014, 22:38

Hi,

Naja, das liegt daran, dass man mit Statistiken alles beweisen kann Und wenn gesagt wird, irgendetwas sei ei "Volkskrankheit" solltest du wirklich skeptisch sein. Es wird ja auchgern die Jugend angeführt, bei der der Suizid schon die Todesursache Nr. 1 oder 2 ist.
Unsere Jungen suizidieren sich nicht weg, aber es gibt halt wenige Dinge außer dem Suizid, die die Jungen ins jenseits befördern. Suizid ist eigentlich ein Alters- und ein Männerproblem.

Ich bin auch skeptisch, wenn ich höre, dass Suizidenten zumeist an einer Störung litten. Das mag es schon geben, aber sicher nicht bei 70 % oder gar mehr.

Das denke ichmir auch, dass den Angehörigen das weitermachen lieber ist. Aber ich bin mir nicht sicher. Über diese Themen wird bei uns nicht geredet. Und so schweige ich, mache alles mit mir aus. Vielleicht ist es auch gut so. Sonst würde ich sie darum bitten, doch Verständnis für meinen Suizid zu haben. Und wenn ich es tue, hätten sie villeicht noch mehr Probleme. Keine Ahnung.
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leere
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Beitrag Mo., 01.09.2014, 16:17

Liebe Broken Wing, das ist ein schwieriges Thema Suizid Gedanken bei den Angehörigen ansprechen oder nicht. Ich habe mich dagegen entschieden, ich würde sie damit unnötig belasten. Aber ich nutzte häufig die Gelegenheit wenn andere den Kampf gegen die Depression verloren haben, deren Suizid zu thematisieren und versuche dabei die Seite des Kranken darzustellen.

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minds
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Beitrag Do., 04.09.2014, 08:54

Vielleicht könntest Du mal probieren, eine Familienaufstellung zu machen...?

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Beitrag Do., 04.09.2014, 16:56

Minds, daran habe ich auch schon gedacht. Hast du damit Erfahrung und wenn ja welche?

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AnnaNym
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Beitrag So., 07.09.2014, 14:10

Hi, Du!

Nachdem du mir in meinem Tread geantwortet hast, bin ich neugierig geworden

Das schlimmste an unserer Krankheit (chronischer Verlauf) ist wohl, dass man nirgends einen Ausweg sieht. Ich fühle mich gesund genug, um irgendwie zu funktionieren, aber zu krank, um wahre, ECHTE, Freude zu erleben. Ich fühle mich wie in einer grauen Zwischenwelt.

Ich kann z.B. über Witze lachen, aber wenn der Witz vorbei ist, fühle ich mich genauso wie vorher. Da bleibt nichts Nachhaltiges, an schönen Dingen und Erlebnissen. Kennst du das?

Ich denke nicht an Suizid, aber ich würde gerne einschlafen und für lange Zeit nicht mehr aufwachen. Meine Thera hat mich dann einmal gefragt, was sich danach ändern würde. Darauf habe ich gesagt: Okay, einschlafen und nie mehr wieder aufwachen.

Aber du selbst hast es mir geschrieben: Wir schaffen das, auch wenn es etwas länger dauern mag und ich Wünsche dir auf deinem Weg alles Gute!
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leere
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Beitrag So., 07.09.2014, 17:19

Hallo AnnaNym,

ich kenne das mit der fehlende Freude. Ich kann mich auf nichts mehr freuen, nicht einmal auf das Wochenende oder Urlaub. Ich habe einfach keine Beziehung mehr zu den Menschem und Ereignissen um mich herum, wie abgeschnitten von der Welt. Es ist sehr schwierig ausreichend Motivation zu mobilisieren um die Pflichten des Tages anzugehen. Ich schaffe das, also ich funktioniere, aber es bleibt eine Qual. Weiter leide ich unter Schlafstörungen, Interesselosigkeit, Leere, Unruhe und mangelnde Schwingungsfähigkeit innerhalb von Kontakten.

Ich komme auch gerade aus der Klinik und kann mir kaum vorstellen wieder zu arbeiten. Ich habe das Gefühl meinem Chef etwas vor machen zu müssen. Ich muss ihm sagen ja ich bin wieder hundertprozentig einsatzfähig, dabei geht es mir nicht besser als vor dem Klinikaufenthalt. Aber ich weiß auch, wenn es soweit ist werde ich es hinbekommen, so wie ich es all die Jahre geschafft habe.

Liebe Grüße
Leere

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AnnaNym
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Beitrag Di., 09.09.2014, 07:04

Hallo, Leere!

Man muss einfach egoistischer werden. Mehr an sich selbst denken, als an andere. Die ersten Wochen im Krankenstand habe ich auch ein total schlechtes Gewissen gehabt, dass jetzt andere meine Arbeit (mit-)erledigen müssen. Mittlerweile habe ich eine eigene Vertretung.

Und da kommt auch bei mir das Thema mit meinem Chef: Natürlich erwartet er über kurz oder lang, dass ich wieder voll einsatzfähig bin und meine Aufgaben gewissenhaft und zufriedenstellend erledigen kann. Ich bekomme schließlich auch voll bezahlt.

120% werde ich sicher nicht mehr geben - aber 60% Einsatz ist mir persönlich einfach zu wenig. Sch***** Gewissen ... Ehrgeiz ... Perfektionismus ...
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Arthur
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Beitrag Di., 09.09.2014, 12:45

Bei der Familienaufstellung muss man aufpassen. Es gibt da verschiedene philosophische Hintergründe.

Grob gesagt, gibt es einmal das "Aufstellen" das aus der systemischen Familientherapie kommt und u.a. auf Virginia Satir zurückgeht. Das ist seriös und hat einen eher humanistischen Hintergrund.

Und dann gibt es das Aufstellen nach Bert Hellinger. Dieses Verfahren halten manche für "gefährlich", und hat einen leichten Esoterik-Einschlag.
Allerdings habe ich schon bei manchen Aufstellungen zugeguckt und fand das schon auch hilfreich - war allerdings "sehr frei nach Bert Hellinger", also da kommt es einfach auch das Menschenbild des ausführenden Therapeuten an.


Ansonst denke ich, haben die Psychologen erkannt, dass es was spezielles braucht für chronische Depressionen und ich hab den Eindruck, dass an neuen Therapieformen gearbeitet wird - die vielleicht doch auch Hilfe bieten. Zum Beispiel CBASP:

http://www.cbasp.awp-depression.de/CBASP/

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