Ich bin falsch in der Welt

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Minous
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Ich bin falsch in der Welt

Beitrag Mi., 19.10.2011, 15:07

Hallo liebes Forum,

mein erster Beitrag, ich hoffe richtig platziert. Ich weiß keinen Rat und sonst absolut niemanden an den ich mich wenden könnte.

Ich möchte einfach nur existieren. SEIN. Das allein ist doch schon Leben genug, oder nicht? Für mich jedenfalls im Moment schon. Ich habe das tiefe Bedürfnis ganz natürlich zu leben, nicht im Sinne einer alternativ-ökologisch korrekten Lebensweise, sondern einfach mit dem Universum zu verschmelzen, IN der Natur MIT der Natur zu leben.
versteht das jemand? Ich hätte ein Baum werden sollen. Oder ein Tier.
Vieles in der modernen heutigen Welt erscheint mir unlogisch, folgt einer verqueren Logik, ist erst über Ecken mit Sinn gefüllt, der ohnehin nur vor dem Hintergrund von erzwungener, gehetzter, forcierter Selbstverwirklichung, Abgrenzung oder Manifestierung verständlich ist.
Ich glaube, ich bin im Moment mit allem überfordert. Mich überfällt im Stundentakt eine riesige Unruhe, ich habe das Gefühl mit nichts mehr klarzukommen und von der Welt "abgehängt" zu werden.

aus den Augen verloren. Es ist nicht so dass ich nicht (emotional) intelligent genug bin, in meiner Umwelt zu leben... ich habe nur jedes Ziel und jeden Sinn aus den Augen verloren.

Zu meinem Hintergrund: Ich bin total sozialängstlich, vor allem was Männer angeht, Angst vor (männlicher) Nähe, habe aber drei gute Freundinnen, fantasievoll (was meist eine Plage ist), war magersüchtig, danach bulimisch, geschiedene Eltern, gerade Abitur mit 1,3 gemacht, Prüfungspanik ohne Ende, im "freien Fall" ins Erwachseneleben (ich warte auf den Aufprall), meine Mutter ist mit meiner "nihilistischen" Art überfordert und möchte ihr eigenes Leben leben, wir reden nicht mehr über meine nicht enden wollenden Ängste, sie will mich rausschmeißen, danach sitze ich im Nichts.
Ich will einfach für immer Schlafen...

Achja. Der Anlass für diesen Hilferuf ist, dass ich bald mit der Uni anfange, und vor Angst und Hofflungslosigkeit schier gelähmt bin. Ich glaube, ich schaffe das Leben nicht.



Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit vielleicht mag jemand was schreiben, ich würde mich sehr freuen. Gruß, Minous

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Passat
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Beitrag Mi., 19.10.2011, 16:11

Hallo Minous,

wenn du glaubst falsch in der Welt zu sein, dann ist nicht die Welt falsch sondern du bist es (noch).
Ich hätte ein Baum werden sollen. Oder ein Tier.
Du bist aber Mensch und hast damit deine Bestimmung wie Baum oder Tier. Für einen Baum oder für ein Tier ist die Bestimmung unumstritten. Sie werden (ohne drüber nachzudenken) das, was die Natur für sie vorgesehen hat. Ähnliches gilt wohl auch für den Menschen mit dem Unterschied, dass dieser die Fähigkeit hat, sich selbst zu reflektieren. Das macht`s gegenüber einem Baum oder Tier zwar schwieriger - führt dich aber letztlich immer wieder auf neue Wege zum für dich vorgegebenen Ziel.

Zugegeben: Bestimmung in dem Sinne mag umstritten sein. Dennoch glaube ich ganz fest daran. Und somit ergibt es den überhaupt größten Sinn, wenn unsere Lebenswege zumindest im Groben bereits vorgeschrieben sind und wir uns immer wieder überraschen lassen, wohin die Reise als nächstes geht.
"Alles entsteht durch den Konflikt" (Heraklit)

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Minous
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Beitrag Mi., 19.10.2011, 16:59

Leider hilft mir meine Fähigkeit über mich und meine Situation zu reflektieren nur dazu, zu erkennen, dass ich keinen Ehrgeiz habe meinen Lebensweg (wie auch immer der sein mag) zu begehen. Ich bin nicht wirklich depressiv, nicht antriebslos, aber so unglaublich motivationslos. Ich will bleiben wo ich bin, sein wie ich bin, mehr nicht. Was werde ich damit im Leben? Dank dem Vermögen meiner erfolgreichen Eltern werde ich von Mieteinnahmen leben können und mich ewig verdammen, dass ich nichts zustande gebracht habe. Auch das keine intrinsische Motivation, die mich beflügeln würde.. Ach man!

Ging es jemandem vielleicht ähnlich im Jugendalter?
Wobei ich überzeugt bin dass ich nicht diese typische Faulheit mancher Jugendlicher habe, ich bin nicht faul. Ich sehe nur keinen Sinn, ich bin aber auch nicht apathisch, ich will leben, ich wünsche mir sogar ein aufregendes Leben, wobei ich das im negativen Sinne irgendwie auch schon hatte. Es ist alles Chaotisch und verworren.

Wie meinst du das, Kehrusker, dass ich (noch) nicht in die Welt passe? Wie kann ich mich passend machen, aus meiner Lage heraus?

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Onyx
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Beitrag Mi., 19.10.2011, 17:34

Minous hat geschrieben:Ging es jemandem vielleicht ähnlich im Jugendalter?
Ja, mir ging es mal vielleicht mal ziemlich ähnlich.
Obwohl ich ja nun auch noch nicht wirklich aus dem Jugendalter heraus bin , aber ich hatte schon mal die gleichen Gedanken, wie du.

Meine Ansicht nach entstehen solche Gedanken und Emotionen bei sehr vielen Menschen, wenn sie vor einem komplett neuen Lebensabschnitt stehen.
Als Schüler hatte man immer noch eine Art von Schutz: durch die Lehrer, durch die Eltern usw. außerdem ist der Weg vorgezeichnet, definiert und dadurch strukturiert: Kindergarten, 1. Klasse, 2. Klasse ... Schulzeit, Ferienzeit, lernen
Und plötzlich bemerkt man, dass man wirklich erwachsen wird und das bedeutet eben auch, dass die Verantwortung für sich selbst nun zu 100% bei einem selbst liegt und das nichts, wirklich nichts mehr vorgezeichnet und definiert ist. Und das kann schon Angst machen. Dann denke ich tritt so dieses Gefühl auf, als ob man sich im freien Fall befindet, man weiß nicht wohin und da ist niemand und nichts, was einen auffängt. Das sind eben nicht mehr die Strukturen, die man von der Kindheit kannte, die sind weg. Und man hat sich ja noch keine neuen Strukturen als Erwachsene aufbauen können. Das ist also nichts, man hat das Gefühl keinen Halt zu haben.
Da ist es ja logisch, dass man bei diesem ganzen äußeren Instablität auch die eigene innere Stabilität anfängt zu bröckeln.
Und falls es so ein bisschen so ist, wie bei mir, kann ich das wirklich gut verstehen:
Minous hat geschrieben:Ich habe das tiefe Bedürfnis ganz natürlich zu leben, nicht im Sinne einer alternativ-ökologisch korrekten Lebensweise, sondern einfach mit dem Universum zu verschmelzen, IN der Natur MIT der Natur zu leb
Du suchst verzweifelt nach Strukturen und Halt. Du denkst, dass du dies in der Natur findest. Denn die Natur ist ja scheinbar eine Art Ordnung, in die du dich vielleicht einfügen willst, um so deinen Halt zu finden.

Ich persönlich finde das etwas zu drastisch, aber vielleicht ist es dein Weg *schulterzuck*.
Ich kann nur von mir sprechen, ich habe mir Strukturen aufgebaut, in dem ich mir ein Leben als erwachsener Mensch aufgebaut habe.
Indem ich einfach erstmal "losgegangen" bin ohne zu wissen wohin. Und nach und nach, wird auch der neue Lebenabschnitt immer mehr Routinen haben und dann verschwindet das Gefühl wieder.
Kann natürlich sein, dass du es überhaupt nicht so empfindest, wie ich es damals empfunden habe.
Dann kannst du natürlich mit dem was ich hier geschrieben habe nichts anfangen. Dann ignorier es einfach.

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*Dannie
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Beiträge: 512

Beitrag Mi., 19.10.2011, 18:01

Minous hat geschrieben:
Ich möchte einfach nur existieren. SEIN. Das allein ist doch schon Leben genug, oder nicht?
Definitiv!
Für mich jedenfalls im Moment schon. Ich habe das tiefe Bedürfnis ganz natürlich zu leben, nicht im Sinne einer alternativ-ökologisch korrekten Lebensweise, sondern einfach mit dem Universum zu verschmelzen, IN der Natur MIT der Natur zu leben.
versteht das jemand?
Minous,

ich finde deine Gedanken und deine Bedürfnisse toll!

Du bist nicht falsch in dieser Welt, ganz im Gegenteil, es braucht unbedingt solche Menschen wie dich gerade in der heutigen Zeit.

Deine Haltung gegenüber dem Leben und dem Sein findet man in etlichen philosophsichen Schulen.

Und weißt du was? Es gibt Menschen seit je her, die wie du fühlen und denken. Diese Menschen haben es auch geschafft ihre Ansprüche an das Leben auch wirtschaftlich und beruflich umzusetzen oder gesellschaftlich etwas zu bewegen und zu verändern.

Ich bin ohnehin der Meinung, es bräuchte viel mehr Synergien zwischen Wirtschaft und Philosophie, Wissenschaft und Philosophie.

Vielleicht wirst du eines Tages einen Weg gefunden haben mit deiner Haltung gegenüber dem Leben und dem Sein auch etwas umzustezen und etwas zu bewegen.

Viele Grüße,

Dannie

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Affenzahn
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Beitrag Mi., 19.10.2011, 19:56

Minous hat geschrieben:Dank dem Vermögen meiner erfolgreichen Eltern werde ich von Mieteinnahmen leben können und mich ewig verdammen, dass ich nichts zustande gebracht habe.
Warum würdest du dich verdammen dafür? Das steht doch ganz im Widerspruch zu deinem Wunsch, einfach nur so da zu sein - was du dir ja leisten könntest. Warum tust du es nicht?

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Passat
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Beiträge: 943

Beitrag Mi., 19.10.2011, 21:34

Minous hat geschrieben: Ging es jemandem vielleicht ähnlich im Jugendalter?
Mir geht`s eigentlich schon mein ganzes Leben so.
Erst seit einiger Zeit komme ich so langsam dahinter, worin der übergeordnete Sinn des Lebens liegt. Wer zu einer solchen Gewissheit gelangt ist, der hat eine Religion. Vielleicht, nein, ganz bestimmt (du bist ja noch jung), findest du erst noch deine Religion, irgendeine, die dir eine Gewissheit gibt - oder die Religion findet dich. Das kann dir dann keine Wissenschaft mehr erklären - ja, auch die Psychologie wird im Grunde überflüssig sein.
Minous hat geschrieben:Wie meinst du das, Kehrusker, dass ich (noch) nicht in die Welt passe? Wie kann ich mich passend machen, aus meiner Lage heraus?
Für die praktischen Tipps finden sich ja hier einige eifrige Damen.
Ich kann dir nur sagen, dass es eigentlich egal ist was du tust. Hauptsache du tust es konsequent! Bis es weh tut. Und darüber hinaus, bis es gar nicht mehr geht. Das rückt dich mehr und mehr in Richtung der Nische, die für dich vorgesehen ist.
"Alles entsteht durch den Konflikt" (Heraklit)

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Takeo
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Beitrag Mi., 19.10.2011, 22:36

Hi, ich bin in dem Alter!

Im Juli, nach der Matura (Abitur) hatte ich eine vielleicht ähnliche Phase. Da hat sich alles aufgelöst, ich kam mir vor als würde ich aus der Welt desintegrieren, soziale Kontakte verschwanden und ich wusste nicht, was ich jetzt machen soll.
Ich hab mich so gefühlt, als würde ich einfach nur mehr meditieren wollen, keine neuen Verstrickungen mit der Umwelt eingehen.

Jetzt bin ich wieder total verstrickt und es geht mir sehr schlecht (nicht, dass ich Verstrickungen prinzipiell schlecht finde!). Ich muss nämlich eine ziemlich grausame Familiengeschichte abtragen. Für mich ist der Sinn des Lebens, die Strukturen meiner Persönlichkeit zu erforschen und Muster aufzulösen. Das interessiert mich sehr, aber ich hätte sowieso keine andere Wahl- es kommen Bewusstseinserweiterungen im Wochentakt. Manchmal verzweifle ich aber auch, weil ich seit der frühen Kindheit nicht mehr wirklich glücklich war.

Ich fühle mich auch oft, als würde ich nicht in die Gesellschaft passen, aber das hat wahrscheinlich mit meiner Unsicherheit zu tun. Es kann sich jeder, der eine positive Ausstrahlung hat, in die Gesellschaft einbringen. Ich habe keine positive Ausstrahlung, dafür aber mein Hund, der mich auf die Uni begleitet

lg
Takeo

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Rezna
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Beiträge: 1722

Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:21

Also du bist nicht falsch in der Welt. Der ursprüngliche Mensch lebte in der Natur und seine einzige Aufgabe bestand darin, essbares zu finden, um zu überleben - und je nach Klimazone Kleidung und Unterkunft. Das ist ziemlich "Down to Earth", tierlich. Aber die Menschen haben den Hang zur Bequemlichkeit, sie wollen es einfacher haben, sich das Leben erleichtern. Alos begannen sie, Erfindungen zu machen. Das Rad, um schwere Dinge einfacher zu transportieren, Werkzeuge um Getreide besser von der Schale zu befreien... und so weiter, und so fort. Der Grundgedanke aller Errungenschaften war: Es sich bequemer zu machen, um mehr Zeit zu haben... Zeit wofür? Müßiggang, Nachdenken, Spaß, sich selber sein...
Leider nur ist da etwas schief gegangen. Vielleicht der Trieb, doch etwas zu tun. Denn jede Errungenschaft führte zu mehr Arbeit. Theoretisch hätte es die Arbeitszeit verkürzt, mehr Zeit gegeben. Aber da kommt eben die Gier ins Spiel, und der Gedanke: jetzt kann ich in der selbem Zeit das Doppelte machen, das hebt meinen Status, den Status des Dorfes, es macht überlegen...
Und irgendwann landen wir heute, in dem wir zwar keine Mammuts mehr jagen und in die Höhle transportieren müssen, aber wir stehen permanent unter Strom, sind ständigen Eindrücken und Anforderungen ausgesetzt. Warum? Weil es möglich ist. Weil es immer noch um Gier geht, um Statusaufwertung persönlich, und als Gesellschaft. Es geht nicht mehr um das Überleben, sondern um die Befriedigung der Gier nach Status... durch tolle Jobs, Autos, Haus, Familie, Handy... das wenigste was Menschen tun, tun sie, weil sie selber es in ihrem innersten Kern so wollen. Das meiste tun sie, um durch eine Übertragung diese Wünsche zu befriedigen. Anstatt sich wirklich anzusehen, richtig tief, zu akzeptieren, anzunehmen als der Mensch der sie sind, verlieren sie sich im Pfauenfedern zeigen. Sie zeigen wer sie sind durch das was sie haben und machen, und betrachten andere Menschen ebenso durch diesen Filter. Das fühlt sich bisweilen sehr sinnlos an, vor allem den gigantischen Aufwand, die Ressourcenverschwendung dabei betrachtet. Wir zerstören die Welt für bissie Ego-Show.

Dazu kommt, dass man als Mensch von Klein auf "geführt" wird. Selbständiges handeln und denken ist unerwünscht, man hat sich an die Forderungen der Erwachsenen, wie Eltern oder Lehrer anzupassen. Man kann nicht entscheiden, dass es besser für sich selber wäre, heute den ganzen Tag durch das Laub zu toben, sondern man wird gezwungen stundenlang regungslos dazusitzen und sich den Belehrungen durch Lehrer unterzuordnen. Daheim dann den Forderungen der Eltern, beim Essen sich so zu verhalten, dort im Haushalt zu helfen, hier die Hausaufgaben zu machen... während es draussen dunkel wird und man nicht machen konnte, wonach einem war. Nach und nach also verlernen wir, zu wissen was wir wollen, weil wir es eh nicht bekommen. Wir lernen, dass es besser ist, das zu tun, was andere wollen, verlieren den eigenen Weg, funktionieren entsprechend der Anforderungen. Der vorgezeichnete Weg, wie angesprochen... Kindergarten, Schule,... aund auf einmal, nachdem den Leuten vierzehn oder achtzehn Jahre egal war, wer du bist, was du wolltest, fragen sie: Was willst du? Fordern dich auf, das zu tun was du bist, willst, dich ausmacht. Jungs haben es oft noch schwerer, weil ihnen der letzte Rest noch im Wehrdienst ausgetrieben ist. Am Ende tun die meisten Menschen das, was sie gelernt haben: Funktionieren für Andere. Machen, was erwartet wird. Sie begeben sich schnell in autoritäre Abhängigkeitsverhältnisse, um das gewohnte Umfeld herzustellen. So soll es ja auch sein. Firmen brauchen solche Menschen.
Aber der Mensch ist eben kein Roboter, und er hat Bedürfnisse. Bei manchen schlagen sie sich dann mit vierzig, fünfzig oder bei Pensionsantritt mit einer Lebenskrise zu Buche, die fatal sein kann. Manche kämpfen schon sehr früh, vielleicht sogar direkt nach Schulaustritt. Endlich weg von dem Zwang durch Andere, und nicht gewillt, schon wieder Zwang zu erleben, aber nie gelernt, sich selbst zu sein, es sich selber recht machen. Dressiert darauf, Schuld abzutragen, weil einem die Kindheit auch noch als eine Schuld angetragen wird, die man durch ein Leben voll Fleiss zurückzahlen muss.
Es ist aber ok, und gesund, das nicht so zu wollen. Anders: In einer kranken Gesellschaft ist es krank, normal sein zu wollen.

Die Frage ist: Was macht dich glücklich?
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Sub Umbra Floreo
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Beitrag So., 23.10.2011, 01:41

Hallo Minou,

mal meine Gedanken dazu ...

Mag sein, du bist auf dieser Welt in der tat falsch. Im Endeffekt ist es ja irrelevant, weil du wirklich leben willst. Du scheinst ziemlich intelligent zu sein, wenn du trotz Magersucht und Bulimie noch eine 1,3 erreicht hat. Intelligenz ist Fluch und Segen und viele Hochbegabte fühlen sich oftmals falsch auf der Welt. Mir hat das Buch "Hochbegabt und Hochsensibel" dabei etwas geholfen. Zumindest dabei, mich selbst und meine "Andersartigkeit" besser zu akzeptieren.
Ich will einfach für immer Schlafen...
Das kenne ich nur zu gut, auch noch von der Gegenwart. Es kann auf Burnout hindeuten, welches bei immer jüngeren Leuten entdeckt wird. Ich hatte im Gymnasium mitunter durch Mobbing Burnout und habe mich damit irgendwie durchs Studium gekämpft. Weil auch danach nichts besser wurde habe ich nach viel hin und her, sowie interessanten Diagnosen, Antidepressiva genommen. Als Folge davon habe ich über 4 Monate jeden Tag um die 14 Stunden geschlafen und danach wurde es langsam besser. Meine Panikatacken bezüglich selbstständigem Leben gingen weg und die ganzen großen Ängste regulierten sich, so dass ich plötzlich mein Leben organisieren konnte, was mir die ganzen Jahre vorher unmöglich war. Es war wie ein Wunder, ist es immer noch.

Falls es eine Burnout Erscheinungen sein sollte, was ich nicht behaupten will, muss man erstmal einen Arzt finden, der es in Erwägung zieht. Bei mir haben aber auch schon die Antidepressiva sehr gut für diesen Zweck geholfen.

Viel Glück auf jeden Fall,
Floreo

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beiträge: 822

Beitrag So., 23.10.2011, 07:14

Ich denke, wir sollten vorsichtig sein mit ferndiagnostischen Intelligenztests oder der Empfehlung, doch als Gegenmittel für diese unangenehmen und belastenden Gedanken einfach Antidepressiva einzunehmen.

Ich halte Minous' Überlegungen und Sorgen für sehr berechtigt - und wichtige Fragen, mit denen es wert ist, sich zu konfrontieren! In dieser Phase des Lebens geht es um einige der wichtigsten Entscheidungen überhaupt: was mache ich mit meinem Leben, wo woll es hingehen? Der dadurch entstehende Druck ist für mich verständlich und sollte nicht einfach "weggeschoben" oder unterdrückt werden - was häufig genug eine Folge späteren Lebensfrusts ist.

Minous
, wenn Sie nicht das Gefühl haben, dass Ihnen Freunde, die Familie oder sonstige nahestehende Personen derzeit weiterhelfen können, möchte ich Ihnen ans Herz legen, sich Beratung zu suchen oder zur Selbstreflexion eine Psychotherapie zu beginnen (zu der man keineswegs nur dann gehen muss, wenn man psychische Probleme hat, sondern sie kann auch hervorragend zur Lebensorientierung dienen und bei der Selbstreflexion unterstützen!). Suchen Sie nach jemandem, bei dem/der Sie sich gut aufgehoben fühlen (siehe meine betreffenden Tipps unter dem Link "einen guten Therapeuten finden"), und ich bin sicher, dass Sie in mehreren Bereichen, die Sie in Ihrem Beitrag geschildert haben, bereits nach relativ kurzer Zeit größere Klarheit und wohl auch wieder mehr Energie und Zuversicht spüren werden.

Herzliche Grüße und alles Gute für Ihren Weg!
Richard L. Fellner

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Mirjam
Forums-Gruftie
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Beiträge: 649

Beitrag So., 23.10.2011, 07:46

Ich finde Deine Gedanken und Gefühle auch sehr nachvollziehbar - ich glaube, viele kommen früher oder später an diesen Punkt, Du halt früher.

Toll, dass Du finanziell abgesichert bist, nutze es! Du kannst ja einen Down-to-earth-Beruf (oder Studium) ausüben, musst nicht mal aufs Einkommen achten. So was gibt es, Du musst Dich halt ein bisserl informieren und umschauen, so viel Energie muss es Dir dann schon wert sein. Man kann so leben, wie Du es möchtest, klar. Aber man muss auch aktiv was dafür tun, zumindest anfangs.

Ich hab nach langen Irrwegen nun einen solchen für mich passenden Beruf/Job gefunden. Und ich bin ein ganz neuer Mensch dadurch. Unglaublich, wie viel die berufliche Tätigkeit mit dem Menschen macht. Das ist nicht nur ein Lebensbereich von vielen, das ist Gundlage. Was bin ich, was tu ich, was trage ich wie bei? Ich hab einen sehr geerdeten Job, bin den ganzen Tag im Freien, in der Natur, was ich tue, macht direkt und unmittelbar existentiell Sinn. Ein herrliches Gefühl. Und obwohl ich wenig verdiene (reicht aber) und hart arbeite, fühle ich mich hoch privilegiert dadurch. Ich führe ein Luxusleben.

Schau Dich ein wenig um, es gibt sicher auch für Dich was Passendes. Nur Mut!

lg
Mirjam
Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.

(I.Bachmann)

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Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 2845

Beitrag So., 23.10.2011, 08:23

liebe minous

ich kann dich sehr gut verstehen.

wichtig bei dieser such ist, dass du immer gut auf dich schaust. wie einige oben beschrieben, gut zu spüren und erkennen, was du brauchst, was du möchtest. und ganz wichtig erscheint mir, dass du ein studium machst, worin du sinn finden kannst.
mein älterer sohn ist auch so ein nachdenkliches, sensibles wesen. er studiert biologie. die welt, die natur und die pflanzen haben dort ihren platz, man kann in der forschung etwas für die welt tun, und damit etwas an erfüllung finden. darum hat er sich auch auf pflanzen spezialisiert. denn darum geht es doch schlussendlich, dass man sinnvoll seine lebenszeit gestalten kann.
und wenn dich das geld so plagt, lass es doch einfach im hintergedanken. es ist eine schöne absicherung, mehr nicht. es hat nichts mit dir und deinem leben per se zu tun.

eigentlich geht es darum, das leben mit leben zu füllen.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Thread-EröffnerIn
Minous
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Beiträge: 6

Beitrag Do., 27.10.2011, 12:37

Vielen Vielen Vielen Dank euch allen für die vielen Antworten und Gedanken! Ich fühle mich nicht mehr so alleine und fremd, wirklich schön und vorallem bestärkend zu lesen, welche Sichtweisen und Ideen ihr habt.

Ich stecke gerade im Studienbeginn und habe wenig Zeit um ausführlicher zu antworten, aber ich denke dass ich sie demnächst bestimmt finden werde.

Nocheinmal ein Dankeschön von Herzen.

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Sub Umbra Floreo
sporadischer Gast
sporadischer Gast
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Beiträge: 6

Beitrag Do., 27.10.2011, 14:40

Minous hat geschrieben:Ich stecke gerade im Studienbeginn [...]
Darf man neugierigerweise erfragen, für welches Studium du dich entschieden hast?

Floreo

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