Derealisation+Schwindel seit frühster Kindheit?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Elfchen
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 07:28

Liebe Paloma

Was mir konkret geholfen hat war tatsächlich, mich auf etwas zu konzentrieren, das grad da war. Zb. ein Bild an der Wand. Ich habe mir die Farben "erzählt", die Formen, ob es aus Oel oder Acryl gemalt ist. Ich habe einen Baum vor dem Fenster angeschaut, das saftige Grün der Blätter betrachtet, egal was es war, ich habe mich ganz dem hingegeben, was ich grad sah. Manchmal, täglich, konzentriere ich mich auf meine Atmung. Ich atme zwei Fingerbreit unter den Bauchnabel, beobachte, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt. Ich versuche beim Laufen meine Füsse zu spüren, wie sie den Boden berühren.
Achtsamkeit wird das genannt.
Es hat mich vor dem totalen Zusammenbruch gerettet.

Ich denke, dass du sehr empfindsam bist, alles sehr intensiv erlebst. Da ist es ratsam, sich täglich Inseln der Ruhe zu verschaffen. Selber habe ich einen sehr stressigen Beruf und habe dennoch gelernt, auch hier zu versuchen, ganz bei mir zu bleiben. Ist nicht immer einfach, aber dranbleiben ist wichtig.

Das Gute am Festmachen in der momentanen Umgebung ist, dass man nicht dual denken kann. Du kannst dich nicht auf einen Baum oder ein Bild konzentrieren und gleichzeitig Angst haben oder derealisieren- wenn du dich wirklich darauf konzentrierst.
Es gibt Kurse zum MBSR. Mir hat so einer sehr gut getan, auch wenn es schwierig ist, dranzubleiben. Dennoch gibt es für mich diese kleinen Inseln im Alltag, und obwohl die Beschwerden nicht einfach "weg" sind, sind sie abgemildert und etwas besser anzunehmen.
Achtsamkeit heisst für mich mittlerweile auch, sehr genau und gut für mich zu sorgen. So nehme ich keine Ämter mehr an, engagiere mich nicht mehr für Dinge, die mir eigentlich nichts bedeuten. Diese Zeit nutze ich lieber für mich selber und die Menschen, die mir wichtig sind. Ruhe ist sehr wichtig, und wenn ich merke, dass ich gestresst bin, mache ich mir einfach einen ruhigen Tag und lass den Haushalt sein respk. mache nur das Nötigste.

Pass gut auf dich auf!

Liebe Grüsse
Elfchen
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 11:39

Hallo Bay_Paloma,

ich kenne die von Dir beschriebene Schwindel-Derealisations-Problematik sehr gut. Bei mir tritt diese Problematik im Zusammenhang mit Stress auf.
Was ich Dir empfehlen kann ist, mal in eine Schwindelklinik zu gehen. Die hat mir sehr geholfen.

Auf jeden Fall, nicht aufgeben! Meine Problematik ist noch nicht weg, aber mir geht es wesentlich besser, seit ich verstehe, was mir der Schwindel, die Derealisation usw. sagen wollen (nämlich "Stress") und seit ich in der Therapie einen besseren Umgang damit gelernt habe.

Ich könnte noch viel zu deinem Thread schreiben, aber ich habe im Moment nicht den Kopf und die Konzentration dazu.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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inlines
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 12:18

Hallo Paloma,

hast du denn nie eine Diagnose bekommen, die sich speziell auf deine Schwindelattacken bezieht? Warst du nicht in einer Klinik?

Wenn ich im Start-Posting den ersten Absatz lese, hört sich das schon nach Disso an, wobei ich natürlich nicht weiß, ob das von dir dazu bereits Gelesene dabei nicht auch eine Rolle spielt.

Grundsätzlich kann ich dich gut verstehen, weil auch ich jahrzehntelange an ähnlichem litt, und mir niemand helfen konnte. Erst seit ein paar Jahren weiß ich, dass das starke Dissos sind, wobei es da nicht eine spezielle Form gibt, sondern die Dissos ganz unterschiedlich auftreten (mal mit Schwindel/mal ohne/mal mehr die Beine/mal mehr die Hände/manchmal kribbelt es, als wär was eingeschlafen/manchmal spürt man garnichts mehr/usw.).

Es wundert mich nur ein Stück weit, dass du meinst, dass deine Anfälle keinen Auslöser haben, weil es bei mir, auch wenn ich es nicht unbedingt mitbekomme, immer ganz spezielle "Trigger" gibt. Vielleicht solltest du mal darauf achten.

Es muss dir aber klar sein, dass dir hier keiner eine Ferndiagnose stellen kann, und es hauptsächlich nützliche Hinweise und Ideen sind, die du hier bekommen kannst. Einen Arztbesuch kann das hier nicht ersetzen.

Um ein Stück weit zu prüfen, ob du Empfindungsstörungen hast, könntest du bestimmte Reize einsetzen, und dadurch feststellen, ob sich da wirklich bei der Empfindung was tut, oder ob du das nur meinst. Was Derealisation betrifft (habe ich auch immer wieder) weiß ich kein spezielles Gegenmittel, kann aber sagen, dass dies etwas ist, was einem richtig Angst machen kann, wenn man plötzlich mehr Zuschauer als Akteur ist.

Wichtig ist vielleicht auch noch zu sagen, dass die meisten Menschen in einem gewissen Rahmen die Dissos erleben, und es nicht gleich krankhaft sein muss, wobei es sich bei dir schon danach anhört.

Was mir gerade noch einfällt: Hast du eigentlich auch Bewegungsstörungen, das heißt Situationen, wo du Schwierigkeiten hast, dich so zu bewegen, wie du möchtest?

FG

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Bay_Paloma
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 15:32

Elfchen hat geschrieben: Mi., 19.04.2017, 07:28 Liebe Paloma

Was mir konkret geholfen hat war tatsächlich, mich auf etwas zu konzentrieren, das grad da war. Zb. ein Bild an der Wand. Ich habe mir die Farben "erzählt", die Formen, ob es aus Oel oder Acryl gemalt ist. Ich habe einen Baum vor dem Fenster angeschaut, das saftige Grün der Blätter betrachtet, egal was es war, ich habe mich ganz dem hingegeben, was ich grad sah. Manchmal, täglich, konzentriere ich mich auf meine Atmung. Ich atme zwei Fingerbreit unter den Bauchnabel, beobachte, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt. Ich versuche beim Laufen meine Füsse zu spüren, wie sie den Boden berühren.
Achtsamkeit wird das genannt.
Es hat mich vor dem totalen Zusammenbruch gerettet.
Wenn sich solche "Schwindelattacken" wieder anbahnen, versuche ich auch immer mich auf etwas zu konzentrieren, entweder mit den Augen (d.h. auf irgendein Objekt, das gerade vor mir ist) oder mit den Ohren (Hörbuch z.B. und versuche, wenn möglich, die Augen einfach zu schließen und mich auf das Hören zu besinnen).
Wenn ich zu Hause bin, dann klappt das auch relativ gut und ich kann mit solchen Attacken gut umgehen (klar, angenehm sind diese nie, aber ich verfalle nicht regelrecht in solche Panik).

Vor gut einem Monat habe ich einen neuen Job angenommen. Dieser begann auch super gut und ich hatte von Anfang an Angst, dass auch diese Attacken meinen Arbeitsalltag bestimmen werden. Es kam jedoch die ersten zwei Wochen nichts, außer vielleicht Mal etwas Schwindel (mit dem ich aber gut umgehen kann - jedoch war es wirklich NUR Schwindel und nicht diese ,,Wahrnehmungsstörungen" dabei). Dann kam vor circa 2 Wochen die erste dieser richtigen Schwindelattacken hinzu, die ich auf der Arbeit kaum ausgehalten habe und ich wirklich richtig fertig nach Hause kam. Seitdem sucht mich jene Schwindelattacken täglich auf der Arbeit auf.. :kopfschuettel: :cry: :-((

Wie gesagt: DIese Schwindelattacken verfolgen mich schon mein Leben lang (also seit circa meinem 5 Lebensjahr). Die letzten Monate hatte sich das etwas stabilisiert und nun wieder der Einbruch.
Ich MUSS jedoch den Job weitermachen, denn dort verdiene ich sehr gut (und das Geld benötige ich dringend, da sonst meine berufliche Karriere, die für Ende dieses Jahres geplant ist, nicht umsetzbar ist...). Außerdem ist es ein wirklich schöner Job mit netten Kollegen, super Chefs und und und.. Also eigentlich ist alles perfekt dort und ich war so froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, hier ein halbes Jahr auszuhelfen, denn sonst wäre meine weitere berufliche Karriere (für die ich das Geld benötige) unmöglich.

Ich lebe auch sehr achtsam und mache seit Jahren eigentlich nur das für meinen Körper, was gut für ihn ist. Aber ich kann doch nicht mein Leben lang zu Hause sitzen und einfach nicht arbeiten gehen... :-(( :-(( :cry:
Da muss es doch eine Lösung geben, diese Attacken müssen doch irgendwo her kommen...
Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 19.04.2017, 11:39 Hallo Bay_Paloma,

ich kenne die von Dir beschriebene Schwindel-Derealisations-Problematik sehr gut. Bei mir tritt diese Problematik im Zusammenhang mit Stress auf.
Was ich Dir empfehlen kann ist, mal in eine Schwindelklinik zu gehen. Die hat mir sehr geholfen.

Auf jeden Fall, nicht aufgeben! Meine Problematik ist noch nicht weg, aber mir geht es wesentlich besser, seit ich verstehe, was mir der Schwindel, die Derealisation usw. sagen wollen (nämlich "Stress") und seit ich in der Therapie einen besseren Umgang damit gelernt habe.
Ich habe noch nie etwas von einer Schwindelklinik gehört, wie nennt sich so etwas denn genau? Da werde ich mich auf jeden Fall mal genauer informieren. DANKE!

Darf ich dich fragen, wie lange du schon mit den Schwindelattacken zu kämpfen hast? Und wie hast du diese genau in den Griff bekommen? Inwiefern hat dich deine Therapeutin dabei unterstützt?

Ich habe häufig das Gefühl, dass sie mit dieser Problematik überfordert ist. Denn sie sagt mir immer nur, dass der Schwindel wohl psychisch bedingt ist und wenn ich genauer darauf eingehen will, was es ,,genau" ist, dann blockt sie ab. Ich wollte schon häufiger mit ihr darüber sprechen, was ich denn machen kann in solchen Notsituationen (Klar, das bei jedem Mensch etwas anderes hilft, aber sie wollte mit mir überhaupt nicht darüber reden). Sie blockt da meistens ab und meint lediglich, dass ich mich besser kenne. Wenn ich frage, wie ich das Problem lösen kann, also was wir machen können, dann kommt auch wieder, dass ICH das wissen würde, da ich mich besser kenne.... :kopfschuettel: Fühle mich mit der Problematik schon sehr alleine gelassen, da es ja etwas ist, was seit meinem 5. Lebensjahr mein Leben massiv einschränkt, da ich diese Attacken jahrelang täglich hatte, manchmal auch ,,nur" alle 2. Tage..

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Bay_Paloma
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 15:35

inlines hat geschrieben: Mi., 19.04.2017, 12:18 Hallo Paloma,

hast du denn nie eine Diagnose bekommen, die sich speziell auf deine Schwindelattacken bezieht? Warst du nicht in einer Klinik?
Wenn ich im Start-Posting den ersten Absatz lese, hört sich das schon nach Disso an, wobei ich natürlich nicht weiß, ob das von dir dazu bereits Gelesene dabei nicht auch eine Rolle spielt.

Es wundert mich nur ein Stück weit, dass du meinst, dass deine Anfälle keinen Auslöser haben, weil es bei mir, auch wenn ich es nicht unbedingt mitbekomme, immer ganz spezielle "Trigger" gibt. Vielleicht solltest du mal darauf achten.

Es muss dir aber klar sein, dass dir hier keiner eine Ferndiagnose stellen kann, und es hauptsächlich nützliche Hinweise und Ideen sind, die du hier bekommen kannst. Einen Arztbesuch kann das hier nicht ersetzen.

Was mir gerade noch einfällt: Hast du eigentlich auch Bewegungsstörungen, das heißt Situationen, wo du Schwierigkeiten hast, dich so zu bewegen, wie du möchtest?
In einer Klinik war ich noch nie. 2015 wurde ich körperlich komplett durchgecheckt (MRT Schädel, Ohren, Augen, HWS (Knochen)) - war alles okay.. Also eine DIagnose habe ich noch nie bekommen.
Es gibt sicherlich einen Auslöser, nur ist mir dieser nicht bewusst. Ich versuche immer die Situationen so genau wie möglich zurückzuverfolgen und versuche mir immer das alles zu notieren, um ggf. Übereinstimmungen feststellen zu können. Aber irgendwie klappt das nicht so ganz...

Mir ist auch klar, dass mir hier keiner eine Diagnose geben kann. Ich wollte nur mich mal umhören, ob es noch jemand gibt, der so etwas erlebt wie ich und was helfen kann. Mir ist bewusst, dass jeder Mensch anders reagiert. Aber ich wollte mal einiges ausprobieren, vielleicht schlägt das ein oder andere auch bei mir an... Ich kann ja nicht weiterhin einfach hilflos da sitzen und das alles über mich ergehen lassen und wieder diesen Job abbrechen... :cry:

Bewegungsstörungen habe ich häufiger in Händen und Beinen. Gestern auf der Arbeit war ich den ganzen Tag ,,etwas weg" (aber nicht so eine schlimme Schwindelattacke, die ich nicht mehr unter Kontrolle habe, sondern eher ein dauerhaftes etwas ,,weg sein") und hatte richtig Probleme meine Hände zu bewegen bzw. etwas zu spüren in meinen Händen..

Was ist denn der Unterschied zwischen Derealisation und Dissoziation? Hier haben ja einige von Dissoziation gesprochen, was ist das denn genau? Was kann ich mir darunter vorstellen (also welche Symptome usw).


mio
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 15:50

Kuck mal hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziat ... ychologie)

Im Grunde ist "Dissoziation" das Gegenteil von "Assoziation". Also zwei normalerweise "assoziierte" "Sachen" - wie zB. Deine Wahrnehmung und Dein Körper - "dissoziieren" (verlieren die Verbindung zueinander).

Was Du in solchen Momenten noch versuchen kannst ist extrem scharfe Bonbons lutschen zB. oder aber Dir möglichst kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen. Das geht zumindest überall. Manche Sachen kann man ja nicht überall machen... Im Grunde sind generell starke Reize gut geeignet sowas zu durchbrechen, das was Du sozusagen "instinktiv" an Deinen Armen machst nur eben "Körperverträglicher".


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 15:57

Hallo Bay_Paloma
Darf ich dich fragen, wie lange du schon mit den Schwindelattacken zu kämpfen hast?
Ca. 2000 fing es langsam an und fand seinen Höhepunkt, als ich nicht mehr in der Lage war auf die Straße zu gehen, geschweige denn Zug zu fahren. Die Schwindelklinik war da sehr hilfreich. Ich wurde dort mit dem Schwindel konfrontiert und erhielt zudem eine Menge "Theorie", wie z.B. "Stress als Auslöser für Schwindel".
Inwiefern hat dich deine Therapeutin dabei unterstützt?
Da sich Stress als Ursache für den Schwindel - und auch der Depersonalisation und Derealisation und andere Symtome - herausgestellt hat, bestand - und besteht - das Therapieziel darin, einen Umgang mit Stress zu finden. Und natürlich auch mit Depersonalisation und Derealisation sowie anderen Stressreaktionen umzugehen. Konkret läuft die Therapie so ab, dass an den stressauslösenden Faktoren gearbeitet wird und ich einen Umgang damit lerne.
Ich habe häufig das Gefühl, dass sie mit dieser Problematik überfordert ist.
Ist auch meine Erfahrung in der ambulanten Therapie. In der Schwindelklinik fühlte ich mich besser aufgehoben. Ist halt eine spezifische Problematik, mit der sich nicht jeder Therapeut auskennt. In der Schwindelklinik wird sehr viel Körperarbeit gemacht, die man so in der ambulanten Therapie nicht findet, sofern Therapeuten nicht auf die Schwindelbehandlung spezailisiert sind.
Und wie hast du diese genau in den Griff bekommen?
Ich habe den Schwindel noch nicht in den Griff bekommen. Arbeite noch an den Stressauslösenden Faktoren. Aber der Schwindel macht mir heute keine Angst mehr. Ich weiß, dass der mir sagen möchte "Eh, Du hast aber ganz schön Stress". Ich versuche dann zur Ruhe zu kommen. Dann lässt der Schwindel nach. Kommt aber wieder, sobald ich wieder Stress habe. scheint so zu sein, dass ich irgendwann mal gelernt habe auf Stress mit Schwindel zu reagieren, so wie andere auf Stress z.B. mit einem Magengeschwür antworten.

Was ich noch sagen wollte: Bei einer Derealisation kann einem durchaus schwindlig werden, weil Du etwas anderes wahrnimmst als Deine Augen sehen. Es entsteht eine Diskrepanz. Ähnlich wie wenn Du auf einem schaukelnden Schiff sitzt und Du ein Buch liest. Die Augen sehen nicht, dass das Schiff schaukelt, aber der Rest Deines Körpers spürt es.

Du schreibst, dass Du es schon sehr früh hattest. Das könnte für dich interessant sein:

Jugendliche zeigen häufig Symptome von Depersonalisation
http://www.unimedizin-mainz.de/presse/p ... liche.html
Wenn sich solche "Schwindelattacken" wieder anbahnen, versuche ich auch immer mich auf etwas zu konzentrieren
So bin auch ich verfahren, bis ich in die Schwindelklinik ging. Dort lernte ich, dass das Vermeidungsverhalten ist. In der Schwindelklinik hieß es "konfrontieren" und durch Konfrontation die Angst verlieren.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 17:50

Hallo Bay Paloma

Hast Du schon mal von Skills gehört?
Das sind Fähigkeiten die man sich aneignen kann, welche einem helfen können,
solche Zustände besser zu überbrücken.
Was ich mir bei dir bsp. vorstellen könnte,
wäre ein Bürogummiband, was Du dir anziehst, und wenn du spürst, dass dieser "Schwindel" wieder kommt,
du es aufziehst, und schnalzen lässt, das gibt in dem Moment einen kurzen Schmerz, und es kann bewirken,
dass du dann wieder "klarer" bist. Bei mir helfen bsp. auch starke Düfte. wie jap. Pfefferminzöl,
oder auch so ein Cold/Hot pack. Wobei da lieber aus dem Tiefkühlfach, als heiss, wegen der Verbrennung.

Vllt googelst du mal nach Skillskette oder einfach nach Skills. Das wird v.a. in der DBT Therapie eingesetzt.
Darüber findest du ziemlich viele Bsp. Man muss es allerdings wirklich üben, das klappt nicht immer sofort,
weil eben jeder anders reagiert. Und falls mal etwas plötzlich nicht mehr wirkt, auch das ist normal, es ist eine Abnutzungsreaktion, dann braucht es vllt wieder was anderes. Manche essen dann Chili oder sowas.

lg
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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inlines
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Beitrag Do., 20.04.2017, 17:41

Hallo Paloma,

dass du das mit den Bewegungsstörungen bejaht hast, ist noch ein weiteres Zeichen, dass es Dissoziation sein könnte, wobei diese, wie gesagt, ganz unterschiedlich auftreten kann:

F44.0 Dissoziative Amnesie
F44.1 Dissoziative Fugue
F44.2 Dissoziativer Stupor
F44.3 Trance- und Besessenheitszustände
F44.4 Dissoziative Bewegungsstörungen
F44.5 Dissoziative Krampfanfälle
F44.6 Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen
F44.7 Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen], gemischt
F44.8 Sonstige dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]

Bei mir selbst gab es eigentlich schon alles außer 44.1 und .3. Wenn du dazu noch eine Detailinfo brauchst kannst du mich gerne fragen. Sei aber bitte noch etwas zurückhaltend und versteife dich nicht schon jetzt zu sehr auf eine dieser Diagnosen. Mir kommt es vielleicht bloß deshalb so einleuchtend vor, weil ich selber darunter leide, und eben keine anderen Möglichkeiten kenne.

Wenn ich mich nicht täusche, gibt es hier auf der Seite auch einen Test, der dir helfen könnte die Wahrscheinlichkeit einer dissoziativen Störung zu bestimmen - aber auch dort nur unter Vorbehalt! (steht glaube ich auch im Kleingedruckten).

EDIT: hier https://www.psychotherapiepraxis.at/sur ... tion.phtml

FG


Kirchenmaus
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Beitrag Fr., 21.04.2017, 12:45

Hallo Bay Paloma,

als ich mit Anfang 30 erfahren habe, dass das, was ich da immer habe, Dissoziationen sind, habe ich auch geweint – vor Erleichterung. Endlich hatte das Kind einen Namen.

Dissoziationen können schon sehr früh auftreten. Oft sind sie für ein kleines Kind oder Baby der einzige Ausweg, sich vor einer unaushaltbaren Situation zu schützen. Zum Beispiel, wenn die Eltern gewalttätig sind. Dann muss das abgespalten, also dissoziiert, werden, weil das Kind den guten Elternteil braucht und ihn weiterhin aufrechterhalten muss.

Derealisation ist eine Form der Dissoziation.

Ich erkenne mich in den von dir beschriebenen Wahrnehmungsstörungen, die sich bei Stress verstärken, sehr gut wieder.

Mir hat geholfen, über die Jahre den wahren Gefühlen dahinter auf den Grund zu gehen. Außerdem habe ich eine Notfallmedikation bekommen, denn ich habe auch unter sehr starken Panikattacken gelitten.
Wichtig wäre m. E. also, dass du die z. B. von Elfchen angesprochenen Skills erlernst, die dir im Moment der Dissoziation helfen können. Und dass deine Therapeutin bereit ist, gezielt mit dir daran zu arbeiten. Und ich würde dir empfehlen, einen guten Psychiater zu suchen.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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