Ein Missbrauch den es nie gab

Gibt es demnächst themenbezogene TV- oder Radio-Sendungen? Kinofilme? Fanden Sie interessante Artikel oder Pressemeldungen in Zeitschriften oder im Internet, Bücher oder DVD's? Hier können Sie die anderen davon informieren...

pandas
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Beitrag So., 12.10.2014, 00:39

viciente hat geschrieben:.. wobei auch odenwald und kampusch nicht in einen topf geworfen werden sollten! schliesslich war odenwald eine gesellschaftlich installierte sache samt wegschauen in einem kollektiv, kampusch wurde von einem einzeltäter entführt. in beiden fällen waren offensichtlich kriminelle energien der betroffenen (täter) beteiligt, im hier gezeigten fall gab es wohl - innerhalb der familie selbst - keine übergriffe (täter), sondern "nur" einen boden für extern zerstörerische eingriffe.
Ich habe die Phänomene nicht in einen Topf geworfen ... ich habe zwei unterschiedliche für den Extrempol genannt, um zu zeigen, wie unterschiedlich die Reaktionen sind im Spannungsfeld, wie ich schrieb: Bei beiden gab es Reaktionen wie: "ach, ob das stimmt, und wenn, hätten doch früher was machen können" bei kampusch: "Wenn sie nach xJahren fliehen konnte, hätte sie auch früher gekonnt" bei Odenwald "Wenn´s so schlimm war, warum haben die denn so lang geschwiegen" aber kaum "oh, kaum zu glauben (im Sinne von klar, wird es geglaubt) wie schrecklich für die Betroffenen.

Es geht also nicht um die Tatbestände im Detail wie Du jetzt benennst, sondern um die Erscheinung, die am anderen Pol steht.

Bei Kampusch gab es auch wegschauen etc. Nicht nur, dass Verdächte bestehen von kollektiven Wegschauen, die nicht eindeutig nachgewiesen werden können, auch die Nachbarn etc.! Die haben sie gesehen, aber nicht weiter drüber nachgedacht etc. Und noch ein paar Punkte mehr. Mir scheint, Du bist in dem Fall auch nicht richtig informiert.

Insgesamt ging es mir genau um das: das kollektive Wegschauen. Und das wird nicht besser, wenn man einzelne Fälle von Falschies verallgemeinert, wie hier teils vorgekommen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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pandas
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Beitrag So., 12.10.2014, 00:42

stern hat geschrieben:
pandas hat geschrieben:candle, nun, eben - solch einen Prozess gibt es, Emotionsmissbrauch zum Zwecke der Ausnutzung o.ä. - und kann in allen möglichen Bereichen vorkommen. Es ist eben aber prägnant, dass es hier an einem Thema hochkocht, was erst vor kurzem so etwas wie eine Enthebung aus der gesellschaftlichen Tabuzone bekommen hat und immer noch von vielen Vorurteilen geprägt ist.
oh, eigentlich ist das Thema false memory wieder etwas in der Versenkung verschwunden... "populär" war das bereits in den 80iger/90iger Jahren aktuell war, indem spitzfindige Anwälte, die Aussagen von Opfern verstärkt anzweifelten.
Ne, das Thema false memory bleibt sehr prägnant und wird oft als eine der ersten Karten hervorgeholt, gerade wenn es um SM und/oder Vergewaltigung etc. geht.

Denk doch an den Fall von diesen Ex-Wettermoderator z.b.

Auch bei Odenwaldschule wurde das viel ins Feld gebracht. Erst die Masse der sich meldenden Fälle hat das weggerüttelt.
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viciente
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Beitrag So., 12.10.2014, 00:42

stern hat geschrieben:Die Doku ist auch nur aus Sicht der Tocher und Eltern dargestellt.. also man weiß nicht, wie sich die Beraterin äußerte oder die anderen Geschwister. Auch insofern kann man sich also kein umfassenderes Bild machen,
ja, ist so wie immer; solang man in solchen fällen nicht die ganze geschichte selbst kennt - und das kann man hier ja nicht - weiss man im endeffekt gar nix wirklich!

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viciente
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Beitrag So., 12.10.2014, 00:46

pandas hat geschrieben:Es geht also nicht um die Tatbestände im Detail wie Du jetzt benennst, sondern um die Erscheinung, die am anderen Pol steht.
.. das ist mir schon klar, aber DARAUF hab ich mich jetzt ned bezogen, und dich deshalb auch nicht zitiert; diverse unterirdische reaktionen wären ja sozusagen noch mal ein eigenes thema. da könnt man auch sagen, die eltern sollten sich nicht in der verzeihend huldvollen opferrolle erleben, sondern sich überlegen was sie falsch gemacht haben, dass sowas mit ihren kindern passieren kann. von dieser fahrlässig beliebigen umkehr des verursacherprinzips halt ich in der form sowieso nix, weil man eben zu wenig drüber weiss. es wird auch gründe haben, weshalb die tochter bereits an missbrauch dachte vor der "beratung" und die "kinder" insgesamt zugänglich waren für solche ideen, aber das darf wiederum nicht zu einer schuldzuweisung den eltern gegenüber missinterpretiert werden. ein 45 minuten beitrag und medienberichte können (und wollen oft) einfach kein gesamtbild liefern, aufgrund dessen wirklich schlüssig verstanden werden kann, was insgesamt abgelaufen ist. bei odenwald scheint mir das ziemlich eindeutig, bei kampusch etwas weniger, und hier eben am wenigsten. das sind alles völlig unterschiedliche dynamiken.

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stern
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Beitrag So., 12.10.2014, 01:09

Da geht es zwar nicht um Missbrauch... aber auch dem Guru Robert Betz (vielleicht hat von ihm schon mal jemand gehört) sagt man Parallelen zu sektenartigen Strukturen nach. Auch die Persönlichkeit bestimmter Menschenschläge trägt vermutlich erheblich dazu bei, Leute in den Bann zu ziehen...
Bei der Beratungs- und Informationsstelle Sekten-Info NRW melden sich seit etwa drei Jahren immer mehr Menschen, die mit Robert Betz schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wie Leiterin Sabine Riede im Gespräch mit NDR.de berichtet, machten die Betz-Fälle 2013 rund ein Viertel aller esoterischen Beratungen aus. Aus diesem Grund hat Sekten-Info NRW die fachliche Einschätzung einer Diplom-Psychologin zu Robert Betz veröffentlicht.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/p ... de101.html
Für psychisch labile Menschen kann die Transformationstherapie gesundheitsgefährdend sein, da sie mit stark emotionsauslösenden Methoden arbeitet. In Folge des Besuchs von Betz-Seminaren kommt es gehäuft zu Persönlichkeitsveränderungen, die zu Konflikten im familiären Umfeld führen. Nicht selten werden Partnerschaften beendet und Lebenswege verändern sich in radikaler Weise.
http://sekten-info-nrw.de/index.php?opt ... 0&Itemid=1
Nur dockt Betz halt an anderen Stellen an... und nicht an Missbrauch oder Satanismus. Aber die Mechanismen sind vielleicht gar nicht so unterschiedlich.

Die Beraterin wurde ja auch als charismatisch beschrieben. Auffällig war dann auch, dass die Geschwister ebenfalls animiert wurden, in die Gruppe zu gehen... auch das macht stutzig. Also das wirkt auch eher sektenartig, wenn man versucht, auch noch andere Leute zu gewinnen. Normal sagt man ja nicht, hey, ich mache Therapie wegen Depressionen... hast du nicht auch mal Lust, bei meinem Therapeuten vorbeizuschauen. Aber keine Ahnung, wie die Treffen genau abliefen... Einige Beziehungen sollen jedenfalls auch in die Brüche gegangen sein.
Zuletzt geändert von stern am So., 12.10.2014, 01:22, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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pandas
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Beitrag So., 12.10.2014, 01:19

Dass in manipulativer Weise psychologische Methoden und Kenntnisse in Sektenzusammenhängen angewandt werden, ist schon länger bekannt. Ohne dieses wäre der Aufbau einer Sekte ja kaum möglich. Dass ein Mittel, mit dem man Leute dermassen beeinflussen kann, von kriminellen Leuten zweckentfremdet wird, war ja zu erwarten...

Gibt ja auch Betrüger, die schauen sich Methodik ab aus polizeilichen Verhörmethoden.
Etc. ...
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LynnCard
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Beitrag So., 12.10.2014, 01:31

Im Grunde genommen geht es nicht um das Thema "sexuellen Missbrauch", sondern um das Thema Sekte und deren manipulativen Missbrauch. Die hätten ihr auch genauso gut einreden können, ihre Eltern seien Außerirdische. Welchen Titel hätten sie dann gewählt? Ich finde es etwas heikel, da so stark auf das Thema "sexuellen Missbrauch" abzustellen, weil es in Wirklichkeit nur ein zufällig gewähltes Thema war, hätte auch wie hier schon erwähnt Satanismus oder weiß was sonst Verrücktes sein können. Ich glaube nicht, dass solche manipulativ herbeigeführten, bewusst induzierten "Bilder" typisch sind für das Erinnern, das war eher Gehirnwäsche. Das ist nicht vergleichbar.
LG Lynn

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Nico
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Beitrag So., 12.10.2014, 06:29

Wenn ich so lese welche Macht hier im Forum vielen Theras gegeben wird, kann ich mir vorstellen, dass es einzig und allein an den Theras liegt wenn solche Fälle nicht auf der Tagesordnung stehen.
Es befinden sich doch viele User hier in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Thera. Ich finde es auch nicht ganz richtig im aufgezeigten Fall quasi alle Schuld der Beraterin zu geben, es gehören immer zwei dazu, einer der manipuliert und einer der manipulieren lässt.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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stern
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Beitrag So., 12.10.2014, 09:37

LynnCard hat geschrieben:Ich finde es etwas heikel, da so stark auf das Thema "sexuellen Missbrauch" abzustellen, weil es in Wirklichkeit nur ein zufällig gewähltes Thema war, hätte auch wie hier schon erwähnt Satanismus oder weiß was sonst Verrücktes sein können. Ich glaube nicht, dass solche manipulativ herbeigeführten, bewusst induzierten "Bilder" typisch sind für das Erinnern, das war eher Gehirnwäsche. Das ist nicht vergleichbar.
Das finde ich auch unglücklich, dass man den angeblichen Missbrauch auch in der Überschrift und in der Doku ziemlich in den Mittelpunkt stellt. Und die Redaktion (siehe mein Link zur Sendungsbeschreibung) erwidert dann auf einen Kommentar: "Denn wer tatsächlich Opfer sexuellen Missbrauchs geworden ist, muss oft darum kämpfen, dass ihm geglaubt wird. Unserer Protagonistin aber geht es nicht um sexuellen MIssbrauch. Ihr geht es um falsche Erinnerungen. Und damit beschäftigt sich der Film." Ich glaube, gegen Ende der Sendung würde ähnliches erwähnt. Wenn die falschen Erinnerungen das Hauptthema sein sollten, so hätte ich es besser gefunden, wenn das noch etwas mehr herausgearbeitet worden wäre.

Mir fehlt es halt auch an Zwischenschritten... z.B. was war zwischen dem Glauben an Missbrauch und der Gerichtsverhandlung, die man anstrebte: Wurde mit den Eltern das Gespräch gesucht? In Fällen wirklichen Missbrauchs ist es ja oft so, dass Prozesse eher gescheut werden... hier wirkte es eher wie "auf in den Kampf... die Eltern müssen wir jetzt auch zur Verantwortung ziehen für das, was uns angetan wurde". Umso beachtlicher, weil ja zudem oft höhere Loyalität beachtlich ist, wenn es um nahe Bezugspersonen geht. Ist mir jedenfalls auch unklar: Ging von der Gruppe Erwartungsdruck aus oder verfolgt man das selbst. Und waren die angeblichen Erinnerungen der Geschwister wirklich gleich... oder hätte es im Gerichtsprozess (wenn es einen gegeben hätte) nicht doch eklatante Ungereimtheiten gegeben.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Lotosritter
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Beiträge: 111

Beitrag Mo., 13.10.2014, 12:08

Man sollte das Geschehen von der Oberfläche des Vorwurfes des sexuellen Missbrauches lösen, um die Wirkweise solcher Manipulation bzw. Gruppendynamik zu verstehen. Wir wissen zum Beispiel, dass in totalitären ideologischen Regimen Menschen bereit sind, unter Anklage die absurdesten Dinge zu gestehen, selbst wenn sie hierdurch ihr Leben verlieren. Derlei Geständnisse werden oft nicht einmal mit Gewalt erzwungen, sondern allein durch manipulative Befragung, Vorwürfe und Abhängigkeit in dem System. Akten von Hexenprozessen belegen gleiches oder Protokolle von Entführungen durch Außerirdische. Am Stockholmsyndrom sind solche Unterwerfungsakte hinlänglich untersucht worden.
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entkommen vor mir selbst gibt ...
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com

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