Die Liebe zu meiner Thera... oft unerträglicher Schmerz

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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kleines.bison
sporadischer Gast
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weiblich/female, 29
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 27.12.2010, 23:48

Liebe Charleene,
dein Beitrag ist nun schon einige Zeit her, aber ich möchte dir dennoch sagen, dass du damit nicht alleine bist. Mir geht es genauso wie dir. Ich würde auch sagen, dass ich meine Thera liebe. Ich will sie als Mami, will ihre Tochter sein, will bei ihr sein, nie mehr weg von ihr usw.! Ich zähle die Tage, bis ich wieder zu ihr kann... Habe jetzt 80 Std. hinter mir (erst nach etwa 40 Std. konnte ich anfangen mich ihr zu öffnen) und sie versucht nochmal 20 Std. durchzukriegen. Ansonsten könnte ich die 2 Jahre überbrücken durch Selbstzahlen, aber das schaffe ich finanziell nicht, weil ich momentan noch 1x die Woche bei ihr bin und das eigentlich auch weiterhin möchte. Ich bin so in dieser Liebes-Abhängigkeit drin, dass ich mir gar nicht vorstellen könnte, wie es sein sollte, wenn ich sie nur noch alle 2 Wochen sehen kann. Sie weiß davon, dass ich momentan ziemlich in der Übertragung feststecke, aber ich glaube nicht, dass sie das Ausmaß kennt, das diese Übertragung inzwischen angenommen hat... Und ich frage mich so oft, ob das jemals wieder aufhört, ob es irgendwann von selbst weggeht. Ich habe ihr gesagt, dass ich die Therapie beende, weil ich es nicht ertrage, sie nur noch so selten zu sehen. Wahrscheinlich habe ich auch das nur gesagt, damit sie sagt, ich solle bleiben (was sie auch noch prompt getan hat...).

Du siehst also, mir geht's ähnlich...
Ganz LG

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Susanna85
Forums-Insider
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weiblich/female, 27
Beiträge: 181

Beitrag Fr., 31.12.2010, 01:53

Ich muss auch mal etwas zu dem Thema loswerden....Es zerreist mich sonst innerlich.
Habe die gleichen Gefühle zu meinem Thera wie ihr sie hier beschrieben habt.

Am Anfang wars schön, lange Zeit wars einfach nur angenehm, lediglich ein "schwärmen".
Die letzten Wochen wirds nun immer heftiger, die Sehnsucht übermächtig. Die Gedanken kreisen
andauernd um seine Person, man kann sich kaum noch konzentrieren....alles andere erscheint unwichtig,
alles, was nicht mit ihm zu tun hat. Man fragt sich, wie er wohl sonst ist, außerhalb der Stunden, als Mensch. Was er gerne macht, ob er glücklich mit seiner Frau ist? Oder vielleicht nicht? Was er selbst für Probleme hat, wie er sich nach unseren Stunden fühlt...Ob er mal an mich denkt? Und wenn ja, an was genau? Ob er immer ehrlich zu mir war/ist?

Was empfindet er, wenn er weiß, dass ich mehr von ihm möchte? Ist er genervt? Oder fühlt er sich vielleicht dadurch gut? Empfindet er es als undankbar, wenn ich es trotzdem nie einsehen möchte, dass mir "mehr von ihm" schaden würde? Rauben ihm diese Diskussionen (zu)viel Kraft? Warum kann ich es nicht akzeptieren, zumal er doch nur "mein Bestes" will? Warum wird das Verlangen immer größer, ihm nahe sein zu wollen? Wobei ich doch vom Verstand her weiß, dass es mein Leiden auf Dauer nur vervielfachen würde? Warum sagt er mir, dass viele verheiratete Männer genau sowas lieben würden? Zählt er sich auch dazu? Würde er sowas auch lieben, wenn er ausschließen könnte, das es mir schaden würde?

Bin ich mit meinen Worten zu weit gegangen? Kann man überhaupt verbal "zu weit gehen" in einer Therapie? Fühlt er sich überfordert, wenn er mir sagt, dass er sich enorm unter Druck gesetzt fühlt von mir? Muss ich mich dafür entschuldigen, obwohl es mir nicht bewusst war? Ist es vermessen, zu oft über eigene Bedürfnisse ihm gegenüber zu reden? Fühlte er sich verletzt, wenn er mir entgegnet "Ich bin kein Gebrauchsgut"? Ist es ein Fehler, nur den Therapeuten zu sehen und nicht den Menschen, der dahintersteckt? Gehe ich zu weit mit meinen Themen? Gibt es Tabus, auch in der Therapie? Was meint er damit, wenn er mir sagt "Das ist nicht mehr nur Vertrauen, das ist viel mehr". Ist es möglicherweise ZUVIEL ? Zuviel von was? Zuviel von allem?

Warum brauche ich ihn so sehr? Wieso fühle ich so eine starke Zuneigung zu einem doppelt so alten Mann? Wieso lässt mich der Gedanke, nie in seinen Armen liegen zu können, innerlich erfrieren? Wie sehr wünsche ich mir Zuneigung und Zärtlichkeit von diesem Menschen. Und wie faszinierend und wunderschön wäre es, diese zu bekommen. Und wie blitzartig strömen die Tränen über meine Wangen, wenn er mir zum wiederholten Male erklärt, dass er das nicht tun kann. Welch undankbare Arbeit muss das für ihn sein, will er mir doch Schutz und Sicherheit damit vermitteln, und ich fühle eine einzige tiefe Traurigkeit in mir aufsteigen, die mich schlimmstenfalls dahin zurückbringt, wo er mich einst hinausgeholt hat: aus der Depression. Wie kann ich dafür dankbar sein?

Wieso muss alles nur so kompliziert sein? Gerät man an den (für sich) "falschen" Therapeuten bringt eine Therapie nicht viel, landet man hingegen beim "richtigen", beginnt ein neues Leiden...

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turbulent
Helferlein
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weiblich/female, 25
Beiträge: 71

Beitrag Sa., 01.01.2011, 09:24

Man kann, zumindest hier in Deutschland einmal im Quartal zu seiner alten Therapeut/IN.
Das gilt nicht wirklich als Therapie, sondern als Gespräch, wie es so läuft.
Wird von der KK übernommen.
Somit ist eure Therapeutin nicht nach der Therapie, zack weg.
Sondern ihr könntet 1 mal in 3 Monaten hin.
( Wenn die Thera das für gut und wichtig hält)

Alles Liebe


Shigeru
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weiblich/female, 38
Beiträge: 686

Beitrag Sa., 01.01.2011, 13:30

Hallo

So viel ich weiß ist es nicht 1 Mal in 3 Monaten sondern 1 Stunde pro Monat

Shigeru

Auch wenn ich wirklich panische Angst hab vor der Veränderung bin ich doch froh das es diese Möglichkeit überhaupt gibt!!
"Besiegt ist nur ,wer aufgibt.
Alle andren sind siegreich."

Paulo Coehelo

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schmetterling.1983
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Beiträge: 898

Beitrag Sa., 01.01.2011, 13:41

Es muss ja irgendwo eine schriftlich festgelegte Regelung geben die diese Option abbildet. Weiß das jmd?
Wenn das nicht als Behandlung zählt, muss man das dann nicht bei den "Krankheiten" oder Artzbesuchen angeben, wenn man eine Versicherung abschließt?
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Lockenkopf
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weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Sa., 01.01.2011, 14:10

Sicher läuft es als Therapie/Behandlung wie jeder Arzt-Patientenkontakt der von den Kassen finanziert wird. Aber es gilt nicht als reguläre Psychotherapie.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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*AufdemWeg*
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Beiträge: 1630

Beitrag So., 02.01.2011, 18:07

Ich möchte allen an der Liebe Leidenden sagen:

Der Schmerz läßt nach
wenn ihr es mitteilt
hier
aber
auch und vor allem
dem Menschen
dem diese Liebe gilt

LG
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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AnnaBlume
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Beiträge: 104

Beitrag So., 02.01.2011, 22:13

*AufdemWeg* hat geschrieben:Ich möchte allen an der Liebe Leidenden sagen:

Der Schmerz läßt nach
wenn ihr es mitteilt
hier
aber
auch und vor allem
dem Menschen
dem diese Liebe gilt
Lässt sich das tatsächlich pauschalisieren? Ich habe das Gefühl, seit ich das getan habe, wird es nur schlimmer.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 02.01.2011, 22:54

AnnaBlume hat geschrieben:
Lässt sich das tatsächlich pauschalisieren? Ich habe das Gefühl, seit ich das getan habe, wird es nur schlimmer.
Den Eindruck erweckt Susannas Text auch.

Ich habe damals meine Analytiker mitgeteilt ihn zu mögen. Zumehr Mitteilungen in dieser Richtung bin ich nicht bereit. Ich bin verheiratet, treu und liebe meinen Mann. Und auch der Analytiker war/ist verheiratet.

Ich denke, das man zärtliche Gefühle und Verlangen auch aushalten kann ohne es anzusprechen. Zumal dann, wenn man selber oder das gegenüber gebunden ist. Alles andere verkompliziert jeden Kontakt. Damit tue ich mir und auch dem anderen keinen Gefallen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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AnnaBlume
Helferlein
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Beiträge: 104

Beitrag So., 02.01.2011, 23:07

Lockenkopf hat geschrieben:
Ich habe damals meine Analytiker mitgeteilt ihn zu mögen. Zumehr Mitteilungen in dieser Richtung bin ich nicht bereit. Ich bin verheiratet, treu und liebe meinen Mann. Und auch der Analytiker war/ist verheiratet.

Ich denke, das man zärtliche Gefühle und Verlangen auch aushalten kann ohne es anzusprechen. Zumal dann, wenn man selber oder das gegenüber gebunden ist. Alles andere verkompliziert jeden Kontakt. Damit tue ich mir und auch dem anderen keinen Gefallen.
Meines Erachtens spielt es keine Rolle, ob man selbst oder der Therapeut gebunden ist. Gefühle nehmen darauf keine Rücksicht und manchmal kann man es eben nicht mehr aushalten, diese Emotionen für sich zu behalten. Dann ist das Thematisieren der letzte Ausweg und selbst wenn das dann den Kontakt verkompliziert, wäre die einzige Alternative, dass man daran zerbricht.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 02.01.2011, 23:18

AnnaBlume hat geschrieben: Meines Erachtens spielt es keine Rolle, ob man selbst oder der Therapeut gebunden ist. Gefühle nehmen darauf keine Rücksicht und manchmal kann man es eben nicht mehr aushalten, diese Emotionen für sich zu behalten. Dann ist das Thematisieren der letzte Ausweg und selbst wenn das dann den Kontakt verkompliziert, wäre die einzige Alternative, dass man daran zerbricht.
Ich bin der Meinung, das man seine Gefühle (zu mindest teilweise) steuern kann, in dem man ihnen keinen so goßen Raum gibt. Und sich so das Leben in diesem Punkt einfacher machen kann, wenn man das denn möchte.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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AnnaBlume
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Beiträge: 104

Beitrag So., 02.01.2011, 23:32

Lockenkopf hat geschrieben: Ich bin der Meinung, das man seine Gefühle (zu mindest teilweise) steuern kann, in dem man ihnen keinen so goßen Raum gibt. Und sich so das Leben in diesem Punkt einfacher machen kann, wenn man das denn möchte.
Bis zu einem gewissen Punkt kann man sie durchaus steuern, da gebe ich Dir recht.
Aber mittlerweile bin ich sehr sicher, dass die Gefühle früher oder später über jegliche Vernunft siegen und zwar immer. Und dann bin zumindest ich nicht mehr in der Lage zu entscheiden, wie viel Raum ich diesen Gefühlen gebe.

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Susanna85
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Beiträge: 181

Beitrag Mo., 03.01.2011, 02:18

AnnaBlume hat geschrieben: Lässt sich das tatsächlich pauschalisieren? Ich habe das Gefühl, seit ich das getan habe, wird es nur schlimmer.
Dem kann ich nur zustimmen. Ist bei mir auch so...
Durch die Gespräche über diese intime Thematik spür ich erst recht die starke Vertrautheit und innige Beziehung die wir miteinander haben, und die dadurch noch verstärkt wird. Und wenn dann noch ab und zu "Beispiele" von ihm genannt werden, was denn rein theoretisch alles möglich wäre, wenn es keine Probleme mit sich bringen würde ....tja, dann bin ich erst recht am dahinschmelzen und stelle mir das Gesagte bildlich vor...

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Lilly111
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Beiträge: 938

Beitrag Mo., 03.01.2011, 04:31

Susanna85 hat geschrieben:Und wenn dann noch ab und zu "Beispiele" von ihm genannt werden, was denn rein theoretisch alles möglich wäre, wenn es keine Probleme mit sich bringen würde ...
Welche Bilder entwirft denn Dein Thera? Dass ihr zusammen Kaffee trinken geht oder ins Theater?

Lilly
... as stubborn as a mule.

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*AufdemWeg*
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weiblich/female, 34
Beiträge: 1630

Beitrag Mo., 03.01.2011, 09:19

Lässt sich das tatsächlich pauschalisieren? Ich habe das Gefühl, seit ich das getan habe, wird es nur schlimmer.

Hallo Anna,

da hast du recht,
das war ein Schluß von mir auf andere
und SO womöglich nicht übertragbar.

Meine Erfahrung ist eben diese Erleichterung
meiner Therapeutin zu sagen
dass ich sie liebe
endlich mein wirkliches Gefühl zu äussern
und mich nicht hinter den - für mich viel leichter von den Lippen gehenden- negativen Äusserungen zu verstecken aus Angst

sie könne diese Liebe nicht aushalten
oder ich könne diese Liebe nicht aushalten

aber wir tragen das beide ganz gut

LG
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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