wäre eine Konfrontation mit der Familie hilfreich?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 29.11.2015, 19:15

saffiatou hat geschrieben: Ich hab das: "sie meinen es doch nur gut..."


Deine Eltern haben es zB nicht gut gemeint mit dir. Auch in meinem Leben gab es genug Leute, denen es nur um das eigenen Wohlergehen ging, meines war ihnen einfach nur egal.

Und selbst wenn es jemand gut meint, ist es immer noch deine Entscheidung, was dann tatsächlich für dich gut ist und was nicht. Nur weil irgendwer glaubt, irgendwas wäre gut für dich muss das überhaupt nicht der Fall sein.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 30.11.2015, 13:03

Hallo Müki,
münchnerkindl hat geschrieben:Und selbst wenn es jemand gut meint, ist es immer noch deine Entscheidung, was dann tatsächlich für dich gut ist und was nicht. Nur weil irgendwer glaubt, irgendwas wäre gut für dich muss das überhaupt nicht der Fall sein.


genau hier liegt ja mein Problem: Erkennen was wirklich gut für mich ist.

Ich habe richtig große Schwierigkeiten zu erkennen was gut für mich ist und ob diese
Person mir einen guten Ratschlag gibt, oder aus irgendwelchen anderen Motiven (wobei
ich bei meinem Therapeuten sicher bin, daß er es gut meint), aber bei Freunden...

Als nächstes habe ich es nicht leicht eine Entscheidung zu treffen, in jeder Hinsicht.
Dieses ständie "richtig-falsch" denken lähmt micg teilweise.

Und dann: wenn ich einen Ratschlag zurückweise, bin ich dann böse, undankbar, verliere ich
jemanden deshalb. Angst vor Zurückweisung....

schöne Woche, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


redred
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Beitrag Mo., 30.11.2015, 22:55

Ich bin inzwischen (fast) sicher, daß ich nicht konfrontieren will (im Moment jedenfalls nicht und auch
da mache ich mir Schuldgefühle, weil ich den Vorschlag meines Theras abweise, weil ich nicht schaffe
Das hört sich so an, als ob Du sie doch mal konfrontieren willst, nicht jetzt aber irgendwann mal.

Ob das so klug ist?Damit schleppst du ja die bevorstehende Konfrontation immer mit dir rum. Mit all dem schlechten Gewissen, Schuldgefühlen und die Angst davor. Wie eben eine belastendende Aufgabe, die noch nicht erfüllt ist, aber die du irgendwann bewältigt haben willst.
Vielleicht wäre es da doch klüger, einfach den Sprung ins kalte Wasser zu wagen?
Wie kommst du sonst mit deinem Therapeuten aus. Findest du sonst seine Ratschläge gut? Bist du mit ihm im Allgemeinen zufrieden?
Ob Dir eine Katze, die Dir über den Weg läuft, Unglück bringt oder nicht, hängt davon ab, ob du ein Mensch bist oder eine Maus!

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saffiatou
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Beitrag Di., 01.12.2015, 20:48

Hallo Red,
redred hat geschrieben:Das hört sich so an, als ob Du sie doch mal konfrontieren willst, nicht jetzt aber irgendwann mal.
Ich kann es doch nicht auschließen, daß ich eine Konfrontation nie in Betracht ziehen werden nur im
Moment möchte ich es nicht.
redred hat geschrieben:Vielleicht wäre es da doch klüger, einfach den Sprung ins kalte Wasser zu wagen?
Das ist ja ein Sprung ins kalte Wasser mit eventuellen großen und weitreichenden Folgen, die ich gerade
nicht absehen kann und genau darum mache ich es jetzt! nicht. Ein Punkt ist, daß ich ganz alleine ihnen
gegenüber stehe, daß ich mich nicht stabil genug fühle ihren Angriffen standzuhalten und ich habe Angst
vor dem Jähzorn meines Bruders.

Ich schiebe es nicht wie eine unerledigte Aufgabe vor mir her, sondern sehe es als Möglichkeit, es
vielleicht mal zu tun. Aber nicht aus einer Laune heraus.
redred hat geschrieben:Wie kommst du sonst mit deinem Therapeuten aus. Findest du sonst seine Ratschläge gut? Bist du mit ihm im Allgemeinen zufrieden?
Mit dem Therapeuten bin ich sehr zufrieden und vertraue ihm. Seine Ratschläge sind wohldurchdacht und
ich weiß, daß er das beste für mich möchte.

Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Igelkind
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Beitrag Fr., 04.12.2015, 10:06

Liebe Saffiatou,

Du darfst unbedingt selbst entscheiden, wann du was tun möchtest in dieser Angelegenheit!
Das muss auch der Therapeut respektieren, denn deine Selbstbestimmung in diesem Punkt ist gerade das Heilsame.

Ich habe meine Eltern und Geschwister konfrontiert, auch da es um einen Täter ausserhalb der Familie (einen Freund meiner Eltern) ging.
Ich hatte jedoch unterschätzt, was für Abwehrreaktionen da kommen konnten!
Das Nicht- wahrhaben - wollen und die Schuldgefühle meiner Eltern, weil sie nichts bemerkt oder meine Zeichen und auch Worte ignoriert hatten, mich nicht geschützt hatten, war so stark, dass sie diese Schuldgefühle vehement abwehren mussten. Und diese Abwehr ging dann gegen mich.
Bei meinem Vater spielt vielleicht auch das Geschlecht noch eine Rolle, dass er fast mehr versuchte, den Täter zu verstehen, als sich irgendwie in mich hinein zu fühlen...

Das war für mich alles sehr schmerzhaft und ich konnte es nur mit der Unterstützung meines Mannes ertragen.
Auch meine Geschwister waren mir eine Stütze.
Aber es gab Gespräche, da brach ich nur weinend und zitternd zusammen und wurde von den Eltern abgewehrt und mit Härte von sich geschoben, weil sie es / mich einfach nicht ertragen konnten.
Nach 2 Jahren glaubten sie mir dann, jedenfalls meine Mutter, und es schien, als sei auch sie befreiter. Das Verhältnis hat sich stark verbessert.

Aber das war ja jetzt keine DIREKTE Konfrontation mit dem Täter!
Diese hatte ich auch einmal ins Auge gefasst, und aus diesem Grund einer Opfer-Organisation angerufen, die solche Konfrontationen begleiten.
Die haben viel Erfahrung damit, und ich konnte auch die "so üblichen Reaktionen" der Täter erfahren.
Das hat mir viel gebracht, und ich würde dir auch raten, so eine Begleitung mal zu "interviewen".

Keinesfalls würde ich einen Täter direkt und allein konfrontieren.
Mir hat auch schon der Therapeut angeboten, mich zu begleiten, aber das wollte ich nicht.

Hör gut auf dich, und dein Gespür, was du erträgst und was nicht, ist ziemlich gut und dem kannst du vertrauen.
Es soll DIR gut gehen, so gut wie irgend möglich.
Niemandem sonst bist du verpflichtet, auch dem Therapeuten nicht.

Liebe Grüsse und alles Gute
Igelkind

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saffiatou
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Beiträge: 3624

Beitrag Fr., 04.12.2015, 13:58

Liebe Igelkind,

danke für Deine Antwort.

Ich hatte ja schon geschrieben, daß ich (jedenfalls im Moment) nicht konfrontieren möchte, auch
weil ich mich nicht stabil und stark genug fühle.

Am Mittwoch hatte ich Therapie und vorher eine so heftige Panikattacke, dich mich vollkommen aus-
geschaltet hat. Kurz vorher habe ich den Brief den ich mal an meinen Bruder geschrieben und nie
abgeschickt habe, gelesen. Meistens schiebe ich den Missbrauch beiseite und versuche es nicht
an mich heranzulassen, durch das Lesen kamen so viele Gefühle hoch und daher die Panikattacke.

Wir haben dann darüber gesprochen und ich habe ihm auch nochmal erklärt, was das für mich bedeuten
könnte (Übergriffe meines Bruders) und ich ganz auf mich alleine gestellt wäre.

Er hat das vollkommen verstanden und wir werden das sicher trotzdem weiter diskutieren.

Auch ich möchte nicht meinen Therapeuten bei einer eventuellen Konfrontation dabei haben. Hätte
Angst, daß er plötzlich auf Seiten meiner Familie steht, oder für sie Verständnis haben könnte, auch
der Raum wäre für mich kontaminiert, ich könnte da keine Therapie mehr machen.

Mal sehen wie das Thema nächste Stunde weitergeht.

Schönes Wochenende, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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