Therapieunfähig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sinarellas
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Beitrag Do., 09.02.2023, 07:57

Zander hat geschrieben: Do., 02.02.2023, 00:42 Dinge wie Leben ohne SVV, nicht mehr jeden Tag komplett ausgelaugt sein durch das ankämpfen gegen Suizidgedanken, Gefühle zulassen und zuordnen, etc.
Meiner Meinung nach nicht wirklich viel verlangt, oder?!
Manchmal kann es helfen kleinere Schritte zu machen, denn das sind schon sehr große Baustellen und einfach was anderes als ein wenig Therapie gegen leichte Angstattacken zum Beispiel.
Statt "Leben ohne SVV" zum Beispiel "Ich möchte andere Wege kennenlernen um destruktives Verhalten zu reduzieren", statt "keine Suizidgedanken" "Ich würde gerne Strategien gegen aufkommende Suizidgedanken finden", statt "Gefühle zulassen und zuordnen" "Ich würde gerne meine Emotionen kennenlernen und öfters zuordnen können".
Und wer weiß, was mit was genau zusammenhängt. Vielleicht löst sich das eine, wenn beim anderen ein paar Schritte gegangen wurden.

Wie geht es dir denn im Moment?
..:..

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Louna
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Beitrag Do., 09.02.2023, 13:09

Leyndin hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 06:37
Wie ist denn der Gedanke für dich, Therapie bewusst in deine Wochenroutine einzuplanen, wie z.B. einkaufen?
Ich verstehe sehr sehr gut dass es Sicherheit gibt, sich einen Plan zu machen. Ich mache jeden Freitag einen Plan für die kommende Woche. Es sind für mich etliche Termine die ich planen muss, rundum den Zwängen und dem Anderen.
Ja, ich plane das drumherum, nicht anders herum.
Du hast Recht Leyndin, dass es gut wäre einen festen Termin in der Woche zu machen. Es ist schön wenn das bei Dir funktioniert und eine Stütze ist. Hast Du auch einen Wochenplan?
Einkaufen gehe ich nicht jede Woche, erst dann wenn nichts mehr da ist, da passt es bei mir nie rein.
Es ist auch schon "schlimm" wenn ich mich mit den Nachbarn nur 5 Minuten unterhalten "Muss". Sie sind alle nett und wohne gern hier, aber mein ganzer Tag ist durch geplant, wo keine Zeit bleibt etwas außer der Reihe zu tun.

Ich hatte durchaus schon einmal die Woche Therapie, auch über längere Zeit, es ging dann aber nicht mehr gut, weil es mich völlig ausgeknockt hat und ich mehrere Tage lahm gelegt war und ich alles in der Zeit nicht geschafft habe und nur noch umgekippt bin, weil es mich so sehr gestresst hat nicht alles nach Plan zu machen, machen zu können.

Funktioniert es bei Dir einmal die Woche einen anderen Plan zu haben? Wie schaffst Du das?
Danke für Deinen Beitrag. Ich fühle mich sehr doof von mir zu schreiben, eigentlich bin ich diejenige die Hilfe gibt und anbietet und nie nach Hilfe fragt.

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Louna
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Beitrag Do., 09.02.2023, 13:13

Sinarellas hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 07:57


Statt "Leben ohne SVV" zum Beispiel "Ich möchte andere Wege kennenlernen um destruktives Verhalten zu reduzieren",

Woher weiß ich denn was destruktiv ist? Oder woher weiß das der Mensch?
Am Leidensdruck? Und wenn kein Leidensdruck da ist?
Wenn es mir gut tu etwas zu tun, was für Andere destruktiv ist, aber für mich würde ich nie auf die Idee kommen, dass es nicht richtig sein könnte.....

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chrysokoll
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Beitrag Do., 09.02.2023, 13:17

Naja, es gibt schon gewisse Rahmen. Sich selbst Verletzungen zuzufügen IST destruktiv. Egal wie "gut" das tut.
Und ich kenne die wunderbare Wirkung von Selbstverletzung sehr wohl und leider zu gut! Es wirkt fast nichts so gut, so schnell, so intensiv, es ist hart das zu reduzieren oder abzustellen. Aber es lohnt sich.

Wenn es für dich völlig ok ist, da kein Problem und kein Leidensdruck ist dann gibt es natürlich auch keinen Grund dagegen anzugehen. Aber ich habe nicht das Gefühl dass es dir damit oder allgemein gut geht

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Louna
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Beitrag Do., 09.02.2023, 13:25

Ja Ok, ich habe das verstanden. Danke dafür.
Wenn ich etwas "ablege" oder abgelegt habe, dann schleicht sich das Nächste ein. Erst einmal nicht durchschaubar, aber mit der Zeit schon, was ich aber so gut wie nicht sehe. Beziehungsweise mir von Außen gesagt wird, das es nicht gesund ist.
Nein, gut geht es mir damit nicht, ich habe nur große Angst vor Veränderungen, dass dann gar nichts mehr da ist woran ich mich fest halten kann. Das ist sehr schlimm.

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Symlink
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Beitrag Fr., 10.02.2023, 23:41

@chrysokoll: Anlass war glaub ich das falsche Wort. Grund passt eher.

Danke Euch soweit fuer Eure Gedanken da. Die nehm ich gern mit.

Gutes Wochenende wuensche ich.
S.

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Leyndin
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Beitrag Sa., 11.02.2023, 08:02

Louna hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 13:09 Ich verstehe sehr sehr gut dass es Sicherheit gibt, sich einen Plan zu machen. Ich mache jeden Freitag einen Plan für die kommende Woche. Es sind für mich etliche Termine die ich planen muss, rundum den Zwängen und dem Anderen.
Planst du nach Uhrzeiten oder in Abläufen? Ist die Uhrzeit sehr wichtig für dich? Wenn du jeden Freitag einen neuen Plan machst, wie wohl ist dir dabei, sagen wir am Montag eine Arbeitssitzung und am Donnerstag Einkaufen einzuplanen?
Planst du bewusst Erholung und 'Nichtstun'?
Welche Zwänge nerven dich am meisten?
Louna hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 13:09 Ja, ich plane das drumherum, nicht anders herum.
Du hast Recht Leyndin, dass es gut wäre einen festen Termin in der Woche zu machen. Es ist schön wenn das bei Dir funktioniert und eine Stütze ist. Hast Du auch einen Wochenplan?
Ja ich habe einen Wochenplan. Ich bin autistisch plus Komorbiditäten, ich brauche das um gut zu funktionieren.
Louna hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 13:09 Einkaufen gehe ich nicht jede Woche, erst dann wenn nichts mehr da ist, da passt es bei mir nie rein.
Und geht es dir gut damit? Kaufst du dann immer jeweils für mehrere Wochen ein?
Oder erschöpft dich das dann jeweils ebenfalls wie ein Therapiebesuch?
Für mich ist Einkaufen rein was die Reizüberflutung angeht eine Herausforderung. Mir hilft es, wenn ich weiss was ich brauche. Und das ist jede Woche im Grunde genommen dasselbe. Nicht exakt, beispielsweise kaufe ich mal Gruyére und mal Appenzeller oder anderen Käse...aber ich kaufe Käse.
Ich sollte es nicht tun, wenn ich schon im Overload bin, dann verliere ich im Laden die Orientierung und es zerlegt mich zuhause komplett, sondern muss es dann einplanen wenn ich vorher genug Erholung hatte.
Louna hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 13:09 Es ist auch schon "schlimm" wenn ich mich mit den Nachbarn nur 5 Minuten unterhalten "Muss". Sie sind alle nett und wohne gern hier, aber mein ganzer Tag ist durch geplant, wo keine Zeit bleibt etwas außer der Reihe zu tun.
Wie machst du das mit 'im Forum posten'? Hast du da fixe Zeiten oder das explizit eingeplant? Eigentlich ist so ein Forum ja ein bisschen wie eine digitale Nachbarschaft. Man weiss auch nie wann interessante Beiträge auftauchen.
Hat dein Plan manchmal Raum für Alternativen? Also geplanter Art natürlich.
Beispiel bei mir: Nach der Therapie zwei Alternativen, die mir üblicherweise gut tun: Plan A: im Bett liegen und die Wand anschauen, Plan B: Ausreiten.
Würde ich nur B planen und es ginge mir aber zu schlecht dafür, ich würde es wahrscheinlich doch durchziehen, es ginge mir noch schlechter und ich wäre gestresst und unzufrieden bis ich dann am Abend quasi implodiere und gar nix mehr geht. Da kommt dann aber auch wieder die Routine durcheinander, Teufelskreis.
Ich habe aber Plan A und es ist absolut ok wenn ich nur A erfülle.
Dazu versuche ich, möglichst nix an Uhrzeiten zu fixieren, sondern an Abläufen an sich. Erst im Bett wachwerden, dann Katzenwäsche, dann kämmen, dann anziehen, dann Getränkeflasche richten.... nicht 2min für x, 5min für y. Ich habe gewisse Routinen in Blöcke eingeteilt und für die eine grobe Zeitmenge. Die Zeit die ich vor- und nachgeben kann ist für unvorhergesehenes.
Louna hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 13:09 Ich hatte durchaus schon einmal die Woche Therapie, auch über längere Zeit, es ging dann aber nicht mehr gut, weil es mich völlig ausgeknockt hat und ich mehrere Tage lahm gelegt war und ich alles in der Zeit nicht geschafft habe und nur noch umgekippt bin, weil es mich so sehr gestresst hat nicht alles nach Plan zu machen, machen zu können.
Wie wäre es denn, das ausknocken bewusst einzuplanen?

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Leyndin
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Beitrag Sa., 11.02.2023, 08:04

Louna hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 13:09 Funktioniert es bei Dir einmal die Woche einen anderen Plan zu haben? Wie schaffst Du das?
Ja bei mir ist nicht jeder Tag gleich. Trotz stabiler Routinen, die immer gleich sind. Ich mache ja auch nur drum einen Wochenplan, das was gleichbleibt, muss ich nicht jede Woche neu planen. Wie ich das schaffe...nicht immer gleich gut. Am besten schaffe ich das, wenn Erholung und Nixtun immanenter Bestandteil des Planes sind. Ich sage mir "ich habe das eingeplant, also ist es kein Versagen und Nicht-Schaffen, sondern Erfüllung des Plans." Stichwort: erreichbare Ziele setzen.
Ich kann das auch nicht immer und gehe immer noch oft über meine Grenzen hinaus, mit entsprechenden Folgen. Und dann lerne ich das in der Therapie wieder zu identifizieren, einzuordnen und zu akzeptieren.
Das Ding ist einfach: Die Welt ist nicht planbar. Und sie wird es auch nicht. Mal ist es das Wetter, was einen Strich durch die Rechnung macht, mal der Nachbar, ein Produkt im Laden ist plötzlich nicht mehr im Sortiment oder der Hund kotzt auf den Teppich, eine Kuh kalbt oder oder oder. Ich muss also lernen, in mein Bedürfnis nach Planbarkeit so viel Stabilität schaffen, dass ich auch die Unplanbarkeit zumindest in Teilen aushalten kann. Und für die verschiedenen Fälle jeweils hilfreiches Alternativenverhalten zu finden. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu wirr.
Louna hat geschrieben: Do., 09.02.2023, 13:09 Danke für Deinen Beitrag. Ich fühle mich sehr doof von mir zu schreiben, eigentlich bin ich diejenige die Hilfe gibt und anbietet und nie nach Hilfe fragt.
Da bist du nicht die einzige. Ich habe einen helfenden Beruf, sogar mit Spezialisierung auf meine eigenen Themen... zwar für eine andere Altersgruppe, aber die ist da eigentlich irrelevant. Aber mich selbst zu therapieren ist unmöglich, dafür brauche ich externe Hilfe. Aber der Herzchirurg kann sich auch nicht selbst operieren.
Und auch ich habe lernen müssen und lerne immer noch: Um Hilfe fragen ist nicht aufgeben. Um Hilfe fragen ist die Weigerung, aufzugeben.

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Louna
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Beitrag Sa., 11.02.2023, 13:18

Leyndin hat geschrieben: Sa., 11.02.2023, 08:02
Planst du nach Uhrzeiten oder in Abläufen? Ist die Uhrzeit sehr wichtig für dich? Wenn du jeden Freitag einen neuen Plan machst, wie wohl ist dir dabei, sagen wir am Montag eine Arbeitssitzung und am Donnerstag Einkaufen einzuplanen?
Planst du bewusst Erholung und 'Nichtstun'?
Ich erkenne dass wir einige Ähnlichkeiten haben.
Meine Pläne sind nach Uhrzeiten gerichtet. Wenn etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt, dann verschiebt sich alles Weitere nach hinten und so kommt es oft vor dass ich nicht mehr als 4 Stunde schlafe, um alles zu schaffen.
Wenn ich Termine vorher weiß und einige Tage vorher planen kann, dann geht es, dann ist es Ok und das macht mir dann auch nicht sooo viel aus drum herum zu planen.
Wenn ich aber meine Nachbarn treffe und mich mit denen unterhalte, dann ist es ganz schwer in der Zeit zu bleiben.
Allerdings wenn meine Tiere krank sind, macht es mir nichts aus, auch für sie da zu sein oder zum Tierarzt zu müssen, da nehme ich mir alle Zeit der Welt und kuschele viel, damit es denen schnell wieder besser geht.
Kuschelstunden sind auch eingeplant ansonsten.
Erholung plane ich nicht, weil ich das so gut wie nicht tue, das erlaube ich mir nicht. Ich kann nachts schlafen und mich erholen, andere Zeiten sind für mich nicht drin.
Leyndin hat geschrieben: Sa., 11.02.2023, 08:02 Kaufst du dann immer jeweils für mehrere Wochen ein?
Oder erschöpft dich das dann jeweils ebenfalls wie ein Therapiebesuch?
Für mich ist Einkaufen rein was die Reizüberflutung angeht eine Herausforderung. Mir hilft es, wenn ich weiss was ich brauche. Und das ist jede Woche im Grunde genommen dasselbe.
Genau, ich kaufe für längere Zeit ein, das kann schon auch ein paar Woche ohne gehen, denn genau wie bei Dir, ist das extrem anstrengend und ich vergesse die Hälfte oder gehe erst gar nicht rein, wenn ich sehe das so viele Menschen drin sind.
Ich finde es gut, dass Du nur dann einkaufst wenn Du merkst, dass es Ok ist und nicht der Zusammenbruch zu Hause droht. Das ist viel wert.

Leyndin hat geschrieben: Sa., 11.02.2023, 08:02 Hat dein Plan manchmal Raum für Alternativen? Also geplanter Art natürlich.
Jein. Das klappt wenn ich alles erledigt habe, was zu tun ist. Dann ist das möglich. Wenn nicht, dann kann ich auch mal spontan sein, und dann macht es auch Spaß wenn ich etwas unternehme oder so. Am nächsten Tag muss ich dann aber das doppelte von dem machen was ich sonst bei dem Treffen, wo ich vielleicht Spaß hatte, hätte machen müssen.

In Blöcken so wie Du es tust, denke ich nicht, aber ich werde darüber nachdenken, ich finde es klingt für mich etwas angenehmer oder besser gesagt auch OKer wenn ich für Unvorhergesehenes auch etwas einplane.
Danke für den Tipp.


Erreichbare Ziele setzen klingen ganz fantastisch....das alles gleich ablegen zu können, wird wohl eher nicht funktionieren.
Na genau, die Woche muss nur geplant werden, wenn etwas anders ist als sonst, was gleich bleibt, ist ja eh da. Das hast Du vollkommen Recht.
Grenzen zu spüren und rechtzeitig zu erkennen, ist sicher bei vielen ein schweres Thema, ich finde Du machst das schon ganz gut und ich freue mich dass Du das manchmal auch schaffst und es einplanst Dich auszuruhen und zu erholen.

Das mit Deiner Arbeit stelle ich mir sehr schwer vor. Gerade wenn Du selbst betroffen bist. Wahrscheinlich kannst Du das etwas ausblenden, wenn es um andere Menschen geht, da es dabei nicht um Dich geht. (nur eine Vermutung)

Ich wünsche Dir dass es Stück für Stück besser wird mit Hilfe Deiner Therapie.

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Leyndin
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Beitrag So., 12.02.2023, 08:24

Warum erlaubst du dir keine Erholung? Warum bist du so hart zu dir?
Deine Beschreibung liest sich sehr gestresst und wenig glücklich.
Du bist freundlich und grosszügig zu deinen Tieren - du darfst auch freundlich zu dir selbst sein. Da haben übrigens deine Tiere auch etwas davon, auch für sie ist es wichtig, dass sie einen Besitzer haben, der gut zu sich selbst schaut.
Mir scheint, als plantest du häufig zu knapp Zeit ein für Dinge, beim Therapietermin z.B. würde ich eben nicht nur die Zeit im Therapieraum dafür veranschlagen, sondern eben auch die nötige "Verarbeitungszeit". Wenn man etwas mit Acrylfarbe malt, muss das Bild auch erst trocknen, bevor man es weiterverwenden kann. Wenn ich in der Therapie an Traumathemen gearbeitet habe, dann brauchen die wahrscheinlich auch do eine 'Trockenzeit'. Die gehört dann zum Termin.

Und ja, das restliche Tagesprogramm ist an dem Tag aufs wesentliche reduziert.
Was füllt denn deinen Tag so arg? Hast du einen so langen Arbeitstag?
Es gibt auch noch eine Methode Prioritäten zu setzen, mittels Kategorisierung must, should, could, also müsste, sollte, könnte.
Vielleicht kannst du auch mal deinen Plan durchgehen (evtl. mit der Therapeutin?) und die Aktivitäten ganz sachlich in die Kategorien einteilen. Was ist wirklich (im Sinne von die Welt geht objektiv quasi sofort unter, wenn nicht gemacht) ein 'must' im Tag (Beispiel: Tiere füttern, trinken), was nur ein 'should' (=es passiert keine direkte Katastrophe wenn es noch nicht gemacht ist, Beispiel: Bad putzen), was ist ein 'could' (=cool wenn es hineinpasst, aber es eilt absolut nicht, Beispiel: umdekorieren, Büchergestell aufräumen). Und dann evtl schauen ob die objektiven Kategorien mit deinem Gefühl übereinstimmen oder der Zwang viel zu viel ins 'must' einsortiert. Therapieziel könnte dann sein wie du übervolle Kategorien nach und nach vorsichtig reduzieren/umsortieren könntest. Vielleicjt gibt es Aktivitäten, die du in ihrer Frequenz pro Woche herunterschrauben kannst ohne objektiv Nachteile zu haben.
Du hast völlig recht, es macht keinen Sinn alles umzuwerfen, aber wenn nun 100% zwanghaft ist, dann wär es ja mal ein Anfang 10% Grosszügigkeit und Freundlichkeit zu dir selbst anzustreben.

Und haben deine Routinen noch weitere Funktionen? Bei mir ist das z.B. die Unterstützung der exekutiven Funktionen, wenn ich z.B. die Morgenroutine durchziehe, dann habe ich nichts wesentliches vergessen (waschen, kämmen o.ä.), weil es automatisiert ist, ggf mithilfe visueller Ablaufpläne. Dann braucht das weniger Energie.

Wenn ich alles an Uhrzeiten hängen würde, wäre ich extrem getrieben und gestresst, weil ich runde Uhrzeiten mag und es dann dort hineinpassen müsste. Das habe ich versucht und tut mir nicht gut.

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Louna
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Beitrag So., 12.02.2023, 13:12

Du klingst sehr therapieerfahren und es geht mir sehr sehr nahe was Du schreibst. Ich kann nicht auf alles detailliert eingehen, weil es mir weh tut....

Wenn es Dir gut damit geht oder sozusagen es "Ok" ist wenn Du nicht alles an Uhrzeiten fest machen kannst, dann freut mich das und ich finde es schön zu lesen das es das gibt und es auch anders geht.
Bitte behalte da bei und schaue wie es Dir besser gehen kann.

Ich denke, dass ich oder wir bei diesem Thread nicht mehr als Ursprungsfrage sind, aber ich bin zu feige einen eigenen zu eröffnen, denn ich stehe nicht gern im Mittelpunkt und mag das so gar nicht. Es hat Jahre gedauert mich hier anzumelden und ich finde es nach wie vor etwas gruselig weil ich nicht weiß wer hier alles mitliest.

Natürlich würde ich bei einem Therapietermin mehr Zeit einplanen, genau so wie Du es tust, das ist ja auch eine Ausnahme, denn ich weiß nicht wie es mir danach gehen könnte, das kann ich nicht einschätzen. Da bei mir aber eine Therapie so gut wie nicht möglich ist, tue ich das auch nicht mehr.....

Nein, ich habe keinen Arbeitsalltag, ich bin berentet, somit besteht ab halb 5 Uhr früh mein Tag aus immer demselben soweit wie möglich. Ich muss zweimal die Woche zum Hausarzt, das plane ich, obwohl es schon Jahre so ist. Trotzdem ist das für mich schwer.

Auch meine Toilettengänge sind geplant.....wenn ich außerhalb "mal muss", komme ich auch durcheinander.

Wie beschrieben, ich konnte auch in stationären Aufenthalten das nicht ablegen.
Ich muss am Tag X Kilometer joggen gehen. Wenn mir dabei ein Schnürsenkel aufgeht und ich anhalten muss, muss ich von vorne anfangen mit den Kilometern.

Ich weiß nicht wann ich wieder einen Therapietermin habe, ich habe mich bisher nicht gemeldet. Ich schaffe es nicht mehr. Das raubt Energie, das raubt mir die Nerven, ich schaffe keine Therapie mehr.
Vom Kopf her weiß ich alles, vom Körper her werden mir Grenzen gesetzt, die ich ignoriere .

Heute mag ich nicht mehr schreiben, ich mag das nicht , das gefällt mir nicht, ich kann nicht mehr geradeaus schauen!


candle.
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Beitrag So., 12.02.2023, 16:16

Louna hat geschrieben: So., 12.02.2023, 13:12 Nein, ich habe keinen Arbeitsalltag, ich bin berentet,
Du hast dich eigentlich um nichts zu kümmern und machst dir so einen Stress?

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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Leyndin
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Beitrag So., 12.02.2023, 19:10

Liebe Louna

Ich wollte dich nicht bedrängen. Falls ich das getan habe, tut es mir leid.
Du bist richtig so, wie du bist. Du bist mit Sicherheit ein herzensguter, lieber Mensch.
Ich wünsche dir aber, dass du für dich einen Weg findest, nett und grosszügig auch zu dir selbst zu sein.
Dass du freundlich mit deinem Körper und deiner Seele umgehen kannst, du hast nur den einen.

Es ist am planen an sich nichts schlimmes. Du musst nicht alles sofort können.

Das mit dem Unterbruch beim Joggen kenne ich ein bisschen, ich habe am liebsten 'runde' Zahlen/Zeiten, kohärente Abläufe und störungsfreie Dokumentation. Wenn da Fehler passieren, muss ich auch jeweils von vorne anfangen.
Ich versuche, gelegentlich einzubauen, die Unperfektheit zu planen. Manchmal mit Hilfsmitteln wie Zufallsgeneratoren, um mir Entscheidungen abzunehmen. So übe ich das ein bisschen.

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alatan
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Beitrag So., 12.02.2023, 19:34

Louna hat geschrieben: Mi., 08.02.2023, 14:29 ...es gibt viele Zwänge, ich möchte diese nicht aufgeben
Ist damit nicht alles klar?

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Pauline
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Beiträge: 402

Beitrag Fr., 17.02.2023, 05:58

Anm.Mod.: Einige persönliche Kabbeleien abgetrennt.
Es ist wirklich mühsam, dass Ihr einander immer massregeln müsst. Lasst den anderen doch einfach mal sein und haltet die Finger still, wenn es nicht zum Thema gehört.
Beim nächsten Mal gibts Auszeit.
Pauline

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