Therapieunfähig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Zander
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Therapieunfähig?

Beitrag Di., 31.01.2023, 19:24

Hallo Zusammen!
Ich bin seit einer ganzen Weile stiller Mitleser und melde mich nun auch mal :)

Ich habe inzwischen etwa 10 Jahre Therapie Erfahrung, mit diversen Therapeutinnen und Therapeuten. Viele dieser Erfahrungen waren eher schlecht, manche auch ok, aber wenig oder nicht hilfreich. Nun bin ich seit etwa einem Jahr bei meiner derzeitigen Therapeutin. Sie ist die erste bei der ich das Gefühl hatte, sie könnte mir wirklich weiterhelfen. Auch unsere Beziehung ist sehr gut und vertrauensvoll, Kritik wird ausgesprochen, es gibt keine unausgesprochenen Dinge die zwischen uns "in der Luft" hängen könnten.

In der letzten Zeit fällt mir allerdings vermehrt auf, dass wir auf der Stelle treten und wir beide nicht wissen wie es voran gehen soll. In der letzten Stunde hat Sie dann erwähnt, dass ich ihr was das reflektieren meiner Gefühle, Gedanken und meines Verhaltens immer einen Schritt voraus sei; im Sinne von sie könne mir keinerlei Impulse geben, welche ich nicht bereits in Erwägung gezogen hätte oder ausprobiert habe. Leider war dann unsere Zeit vorbei, weshalb wir da nicht mehr genauer drüber sprechen konnten.
Das wäre tendenziell eine schöne Basis um die Therapie zu beenden, würde es mir besser gehen. Mein psychischer Zustand ist nach wie vor miserabel und die Therapie meine letzte Hoffnung. Ich war bereits stationär, nehme Medikamente, habe diverse Therapien gemacht; aber nichts hat mir geholfen. Wenn mir nichtmal die jetzige Therapie was hilft, weiß ich wirklich nicht was ich noch tun soll.
Vielleicht bin ich einfach Therapienfähig?!

Ging es Jemandem hier schonmal ähnlich? Und was habt ihr getan?

Ich bin dankbar für alle Anregungen und Tipps!

Lg :)

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candle.
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Beitrag Di., 31.01.2023, 19:55

Hallo Zander!
Zander hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 19:24 In der letzten Stunde hat Sie dann erwähnt, dass ich ihr was das reflektieren meiner Gefühle, Gedanken und meines Verhaltens immer einen Schritt voraus sei; im Sinne von sie könne mir keinerlei Impulse geben, welche ich nicht bereits in Erwägung gezogen hätte oder ausprobiert habe.
Ich weiß nur, dass ich auch oft vor diesem Problem gestanden habe und ab da war es dann immer irgendwie komisch.
Ich wäre da auch an einer Lösung interessiert, weil ich überlege eine Therapie zu machen. Und dann kommt wieder das Gefühl, dass ich wieder zu einem "Tanzbärchen" werde. Ich weiß nicht, ob du das kennst? Alles ist dann toll und richtig was ich tue, aber weiterhelfen tut es mir auch nicht. Da bleibt immer das Gefühl zurück, dass da irgendwas fehlt in Therapie oder ich etwas brauche, dass über die "normale" Therapie hinausgeht.

LG candle
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 31.01.2023, 20:23

Zander hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 19:24 In der letzten Stunde hat Sie dann erwähnt, dass ich ihr was das reflektieren meiner Gefühle, Gedanken und meines Verhaltens immer einen Schritt voraus sei; im Sinne von sie könne mir keinerlei Impulse geben, welche ich nicht bereits in Erwägung gezogen hätte oder ausprobiert habe.

Also ehrlich gesagt, für das Reflektieren von Gefühlen, Gedanken und des Verhaltens brauche ich keinen Therapeuten, das kann ich selber. Das blöde ist aber, dass eine intellektuelle Einsicht in das wie und warum von "dysfunktionalem Innenleben" nicht wirklich hilft etwas daran substanziell zu verändern.

Ich habe eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung, wenn mich zB etwas triggert oder mein Selbstbild nicht hilfreich ist oder die Welt um mich rum mir grundlegend unsicher und feindselig vorkommt hilft eine intellektuelle Einsicht da einfach nicht.

Evtl wäre für dich eine übertragungsfokussierte Psychotherapie wo es um die Beziehung zum Therapeuten geht sinnvoller?

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Zander
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Beitrag Di., 31.01.2023, 20:42

candle. hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 19:55 Und dann kommt wieder das Gefühl, dass ich wieder zu einem "Tanzbärchen" werde. Ich weiß nicht, ob du das kennst? Alles ist dann toll und richtig was ich tue, aber weiterhelfen tut es mir auch nicht. Da bleibt immer das Gefühl zurück, dass da irgendwas fehlt in Therapie oder ich etwas brauche, dass über die "normale" Therapie
Ja genau! Das kenne ich auch…
Ich weiß nichtmal genau was es ist, das fehlt, oder das ich falsch mache.
Manchmal frage ich mich echt ob ich einfach zu blöd bin.
Warum funktionieren empirisch belegte und zu hauf verwendete Methoden nicht bei mir?!

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candle.
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Beitrag Di., 31.01.2023, 21:40

Zander hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 20:42 Ich weiß nichtmal genau was es ist, das fehlt, oder das ich falsch mache.
Manchmal frage ich mich echt ob ich einfach zu blöd bin.
Warum funktionieren empirisch belegte und zu hauf verwendete Methoden nicht bei mir?!
Ja, ich denke auch, dass ich zu blöde bin, allerdings hat es ja auch mal gut funktioniert, jedenfalls ist mir ein Therapeut noch in Erinnerung. Er blieb hartnäckig an einem Thema dran, was mir sehr gut gefällt. Andere springen dann so hin und her, auch wenn ich um einen gewissen klaren Rahmen gebeten habe.

Manchmal denke ich auch, dass ich in ein Schema passen soll, was nicht paßt. Auch meine Vergangenheit scheint denn schon ungewöhnlich, weil z. B. Alkohol keine Rolle spielt oder ich selber jetzt auch nur das Laster "Rauchen" habe, was akzeptiert wird.

Ich schweife ab.

Im Grunde kenne ich die Methoden gar nicht und habe mich auch nie damit beschäftigt. :lol: Da bist du mir voraus.

candle
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Montana
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Beitrag Di., 31.01.2023, 22:00

candle. hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 21:40 Auch meine Vergangenheit scheint denn schon ungewöhnlich, weil z. B. Alkohol keine Rolle spielt
Warum sollte das denn ungewöhnlich sein?

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candle.
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Beitrag Di., 31.01.2023, 22:02

Montana hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 22:00
candle. hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 21:40 Auch meine Vergangenheit scheint denn schon ungewöhnlich, weil z. B. Alkohol keine Rolle spielt
Warum sollte das denn ungewöhnlich sein?
Woher soll ich das wissen?

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chrysokoll
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Beitrag Di., 31.01.2023, 22:29

Zander hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 20:42 Warum funktionieren empirisch belegte und zu hauf verwendete Methoden nicht bei mir?!
das wäre doch jetzt genau die Gelegenheit DAS in der nächsten Stunde zu fragen.
Die Sicht der Therapeutin zu erfragen, ihren Rat anzuhören. Wie will sie weiter machen, was denkt sie, was schlägt sie vor?

Gibt es eine Diagnose und ist das die passende Therapie dafür?
Das kann bei dir natürlich ganz anders sein, aber ich war in einer ähnlichen Situation wie du, alle Therapien, Klinikaufenthalte, Medikamente... gescheitert. Nichts half. Ich dachte ich bin ein hoffnungsloser Fall, nicht mal für Therapie geeignet. Bis ich endlich eine Traumatherapie machen konnte. Es ist harte Arbeit, aber die Knoten lösten sich, und das wünsche ich dir auch!

Hast du schon mal andere Therapiemethoden als die ausprobiert, die rein über den Verstand gehen?
Also Körpertherapie, Somatic Experience, Kunsttherapie etc.?

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Di., 31.01.2023, 23:02

Zander hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 20:42 Warum funktionieren empirisch belegte und zu hauf verwendete Methoden nicht bei mir?!
He zander, da Du keine Dignose geschrieben hast, kann ich nur orakeln. Bei mir war es auch erst die 4. Therapie innerhalb von 15 Jahren!!! Bei PTBS beispielsweise gehts nicht ohne Konfrontation/Exposition (ich weiss, andere sehen das anders). Einfach nur bla bla, mal entspannen und bissel reden, ach ändern Sie doch mal Ihre Gedanken, hilft da nicht.
Hätte mir auch mal jemand eher sagen können.
Weiss ja nicht, was es bei Dir ist. Und Alkohol ist eher ein Ausschluss, dann müsstest Du erst mal einen Entzug machen, ist also von Vorteil für Dich.

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Zander
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Beitrag Di., 31.01.2023, 23:09

chrysokoll hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 22:29
Hast du schon mal andere Therapiemethoden als die ausprobiert, die rein über den Verstand gehen?
Also Körpertherapie, Somatic Experience, Kunsttherapie etc.?
Danke erstmal für deine Antwort!
Kunsttherapie und Körpertherapie habe ich bereits erfolglos probiert. Tiefenpsychologische und Verhaltenstherapie ebenso.
Meine aktuelle Therapeutin ist eigentlich Verhaltenstherapeutin, versucht aber auch über andere Wege irgendwas zu bewirken.

Ich werde das aufjedenfall nächste Stunde ansprechen… allerdings möchte ich so ungern wieder den Therapeuten wechseln, jetzt wo ich zum erstenmal so hart erarbeitetes Vertrauen habe. Zudem weiß ich gar nicht ob ich es schaffe schonwieder von null anzufangen, vorallem mit dem Gedanken im Hinterkopf es seien alles nur erfolglose Bemühungen.

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Montana
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Beitrag Di., 31.01.2023, 23:11

candle. hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 22:02
Montana hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 22:00 Warum sollte das denn ungewöhnlich sein?
Woher soll ich das wissen?
Na, das hast DU doch geschrieben. Irgendwie musst du ja drauf gekommen sein. Haben dir Therapeuten gesagt, dass es ungewöhnlich sei? Ich wundere mich halt, woher diese Vermutung kommt.

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candle.
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Beitrag Mi., 01.02.2023, 00:16

Montana hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 23:11 Na, das hast DU doch geschrieben. Irgendwie musst du ja drauf gekommen sein. Haben dir Therapeuten gesagt, dass es ungewöhnlich sei? Ich wundere mich halt, woher diese Vermutung kommt.
Das ist keine Vermutung, das wurde mir gesagt. "Intakte Familie, kein Alkohol oder Drogen im Hintergrund usw." Das scheint ja offenbar ungewöhnlich zu sein UND traumatisiert zu sein.

Ich habe ja erst mit Mitte 30 meine erste Therapie gemacht und da hieß es auch, dass psychisch nichts sein könnte, weil ich schon "zu alt" war.

Nicht nur andere erleben komische Sachen in Therapie, ich auch.

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candle.
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Beitrag Mi., 01.02.2023, 00:18

Zander hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 23:09 jetzt wo ich zum erstenmal so hart erarbeitetes Vertrauen habe.
Ach OK, vielleicht ist das noch nicht ganz stabil? Damit habe ich natürlich nicht gerechnet, also verwirf meine Beiträge bitte.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 01.02.2023, 00:50

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Di., 31.01.2023, 23:02Bei PTBS beispielsweise gehts nicht ohne Konfrontation/Exposition (ich weiss, andere sehen das anders).

Jepp. Deine Aussage ist schlicht und ergreifend nicht wahr weil unterschiedliche Betroffene unterschiedliche Arten von Therapie benötigen.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 01.02.2023, 07:02

Was ist denn Dein Ziel oder was sind Deine Ziele, die Du durch eine Therapie erreichen möchtest? Wenn Du schon so viele Jahre Therapie machst, dann wirst Du ja das eine oder andere wissen, was Dir hilft oder gar nicht hilft, bzw. wozu Du Therapie benötigst?
Machst Du denn durchgehend Therapie oder sind da größere Pausen dazwischen gewesen?
Und wenn ja, wie ging es Dir in diesen Pausen? Was hat gefehlt, dass Du wieder therapeutische Hilfe gesucht hast?

Manchmal ist es hilfreich, sich zunächst an den Zielen "entlang zu hangeln" um einen Weg in der Therapie zu finden.

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