candle. hat geschrieben: Mo., 13.03.2023, 20:13
...meine Frage mal ganz allgemein: Wie kann man so naiv sein? Wieso denkt "man" dass man so super zum Therapeuten paßt- egal ob Freundschaft oder Liebesbeziehung? Und was hat der Klient eigentlich dem Therapeuten zu bieten- ja DAS fände ich höchst interessant!
Ich sehe die größere Problematik ebenfalls beim Therapeuten, wenn die besagte Abstinenz nicht eingehalten wird.
Er riskiert seinen Job und damit seine berufliche Existenz.
Es kann ihm auch etwas unterstellt werden, was nicht passiert ist.
Und auch nicht zu vergessen, welches Interesse sollte ein psychisch gesunder Mensch (Therapeut), an einem Klienten haben, der psychische Störungen hat und Hilfe braucht sein Leben zu bewältigen. Das dürfte für einen Therapeuten ziemlich uninteressant sein.
Dieses Gefälle in einer therapeutischen Beziehung, ist für eine Behandlung eines Klienten sicher in Ordnung, jedoch nicht in einer freundschaftlichen Beziehung auf Augenhöhe.
Dies lässt sich auch nicht einfach abstellen und je länger die therapeutische Beziehung dauerte, desto schwieriger dürfte dies sein.
Ein Therapeut vergisst doch auch nicht die ganze Vorgeschichte, Schwächen, Probleme und Störungen des Klienten.
Ich kann den Wunsch eines ehemaligen Klienten durchaus nachempfinden, den Kontakt zum ehemaligen Therapeuten zu halten, weil dieser dem Klienten sehr wichtig geworden ist.
Es ist sicherlich schwer diesen einen wichtig gewordenen Menschen (Therapeuten) endgültig loszulassen und seinen eigenen Weg ohne ihn weitergehen zu müssen.
Aber ich denke, daß dieses Loslassen ganz wichtig ist, um sich aus der gefühlten Abhängigkeit auch lösen zu können. Erst danach wäre ggf. eine Begegnung auf Augenhöhe möglich.
Und dafür dient meines Erachtens diese Abstinenz.
Nach der erfolgreichen Abstinenz dürfte sich das Interesse des Klienten, nach einem weiteren Kontakt zum ehemaligen Therapeuten vermutlich auch in Luft aufgelöst haben.
Ich denke auch, daß es für einen Therapeuten immer ein gewisses Risiko bedeuten wird, einen privaten Kontakt zu einem ehemaligen Klienten zu haben, solange er noch in seinem Beruf tätig ist.
Wenn ein Therapeut sich schon im Ruhestand befindet, riskiert er zumindest nicht mehr seinen Job und somit seine Existenz.
Aus diesen Gründen kann ich mir auch nur einen lockeren Kontakt zu einem ehemaligen Therapeuten vorstellen, der in seinem Beruf nicht mehr tätig ist.
Eine echte freundschaftliche Beziehung, wird wohl in den wenigsten Fällen daraus entstehen.
Auch weil nur einer, nämlich der Therapeut, den anderen (den Klienten) wirklich mit all seinen Fassetten kennt.
Ich behaupte mal, das kein Klient die reale private Seite seines Therapeuten wirklich kennt und somit eigentlich auch nicht wissen kann, ob dieser Mensch wirklich so toll ist, daß man noch einen privaten Kontakt möchte.
L.G. Tobe