Was tun, wenn man in jedem Job scheitert?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Talya
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Was tun, wenn man in jedem Job scheitert?

Beitrag Do., 13.09.2012, 17:03

Hallo,

ich bin sehr, sehr verzweifelt, weil ich in jedem Job scheitere!

Ich habe schon verschiedenes ausprobiert, aber ich konnte nie etwas recht machen. Entweder bin ich zu langsam, zu vergesslich, nicht flexibel genug, zu introvertiert, nicht clever genug...
Auf dem ersten Arbeitsmarkt habe ich wohl definitiv keine Chance.

Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht, die ich nur unter größten Schwierigkeiten geschafft habe. Im theoretischen Teil, also Berufsschule hatte ich sehr gute Leistungen, aber in der Praxis war ich eine Niete!
Anschließend arbeitete ich als Telefonistin, aber der Job war sehr monoton und ich kündigte nach ein paar Jahren.
Ich versuchte mich wieder im kaufmännischen Bereich, aber alles endete in einer Katastrophe. Ein Personalchef meinte mal, ich solle überlegen, vielleicht besser nur Hausfrau und Mutter zu werden.
So wurde mir viermal innerhalb weniger Jahre gekündigt.
Später war ich in einer Begegnungsstätte für Senioren tätig, wo ich überwiegend in der Küche arbeitete und putzte. Dort fiel ich mit meiner Langsamkeit auf, so dass eine Kollegin fast handgreiflich geworden wäre.
Ich machte einen 1 Euro Job in einer Bibliothek, wo ich mit manchen Arbeiten auch Schwierigkeiten hatte. Vor allem, wenn in den Regalen Bücher umgeräumt werden mussten. Da verlor ich schnell den Überblick, wie ich wieder eine sinnvolle Reihenfolge in der Anordnung der Bücher hinbekomme.
Ich putzte in einem Büro und privaten Haushalten, aber nur einmal war man mit mir zufrieden. Ich schaffte es meistens auch nicht in der dafür vorgegebenen Zeit.

Seit Mitte August habe ich einen Job auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Das heißt, die Tätigkeit wird zu 75% vom Jobcenter finanziert und ist auf ein halbes Jahr befristet.
Ich arbeite in einem Altenheim. Ich helfe in der Küche und bei der Betreuung Demenzkranker.
Letzte Woche wurde mir bei einem Gespräch mit der Teamleiterin und der Mitarbeiterin vom Sozialen Dienst die gelbe Karte gezeigt.
Die Teamleiterin beanstandete, dass ich bei meinen Arbeiten in der Küche immer noch genaue Anweisungen brauche. Ich sei auch insgesamt ziemlich langsam in meiner Aufnahmefähigkeit (kann oft Dinge nach einer Erklärung nicht, sondern brauche weitere).

Generell habe ich manchmal Probleme mit angemessenem Verhalten. Ich finde eine Sache witzig oder harmlos, während andere sich über Bemerkungen von mir empören. Somit trete ich desöfteren in Fettnäpfchen, obwohl ich ein sehr ruhiger und nachdenklicher Mensch bin.

Die Teamleiterin sagte mir, sie würde sehen, wie sich das ganze bis nächste Woche entwickelt.
Fragte die Mitarbeiterin vom Sozialen Dienst, wie sie denn vorgehen müsse, falls sie sich entscheiden müssten sich von mir zu trennen.
Sie sagte zu mir, dass sie mich nicht für doof halte. Es müsse aber schließlich Gründe haben, warum ich es auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht geschafft habe.
Jetzt habe ich natürlich schon die Kündigung vor Augen, auch wenn ich mich diese Woche bemüht habe mich zu verbessern.
Doch vor allem eine Kollegin hat mich deutlich spüren lassen, wie sie mich sieht.
Auf Fragen von mir kamen pampige Antworten oder sie ließ schon mal Spitzen gegen mich los.
Ich sollte z.B. für eine Frau ein Bindemittel in den Saft einrühren. Die Kollegin meinte dazu:"Wenn Du Dir das zutraust." Dabei können das ja wohl selbst minderbemittelte!

Ich habe oft Probleme, weil ich sehr wenig Selbstvertrauen habe. Andere spüren das und nutzen es aus.
Allerdings weiß ich auch, dass ich oft sehr unbeholfen, unselbständig und naiv wirke.
Eine Bekannte sagte, dass ich wie eine wirke, der man "ein x für ein u vormachen" kann.

Wenn ich sogar aus einem Job auf dem zweiten Arbeitsmarkt rausfliege, werde ich mich erst recht als Versagerin fühlen.
Wo soll ich dann sonst noch eine Chance haben?

Gibt es denn wirklich Menschen, die sich gar nicht fürs Berufsleben eignen?

Gruß,
Talya

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Milky_e77
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Beitrag Fr., 14.09.2012, 08:07

Ich habe eine Bekannte (eine ehemalige Kollegin), auf die deine Beschreibung auch ziemlich zutrifft. Sie wirkt extrem unsicher, arbeitet total langsam und zieht irgendwie automatisch Leute an, die sie zum Frustablassen benutzen. Sie findet seit 4 Jahren keinen dauerhaften Job mehr. Sie übernimmt immer nur 1 - 2 Monate befristete einfachste Jobs, zB zum Dateneingeben. Dann wieder Arbeitslosigkeit, sinnlose Kurse.... Das wird wohl so weitergehen. Ich weiß leider auch nicht, was man machen könnte.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Fr., 14.09.2012, 09:37

Ich vermute, es gibt zahlreiche Menschen wie dich. Viele sind auf Grund von guten Beziehungen in sicheren Jobs untergebracht, wo die anderen nur darauf achten müssen, dass sie, wenn sie schon nix beitragen, wenigstens keinen Schaden anrichten. Versteh mich nicht falsch, das können feine, nette, hochanständige Menschen sein - aber für die Arbeit eben ungeeignet.
Ich weiß auch keinen wirklichen Rat. Wärest Du fähig, dich selbst dahingehend ändern zu können, hättest Du es vermutlich schon längst geschafft - Druck und Gelegenheiten hattest Du ja. Eventuell könntest Du ein Coaching machen, aber das Zeug ist teuer und man muss es selber bezahlen. Ich wünsche Dir, dass Du eine Nische findest.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Nozi
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Beitrag Fr., 14.09.2012, 09:48

lustig, dass dich da jemand als "hausfrau und mutter" sieht, wenn du andere, einfachste jobs nicht schaffst! es gibt wohl keinen job, der mehr stressresistenz, organisation und improvisation verlangt als daheim mit kind(ern) zu sein. in wahrheit geht ja eigentlich beides gar nicht, entweder bist du eine gute hausfrau ODER eine gute mutter ( ich hab mich für zweiteres entschieden ).
was liegt dir denn? worin bist du gut? welche tätigkeiten magst du?
lg
nozi

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Ekel
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Beitrag Fr., 14.09.2012, 13:27

hallo Tayla,

wenn man deine Beschreibung über dich liest,kann man tatsächlich den eindruck bekommen, du wärst jemand der absolut garnichts selbstständig erledigen kann und sich nichtmal einfach abläufe merken kann und mit einer unerwarteten situation schon völlig überfodert ist.
Ich denkle aber, dass das über die Jahre zu einem Selbstbild wurde. Ausbildungen sind oft eine ziemliche Schinderei. Druck von allen Seiten, wenig Schutz und dazu wird man für einen Apfel udn ein Ei auch noch ausgebeutet. So ne Ausbildung geht ja auch ein paar Jahre, sodass sich da schon ein gewisses Selbstbild entwickeln kann, vorallem wenn man ansich schon introvertiert unsicher und auf Rückmeldung von Aussen angewiesen ist.
Ich weiß nicht ob dun das bestätigen kannst, aber kann es sein, dass deine wiederholen Rückschläge dir dieses Selbstbild und eine allgemeine Verunsicherung antrainiert ahben? Fühlst du dich zu irgendeinem Zeitpunkt während deiner Arbeit (oder frührerer Arbeiten) selbstsicher und entspannt bei der Arbeit? Ich stelle mir vor, das eine massive Vernsicherung vorallem eins bedeutet: Streß! Jeden Moment kann schon wieder irgendwas passieren udn man muss sich immer extra anstrengen und aufpassen um ja nicht schon wieder unangenehm auf zu fallen. Das bedeutet man arbeitet immer mit 110% und immer unter anspannung.

Normalerweise ist dasim beruf nicht so. Klar gibt es überall streß aber auch routine und entspannung, wo man sich bei der arbeit sogar mal um private dinge gedanken macht.
Wurdest du denn schonmal in deiner Arbeitszeit für irgendetwas gelobt oder hast etwas gemacht an dem es nix auszusetzen gab?

Wie sieht dein Sachbearbeiter/dei Arbeitsvermittler im Jobcenter denn die Sache? Welche Angebote und möglichkleiten giobt es heraus zu finden, ob du tatsächlich nur verunsichert und gestresst bist udn deswegen erstmal an dir arbeiten musst bevor du wieder auf den arbeitsmarkt gehen sollst, oder ob (was durchaus möglich wäre ich bisher aber nicht glaube) eine andere geistige beeinträchtigung bei dir vorliegt, die eine Arbeit für dich so schwer macht. Ic denke bevor man vom 1. auf den 2. Arbeitsmakt geschickt wird sollte sowas doch gründlich untersucht werden.
Vielleicht auch mal die Krankenkasse oder den hausarzt befragen. Es gibt z.B. Therapien für Menschen mit Job schwierigkeiten wie BurnOut, arbeitsphobie usw. Das wären dann auch möglichkeiten für dich an dir zu arbeiten.

Wie gesagt der größte Fehler is einfach so weitermachen und von einer enttäuschung zur nächsten rennen. Du sollest erst an dir arbeiten und deine schwächen und STÄRKEN kennen bevor du wieder arbeiten gehst, denn die Arbeitsbedingungen kannst du nicht ändern, dein verhalten und deine sicht z dir und deiner arbeit aber sehr wohl!

Ich wünsche dir viel Kraft und alles gute!

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Talya
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Beitrag Fr., 14.09.2012, 20:53

Danke für eure Antworten.

@ Ekel

Ich denke, dass sich ein negatives Selbstbild über viele Jahre hinweg bei mir manifestiert hat und irgendwann aus lauter Verunsicherung gar nichts mehr klappte.
Schon in der frühen Kindheit wurde mir immer nur Druck von meinen Eltern gemacht. Die ersten Zeugnisse in der Grundschule waren schon nicht gut genug.
Schon zu der Zeit wurden meine Schwächen sichtbar, und daher bekamen meine Eltern in der 4. Klasse von der Klassenlehrerin die Empfehlung, mich in der Hauptschule anzumelden. Doch sie waren der Meinung, dass eine Tochter "aus gutem Hause" wie die Kinder ihrer Bekannten aufs Gymnasium zu gehen hatte.
Dort war ich hoffnungslos überfordert und wurde häufig mit Vorwürfen überschüttet. Von meiner Mutter wurde ich oft wegen kleiner Fehler zusammengeschrien.
Schon zu der Zeit war ich total verunsichert und verschüchtert. Vor allem, wenn mein Vater mal wieder der Ansicht war, dass ich überhaupt nicht in die Welt passe.

So startete ich unter denkbar schlechten Bedinungen ins Berufsleben.
Ich kannte es ja nicht anders, dass ich nie etwas gut genug machte.
Wahrscheinlich habe ich mich durch meine ganzen Ängste und Selbstzweifel oft selbst blockiert. Zusätzlich irritierend und störend empfinde ich meine extreme Langsamkeit, die sicherlich andere Ursachen hat.
Daher ist mir auch schon der Gedanke gekommen, ob evtl. auch noch eine geistige Beeinträchtigung bei mir vorliegen könnte.

Anerkennung und Bestätigung habe ich während meines gesamten bisherigen Berufslebens nie bekommen. Meine Leistungen waren immer unterdurchschnittlich.
Entspannt war ich auch nie. Im Gegenteil, ich habe mich meistens sehr unter Druck gesetzt und wartete schon angespannt auf die nächsten Missgeschicke, die mir passieren würden.
Kollegen hätten vielleicht über manches hinwegsehen können, wenn ich einen besseren Zugang zu ihnen gefunden hätte. Doch wegen meiner ständigen Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes und des permanenten Stresses kapsselte ich mich ganz oft ab.

Seit letztem Jahr bin ich beim Jobcenter ohnehin schon als "Sorgenkind" registriert. Im Frühjahr 2011 wurde ich der Reha-Abteilung zugeordnet, da ich unter Depressionen leide und schon einige Jahre in psychiatrischer Behandlung bin.
Meine zuständige Sachbearbeiterin hat allerdings wenig Verständnis für meine Probleme. Ihrer Ansicht nach müsse ich nur mehr Selbstvertrauen entwickeln.
Nur wie soll das gehen, wenn ich überall scheitere?
Und selbst, wenn ich selbstbewusster wäre, wäre ich wahrscheinlich geistig auch nicht superflexibel und wahrscheinlich immer noch zu langsam.

Auch in dem jetzigen Job sehe ich mich definitiv als gescheitert an!
Jeden Tag passieren mir neue Missgeschicke, obwohl ich versuche alles gut zu machen!
Gestern lief die Kaffeemaschine über, weil ich nicht wusste, dass eine Kollegin sie schon mit Wasser gefüllt hatte. Der ganze Schrank stand unter Kaffee und ich konnte das Malheur nicht vertuschen.
Heute morgen bekam ich einen Anschiss, weil ich während des Reinigens des Kühlschranks das Mittagessen kurz auf dem Küchenschrank abgestellt hatte.
Leider hatte ich auch noch übersehen, dass eine Beilage fürs Mittagessen von der Küche nicht mitgeliefert worden war.
Später bekam ich den nächsten Anschiss, weil ich eine Flasche Saft unnötigerweise kurz vor dem Wochenende angebrochen hatte.
Außerdem hatte ich vergessen nachzusehen, ob noch Wäsche in der Waschmaschine war und zum Trocknen aufgehängt werden musste.
Ich hätte nur noch heulen können, weil ich total überfordert war!
Wenn dann auch noch ein Demenzkranker im Rollstuhl bei mir ankommt und in Tränen ausbricht, weil er angeblich nicht beim Kegeln mitmachen darf, sind meine Nerven zum Zerreißen gespannt.

Das schlimme ist, sogar ein demenzkranker alter Herr hat meine Defizite voll mitbekommen!
Traurig, wenn er mich immer so sorgenvoll ansieht und mir sagt, ich müsse auf mich aufpassen. Dass die Kolleginnen nicht gut auf mich zu sprechen seien.
Vorgestern habe ich mit ihm "Mensch ärgere Dich nicht" gespielt. Da ließ er durchblicken, dass er mich für naiv hält. Er sagte, ich sei ein Mensch, den man leicht täuschen könne.

Ich habe echt keine Ahnung, wie es weitergehen soll.

Gruß,
Talya
Zuletzt geändert von Talya am Fr., 14.09.2012, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.

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jtkirk67
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Beitrag Fr., 14.09.2012, 21:05

Also dumm kannst Du nicht sein, wenn man deine Text hier mal liest. Du kannst Dich gut ausdrücken und Fehler habe ich jetzt auch nicht wirklich gefunden.
Das Problem liegt halt in deinem Elternhaus und der nicht vorhandenen Herzenswärme, die Du nicht nicht mit auf den Weg bekommen hast. Ich glaube, Dir würde es sehr viel helfen, wenn Dir jemand ganz oft sagen würde, dass Du halt ein wertvoller Mensch bist und auch viele positive Seiten an Dir hast und Du müsstest mal kleine Erfolgserlebnisse im Beruf sammeln. Vermutlich bist Du so mit deinen Ängsten beschäftigt, dass Du garnicht deine wahren 100% bei der Arbeit bringen kannst, sondern nur 30 oder 40% und dann ist es doch logisch, dass du den Anforderungen nicht gerecht wirst. Ich glaube nicht, dass es ein grundlegendes Problem bei Dir ist, sondern durch deine psychischen Probleme ausgelöst wird.

Alles Liebe
Thomas

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Talya
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Beitrag Fr., 14.09.2012, 21:14

jtkirk67 hat geschrieben:Also dumm kannst Du nicht sein, wenn man deine Text hier mal liest. Du kannst Dich gut ausdrücken und Fehler habe ich jetzt auch nicht wirklich gefunden.
Das Problem liegt halt in deinem Elternhaus und der nicht vorhandenen Herzenswärme, die Du nicht nicht mit auf den Weg bekommen hast. Ich glaube, Dir würde es sehr viel helfen, wenn Dir jemand ganz oft sagen würde, dass Du halt ein wertvoller Mensch bist und auch viele positive Seiten an Dir hast und Du müsstest mal kleine Erfolgserlebnisse im Beruf sammeln. Vermutlich bist Du so mit deinen Ängsten beschäftigt, dass Du garnicht deine wahren 100% bei der Arbeit bringen kannst, sondern nur 30 oder 40% und dann ist es doch logisch, dass du den Anforderungen nicht gerecht wirst. Ich glaube nicht, dass es ein grundlegendes Problem bei Dir ist, sondern durch deine psychischen Probleme ausgelöst wird.

Alles Liebe
Thomas
Hallo Thomas,

nett, dass Du es so siehst!
Ja, ich denke auch, dass die fehlende Wärme und Geborgenheit im Elternhaus großen Schaden bei mir angerichtet haben.
Ich hatte schon in meiner Kindheit große Ängste.
Leider haben mich Klassenkameraden und Lehrer immer wieder darin bestätigt, dass ich nicht clever genug und zu naiv sei fürs Leben.
Irgendwann glaubt man fest daran, dass doch nicht alle sich so täuschen können.
Daher kam bei mir auch irgendwann der Gedanke auf, dass geistig bei mir eventuell etwas nicht in Ordnung sein könnte.
Ich bin so langsam und gehe manche Dinge so ungeschickt an!
Bei Stress breche ich fast zusammen.

Dabei sehne ich mich so sehr nach Anerkennung!

Gruß,
Talya

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confidence
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Beitrag So., 16.09.2012, 07:17

Ohje, dass kommt mir alles irgendwie bekannt vor. So ähnlich erging es mir auch, bevor ich zum ersten Mal eine Freundin hatte. Sie war auch ein ganz lieber Mensch und hat mir damals ganz oft gesagt, dass ich gut sei wie ich bin und ich nicht so negativ über mich reden soll. Die ersten zwei Jahre der Beziehung habe ich noch keine Veränderung gemerkt, aber wenn dir jeden Tag was Nettes von einer Person gesagt wird, dann fängst du an das ganze auch unterbewusst zu glauben und du machst auch nach und nach eine Veränderung durch (bei mir bedurfte es trotzdem eines Beruflichen Neustarts in einem Umfeld, in dem ich nicht vorbelastet war).
Generell war es auch so, dass ich von Zuhause eigentlich keine echte Liebe kannte (ich habe trotzdem kein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern), so hatte ich zum ersten mal erfahren was liebe aus vollem Herzen bedeutet und was das bei einem bewirken kann.
Ich wünsche dir dass du auch jemanden triffst (falls nicht längst geschehen), der dir so viel liebe gibt, dass du selbst auch daran glaubst, dass du jemand bist den man achten kann.

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Elfchen
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Beitrag So., 16.09.2012, 07:45

Liebe Talya

Es bricht mir fast das Herz, wenn ich dich so lese.. was hat man da nur mit dir angestellt!
Eigentlich kenne ich das alles ja , nur hab ich da wohl mehr Trotz in mir gehabt. Meine Ziele hab ich nicht erreicht, aber ich führe doch ein Berufsleben.
Wie ich das gemacht habe.. ich hab Therapie gemacht. Jahrelang. ich bin da durch die Höllen gegangen und tu es immer noch.
Schau Talya, wenn das Ich so zerstört wurde wie bei dir (und auch bei mir), dann steckt man in einem Loch, wo man alleine nicht mehr rausfinden kann. Da brauchst du jemanden, der dir sozusagen die Hühnerleiter reicht. Du brauchst jemanden der dir zeigt, wie du die kleine Talya in dir lieben, aufbauen und beschützen kannst.
Wie meine Vorschreiber kann ich einfach nicht glauben, was ich da lese. Jemand, der so schreiben kann, ist niemals unfähig. Niemals. Du hast gut erkannt, dass es dein Selbstwert ist, der sich nicht entwickeln konnte, der unterdrückt wurde, der verschüttet und brach liegt. Talya, steh auf, such dir eine gute Therapeutin, geh vorwärts. Und vor allem, lass dich nicht so einschüchtern.
Ein wenig ist es wie beim Autofahren: man fährt den Punkt an, auf den man sich konzentriert, dorthin, wo man hinschaut. Bei dir erlauben sich alle, auf die Fehlstellen zu schauen, und du bist derartig verunsichert, dass du diese wahrscheinlich zeigst. Wenn ich unter Druck bin, kann ich kaum mehr staggeln, mir fallen Dinge nicht ein, Dinge aus der Hand.. das geht jedem so.
Dein Selbstbild braucht unbedingt eine Revision!
Geh das an, Talya, mit professioneller Hilfe kannst du es schaffen.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft dazu.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Beitrag Mi., 19.09.2012, 16:29

Also dumm kannst Du nicht sein, wenn man deine Text hier mal liest. Du kannst Dich gut ausdrücken und Fehler habe ich jetzt auch nicht wirklich gefunden.
Dem kann ich mich nur anschließen!
Kein einziger Rechschreibfehler!
Richtige Kommasetzung!
Großer Wortschatz!
Spannend geschrieben!

Es gibt viele Jobs, in denen man schreiben muss. Such Dir solch einen und Du wirst glücklich!

Viele Grüße
KN

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TarjaLeone
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 20:26

Hallo Talya,

ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst. Ich habe auch schon Arbeitgeber gehabt, die total unter aller *S.u waren und nur Fehler gesehen haben.
Ich glaub dass es so was wie selbsterfüllende Prophezeiung sein kann. Und / oder Druck.
Unter solch einem Druck würd es mir auch so gehen. Da gehts jedem so.
Ich krieg da nix mehr auf die Reihe.
Logisch gesehen kann es doch nicht sein, dass deine Fehler mehr wiegen sollen und öfter gesehen werden, denn JEDER macht Fehler.
Und aus Angst vor Fehlern passieren dann auch mehr Fehler, wie bei Ödipus, der genau vermeiden wollte, was passierte.

Ein weiteres Beispiel: es gab mal ein Experiment zum Thema Lob in einer Schule: eine Hälfte der Klasse war bei ihren Aufgaben angeblich supergut und wurde vom Lehrer gelobt. Die andere Hälfte war schlecht und wurde gerügt / beschimpft

Was glaubst du, was passierte ?
Die gelobten Schüler verbesserten ihre Leistung noch mehr, die gerügten Schüler verschlechterten sich.
So wurde alles zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.
Vielleicht warst du nur einmal oder zweimal etwas tollpatschig, zack! klebte das an dir, weil andere etwas gefunden hatten.


Das beste ist, zu den eigenen Gefühlen und zum eigenen Zentrum zu finden.
Ich hab auch ähnliche Erfahrung machen müssen. Spätestens wenn man ärgerlich wird, ist es eine gute Richtlinie, wann andere die Schmerzgrenze erreicht haben.

Ich wünsche dir alles Gute
Tarja

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Ekel
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Beitrag Mi., 17.10.2012, 13:09

Hallo talya,

sorry das ich mich so lang nicht mehr gemeldet habe, wie ist es dir denn inzwischen ergangen?
Also wad u beschreibst sind doch echt schusseligkeitsfehler!
Das erinnert mich stark an meine erste ausbildung. Ich hab in der praxis auch nur kleine fehler gemacht (also nichts was menschen das leben kosten könnte) und war plötzlich total blockiert. Und dann häuften sich die fehler. Das wurde selbst mit wechsel des ausbildungsplatzes nicht besser so dass ich in der Probezeit gekündigt wurde. Ich habe mich damals auch dumm und viel zu langsam und vor allem NAIV gefühlt. ich glaubte völlig die einschätzungsfähigkeit bezüglich anderer menschen verloren zu haben und nichts richtigmachen zu können.
Dank einiger Freunde die zu mir hielten und das ich ein anderen weg eingeschlagen habe und die Leute aus meinem Umfeld entfernt ahbe die mir nicht gut taten habe ich heute ein abgeschlossenes studium hinter mir.

Ich kann den Eindruck deranderen nur bestätien. Du wirkst nicht dumm. Du wirkst nur völlig verunsichert und daran solltest du mit einem Therapeuten arbeiten.

Wenn deine Fall maagerin meint du musst an deinem selbstvertrauen arbeiten, dann erkundige dich doch mal ob das jobcente dich nicht evtl. dabei unterstützen kann, oder wer dafür zuständig ist. Das jobcenter kann ja wenigstens die leistungen weiterlaufen lassen solang du in therapie bist (wenn sie dich dann icht sowieso ans sozialamt solang abgeben) damit hättest du auch erstmal zeit und ruhe dich um dich zu kümmern bevor du wieder in einem job in alte muster verfällst. Wenn du nicht sowieso aus deinem job raus kommst oder es schon bist, bespreche mit einem arzt die möglichkeit dich krank schreiben zu lassen.

Ich wünsche dir alles gute!

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lebensfreude_1981
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Beitrag Mi., 31.10.2012, 10:29

hallo tayla,

habe gerade deinen beitrag und die ganzen antworten darauf gelesen. das ist ja schon ein paar tage her - hat sich irgendwas bei dir getan in der zwischenzeit?

lg

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Talya
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Beitrag Sa., 03.11.2012, 23:10

Dankeschön für die weiteren Antworten.
Ich schreibe heute erst wieder, weil es mir zwischenzeitlich seelisch sehr schlecht ging.
Ich war schon kurz davor den Job aufzugeben, habe dann aber beschlossen weiterzukämpfen. Auch wenn ich noch nicht weiß, ob sich das lohnen wird.

Es ist leider nicht besser geworden.
Ich richte meine ganze Konzentration auf die Arbeit, aber immer wieder passieren mir mal Missgesschicke bzw. ich weiß Dinge im hauswirtschaftlichen Bereich nicht, die von den Kolleginnen als selbstverständlich angesehen werden.

Vor drei Wochen hatte ich ein weiteres Gespräch mit meiner Teamleiterin, dessen Ergebnis schriftlich dokumentiert werden musste.
Sie sagte mir, dass meine Leistungen "in meinem Rahmen" besser geworden seien, ich aber insgesamt zu langsam sei.
Auch gelinge es mir immer nur, meinen Fokus auf eine Tätigkeit zu richten. Andere Dinge, die ich nebenbei verrichten könne, verliere ich aus den Augen.
Beispiel: wenn ich dabei bin Küchenarbeiten zu erledigen, würde ich teilweise die Bedürfnisse der alten Menschen etwas zurückstellen. Dabei müsse das parallel laufen.
Leider bin ich aber (noch) damit überfordert.
Desweiteren kritisierte sie, sie habe den Eindruck, dass ich mich teilweise vor den Betreuungsangeboten drücke. Ich sei immer noch zu zurückgezogen und müsse offener auf die Leute zugehen.
Auch das ist schwierig für mich.
Anfangs war es z.B. auch jeden Morgen meine Aufgabe, aus der Zeitung vorzulesen. Es hieß dann jedes Mal, ich müsse mich deutlicher artikulieren. Ich bemühte mich daraufhin lauter zu sprechen, doch seit kurzer Zeit lässt man mich gar nicht mehr vorlesen.
Außerdem habe ich ihrer Ansicht nach immer noch keinen zufriedenstellenden Zugang zu den demenzkranken Menschen.
Ich erklärte ihr, dass es für mich als unerfahrene Kraft schwer sei mich mit ihnen zu unterhalten und sie zu beschäftigen.
Ich nannte einige Beispiele, wie ich auf die Menschen zugegegangen bin.
Sie tadelte mich daraufhin, dass man Demenzkranke verschiedene meiner Fragen doch nicht stellen könne. Sie könnten mir nun mal nicht beantworten, wieviele Kinder sie haben oder welchen Beruf sie früher ausgeübt haben.
Aber woher soll ich das wissen, da ich nie in diesem Bereich tätig war und ich auch bisher in der Familie zum Glück keine Erfahrungen mit Demenz gemacht habe.

Meiner Ansicht nach geht die Teamleiterin ganz selbstverständlich von Voraussetzungen aus, die ich nicht mitgebracht habe, da ich ja vor Antritt der Tätigkeit keine Schulung erhalten habe.

Mitte November findet ein weiteres Gespräch mit der Teamleiterin und auch der Mitarbeiterin vom Sozialen Dienst statt. Es wird dann eine Beurteilung über mich geschrieben, die an die Gesellschaft geht, der das Altenheim angeschlossen ist und mit der ich den Arbeitsvertrag geschlossen habe.
Jetzt ist natürlich meine Angst, dass die Beurteilung negativ ausfallen wird!

Ich bin nach wie vor zu den Kolleginnen freundlich, aber es wird immer wieder deutlich, dass sie mich nicht schätzen.

Zum einen lassen sie mich gerne unangenehme Reinigungsarbeiten durchführen.
Die Putzfrauen brauchen keine Fäkalien zu beseitigen. Das bedeutet, es wird recht oberflächlich geputzt.
Letzte Woche wurde ich darauf hingewiesen, dass das Bad verschmutzt sei. Ich musste Spuren von Fäkalien von den Fliesen entfernen, die Toilette säubern und den Boden wischen.
Dabei sehe ich das nicht als meine Aufgabe, aber einer muss es ja machen!

Zum anderen kommen manchmal komische Bemerkungen von ihnen.
Nächste Woche habe ich Urlaub, und ich wurde gefragt, ob ich verreise.
Ich war so ehrlich zu sagen, dass ich mir das nicht leisten könne.
Die eine Kollegin meinte daraufhin, dann müsse ich mir halt einen reichen Mann suchen. Sie habe das auch so gemacht.
Als ich der anderen erzählte, dass ich im Sommer für einige Tage eine Städtetour gemacht habe und das für dieses Jahr reichen müsse, war ihre abfällige Antwort:"Ein paar Tage? Wow, da hast du ja eine Weltreise gemacht!"

Oder sie machen mir zum Vowurf, dass ich nicht zeiteffektiv genug arbeite.
So bekam ich die Aufgabe, Plastikkörbchen für die Spinde der Bewohner/Gäste zu spülen, was ich dann auch per Hand tat.
Gleich machte sich eine Kollegin lustig darüber, warum ich sie nicht in die Spülmaschine gestellt habe. Ich müsse lernen effektiver zu arbeiten.

So ist es ganz oft so, dass ich das Gefühl habe nie gut genug zu sein.
Dabei gebe ich mein bestes und finde es auch nicht schlimm, manche Dinge zu erfragen, die ich nicht weiß.
Doch ich habe teilweise echt den Eindruck, dass sie mich für dumm und unfähig halten.

Ich kann nicht sagen, wie lange ich dort noch durchhalten werde.
Mein Vertrag geht eh nur bist Ende Februar und anschließend werde ich sicherlich keine Verlängerung bekommen.

Liebe Grüße,
Talya

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