Bedürfnisse

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Madja
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Bedürfnisse

Beitrag Sa., 25.01.2014, 21:46

Ich bekomme immer wieder hier im Forum von den Menschen, die ich sehr schätze, Fragen über meine Bedürfnisse, ob ich die befriedigt bekomme. Und ich weiß nie, was ich antworten soll. Welche Bedürfnisse habe ich? Was bedeutet überhaupt "Bedürfnisse haben"?

Ich habe eine Definition gefunden: (http://www.gluecksarchiv.de/inhalt/grundbedarf.htm)

"Der amerikanische Psychologe Abraham H. Maslow hat schon 1962 in einem seiner Bücher die Theorie aufgestellt, dass wir Menschen von zwei Arten von Bedürfnissen beeinflusst werden: den Defizit- und den Wachstumsbedürfnissen. Es gibt vier Bereiche bei den Defizitbedürfnissen und einen Bereich bei den Wachtumsbedürfnissen:

Defizitbedürfnisse 1:
Körperliche Bedürfnisse
Durst, Hunger, Sexualität, Schlaf, Bedürfnis nach Bewegung / Anregung / Erregung / Ruhe, Schutz vor Witterung

Defizitbedürfnisse 2:
Sicherheitsbedürfnisse
Stabilität, Zuverlässigkeit, Regeln, Ordnung, Gesetze und Grenzen, Freiheit von Angst / Bedrohung / Chaos, Schutz der Existenz, des Arbeitsplatzes und Eigentums, Altersvorsorge, Gesundheit

Defizitbedürfnisse 3:
Soziale Bedürfnisse
Zuneigung, Abneigung gegen Einsamkeit / Ablehnung / Fehlen von Freunden, Kommunikation, Kontakt, Bedürfnis nach Akzeptanz der eigenen Person, Liebe, Geborgenheit, Mitgliedschaft, Sorgen und Umsorgen, " dazu gehören"

Defizitbedürfnisse 4:
Bedürfnis nach Achtung
Stärke, Erfolg, Tüchtigkeit, Macht und Wissen, Anerkennung, Prestige, Status, Aufmerksamkeit, Bedeutung, Respekt, Selbstbestätigung, " differenziert sein von anderen"

Wachstumsbedürfnisse:
Selbstverwirklichung
Volle Ausschöpfung und Entfaltung des im Menschen angelegten Potentials und das Ausleben der Einzigartigkeit. Weltverständnis, Spontaneität, Natürlichkeit, Zielorientiertheit, Wunsch nach Alleinsein, Autonomie, Aufgeschlossenheit, Gemeinschaftsgefühl, Kreativität, Individualität, Selbstentfaltung, Selbstwertgefühl, Gestaltung des eigenen Lebens und der Umwelt, Ausschöpfung des eigenen Potentials"


Zwar verstehe ich das alles aber ich kann damit wenig in Bezug auf mich anfangen. Haben Menschen wirklich alle hier aufgelistete Bedürfnisse?. Welche habt Ihr? Welche sind die wichtigsten und welche haben nicht soviel Bedeutung? Wie sieht Ihr das alles? Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr etwas dazu schreiben könntet.
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. - George Bernard Shaw

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kaja
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Beitrag Sa., 25.01.2014, 21:52

Würde mich auch interessieren.
Für mich sind Bedürfnisse -mit Ausnahme von elementaren Bedürfnissen wie : Nahrung, Schlaf, Soziales etc.- Dinge die etwas mit Lust und Luxus zu tun haben.
Scheinbar folge ich Bedürfnissen selten bis gar nicht (sagt der Therapeut) weil meine Handlungen, fast ausschließlich, funktional ausgerichtet sind.
Selbstverwirklichung halte ich z.B. für eine Marotte frustrierter Hausfrauen kurz vor der Menopause (übertrieben ausgedrückt).
After all this time ? Always.

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Sa., 25.01.2014, 22:43

Oh, ich denke, das ist wirklich vielfältig und welche Bedürfnisse Du hast, das kannst Du doch auch selbst rausfinden.

Die Kategorien sind interessant, aber ich denke, nicht jeder Mensch hat alle diese Bedürfnisse.
Klar, haben alle dieselben Grundbedürfnisse wie z.B. nach Nahrung, Schlaf usw.

Aber selbst diese Bedürfnisse sind unterschiedlich und was für den einen wichtig ist, ist für den anderen vielleicht nebensächlich?

Nimm einfach das Beispiel Nahrung.
Es gibt Menschen, denen reicht es, nicht hungern zu müssen. Die brauchen Nahrung, aber was genau sie zu sich nehmen ist nicht so wichtig. Hauptsache sie sind nicht hungrig.
Ich aber, ich möchte für mich nicht nur Nahrung, sondern Genuss. Nahrung alleine macht zwar körperlich satt, aber wenn diese Nahrung nicht schmeckt, dann bin ich unzufrieden und zwar massiv unzufrieden. Wäre ich also in der Auswahl meiner Nahrung strak eingeschränkt, würde mich das arg belasten. Mich. Vielleicht ist das bei Dir anders.

Und auf diese Weise kannst Du theoretisch alle angegebenen Punkte durchdenken. Kann ich mich damit identifizieren? Ja? Ist das okay für dich? Oder auch nein. Kannst Du nicht. Ist DAS dann okay für Dich? Möchtest Du daran etwas ändern? Was möchtest Du ändern? Ist dir diese Änderung momentan möglich? Wenn ja...prima. Wenn nein......was wäre nötig, damit es möglich wäre? Was kannst Du vielleicht als Teilziel erreichen?
Was wird anders sein, wenn Du es schaffst? Wirst Du dich besser fühlen?

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hopelife
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Beitrag So., 26.01.2014, 01:36

Liebe Madja, ich danke dir sehr dafür. Hab es mir gleich kopiert und bearbeitet. Hab alles fett markiert, was mir fehlt und geschaut welcher Bereich am stärksten betroffen ist.
Möchte ich hier aber nicht öffentlich schreiben. Danke dir trotzdem sehr dafür. Da wird einem erstmal bewusst, was einem fehlt so schwarz auf weiss, vielleicht nehme ich das sogar mal mit, wenn ich in die Therapie gehe. Danke dir jedenfalls dafür, mir hat das gut getan, vielleicht drucke ich es mir aus und hänge es an den Kühlschrank.
Nur soviel, bei mir gab es 24 Bedürfnisse, die ich nicht erfüllt bekomme, mir erfüllen kann von 44/ hoffe habe mich nicht verzählt, aber bestimmt. Danke dir dafür. Bei mir ist es mehr als die Hälfte.
LG. Hopelife
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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Hamna
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Beitrag So., 26.01.2014, 03:05

Mir geht es da ähnlich wie Hopelife: erschreckend, wie viele Bedürfnisse schon seit längerer Zeit einfach mal so gar nicht befriedigt sind. Allerdings sehe ich es auch ähnlich wie Kaja - Bedürfnisse unterscheiden sich für mich von Bedarf, und deren Erfüllung ist eher Luxus, während die Erfüllung des Grundbedarfs kurz- (z. B. Nahrung oder Schlaf) oder langfristig existenziell ist. Also, einiges in der Liste sehe ich schon auch als Grundbedarf, wie z. B. ein Gefühl von Sicherheit und ein Dach über dem Kopf (obwohl man auch ohne beides existieren kann - die Frage ist dann nur, wie lange man mit dem Mangel aushält, ohne daran zu erkranken, aber krank bin ich ja, teilweise sicher auch wg. des Fehlens einiger Bedarfs- oder Bedürfnis-"erfüller"), anderes ist purer Luxus, auf den ich auch relativ gut verzichten kann und das auch tue, wenn auch zum Teil unfreiwillig, aber eben nur zum Teil, denn gewisse Dinge versage ich mir auch ganz bewusst, weil ich sie nicht für nötig befinde und auch tatsächlich eine gewisse Befriedigung aus dem Verzicht ziehe. Auch das macht nicht wirklich Spaß, aber es vermittelt schon auch eine gewisse Sicherheit zu wissen, mit wie wenig man überleben kann.

Danke für das Einstellen der Definition, Madja, ich werde die nächsten Tage mal für mich versuchen, mich näher damit zu beschäftigen. Insgesamt ein sehr interessantes und wichtiges Thema, da steckt viel drin.

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nettasch
Helferlein
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Beitrag So., 26.01.2014, 11:30

hallo Madja,

maslow hat die bedürfnisse seinerzeit in form einer pyramide dargestellt und dabei unter anderem auch darüber nachgedacht, dass wenn eine stufe erreicht ist, die nächste stufe eine wichtigkeit erreicht und das mensch auf jeden fall verhindern möchte, wieder in die untere stufe zu rutschen.

vor kurzem hatte ich eine diskussion mit jemanden, der in seinem leben bereits obdachlos gewesen war. für ihn hatte das motiv schutz vor witterung (bdw wohnung) eine sehr hohe wichtigkeit, sowie auch das motiv sicherheit (weil er in seinem leben auf der straße mehrere male zusammen geschlagen wurde).

ein psychologisches konstrukt (vllt. auch mehrere) besagt ja, dass in uns das motiv/ bedürfnis noch nach wichtigkeit drängt, welches eben (noch) nicht erfüllt wurde, bei dem wir ein defizit/ einen mangel erfahren haben. z.b. bei den persönlichkeitsstörungen ist von beziehungsmotiven die rede. hier ist u.a. rainer sachse interessant, der die beziehungsmotive (anerkennung, wichtigkeit, verlässlichkeit, solidarität, autonomie, grenzen) nennt, die in der kindheit oder jugend nicht erfüllt wurden und nun mit ins erwachsenenleben gehinkt sind und als folge davon durch ihr beachtet werden wollen, die interaktion mit anderen stören. (so mal grob formuliert)

allgemeiner (jedoch auch vor dem hintergrund subjektiver zufriedenheit) formuliert es klaus grawe. sinngemäß unterteilt er 4 grundbedürfnisse: nach bindung, nach orientierung und kontrolle, nach selbstwerterhöhung und -schutz, nach lustgewinn und unlustvermeidung.

so viel zur theorie, was das in der praxis bedeutet, daran knabbere ich persönlich im moment ebenso, wie wahrscheinlich alle hier. da mir die fachtermini sowieso immer wieder aus dem gehirn entflutschen, gibt es die kurzfassung als wertvoll, geliebt, frei und verbunden sein (dummerweise steht und fällt das ganze mit der selbstfürsorge oder defizitär ausgedrückt mit der selbstzerstörung).

liebe grüße,
nettasch

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stern
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Beitrag So., 26.01.2014, 12:46

Bedürfnisse umfassen (für mich) definitiv nicht nur existenzielle Dinge.

Ich finde die wirtschaftliche Definition gar nicht so verkehrt, nämlich Bedürfnis als (subjektive empfundenes) Mangelgefühl gepaart mit dem Wunsch, diesen Mangel zu beseitigen (Bedürfnisbefriedigung). Die psychologische Definition könnte ähnlich sein, weiß ich nicht. In anderen Worten: Bedürfnisse entstehen aufgrund eines empfunden Mangels, den man beseitigen möchte. Demnach werden menschliche Bedürfnisse als sehr groß (bis unendlich) angesehen.

Heißt mNn auch: Wo kein Mangelgefühl, da kein Bedürfnis. Diesem "Prinzip" bedient sich ja auch die Werbung, die suggeriert, dass man bestimmte Dinge uuuuunbedingt braucht, natürlich auch solche, die kein Mensch braucht oder purer Luxus sind = Wecken von Bedürfnissen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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stern
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Beitrag So., 26.01.2014, 13:38

Madja hat geschrieben:Haben Menschen wirklich alle hier aufgelistete Bedürfnisse?. Welche habt Ihr? Welche sind die wichtigsten und welche haben nicht soviel Bedeutung? Wie sieht Ihr das alles? Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr etwas dazu schreiben könntet.
Ich würde sagen, die Pyramide deckt Dinge ab, die zumindest Bedürfnis vieler Menschen sind (Hunger und Durst wohl von allen Menschen). Ich halte die Bedürfnisse für besonders bedeutsam, die sich besonders stark bemerkbar machen (würden), wenn sie nicht befriedigt werden. Das entspricht dem von nettasch erwähnten Konstrukt, das für meinen Teil aber auch einigermaßen der Realität entsprichen düfte... umso mehr, je mehr es sich um existenzielle Dinge handelt (wie Nahrung, Schlaf, etc.). Allerdings sind Bedürfnisse auch individuell, halt abhängig davon, was man nicht hat, aber gerne hätte (und das kann mMn von Mensch zu Mensch variieren... umso mehr, je weniger existenziell etwas ist). Insofern kann man viele Bedürfnisse haben (z.B. auch eine Weltreise, obwohl man kein Dach über den Kopf hat), befriedigen kann man aber nicht unbedingt jedes einzelne, würde ich sagen. Hat wohl auch eine subjektive Kompentente, was man als wichtiger einschätzt. Ohne mich auf jeden einzelnen Aspekt festzulegen: Ich würde soweit gehen, dass ich die in der Pyramide genannten sogar als recht existenzielle Bedürfnisse einordnen würde (so tendenziell). Nichtbefriedigung bringt (außer Essen, Trinken) zwar nicht so schnell um, aber kann (je nach Bedürfnis) ziemlich unglücklich machen auf Dauer, würde ich sagen.
Liebe Grüße
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Sunny75
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Beitrag So., 26.01.2014, 15:01

stern hat geschrieben:Wo kein Mangelgefühl, da kein Bedürfnis.
Sehe ich anders. Die Grundbedürfnisse (oben Defizitbedürfnisse genannt - aber der Ausdruck gefällt mir nicht) sind immer da, egal ob sie gerade erfüllt werden, oder nicht. Das Bedürfnis nach Sicherheit, Ruhe, Bewegung, Gesundheit, Liebe, Geborgenheit, Anerkennung usw. usw. bleiben immer bestehen, selbst wenn man in dem Moment gerade gesund und in Ruhe lebt.

Sich dessen bewußt zu sein, was man grade alles Gutes hat, nennt man Dankbarkeit, Glück und Zufriedenheit.
Wenn ich den Fokus immer nur auf den Mangel lenke - und vielleicht auch noch jemand ANDERES dafür verantwortlich mache (!), so ist das der direkte Weg zum dauerhaften Unglücklichsein.

Was die Wachstumsbedürfnisse betrifft:
"Volle Ausschöpfung und Entfaltung des im Menschen angelegten Potentials, und das Ausleben der Einzigartigkeit"
Urgs, was soll das denn? Um sein Potential voll ausschöpfen zu können, müsste dieses ja begrenzt sein. Dabei wächst es meiner Meinung nach doch mit jeder neuen Herausforderung!
Ein Mensch, dem nie etwas zugetraut wird, und dem alles abgenommen wird, weiß doch gar nicht, wie viel Potential wirklich in ihm steckt! Sprich, wem immer alle Bedürfnisse "erfüllt werden", der sieht doch gar keine Notwendigkeit, sich kreativ, spontan, zielorientiert und aufgeschlossen nach der Decke zu strecken. Und woher dann Selbstwertgefühl, Autonomie und Natürlichkeit nehmen?

Also, schön wenn grad alle Bedürfnisse erfüllt sind, aber wenn nicht - auch schön.

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stern
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Beitrag So., 26.01.2014, 15:14

Sunny75 hat geschrieben:
stern hat geschrieben:Wo kein Mangelgefühl, da kein Bedürfnis.
Sehe ich anders. Die Grundbedürfnisse (oben Defizitbedürfnisse genannt - aber der Ausdruck gefällt mir nicht) sind immer da, egal ob sie gerade erfüllt werden, oder nicht. Das Bedürfnis nach Sicherheit, Ruhe, Bewegung, Gesundheit, Liebe, Geborgenheit, Anerkennung usw. usw. bleiben immer bestehen, selbst wenn man in dem Moment gerade gesund und in Ruhe lebt.
Über den Punkt bin ich auch gestolpert, ob ich das so stehen lassen kann. Habe aber beschlossen, ich lasse es so stehen. Denn ein Bedürfnis nach z.B. Nahrung habe ich nur dann, wenn ich Hunger habe (und nicht wenn ich pappsatt bin... dann habe ich vielleicht eher das Bedürfnis nach einem Mittagsschlaf). Bedürfnisse können wechseln. Und dass ich Nahrungsvorräte auch dann kaufe, wenn ich akut keinen Hunger habe, hat damit zu tun, dass ich antizipieren kann, dass ich irgendwann Hunger bekommen werde und dieses Bedürfnis dann schnell befriedigen möchte. Und bei befriedigten Bedürfnissen wie nach Ruhe, Bewegung, Gesundheit, Liebe, etc. würde ich dann nicht mehr von Bedürfnissen sprechen, sondern davon, dass ich Ruhe habe, Bewegung, gesund bin und geliebt werde. Allerdings gilt aus meiner Sicht auch hier, dass das ja wechseln kann. Also in Phasen der Ruhe kann sich irgendwann das Bedürfnis nach Anregung einstellen... und wenn 5 Min. später der Nachbar seinen Rasen mäht, stellt sich wieder ein Ruhebedürfnis ein (bzw. kann sich einstellen). Also in anderen Worten: Was befriedigt ist, würde ich dann nicht mehr als Bedürfnis bezeichnen... ist aber natürlich Definitionssache. Denn wie gesagt: Die aufgezählten "Dinge" erachte ich bereits für recht existenziell, so dass es wohl unglücklich machen würde, wenn man sie auf Dauer nicht befriedigen könnte. Nur kann man nicht immer alles zur gleichen Zeit befriedigen. Und das was fehlt und nach Befriedigung drängt, würde ich als Bedürfnis sehen (ist aber Definitionssache). Was ich gar nicht erst will und mir auch nicht fehlt (wie meinetwegen ein Tamagotschi) "begehre" ich für meinen Teil auch nicht. Bei existenziellen Dingen (für die ich die genannten tendenziell erachte) habe ich weniger Wahlfreiheit, sondern das braucht man dann schlichtweg, um nicht zu sterben oder hochgradig unglücklich zu werden... und das ist sozusagen die Verbindung zu deiner Sichtweise.
Liebe Grüße
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Sunny75
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Beitrag So., 26.01.2014, 15:35

Selbst wenn ich gerade pappsatt bin, so weiß ich doch, dass das Bedürfnis nach Nahrung in mir steckt, und sich wieder meldet, sobald ich Hunger habe.
Oder das Bedürfnis nach Ruhe, von dem ich weiß, dass ich es in mir habe, und mir erfülle, und zwar im Optimalfall schon BEVOR ich ein Ruhedefizit spüre, und Gefahr laufe auszubrennen.
Ich kenne mich, und weiß was ich brauche, und nicht erst wenns weh tut, und ich den Mangel spüre.
Das kann nicht jeder - ist mir bewußt. So mancher spürt sich NUR im Mangel, und führt diesen sogar bewußt oder unbewußt herbei.
Zurücklehnen, und das Bad im Selbstmitleid genießen, ob der Bedürfnisse, die einem die ANDEREN nicht erfüllen, und man somit sein Leben lang verhindert ist, glücklich zu sein, ist typisch für dieses Mangeldenken.

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stern
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Beitrag So., 26.01.2014, 15:56

Sunny75 hat geschrieben:Selbst wenn ich gerade pappsatt bin, so weiß ich doch, dass das Bedürfnis nach Nahrung in mir steckt, und sich wieder meldet, sobald ich Hunger habe.
ich würde es so sehen, dass ich es antizipieren kann, irgendwann wieder hungrig zu werden, ohne akut hungrig zu sein oder ohne akut das Bedürfnis nach Nahrungen zu haben.
Oder das Bedürfnis nach Ruhe, von dem ich weiß, dass ich es in mir habe, und mir erfülle, und zwar im Optimalfall schon BEVOR ich ein Ruhedefizit spüre, und Gefahr laufe auszubrennen.
Und um auch das Bedürfnis nach Gesundheit zu befriedigen, würde ich (wiederum aufgrund einer Antizipationsleistung) mir ausreichend Erholung gönnen bevor ich krank werde bzw. teilweise bevor ich ein akutes Ruhebedürfnis verspüre. Teilweise ist es aber für mich ausreichend, mir dann Ruhe zu gönnen, wenn ich spüre, dass ich sie jetzt brauche. Dann habe ich (nach meiner Definition) vorrang das Bedürfnis nach Erhalt der Gesundheit (und weniger nach Ruhe an sich... aber die brauche ich, um meine Gesundheit langfristig nicht zu gefährden). Und natürlich kann es auch an Gesundheitsprophylaxe mangeln.

Oder man kann es so sehen: Um auch mein Bedürfnis nach Sicherheit zu erfüllen, macht es Sinn, sich nicht erst dann um Bedürfnisse zu kümmern, wenn es bereits akut brennt. Andernfalls hat man evtl. einen Mangel an Sicherheit/Vorsorge o.ä.

Also noch sehe ich keinen Widerspruch, denn ich kann doch (im Optimalfall) antizipieren, dass ich mich um manches rechtzeitig kümmern muss, um manche Mangel gar nicht erst anwachsen zu lassen. Meine Gesundheit kann ich bereits dann als potentiell bedroht ansehen, wenn ich Kontrolltermine beim Zahnarzt schleifen lasse (ohne bereits Schmerzen zu haben). In dem Fall hätte ich dann eben z.B. ein Bedürfnis nach gesundheitlicher Vorsorge oder Sicherheit o.ä. - ohne das meine Gesundheit bereits leidet.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag So., 26.01.2014, 16:25

Sunny75 hat geschrieben:Das kann nicht jeder - ist mir bewußt. So mancher spürt sich NUR im Mangel, und führt diesen sogar bewußt oder unbewußt herbei.
Zurücklehnen, und das Bad im Selbstmitleid genießen, ob der Bedürfnisse, die einem die ANDEREN nicht erfüllen, und man somit sein Leben lang verhindert ist, glücklich zu sein, ist typisch für dieses Mangeldenken.
Auch das kann man eigentlich in Zusammenhang mit der obigen Pyramide bringen: Wenn jemand nur damit beschäftigt ist, Löcher zu stöpfen, um nicht abzusaufen, kann dieser vielleicht das Bedürfnis nach "Ausschöpfung und Entfaltung des im Menschen angelegten Potentials" (wie es oben formuliert ist) nicht befriedigen.

Wenn jemand das Bedürfnis gar nicht hat, kann man evtl. schauen, ob es wirklich nicht vorhanden ist, oder ob man dem keine Beachtung schenken kann oder das gar nicht spürt/erkennt, z.B. weil alle Energien dafür drauf gehen, existenzielle Mängel auszugleichen oder meinetwegen auch um sich im Selbstmitleid zu baden.

Also hier ist der Mangel dann evtl. die eigene Entwicklung (des Potentials oder whatever, Nichtbefriedigung von Entwicklungsbedürfnissen, Selbstverwirklichung).
Liebe Grüße
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nettasch
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Beitrag So., 26.01.2014, 22:58

@stern: danke für diesen satz.
stern hat geschrieben:Heißt mNn auch: Wo kein Mangelgefühl, da kein Bedürfnis.
danke in zweierlei hinsicht:
der umkehrschluss wäre dann: wo kein bedürfnis, da kein mangel. ... (denkfutter fürs gehirn)
der zweite ist etwas OT: was bedeutet die abkürzungt mNn? vllt. magst du meiner wissenlücke auf die sprünge helfen? lustigerweise habe ich beim 1. lesen es spontan mit "meiner nase nach" übersetzt. (danke für dieses bild)

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stern
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Beitrag Mo., 27.01.2014, 01:05

nettasch hat geschrieben:der umkehrschluss wäre dann: wo kein bedürfnis, da kein mangel. ...
Moment, das sagte ich nie.

Es sind doch Umkehrschlüssse nicht in jedem Fall genauso gültig. Beispiele werde ich jetzt hoffentlich nicht bringen müssen.

Ich deute ja an, dass es verschiedene Erklärungen geben kann, wenn kein Bedürfnis verspürt wird (fand das aber nur etwas OT, das noch weiter auszuführen, dass es um eine Definition ging. Was ich zugrunde legte ist ein wirtschaftliche Definition, die häufiger bedient wird. Ich teile sie wie erläutert. Wie Maslow [Psychologe, der diese Pyramide begründet hat] Bedürfnis exakt definiert müsste man nachsehen... weitere Definitionen sind sicherlich möglich).
der zweite ist etwas OT: was bedeutet die abkürzungt mNn? vllt. magst du meiner wissenlücke auf die sprünge helfen? lustigerweise habe ich beim 1. lesen es spontan mit "meiner nase nach" übersetzt. (danke für dieses bild)
Denkfutter fürs Hirn. Tipp:Tippfehler.
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