Warst du ein Außenseiter in der Schule?

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Carmenbert
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Warst du ein Außenseiter in der Schule?

Beitrag Fr., 04.11.2016, 18:46

In letzter Zeit habe ich mich sehr für das Thema Mobbing und Außenseitertum in der Schule interessiert. Vor allem, was die Erfahrungen weniger sozial angepasster Menschen nach dem Abgang von der Schule anbelangt.
Bisher konnte ich aber nur in englischsprachigen Foren darüber lesen.
Meiner Meinung nach lässt sich das allerdings nicht eins zu eins auf die österreichischen oder deutschen Zustände umlegen.
Deshalb die Fragen: Warst du ein Außenseiter während der Schulzeit? Und wie hat sich das auf dein weiteres Leben ausgewirkt?

Ich freue mich über jede Antwort

(Hinweis Admin: das PT-Forum ist keine Plattform, um andere "auszufragen", sondern für den Austausch gedacht. Es wäre daher schön, wenn Sie ein wenig erzählen würden, warum Sie gerade diese Frage so sehr interessiert, um sie hier zu stellen.)

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Nico
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Beitrag Fr., 04.11.2016, 18:56

Nein ein Außenseiter war ich in der Schule eigentlich nie, je höher die Schulstufe um so besser habe ich mich in der Klassengemeinschaft zurecht gefunden.
Mobbing gab es bei uns generell sehr selten, aber meine Schulzeit ist auch schon fast 40 Jahre vorbei.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Kasjopaia
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Beitrag Fr., 04.11.2016, 19:42

ich war ein ewiges opfer, aber damals nannte man es ärgern oder hänseln. ich war und bin ein außenseiter und das ist auch gut so. ich habe sehr lange gebraucht um wieder in die richtige spur zu kommen, aber seit einigen jahren wirds immer besser und ich finde mehr und mehr zu mir. die zeit heilt alle wunden trifft auf mich null zu. ich hasse sie alle immer noch.

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Rudi Rudi
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Beitrag Sa., 05.11.2016, 01:03

Nein, ich wurde nie systematisch gemobbt, aber ich habe vieles, was man vermutlich unter normalem Kinder- und Jugendverhalten einordnen würde, als extrem grenzüberschreitend wahrgenommen. Ich habe Schule die meiste Zeit über gehasst. Der reinste Jungle...

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MissPiggy1973
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Beitrag Sa., 05.11.2016, 07:45

Kasjopaia hat geschrieben:ich war ein ewiges opfer, aber damals nannte man es ärgern oder hänseln. ich war und bin ein außenseiter und das ist auch gut so. ich habe sehr lange gebraucht um wieder in die richtige spur zu kommen, aber seit einigen jahren wirds immer besser und ich finde mehr und mehr zu mir. die zeit heilt alle wunden trifft auf mich null zu. ich hasse sie alle immer noch.

Kasjopaia hat's genau so ausgedrückt, wie's mir ergangen ist, kann ich genau so unterschreiben.
Ich wurde ja schon von meinen eigenen Eltern quasi "gemobbt", das hat sich dann in der Schulzeit fortgeführt und auch teilweise während der Berufsausbildung.
Ich denke, das lag daran, daß ich einfach eine gewisse Unsicherheit ausgestrahlt hatte und im sozialen Umgang mit meinen Mitmenschen eh unbeholfen war - so jemand wird dann ja leicht zum "Opfer".
Vergessen hab ich das bis heute alles auch nicht, manchmal verschwindet es in der Versenkung, und dann kommt es plötzlich wieder hervorgeschossen, ohne daß ich es will. Solche Erlebnisse kann man glaub ich nie vergessen...

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hawi
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Beitrag Sa., 05.11.2016, 11:02

Carmenbert hat geschrieben:Warst du ein Außenseiter während der Schulzeit? Und wie hat sich das auf dein weiteres Leben ausgewirkt?
Hallo Carmenbert,

wie bei Nico liegt meine Schulzeit schon eine ganze Weile hinter mir.
Anders als Nico meine ich rückblickend, es gab zu meiner Schulzeit durchaus so was wie Mobbing, auch wenn der Begriff damals unbekannt war.
Wirklich gelitten habe ich selber – soweit ich mich erinnern kann – nicht.
Es gab nur das, was damals als völlig normal galt. Und da weiß ich manchmal nicht, wie so was heute eingeordnet würde. War ja nicht immer nur friedlich. Nicht nur der allgemeine Zank unter Schülern kam vor, es gab immer Raufereien, auch nicht so selten mal ne richtige Prügelei (meist unter Jungs, eher selten unter Mädchen).
Also physisch schon blaue Flecken, kleinere Verletzungen (selten schwerere). Und alles Mögliche, das der Psyche sicher nicht nur guttat, auch. Das nicht allein von Schülern, durchaus auch seitens mancher Lehrer.
Es gab damals ganz sicher Schüler, die Angst vor der Schule hatten (vielleicht damals mehr vor Lehrern als vor Schülern?), auch Schüler, die vielleicht keine Angst hatten, aber schon in so was wie einer Opferrolle steckten, von ihren Mitschülern gesteckt wurden.

Natürlich nur meine Sicht heute: Zu den Gruppen, Cliquen, die „angesagt“ waren, die die Klasse, oder als Ältere auch Teile der ganzen Schule dominierten, gehörte ich nie. Ich war aber so integriert, akzeptiert, anerkannt, dass ich mich auch nicht als richtiger Außenseiter sehe, gesehen habe, als Opfer schon gar nicht.
Meist eher am Rande.

Geprägt hat es mich, denke ich. Nicht belastet. Aber bis heute hab ich es nicht so sehr mit Gruppenzugehörigkeit.
Ich hab zwar nicht grundsätzlich was gegen die, aber … Mir oft lieber, nicht (voll) dazu zugehören, allenfalls „am Rande“.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Nico
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Beitrag Sa., 05.11.2016, 11:22

Ich kann mich an 2 - 3 Schüler erinnern die unter sehr großem Schulstress litten.
Aber nicht etwa weil sie gemobbt wurden, sondern weil sie von den Eltern regelrecht gedroschen wurden wenn die Noten nicht stimmten.
Blaue Augen, Kopfwunden etc. waren da nix seltenes.

Natürlich wurde auch unter den Schülern gerauft, aber da gab es eigentlich immer verschiedene Gruppen, auf einen einzelnen sind wir nicht losgegangen.
Von Lehrern haben wir auch öfter eine gefangen, aber da haben wir uns kurz geschüttelt und das war es dann auch schon wieder. Zumindest mich hat das nicht weiter tangiert.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Sarana
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Beitrag Sa., 05.11.2016, 12:29

Jup, war ich. Teilweise wars sogar ziemlich krass, so dass mein Eigentum geklaut und vor meinen Augen von den "Angesagten" benutzt wurde, teilweise wurds zerstört, teilweise wurde es auch leicht körperlich und ich rumgeschubst. Mehr Details erzähl ich mal nicht, ich will ja nicht erkannt werden. Für einige Zeit war ich auch im Heim, da hat das Ganze noch mal eine völlig andere Dimension; unter anderem waren die Hierarchien dort sehr instabil und ich war oft genug Täter. Ich hoffe sehr, mich bei manchen eines Tages entschuldigen zu können....

Es war schon im Kindergarten so, dass ich keinen Anschluss fand und dort auch ausgelacht wurde oder für die Beliebten irgendwas tun sollte und hörte erst in der Oberstufe auf. Ab da gabs kein richtiges "Mobbing" mehr.

Ich hatte riesige Probleme mit "sozialen Regeln". Zwar war ich nicht völlig isoliert gewesen und hatte zwischenzeitlich auch positive Kontakte, aber dennoch fehlte mir viel Zeit. In vielen kleinen und großen Situationen hatte ich einfach keine Ahnung, wie ich mich jetzt am besten verhalten sollte, vieles verstand ich auch einfach nicht - wenn zum Beispiel für alle klar war, dass jemand nur so tut, als ob ihm etwas nichts ausmacht, ging ich von dem aus, was derjenige gesagt hatte. Ich verstand die Nuancen nicht.

Mittlerweile ist das um einiges besser geworden. Nicht, dass ich keine Probleme hätte, gerade im Zwischenmenschlichen hab ich furchtbar viel davon, aber ich kann mich in Gruppen einigermaßen zurecht finden, Spaß haben, komme gut mit Menschen in Kontakt. Diesen Kontakt zu halten und daraus eine auch nur etwas tiefere Beziehung werden zu lassen ist eine ganz andere Sache... Und auch heute habe ich noch Momente, in denen ich mich fremd fühle.

Übrigens lässt auch die Angst vor Jugendlichen nach. Es ist ein wenig schwer zu erklären; ich hab mich innerlich ganz schön von der Schulzeit entfernt und einfach nicht mehr das Gefühl, auf derselben "Stufe" zu stehen. Wenn ich einen potentiellen "Mobber" sehe fühle ich mich kaum noch bedroht. Erst letztens stand ich an der Ampel, drei vielleicht 16, 17jährige machten irgendwelche blöden Geräusche (ich versteh bis heute nicht, was die eigentlich wollten), starrten mich an und lachten und anstatt Angst zu spüren hab ich erst wohl ziemlich blöd geguckt und dann gelacht. So blöd wie deren Verhalten auf mich wirkte kann ich gar nicht geguckt haben...

Carmenbert, ich stimm dem Admin zu und würd auch gern wissen, warum du gefragt hast. Was ist denn dein Bezug dazu? Bist du betroffen, jemand den du kennst, bist du generell neugierig?
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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 05.11.2016, 13:25

Teilweise ja. Zum Glück nur bis zur 5. Klasse. Es ist eine unglückliche Mischung Klassenbeste zu sein und eine Niete in Sport. Dann noch deutlich kleiner als die anderen und ich sah sehr jung aus, so dass ich auch noch in der 3. Klasse im Restaurant nicht immer die Karte gereicht bekam, oder gefragt wurde, ob ich schon lesen kann.

Ich war freundlich und neugierig, aber ich durfte fast nichts, meine Eltern engagierten sich sogar aktiv als ich gemobbt und geschlagen wurde. Ich werde nie vergessen wie beschämend es war als meine Mutter meine Klassenfeindin einseifte als ich am Tag zuvor mit Steinchen gespickte Schneebälle in meinen Klamotten und im Gesicht erlebte. Und mein Vater wollte unbedingt und wurde Elternsprecher, das war schrecklich. Und in so einer Lage wie meiner unpassend und peinlich obendrein, da seine Kommunikationsfertigkeiten schlicht unterirdisch sind, er aber glaubte darin besonders gut zu sein.

Ich lies meist abschreiben, half schnell mal bei den Hausaufgaben und ich glaube das pufferte das Mobbing etwas ab. Ich wurde vom Musilehrer gemobbt, weil ich nicht singen konnte und mehr als einmal vor der ganzen Klasse bloßgestellt. Es war ein knapp 70 jähriger kriegsversehrter Lehrer, der Pädagogik in einem Wochenendseminar gelernt hatte. Als dann der Klassendiva 'beste' Freundin zu meiner besten Freundin wurde begann sich das Blatt zu wenden. Ich begann damit Theater zu spielen und das gab mir sehr viel. Dies war kurz vor dem Wechsel zu einer anderen Schule. Dort in die 7. Klasse nahm ich mich mit all meinen nach wie vor bestehenden Unsicherheiten zwar mit, aber ich war nicht mehr gänzlich draußen. Gleichwohl ich nach wie vor kaum etwas durfte und unter Dauerbeobachtung meiner Eltern stand. Die neuen Klassenkameraden waren klasse - und vor allem unvoreingenommen, ich gehörte dann einer Clique an und das Außenseitergefühl war zwar noch da, ich kämpfe zuweilen heute noch damit, aber nicht mehr so ausgeprägt.

Ich habe mich viel in Vereinen engagiert und das Wichtigste für mich war meine Schauspielgruppe.

Im Nachhinein habe ich mir oft selbst da im Weg gestanden. Ich war nie im engsten, hippsten Kreis, aber auch nicht mehr Draußen. Ich war frei da und dort hinzugehen, so dass mich heute noch eher diese Menschen interessieren als der Mainstream.

Und ja, es hinterlässt Spuren. Und man kann drüber hinaus wachsen.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Hiob
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Beitrag Sa., 05.11.2016, 16:05

„In letzter Zeit habe ich mich sehr für das Thema Mobbing und Außenseitertum in der Schule interessiert. Vor allem, was die Erfahrungen weniger sozial angepasster Menschen nach dem Abgang von der Schule anbelangt.“

Suchst du ein Thema für deine Abschlußarbeit?
Wenn du dazu im englischsprachigen Bereich etwas gefunden hast, aber nicht im Deutschen, und dich das dazu veranlasst, das als „deutschsprachiges Thema“ auszuwählen...

...würde ich dem Thema vielleicht den etwas kommoden Charm entziehen und es darauf hin erweitern, dass du auch den Zusammenhang des Bemerkenszeitpunktes (der Außenseiterrolle) mit dem späteren Lebensverlauf einbeziehst, bzw. das innere Gefühl „jetzt merk ich es...ich bin ein Außenseiter“ und die äußere Reaktion (z.B. Mobbing) unterscheidest; die decken sich zeitlich nicht zwangsläufig, spielen aber eine Rolle bei der späteren Erkenntnisverarbeitung. Ich hoffe, du kommst danach nicht zu dem Ergebnis wie diese Kita-Frau, die sagte, „bringen sie den Kleinen bitte bis er 3 ist, dann können wir ihn noch formen“.

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Sonnentau
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Beitrag Di., 08.11.2016, 10:34

ja, ich war auch ein Außenseiter in der Schule, bin gemieden und gehänselt worden.
dadurch haben sich auch meine Zwänge entwickelt.
War ein halbes Jahr in der 8 Klasse auch nicht in der Schule, weil es nicht mehr ging und in eine klink musste.

Bin dann wieder zurück in die Klasse weil es nicht anders ging. Toll war es bis zum Ende der Schulzeit nicht, wurde geduldet, aber so richtig dazu gehört habe ich nie.
War froh als die Schulzeit zu ende war.

Es war danach auch nicht einfach konnte mich aber weiter entwickeln, weil ich immer wieder auf Leute gestoßen bin die hinter mir standen und mich unterstützt haben, das ist glaube ich ein großes Glück gewesen und kann mich ganz gut durchs leben schlagen auch wenn es manchmal schwer fällt.
Das ausgepräteste Selbstbewußtsein habe ich aber nicht, das schwankt manchmal ganz schön hin und her.


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Beitrag Di., 08.11.2016, 14:21

Hallo Carmenbert,

ich habe an meine Schulzeit nur gute Erinnerungen (also rein davon ausgehend, was IN der Schule so war).
Ich war beliebt. Ich war von der Grundschule bis zum Abi immer Klassen- bzw Kurssprecher. Ich war Klassenclown und Freundin für alle. Ich war in vielen Gruppen aktiv...Schulchor, Orchester, Bigband, Theater etc.
Kurs vorm Abi hab ich mich zurückgezogen und selbst zum Außenseiter gemacht.
Mir hat die Schulzeit Halt gegeben. Zu Hause war's der Horror, in der Schule einfach traumhaft...
konnte es nicht aushalten, als es aufs Abi zu ging, weil ich wusste, dass damit dieser "Halt" weg ist. Hab ihn auch nie wieder so richtig gefunden.

Lg,
Unfrei


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Carmenbert
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Beitrag Di., 08.11.2016, 19:33

Danke für die interessanten und zahlreichen Antworten!

Und nein, ich schreibe keine Arbeit über dieses Thema (wie schon gefragt wurde). Ich bin einfach generell ein sehr neugieriger Mensch
Nachdem ich vom Admin dazu aufgefordert worden bin, gebe ich jetzt auch etwas von meinen Erfahrungen preis.

Für mich ergibt sich ein ambivalentes Bild, wenn ich auf meine Schulzeit zurückblicke.
In der Volksschule war ich sehr beliebt. Ich ging in eine integrative Klasse und hatte eine tolle Lehrerin, die den Spagat zwischen Autorität und ihren an Montessori angelehnten Lehrstil schaffte. Es gab einige ''Problemkinder'' , meine Mitschüler stammten aus aller Herren Länder und manche waren körperlich beeinträchtigt. "Normal" war niemand und es spielte eine größere Rolle tolerant und fair, als cool zu sein.

Im Gymnasium kam dann der Kulturschock! Beinharter Frontalunterricht, stundenlanges Stillsitzen, jeder lernte nur für sich. Eine Zeit lang fand ich keine Freunde... Außerdem war ich in einer Mädchenklasse gelandet- plötzlich galten komplett andere Regeln. Am Ende des zweiten Schuljahrs hatte ich ein paar Freunde innerhalb meiner Klasse, aber der Großteil mochte mich nicht. Dazu muss man sagen, dass ich sehr viel Angriffsfläche bot- Brille, Akne und ich war schon sehr früh groß und körperlich weiter entwickelt als die meisten meiner Altersgenossinnen. Außerdem interessierte ich mich nicht für Makeup und all das andere Zeug, das die anderen Mädchen toll fanden. Was ich von meinen Eltern und in der Volksschule gelernt hatte: für mich und andere einzustehen und das Recht darauf eine Meinung zu haben- war mir hier nicht sehr bekömmlich. Ich bin gemobbt worden- mir wurden oft gemeine Worte zu geworfen und ich wurde hinter meinem Rücken verleumdet und andauernd schlecht gemacht. Rückblickend betrachtet bin ich sehr froh, dass meine Eltern und Freunde immer zu mir gestanden sind. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es mir sonst ergangen wäre!

Am Anfang der Oberstufe war ich wieder allein- meine Freunde gingen in den anderen Zweig und ich musste mich erneut zurecht finden. Einige der Mädchen, die mich zuvor gemobbt hatten und die Hälfte unserer Parallelklasse bildeten die neue Klasse. Meine Klasse war bei den Mitschülern anscheinend nicht besonders beliebt (wen wunderts? ). Ich saß in gewisser Weise zwischen den Stühlen, die Leute aus der Parallelklasse beäugten mich misstrauisch. Mit einer neuen Klassenkameradin verstand ich mich allerdings sehr gut. Im Laufe des Schuljahrs wurde sie immer mehr gemobbt, sodass sich ihre vorherigen Freunde schon von ihr abwandten, um nicht auch in die Schussbahn zu geraten. Ich konnte das nicht, vor allem, da es wieder ein Klüngel aus feigen Mobberinnen war, die mich schon aufs Übelste verletzt hatten. Sie hatte niemanden, sogar ihre Mutter machte sie regelmäßig fertig. Das war das erste Mal, dass ich offen gegen die Mobbingattacken vorgegangen bin und meinen damaligen Klassenvorstand davon berichtet habe. Er war sehr verständnisvoll und entsetzt über diese Vorfälle in seiner Klasse! Es kam zu einem Klassenrat, wo meine Freundin und ich offen darüber sprachen, was vorgefallen war. Unser Klassenvorstand war so wütend, dass die Mobberinnen wahrscheinlich noch Jahre später vor Angst gezittert haben Danach gab es in dieser Klasse kein Mobbing mehr!
Später musste ich eine Schulstufe wiederholen und bin in einer durchschnittlichen Klasse gelandet- es mochten sich zwar nicht alle, hin und wieder gab es Streit, aber nichts Ernsthaftes.
Trotzdem habe ich es vorgezogen in meiner Außenseiterrolle zu verbleiben. Manchmal habe ich fast zwei Tage am Stück mit keinem meiner Mitschüler geredet. Nicht, weil sich keine Gelegenheiten boten- ich hatte einfach genug Beschäftigung mit mir selbst. Die kreativen Traumtänzer unter den Lesern werden verstehen, was ich meine In dieser Zeit hatte ich meine Fühler erstmals außerhalb der Schule ausgestreckt und Freunde gefunden, die meine Interessen teilten.


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Carmenbert
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Beitrag Di., 08.11.2016, 19:37

Hier gehts weiter- mein Beitrag war dann doch ein bisschen umfangreich

Nach der Schulzeit bin ich richtig aufgetaut- äußerlich entspreche ich jetzt auch mehr dem gängigen Schönheitsideal. Plötzlich habe ich viel Aufmerksamkeit bekommen, die keineswegs immer gewollt war und oft von Leuten kam, die mich vorher wahrscheinlich überhaupt nicht beachtet hätten. Es ist für mich beinahe lächerlich wie oberflächlich viele Leute sind;-)
Wo ich bei einem Punkt angelangt bin, den ich trotz aller negativen Erfahrungen, die vorangegangen sind, etwas sehr positives abgewinnen kann. Ich konnte mich in meinen Teenagerjahren nicht auf mein Äußeres verlassen, um im Leben durchzukommen. Für mich war es ein Kampf- ich musste mir Strategien zulegen, um mit allen fertig zu werden. Außerdem denke ich, habe ich sehr viel gelernt, was Menschenkenntnis anbelangt. Ich kann es förmlich riechen, ob jemand an mir als Person interessiert ist oder nicht. Und, ja eine abgrundtiefe Abscheu gegenüber menschenverachtendem und respektlosem Verhalten ist mir auch geblieben. Immerhin saß ich am receiving end…


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Carmenbert
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Beitrag Di., 08.11.2016, 19:59

Kasjopaia hat geschrieben: ich war und bin ein außenseiter und das ist auch gut so. ich habe sehr lange gebraucht um wieder in die richtige spur zu kommen, aber seit einigen jahren wirds immer besser und ich finde mehr und mehr zu mir. die zeit heilt alle wunden trifft auf mich null zu. ich hasse sie alle immer noch.
Warum findest du es gut, ein Außenseiter zu sein? Wenn das mit dem Vergeben so einfach wär *seufz* Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass das überbewertet wird. Ich für meinen Teil bin jetzt einfach entspannter und was damals passiert ist rückt immer mehr in den Hintergrund. Aber vergeben? Nein, das kann ich auch nicht.

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