Abschlussgespräch/ungünstiger Therapieverlauf

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Mustermaus
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Abschlussgespräch/ungünstiger Therapieverlauf

Beitrag Do., 27.04.2017, 21:24

Irgendwie bin ich frustriert. Viele Therapieeinheiten sind verfallen, weil ich nach einigen Monaten häufig nicht mehr hingegangen bin. Wollte eigentlich nicht länger zur Therapie, seit dem es mir besser ging (hatte eine schwere Depression, alleine hab ich ca 2,5 Jahre vergeblich dagegen gekämpft).

Bei meinen Versuchen, die Therapie abzubrechen, kamen ständig Gegenargumente und ich war schließlich 9 Monate bis zum offiziellen Schluss angemeldet. In dieser Zeit hab ich überwiegend abgesagt und ließ die Therapie kürzlich nicht verlängern (zeitliche Beschränkung durch die KK).

Nun das befürchtete Abschlussgespräch, worauf sie hartnäckig beharrte:
Sie meinte, ich hätte (wieder?) eine ganz dicke Mauer um mich herum aufgebaut, um mich zu schützen, dass man an mich nicht "rankäme" und dass sie sich sicher sei, ich hätte noch Gefühle und jede Menge Baustellen, etc (das hat sie zT. nicht so direkt formuliert, sonst wäre ich vermutlich noch mehr ausgezuckt).

Auf das Thema mit meinen Zwängen ist sie nie wirklich eingegangen, obwohl das das einzige ist, was mich in Wahrheit stört. Der Fokus lag stets auf meiner destruktiven Lebensweise, Labilität, Nähe+Distanz, Betäubungsmittel, Beziehungen und was sie sonst so für wichtig gehalten hat. Daran will ich aber nichts ändern, das dürfte wohl schwer zu begreifen sein (langsam zweifle ich ohnedies, ob manche Punkte überhaupt noch zutreffen). Tja okay, Betäubungsmittelkonsum stört mich auch, aber das war's dann schon...

Ich frage mich, woher sie wissen will bzw wieso sie mir sowas sagt, dass ich auf Therapie angewiesen bin?! Komme jedes Mal ziemlich aufgewühlt raus, obwohl es mir grundsätzlich nicht so schlecht geht!! Ich habe häufig den Verdacht, sie will/wollte mich absichtlich "runterziehen"/ mitreißen. Wäre das Ziel einer Therapie nicht genau das Gegenteil?
Die Patientin aufzubauen bzw. bei der eigenen Weiterentwicklung zu unterstützen, nicht jedoch trotz Widerstand in eine Richtung lenken zu wollen?
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KleineKämpferin
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Beitrag Do., 27.04.2017, 21:43

Vielleicht versucht sie dich damit irgendwie aus der Reserve zu locken.

Wie seid ihr denn jetzt verblieben?

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werve
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Beitrag Do., 27.04.2017, 21:47

Mustermaus hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 21:24 Ich habe häufig den Verdacht, sie will/wollte mich absichtlich "runterziehen"/ mitreißen.
Wozu sollte sie das wollen? Ich halte diesen Gedanken eher für deine Projektion.

Ansonsten: Mit Betäubungsmitteln im Hirn lässt sich keine sinnvolle Therapie machen.

Hattet ihr denn keine Therapievereinbarung getroffen? Hört sich so an, als ob du deine eigene Therapie/dein Vorankommen torpediert hast. Warum auch immer du dir das antun must.....

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Mustermaus
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Beitrag Do., 27.04.2017, 22:11

KleineKämpferin hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 21:43 Wie seid ihr denn jetzt verblieben?
Habe versprochen, dass ich an der Schematherapie teilnehmen werde... dort brauch ich nicht so viel quasseln und Gruppentherapie finde ich im Allgemeinen eigentlich besser.

Aber wenn ich ihr sage, es geht mir grundsätzlich gut, dann versucht sie das zu widerlegen - - was ist der Sinn dahinter? Auf diesem Wege würde sie ja die Patienten nie loswerden. Gibt's sowas öfter? Ich schätze sie als sehr gute und erfahrene Therapeutin ein, aber sowas erscheint mir unlogisch.

Am Geld kann's ja nicht liegen, Kassenpatienten stehen Schlange, davon hat sie nicht viel...
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Mustermaus
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Beitrag Do., 27.04.2017, 22:19

werve hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 21:47 Ich halte diesen Gedanken eher für deine Projektion.

Hattet ihr denn keine Therapievereinbarung getroffen?
1. Toller Tipp, danke

2. Keine Vereinbarung, weiß der Kuckuck warum... ;-)
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Kirchenmaus
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Beitrag Do., 27.04.2017, 22:42

Vielleicht liegt ihr etwas an dir und und vielleicht möchte sie dir eine positive Botschaft mitgeben?
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.


mio
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Beitrag Do., 27.04.2017, 22:43

Mustermaus hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 22:11 Aber wenn ich ihr sage, es geht mir grundsätzlich gut, dann versucht sie das zu widerlegen - - was ist der Sinn dahinter? Auf diesem Wege würde sie ja die Patienten nie loswerden.
Hast Du die Befürchtung sie versucht Dir was "einzureden" um Dich "abhängig" zu machen? Dass sollte natürlich nicht sein. Es kann aber auch sein, dass das einfach Deine "Angst vor Abhängigkeit" dann ist, die Dich da "blockiert" und "vermeiden" lässt.

Meine Thera macht das auch, dass sie versucht an den "schwierigen Gefühlen" dran zu bleiben, gerade wenn es um die "depressive Symtomatik" geht und ich ihr da "abhaue" sozusagen. Ich denke der Hintergrund ist, dass sie weiss - was ich im Prinzip auch weiss - wenn ich da nicht ran und reingehe, dann werde ich es nicht dauerhaft los. Allenfalls kurzfristig...

Wären so meine Gedanken dazu...und Schematherapie klingt doch super :) .

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unklar
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 05:52

Hallo Mustermaus - Therapeutenwechsel ist nicht möglich? Wenn ihr nicht wirklich miteinander auskommt. Ich habe jetzt endlich wen gefunden, wo wirklich ich das Thema vorgeben kann, wo wir über das reden, was ich als Problem sehe und ich habe letztens auch das angesprochen, was du auch spürst, dass es mir nach einer Sitzung immer die nächsten Tage sehr schlecht geht.
Dafür (fürs Ansprechen) gab es sogar Lob von der Therapeutin, aber sie hat gemeint, es ist am Anfang normal, weil eben soviel hervorkommt und ich soll jetzt Strategien ausprobieren. Ich habe aber auch ein wenig zu "Nebenwirkungen von Psychotherapie" gelesen und sehe es nach wie vor ein wenig kritisch, aber solange es um mich geht und ich ihre Argumentation wegen dem Aufgewühltsein noch nachvollziehen kann, ich mich also gut aufgehoben fühle, glaube ich, dass es helfen kann. Und davon merke ich bei dir nichts, Mustermaus. Vielleicht fehlt eben das, damit die Therapie überhaupt erfolgreich sein kann und das geht eben nicht mit jedem Therapeuten?

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Beitrag Fr., 28.04.2017, 18:06

Kirchenmaus hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 22:42 vielleicht möchte sie dir eine positive Botschaft mitgeben?
Positive Botschaft wäre für mich, dass ich in meiner momentanen Haltung ermutigend unterstützt werde und keine Zweifel mehr daran habe, dass ich alleine gut klarkomme. Sie macht das Gegenteil, sie hebt "Fehler im System" hervor. Was, wenn ich jene Eigenschaften nicht als Fehler interpretiere? Ich kann auch die abgedroschene Phrase "das muss ja für Sie sehr schwierig sein" nicht mehr hören...

Bin immerhin etwas narzistisch und sollte vielleicht generell nicht zur Therapie, wenn mir das alles so passt. Bin nur ziemlich verwirrt, wenn man mir das ausreden will... habe von ihr eigentlich auf aufbauende Worte gehofft. What ever :-[
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 18:20

mio hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 22:43 "Angst vor Abhängigkeit"
Exakt.
mio hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 22:43 wenn ich da nicht ran und reingehe, dann werde ich es nicht dauerhaft los.
Ich möchte außer meinem "abhängigen Anteil"(Betäubungsmittel + Medikamente, Zwänge) eigentlich nichts loswerden. Wenn das getrennt nicht möglich ist, dann soll sie mir das sagen (wobei ich schon glaube, dass ich generell nichts ändern brauche, sondern separat an diesen Punkten arbeiten kann).
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werve
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 18:24

Mustermaus hat geschrieben: Fr., 28.04.2017, 18:20 Ich möchte außer meinem "abhängigen Anteil"(Betäubungsmittel + Medikamente, Zwänge) eigentlich nichts loswerden.
Was ist so schön an Stoffabhängigkeit und Zwängen?
Oder ist es die Befürchtung, die Lücke ohne diese Störungen dann nicht füllen zu können, quasi einer Leere ausgesetzt zu sein?


mio
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 18:26

Ich bin nicht Deine Thera, kann Dir also nur sagen, was ich denke. Und ich denke, dass das nicht möglich ist.

Meine Thera nennt das "Selbstmedikation", dh. man (be)"handelt" die eigene Angst vor etwas "allein". Nur dass das, was die Angst auslöst, sich nicht auf ewig allein lösen lässt. Weshalb es eben auch nicht "stabil" wird, solange nicht die Ursache aufgelöst ist.

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 19:34

Ich fasse mal kurz zusammen.

- Du hattest eine schwere Depression
- Du hast 2,5 Jahre vergeblich dagegen angekämpft
- Du fängst eine Therapie an, die du öfter als nötig absagst. Natürlich ist das sehr konstruktiv und selbstsicher, was mit der Symptomatik einer ernstzunehmenden Depression nicht vereinbar ist.
- Du konsumierst Betäubungsmittel.
- Du beklagst dich über die unbefriedigende Arbeitsweise deiner Thera (geht nicht auf die Zwänge ein), suchst dir aber keine andere. Auch das nenne ich konstruktiv. Nur so komt man weiter.

Meiner Meinung nach hast du beim Abschlussgespräch nichts zu befürchten. Theras dichten selten etwas an, sie haben genug Patienten. Mich überzeugt dein Post vollends, dass die schwere Depression nach einer unbefriedigenden Therapie nun so weit gelindert wurde, dass du keine Therapie mehr brauchst.

PS: Dass die Thera nichts taugt sieht man schon daran, dass sie auf ein abschlussgespräch besteht. Sie möchte dich sicher weiter in den Therapiesumpf reinziehen und keine Verantwortung übernehmen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Beitrag Fr., 28.04.2017, 20:29

werve hat geschrieben: Fr., 28.04.2017, 18:24 Oder ist es die Befürchtung, die Lücke ohne diese Störungen dann nicht füllen zu können, quasi einer Leere ausgesetzt zu sein?
Vor der Leere hab ich riesige Angst. Die kenne ich zu gut... das ist generell so, wenn man ein krasses Nähe - Distanz Problem hat (wobei ich dies ja lange nicht mehr als Problem wahrnehme, die Thera + mein Umfeld aber schon).

Naja, die Zwänge und Co möchte ich eben loswerden... Aber wenn ich was an meiner Persönlichkeit ändern müsste, wäre mein Leben wohl zu berechenbar, zu beängstigend, zu unerträglich. Nur die Substanzbezogene Abhängigkeit & Zwänge braucht keine S@u (fallen für mich in dieselbe Kategorie). Ich fühle mich darin gefangen, die Abhängigkeiten lassen mir keinen Freiraum mehr...
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 21:08

Hmm, einmail habe ich bereits gewechselt... aber es kann schon sein, dass man öfters wechseln muss, bis man die richtige findet. Halbes Jahr davor war ich etwa 1 Jahr lang bei einer Therapeutin, die mit mir ein wenig überfordert war. Damals hatte ich eine entsetzliche Phase (anfangs die Nachwirkungen einer Dr0genintoxikation und daraus resultierende psychotische Zustände, die erwähnte krasse Depression, zum Schluss immer häufiger Zwangsgedanken, etc). Zwischen den zwei Therapien war ich übergangsweise paar mal in einer öffentlichen Einrichtung bei einer anderen (also insgesamt mit 3 Theras Erfahrungen gemacht. Genau genommen mit vier, da meine Psychiaterin auch Therapeutin ist. sie geht mir leider auch manchmal auf den Kex, wenn sie in die Thera- Rolle verfällt).

Nach dem Wechsel war ich dann einige Monate ausgesprochen zufrieden mit meiner "letzten" Thera, endlich konnte mir bzgl meiner Depri geholfen werden... Habe zwar nach wie vor eine leichte, aber die hatte ich irgendwie schon immer.

Der nächste Punkt wäre für mich Zwang gewesen, nichts weiter. Gestehe, es ist zum Teil mein Fehler, dass ich mich diesbezüglich nie aufgedrängt habe, weil das Thema natürlich äußerst sensibel ist - daher habe ich meistens um den heißen Brei geredet.

Der Rest war mir zu anstrengend... bspw hab ich mal ein wenig abgenommen und das war dann ein "großes Thema", obwohl ich es absolut nicht für wichtig halte. Es reicht mir schon, dass mich meine Familie und mein Freund diesbezüglich nerven, ist echt schwer auszuhalten... Leute um mich beschäftigen sich oft mit total unwichtigen Sachen!
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