Nervlich extrem angespannt

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Fluxi
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Nervlich extrem angespannt

Beitrag Fr., 28.04.2017, 08:57

Hallo,

Zur Zeit bin ich nervlich sehr angespannt aufgrund von schweren Schicksalsschlägen. Ich bin auch in psychotherapeutischer Behandlung, aber meine Psychotherapeutin kann mir hier nicht recht weiterhelfen.

Ich ängstige mich, weil ich früh morgens, vollkommen durchgeschwitzt, mit Herzrasen und Ziehen in den Armen, manchmal kommt auch noch ein Tinnitus hinzu, aufwache. Es dauert ungegefähr so eine halbe Stunde bis sich das ganze einigermaßen wieder beruhigt. Manchmal dauert es auch länger. Ich habe den Eindruck, als ob mein ganzes vegetatives Nervensystem Amok läuft.

Ich habe auch oft sehr lebhafte Träume, evtl. noch herrührend von einer früheren Antidepressivaeinnahme, die ich aber schon vor längerer Zeit abgesetzt habe. Albträume habe ich ab und zu auch noch.

Muss ich mir ernsthaft Sorgen machen ?

Es würde mich sehr erleichtern, wenn mir jemand weiterhelfen könnte

Fluxi

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Ist das gefährlich?" auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

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Chancen
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 09:31

Hallo Fluxi!

Ob das gefährlich ist, wird dir hier bzw. mittels Ferndiagnose niemand sagen können. Auf jeden Fall dürfte es sehr sehr unangenehm und angsteinflößend sein. Deshalb solltest du diese Signale ernst nehmen und dich darum kümmern, dass du diesbezüglich Hilfe bekommst. Hast du es denn schon ärztlich abklären lassen (Hausarzt/Neurologe/Internist)?

Falls da nichts gefunden wird und es sich bei deinen Symptomen um eine reine Stresssymptomatik handelt, dann kannst du dich entscheiden, wie du weiter vorgehen möchtest. Mit Medikamenten und/oder alternativen Ansätzen und Entspannungsübungen zum Beispiel.

Ich persönlich habe für funktionelle Beschwerden mein Nervensystem betreffend mit Akupunktur die besten Erfahrungen gemacht. Bei Schlafstörungen, Herzrasen und Aussetzern, Druck auf der Brust, nächtlichem Schwitzen, plötzlichem Erwachen, Albträumen, Tinnitus kann Akupunktur Wunder bewirken, so habe ich es bei mir und bei Bekannten erlebt.

Zusätzlich will ich dir ans Herz legen, folgendes Buch zu lesen: "Entspannung als Therapie" von Edmund Jacobson. Es beschreibt die körperlichen und vegetativen Hintergründe für funktionelle Beschwerden und Symptome und bei Stress und Unruhe im Körper und bietet Übungen als Ausweg. Es ist das wichtigste Werk, das mir zu diesem Thema je untergekommen ist und ich habe echt viel gelesen, im Laufe der Jahre.

Alle Gute!

Chancen

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Fluxi
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 10:47

Hallo Chancen,

erst einmal danke für die schnelle Antwort. Wahrscheinlich habe ich mich nicht richtig ausgedrückt, und mir ist klar, dass ich keine Ferndiagnose verlangen kann. Das will ich auch nicht.

Es ist schön, dass dir Akkupunktur geholfen hat. Wahrscheinlich lebst du in einer größeren Stadt, wo so etwas angeboten wird. Kann es sein, dass außer Akupunktur und Entspannung noch andere Hilfen möglich sind? Kannst du dich mit Entspannungsübungen nach Jacobsen wieder beruhigen?

Entschuldige bitte, die vielen Fragen, woraus du vielleicht meine innere Aufgeregtheit ermessen kannst.

Ich hatte mir halt so erhofft, dass vielleicht jemand anderer aus einer ähnlichen Situtation berichten könnte .

Der Tod meines Mannes setzt mir sehr zu, und ich bin deshalb nervlich vollkommen angekratzt.

Ärztlicherseits lasse ich immer wieder ein großes Blutbild machen, früher auch EEG s und EKG s, da wurde nichts auffälliges enteckt.

Bitte entschuldige, wenn ich nerve

Fluxi

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Chancen
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 11:41

Fluxi,

wenn so einschneidende Erlebnisse wie der Tod eines nahen Angehörigen passieren, dann ist es nicht verwunderlich, dass dein Körper und deine Nerven verrückt spielen.
Es tut mir sehr leid, dass dein Mann gestorben ist und du nun mit diesem Verlust umgehen musst und so beängstigende Symptome entwickelt hast.

Irgendwie muss dein Körper mit seinem Nervensystem da wieder runter kommen, von der ganzen Aufregung. Je nachdem, wie man eingestellt ist, gibt es nur so und so viele Möglichkeiten. Jeder Mensch ist in seiner Einstellung anders und reagiert auf verschiedene Ansätze anders.

Manche helfen sich mit Entspannungsübungen (MBSR, Yoga, Jacobson, Hypnose etc.) oder mit Therapie (z.B. Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie).
Für manche stellen Medikamente (Beruhigungsmittel, z.B.) gute Möglichkeiten dar - für andere ist dies keine Option, weil sie das für sich ablehnen. Manchen ist schon geholfen, wenn sie homoöpathische Mittelchen, Notfalltropfen oder ähnliches einnehmen und auf Beruhigung hoffen. Wiederum andere schwören auf Kräutertees (z.B. Baldrian, Johanniskraut, Lavendel) oder auf Akupunktur, um den Körper zu beruhigen.

Bei psychosomatischen Beschwerden ist das wirklich sehr individuell und jeder muss da irgendwie seinen eigenen Weg finden, seinem Körper wieder Beruhigung zu verschaffen.

Deine Therapeutin scheint dir momentan mit diesen Zuständen nicht so gut helfen zu können.

Was hast du denn sonst noch alles ausprobiert?

Ansonsten gibt es immer auch die Möglichkeit einer psychosomatischen Reha für die du dich ein paar Wochen in ein Krankenhaus oder eine Klinik begibst und dort verschiedene Therapieansätze ausprobieren kannst. Vielleicht wäre das ja eine Option für dich.


Das Buch von Jacobson habe ich dir deshalb empfohlen, weil es genau die Hintergründe erklärt, warum der Körper so verrückt zu spielen scheint und die Möglichkeiten aufzeigt, wie man das selbst wieder abstellen (und den Körper beruhigen) kann.
Es geht dabei nicht einfach um die allgemein bekannte (und verfälschte bzw. missverstandene Methode) "Muskelentspannung nach Jacobson" im Sinne von Anspannen-Entspannen, sondern um viel mehr als das.

Weil du explizit nach Erfahrungsberichten gefragt hast - mir persönlich hat wie gesagt Akupunktur am besten geholfen. Dazu muss man aber natürlich Zugang zu jemandem haben, der sowas anbietet und sich mit nervösen Zuständen auskennt.

Als Alternative habe ich immer auch (echtes) ätherisches Lavendel- oder Rosenöl (achtung, zweiteres ist sehr teuer!) aus dem Reformhaus zuhause, von dem ich dann nicht mehr als zwei, drei Tropfen auf ein Taschentuch gebe und neben den Kopfpolster lege, wenn es akut wird. (Jetzt schon lange nicht mehr, aber früher sehr häufig...)

Zusätzlich das Wissen und die Übungen aus dem Buch von Jacobson (und ich meine das Originalbuch von Jacobson, nicht einfach irgendein Buch über die Jacobsonsche Methode!).

Mit diesen Mitteln fühle ich mich gut abgesichert. Und ich hatte früher immer wieder die verschiedensten nervösen Beschwerden von Herzrasen und gefühlten Aussetzern über Panikattacken und Schluckstörungen, Schlafstörungen etc...

Ich hoffe, dass du auch bald etwas für dich findest, dass dir zur Beruhigung verhilft.

Alles Liebe

Chancen

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 29.04.2017, 14:33

Liebe Fluxi

gut das Du in Psychotherapie bist.

Ich möchte mich im wesendlichen den Ausführungen der anderen anschließen. Mir hat es geholfen zu verstehen was die Symptome auslöst, also die rein körperlichen Vorgänge, dieses Wissen nimmt die Angst.
Entspannungstechniken sind für mich hilfreich. Auch ein AD habt mir geholfen. Man weis nur nicht welches AD das richtige für einen ist, das hilft nur ausprobieren. Beruhigungsmittel werde bei deiner Symptomatik nicht gerne verordnet, weil sie Suchtpotential enthalten.
Und was die Kiefer-, Nacken- und Schulterschmerzen und den Tinitus angeht, so hilft eine Aufbissschiene vom Zahnarzt. Auch Massagen lockern Verspannungen der Muskulatur.
Man kann der Angst übrigens auch davon radeln. Das heißt, Stresshormone durch Sport, Joggen, Radfahren abbauen.

Das sind meine Erfahrungen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Fluxi
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Beitrag Di., 23.05.2017, 13:14

Hallo,

danke für Eure Ratschläge. Ich bin schon so daneben, dass ich mein Passwort nicht mehr gewusst hatte.

Ich habe immer daran gezweifelt, dass ich durch meine Gedanken, diese ganzen Symptome auslösen kann, zumal manches ja auch während des Schlafes zu geschehen scheint. Aber mein Gefühl sagt mir , dass es so sein muss. Seid ihr euch da auch ganz sicher?

Ich werde mich jetzt um das Buch von Jacobsen kümmern, vielleicht erschließt sich mir da noch einiges.

Wie steht es mit gedanklichen Umstrukturierungen? Ich versuche das immer wieder und bin ganz stolz, wenn mir das gelingt und die Ängste weniger werden. Doch manchmal kann ich mich anstrengen so viel ich will, es klappt einfach nicht. Ein Zauberstab wäre da sicher nicht verkehrt.

Langsam scheinen aber die von euch empfohlenen Entspannungsübungen doch etwas zu bewirken, zumindest eine kleine Beruhigung.

Stress davonzulaufen erscheint mir auch nicht verkehrt, muss ich aber noch üben. Ich fange schon einmal in meiner Wohnung damit an. Manchmal lähmt mich die Angst einfach noch zu sehr. Das Schlimme ist, dass ich oft nicht weiss, woher die Angst kommt. Muss man das wissen? Oder macht es überhaupt einen Sinn, das herauszufinden ?

Hoffentlich gehe ich euch nicht auf den Geist mit meiner Fragerei, ich bin richtig froh über dieses Forum.

Alles Gute euch, Fluxi


Ta_Ra
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Beitrag Mi., 24.05.2017, 20:15

Wann genau hast du denn das AD abgesetzt?
Hast du es ausgeschlichen oder direkt abgesetzt?
Es können durchaus auch Absetzerscheinungen sein, die etwas zeitverzögert auftreten, da sich ja der Medikamentenspiegel auch nur langsam abbaut.

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Fluxi
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Beitrag Mi., 24.05.2017, 21:22

Hallo TaRa,

Ich hatte tatsächlich schwere Entzugserscheinungen, obwohl ich nicht kalt entzogen habe. D.h.alle 14 Tage zehn Prozent der Ausgangsdosis von Venlafaxin und Mirtazipin, Niedrigdosisbereich. Das war nach heutigen Erkenntnissen auch noch zu schnell lt. Antidepressivaforum deutschland. Aber jetzt höre, und staune: Es sind schon vier Jahre her seit dem Entzug. Ich habe mir damals auch einen Tinnitus zugezogen, sporadisch, der bis heute noch anhält, auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind noch da, und Allegien sowie auch Albträume. Das ist wirklich ungewöhnlich aber leider wahr. Ich hatte so etwas vor der Medikamenteneinnahme nie.

Aber mit den anderen Symptomen weiss ich mir keinen Rat. Es könnte sowohl als auch sein. Bei Angst weiss man ja nie so genau wo sie herkommt, sie überfällt mich einfach. Aber das mit dem Stromgefühl in den Armen während des Aufwachens ist schon seltsam.

Aber danke auf jeden Fall für eure Hilfe und die prompte Antwort.

Bei meiner Thera gibt es nur ein Schulterzucken und die Meinung, dass das alles sehr komplex sei.

Fluxi

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