Zwangsfokussierung auf die Atmung ausgelöst durch Psychotherapie

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Blutorange
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Zwangsfokussierung auf die Atmung ausgelöst durch Psychotherapie

Beitrag Fr., 22.09.2017, 13:15

Liebe Forenteilnehmer,

ich hoffe es ist ok mein Problem gleich hier direkt zu posten - vielleicht kann mir ja jemand einen Tip geben...

Ich leide seit ca 10 Jahren an einer Angststörung und hab schon als Kind diverse Zwänge gehabt. In den letzten Jahren hatte ich in angstbesetzen Situationen immer das Gefühl zu ersticken (ist ja normal bei Angst) bzw. hatte ich immer die Angst, dass mit meiner Atmung etwas nicht in Ordnung ist. Nach Anweisung meines Therapeuten, musste ich Konfrontation betreiben, mich also auf meinen Atem fokussieren und zusehen dass er trotzdem funktioniert. Da das ganze letzte Jahr ziemlich heftig war, ist die Atmung dabei nie richtig "geflossen" und ich war 24/7 auf meine Atmung fokussiert. Dann auf einmal war der Zwangsgedanke da, ich konnte mich nicht mehr NICHT auf meine Atmung fokussieren. Im Endeffekt weiss ich nicht mal ob man es Zwangsgedanke nennen kann, es ist eher ein Zwangsfokus. Ich hab meinen Fokus immer auf der Atmung und ich komm da einfach nicht mehr raus. Manchmal ist es ein paar Tage besser, manchmal nicht. Mit normalen negativen Gedanken kann ich mittlerweile gut umgehen, aber bei diesem Zwangsfokus weiss ich echt nicht mehr weiter.

Ich hab dann mal meine Psychotherapie auf Eis gelegt, da es dadurch immer schlimmer wurde. Da ich so am Ende war, hab ich jetzt eine Neurofeedbacktherapie angefagen - diese hat zumindest bisher geholfen mich runterzuholen. Also die Ängst sind nicht mehr so präsent aber ich fokussier mich trotzdem die ganze Zeit auf meine Atmung. Ich suche jetzt während der Neurofeedbacktherapie einen neuen Verhaltenstherapeuten aber wollt trotzdem mal nachfragen ob nicht jemand einen Tip für mich hätte? Es ist einfach so megamäßig anstrengend immer auf den Atem fokussiert zu sein, ausser bei Ablenkung. Es ist eine Katastrophe um ehrlich zu sein...

Herzlichen Dank im Vorraus

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 22.09.2017, 13:28

Hallo Blutorange,

erst mal eine Frage: Hast du mit Deinem Therapeuten darüber geredet? Was hat er gesagt? Wie hat er dir geholfen?

Nun zu meiner eigenen Erfahrung: Das Problem kenne ich. Trat auch bei mir auf, als ich mich im Rahmen von Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen auf meinen Atem konzentieren sollte.
Der Atem ist ja eigentlich etwas, was von allein funktioniert. D.h., man muss ihn nicht bewusst steuern. Aber durch solche Übungen kann es passieren, dass man die Übung "Sich auf den Atem konzentrieren" und "Den Atem steuern, tief einatmen, tief ausatmen, ..." nicht mehr loslassen kann und ihn weiterhin versucht zu steuern und weiterhin die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hält.
Ich habe noch während der Übungen meiner Therapeutin eine Rückmeldung gegeben. Sie hat daraufhin die Atemfokussierungs-Übung beendet und ist mit der Achtsamkeitsübung fortgefahren und hat meine Aufmerksamkeit auf ein anderes Körperteil gelenkt. Meine Atmung automatisierte sich daraufhin wieder.
Mir hat diese Erfahrung ein Gefühl von Kontrolle gegeben, da auch ich im Alltag das Problem habe, gerne auf meine Atmung zu achten. Durch diese Achtsamkeitsübung, während der ich lernte die Aufmerksamkeit zum Atem hin und vom Atem weg zu lenken, habe ich das Problem in der Griff bekommen.

Mein Tipp: Mit dem Therapeuten reden, sofern nicht geschehen, und nicht gleich die Therapie abbrechen ;)
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Blutorange
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Beitrag Di., 26.09.2017, 09:35

Hi Jenny,

vielen Dank für deine Antwort. Du hast mit damit echt geholfen - seit ich es gelesen habe, hab ich es probiert die Aufmerksamkeit wegzulenken und es ist schon um einiges besser geworden. Teilweise ist es noch heftig weil man ja die Atmung trotzdem immer mitbekommt auch wenn man die Aufmerksamkeit zum Beispiel auf sein Bein gerichtet hat. Ich versuche mich da grad ein wenig mit meiner Atmung anzufreunden in der Hinsicht und hab echt schon längere Phasen wo ich gar nicht dran denke! VIELEN DANK für den Tip! Eigentlich auch logisch, aber wenn man da drinnen ist dann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Bei mir kommts im Nachhinein echt auch durch die Achtsamkeitsmeditiation /Atemübungen etc. Der Atem war unbestritten das Thema Nummer 1 bei mir.

Bzgl. Therapie kann ichs gar nicht sagen. Ich denk eben, dass ich durch die Therapie da reingeschlittert bin. Ich hab diesen Sommer eine ziemlich schlimme Phase gehabt und gemerkt, dass ich kein Tool hatte zur Beruhigung nach Jahren der Therapie. Ich bin einfach schon müde von der ständigen Exposition und muss mir überlegen ob ich nicht einen anderen Therapeuten wähle, zumal es bei mir während der Therapie immer schlmmer geworden ist statt besser... Derzeit mache ich eben Neurofeedback und ich bin ganz erstaunt, was mir diese Methode in kurzer Zeit an Lebensqualität gebracht hat.

Liebe Grüße


Jenny Doe
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Beitrag Di., 26.09.2017, 11:23

Hallo Blutorange,
Ich denk eben, dass ich durch die Therapie da reingeschlittert bin.
Betrachte es mal so: So wie Medikamente Nebenwirkungen haben können, so können auch psychotherapeutische Behandlungsmethoden Nebenwirkungen haben, die leider nicht vorhersehbar sind. Grundsätzlich sind die Achtsamkeitsübungen eine feine Sache, von denen viele Klienten positiv profitieren. Aber wie bei Medikamenten auch, so gibt es auch bei therapeutischen Behandlungsmethoden Klienten, bei denen Nebenwirkungen auftreten. Du, und auch ich, gehören dazu.
Man kann es leider nicht im voraus wissen. Man merkt es erst, wenn man es ausprobiert hat. Wie bei Medikamente: Wenn sie nicht helfen oder die Nebenwirkungen zu groß sind, muss man sie absetzen. Dazu muss man mit dem Arzt reden und ihm erklären, welche Nebenwirkungen ein Medikament/eine therapeutische Methode hat.
Interessant an der Achtsamkeitsübung ist aber, dass sie Dir genau bei dem Problem, die Aufmerksamkeit nicht weg von der Atmung ziehen können, hilft. Sie hilft einem dabei die Kontrolle zurückzukriegen, in dem sinne, dass man lernt die Atmung zu beachten, die Aufmerksamkeit aber auch wieder abziehen zu können.
Ich bin einfach schon müde von der ständigen Exposition und muss mir überlegen ob ich nicht einen anderen Therapeuten wähle
Hast du das Deinem Therapeuten gesagt? Man kann ja auch eine Pause einlegen, in Form einer Therapiepause, oder andere Methoden wählen oder mal Thema wechseln, ...
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Blutorange
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Beitrag Di., 03.10.2017, 12:08

Hi Jenny,

wieder mal vielen Dank!
Ja mit der Nebenwirkung hast du sicher recht - die momentanen Probleme hab ich einfach, da ich mich jetzt ein Jahr lang komplett auf meine Atmung fokussiert habe. Darf ich fragen, welche Achtsamkeitsübung dir geholfen hat deine Aufmerksamkeit wieder von der Atmung wegzulenken? Ich tu mir da nach wie vor extrem schwer. Wenn ich zB auf mein Bein achte, dann krieg ich die Atmung ja trotzdem noch mit - sie ist ja immer da. Nur wenn eine Tätigkeit zu 100% meine Aufmerksamkeit absorbiert, bin ich nicht bei der Atmung. Wenn ich zB mich viel auf meine Beine fokussiere, dann geht zwar meist der Rhytmus der Atmung wieder von alleine aber es ist halt einmal so und dann wieder anders... die Aufmerksamkeit kommt immer auf die Atmung zurück. Es ist eben so wie wenn ich sag, stell dir nicht einen rosaroten Elefanten vor und konzentriere dich auf deine Beine :) Ich hoffe eine, dass ich durch das weniger Beschäftigen mit der Atmung, das langsam wieder zurück geht. Den ultimativen Trick, die Aufmerksamkeit weg von der Atmung zu lenken hab ich leider noch nicht.
Wie ich wegen der Therapie weiter verfahren, weiss ich noch nicht. Derzeit mache ich eh eine Pause weil ich ja grad die Neurofeedback Therapie mache. Die hilft hat mich wirklich aus meinem Loch geholt und es ist komplett eine neue Erfahrung für mich ohne der ständigen inneren Unruhe zu leben und hin und wieder wirklich entspannt zu sein.

Liebe Grüße


Jenny Doe
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Beitrag Di., 03.10.2017, 13:30

Hi Blutorange
Es ist eben so wie wenn ich sag, stell dir nicht einen rosaroten Elefanten vor und konzentriere dich auf deine Beine
Ich muss etwas schmunzeln. Haargenau diesen Satz habe ich Anfangs auch zu meiner Therapeutin gesagt: Je mehr ich versuche meine Aufmerksamkeit von meiner Atmung (oder auch Erinnerungen, Gedankenschleifen, ...), desto schlimmer wird es. Wie ein Rebound-Effekt.
Tatsächlich stimmt genau das auch. In der Achtsamkeitsübung, so wie ich sie gelernt habe, geht es nicht darum sich unter Druck zu setzen und zu sagen "Jetzt denk endlich mal an Dein Bein und hör auf an den Atem zu denken", sondern das was kommt zu akzeptieren, ohne es zu bewerten oder gar zu verurteilen. Je mehr du dich unter Druck setzt nicht an Deine Atmung zu denken, desto mehr denkst du logischerweise an Deine Atmung, auch wenn nur daran, dass Du nicht dran denken willst. Auch ein "Ich denke nicht dran" ist ein Denken daran. Wenn Du feststellst, dass Du wieder Deine Aufmerksamkeit auf die Atmung richtest, dann nimm es zur Kenntnis, ohne das zu bewerten, beurteilen oder gar mit einem "schon wieder!" abzuwerten. Je mehr Druck Du rausnimmst, desto druck- und kontrollfreier kannst Du auch wieder atmen.
Nur wenn eine Tätigkeit zu 100% meine Aufmerksamkeit absorbiert, bin ich nicht bei der Atmung.
Das zeigt, dass Du es kannst.
Als mir genau das auch bei mir aufgefallen ist, also, dass ich es eigentlich kann, brachte mich zu der Frage, was wann und warum meine Aufmerksamkeit auf die Atmung zieht. Ich stellte fest, dass bei mir Krankheitsängste und viel Stress dahinter stecken. Je mehr Stress ich habe, desto auffälliger wird die Atmung logischerweise. Man atmet schneller, atmet vielleicht nicht mehr aus, ... Sowas fällt auf, ob man will oder nicht. Wenn man dann zusätzlich auch noch Angst hat, z.B. Sterben zu können, liegt es nahe, dass man beginnt die Atmung zu kontrollieren.

Wenn bei dir das Kontrollieren irgendeine Ursache hat, ist es mit Ratschlägen wie "Denk mal an was anderes" nicht getan. Dann gilt es genauer hinzugucken und sein Kontrollbedürfnis zu hinterfragen.
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Beitrag Sa., 14.10.2017, 12:28

Hi Jenny,
ich sag nochmal vielen Dank für deine Beratung. Hat mir echt was gebracht - danke für deine Hilfe. Darf ich fragen welche Therapieform du gewählt hast? Ich schau bei mir grade wie alles weitergeht - ich mach dazu mal einen eigene Thread auf.

Bei mir ist nur bei der Achtsamkeitsübung immer das Problem, das mir so vieles auffällt und es mich dann noch mehr stresst. Das nicht bewerten bzw. nicht anhaften ist echt so schwierig zu erlernen.

Liebe Grüße

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diesoderdas
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Beitrag Di., 14.11.2017, 22:52

Hallo Blutorange,
vor vielen Jahren hatte ich ähnliche Erfahrungen wie du. Ich hatte da Zwangsgedanken, ich könnte anderen Menschen etwas antun. z.B nachts schlafwandeln und ein Messer holen und dann jemanden abmurksen. Nicht dass ich das gemacht hätte oder hätte machen wollen. Es waren auch keine Gedanken, die mir gefallen haben. Mir ging es dreckig damit. Ich habe das meinem Therapeuten erzählt. Er meinte:" Wenn du das lang genug denkst, dann passiert es halt irgendwann."
Heute wie damals fand ich das eine sehr dämliche Antwort. Eben weil dann die Fokusierung darauf noch erheblich zunimmt. Es wird einem quasi etwas verboten, man soll etwas um Gottes Willen nicht mehr machen, weil dann ja was weiß ich passieren wird. Ich habe dem Therapeuten in der nächsten Stunde dann auch gesagt, dass es mir damit noch mieser geht und dass das doch nicht hilfreich sei. Daraufhin er: "Weißt du was Tollkirschen sind? Sehen aus wie Kirschen, sind aber giftig. Würdest du niemanden warnen, wenn du eine Gefahr siehst? Denk es noch lange genug und du landest in der Psychiatrie." Daraufhin war ich völlig durch.
Tja... ich war damals 17, aber hatte zum Glück den Mumm, die Therapie zu beenden. Ich war nie gefährdet in der Psychiatrie zu landen zwecks Psychose oder so. Ich hatte einfach nur Zwangsgedanken. Die sind quälend, aber bringen nicht um. Und als mir dann niemand mehr "verboten" hat, das zu denken, wurde es auch besser.

Sich bei Panikattacken oder Herzängsten etc auf den Atem zu konzentrieren und gezielt Übungen dazu zu machen, halte ich persönlich für eher kontraproduktiv. Da konzentriert man sich wieder genau auf etwas, auf das man sich gar nicht konzentrieren will. Warum macht man es dann noch mit Absicht durch Übungen?

Ich finde das Buch "Panikattacken und andere Angststörungen loswerden" von Klaus Bernhardt da interessant. Ist zwar nicht ganz das Thema, um das es in diesem Thread geht, aber manches darin finde ich echt lesenswert und es lässt sich auf andere Bereiche übertragen. Vielleicht im Buchladen mal drin rum blättern! Es geht darum, wie man seinem Gehirn wieder anderes Denken beibringen soll und eben solche z-B. Fokussierungen durchbrechen soll. Ob es funktioniert kann ich noch nicht sagen. Dafür habe ich es noch nicht ernsthaft genug ausprobiert. Manche kleinere Übungen, die darin enthalten sind, habe ich schon getestet und die Resultate habe mich dann doch erstaunt. Das ganze Gebiet der Neurowissenschaften ist da echt interessant. Wie wir täglich unser Gehirn neu vernetzen und das eigentlich halt auch in gute Bahnen lenken können.

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 15.11.2017, 07:13

Nach einem Blick auf die Homepage finde ich K.Bernhardt unseriös. Offenbar reine Geldmacherei, sehr professionell aufgezogen, aber am Ende sicher ein Windei. Wenn jemand schnelle Heilung auf ganz einfache Weise gegen ein bisschen Geld verspricht, dann ist das eigentlich immer unseriös.

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Beitrag Mi., 15.11.2017, 10:21

@Kaonashi: Sorry, es sollte hier nicht so rüberkommen, dass ich Werbung für das Buch machen wollte! Ich stimme dir sogar zu - ich werde da selbst sehr skeptisch, wenn Methoden etc so vermaktet und umworben und für viel Geld angeboten werden (gibt aber auch "seriöse", kassenbezahlte Therapie, die eine abarige Wirksamtkeit in Aussicht stellen...) Mit dementsprechender Skepsis habe ich mir auch das Buch gekauft. Ich würde mir auch nie eine so teure Sitzung leisten! Ich finde es für mich einfach interessant, sich so Sachen wie Phobien, Ängste usw aus der "Hirnseite" anzuschauen und vielleicht auch Alternativen zu finden, die besser funktionieren (vielleicht?), als immer nur drüber zu reden. Ich sage für mich keineswegs - das ist es! Einfach nur eine interessante Alternative, die man mal ausprobieren kann. Ich bin im Moment ziemlich anti-Therapie drauf, daher kommt´s wohl.
Mehr wollte ich gar nicht dazu sagen, sollte ja um Marla gehen und nicht so um meine Eindrücke des Buches.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 15.11.2017, 11:11

Hallo diesoderdas
Sich bei Panikattacken oder Herzängsten etc auf den Atem zu konzentrieren und gezielt Übungen dazu zu machen, halte ich persönlich für eher kontraproduktiv. Da konzentriert man sich wieder genau auf etwas, auf das man sich gar nicht konzentrieren will.
Sorry, das verstehe ich gerade nicht. Es geht doch in der Therapie - und insbesondere in der Achtsamkeitsübung - genau darum, dass man lernt die Aufmerksamkeit steuern, sie auf etwas hinzubewegen und sie auch wieder abzuziehen. Das geht nur indem man die Aufmerksamkeit hinwendet und dann übt sie wieder abzuziehen, also das lernt seine Aufmerksamkeit zu steuern. Seine Aufmerksamkeit wieder abziehen will geübt werden. Um das zu lernen muss man sich konfrontieren und sich dann wieder abwenden, so dass man lernt wieder die Kontrolle über die eigene Aufmerksamkeitsfokussierung zu bekommen.
Mir ist es nicht gelungen mir nur zu sagen "ich konzentriere mich auf etwas, worauf ich mich nicht konzentrieren will". Damit löst man das Problem ja nicht. Dieser Aufmerksamkeitsfokussierung auf die Atmung liegt ja ein Problem zugrunde, z.B. Ängste, wie z.B. Sterben können. Es sagt ja auch etwas über den klienten und seine Probleme aus, wenn seine Aufmerksamkeit bei der Atmung hängenbleibt; sie könnte ja auch beim Fuß oder Knie hängegenbleiben. Warum bleibt sie gerade bei der Atmung hängen? Welche Probleme hat der Klient mit der Atmung? Welche Ängste stecken dahinter? An diesem Problem sollte man arbeiten, hingucken, sich dem stellen und nicht sich ablenken. Sich ablenken ist nur ein Versuch das Problem oberflächlich anzugehen; das Angehen der Ursache des Problems wird gemieden.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 15.11.2017, 19:19

Erstmal sorry, ich habe in meinem letzten Beitrag Marla statt Blutorange geschrieben!!! Wah, völlig in den threads verrutscht. Keine böse Absicht!

@ Jenny Doe,

ich kenne mich mit Aufmerksamkeitsübungen gar nicht so wirklich aus. War mir insofern neu, dass man sich da auf etwas konzentrieren soll und dann auch wieder auf etwas anderes konzentrieren soll. Ich hatte es so verstanden, dass man einfach die ganze Zeit beim Gleichen bleibt.
Hatte mit meiner Aussage eher gemeint, dass ich es für nicht so hilfreich finde, sich ständig NUR auf das zu konzentrieren, wovor man Angst hat. Eben diese körperlichen Symptome zu beobachten. Wenn das aber funktioniert, dass man da die Aufmerksamkeit hin und her zu schalten lernt, dann ist das ja gut.

Sofern es für die Betroffenen funzt. Bei mir hätte das bestimmt nicht funktioniert. Auch so Sachen wie progressive Muskelentspannung oder so. Da werde ich eher hibbeliger.
Bei mir war es "einfach" irgendwann weg. Keine Ahnung warum genau.

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Hiob
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 19:17

Es gibt doch Psychotherapien, die den Fokus wegnehmen, von der Athmung, Antiachtsamkeitsübungen. Wäre das denn was für dich?

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