Angst vor fremder Situation/neuen Menschen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Marinnetta
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Angst vor fremder Situation/neuen Menschen

Beitrag Di., 28.11.2017, 17:27

Ich bin wahnsinnig nervös... Ich muss morgen zu einer Infoveranstaltung einer Maßnahme für die ich mich beim Jobcenter angemeldet habe nachdem ich meine Ausbildung aufgrund von depressiver Störung und Ängsten abgebrochen habe. Ich habe freiwillig eine Maßnahme machen wollen und wurde nun dort eingetragen, dass ich da sein werde. Nun habe ich große Angst, dass mir das Gleiche passiert wie letztens erst, als ich einfach nur eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz persönlich abgeben wollte und sogar quasi bis vor die Tür gefahren bin, doch ich konnte da nicht rein gehen. Da stand nicht, was offensichtlich darauf hinwies, dass dort die Firma ist wo ich mich bewerben wollte und ich traue mich einfach nicht Fremde anzusprechen und zu fragen und dann war das Gebäude auch noch so groß, wovor ich sowieso Angst hatte. Ich verbinde mit großen Gebäuden einfach viele Menschen und absolut kein vertrautes Gefühl nur, dass alles und jeder einem fremd ist.
Nun fürchte ich mich, dass ich morgen dort zwar sicher hinfahre, aber dann vor der Tür stehe und Angst bekomme und wieder nicht weiß was ich tun soll und ich einen Rückzieher mache oder vielleicht sogar Panik bekomme, da ich diesmal mit dem Gedanken im Hinterkopf hinfahre, dass ich da angemeldet bin und da unbedingt hin MUSS sonst bekomme ich Ärger vom Jobcenter und alles. Es gibt leider kaum Menschen, die ich bitten kann mich zu begleiten und die wenigen sind arbeiten oder anderweitig beschäftigt in der Zeit, ist halt auch vormittags. Ich hätte heute auch eigentlich meinen zweiten Therapie Termin gehabt, aber dieser wurde von meiner Therapeutin gestern verschoben auf Donnerstag aus dringenden Gründen und ich wusste auch, dass ich dieses Jahr noch immer rein rutsche wenn eben grade Zeit ist und ich erst ab nächstes Jahr mit einem wirklich festen Platz rechnen kann...
Ich nehme auch solche Antidepressiva (Fluoexetin) seit nem Monat, aber nur eine Tablette am Tag, weil ich mir dachte das reicht bestimmt für mich, weil ich mich mittlerweile nicht mehr so schlimm fühle. Ich weiß nicht ob es Sinn macht wegen diesen Ängsten dann doch mehr am Tag zu nehmen, das würde ich halt lieber erst mit meiner Ärztin und Therapeutin besprechen...

Ich weiß es ist eher kurzfristig gehalten das mit morgen, aber doch ein anhaltendes Problem bei mir, dass ich bis ich vor einem bestimmten Gebäude stehe, wo ich rein muss, nicht weiß ob ich da nun rein gehen werde oder nicht und das ist immer eine 50/50 Chance. Das ganze ist mir schon mehrmals passiert und bereitet mir große Probleme arbeitstechnisch, aber auch gesundheitlich, weil ich sogar schon Arztbesuche gemieden habe. Ich drücke mich oft vor sozialen Situationen. Ich bin froh, dass ich endlich geschafft habe zum Arzt zu gehen und auch eine Therapeutin zu finden, nachdem ich plötzlich vor einigen Monaten auch noch depressiv wurde.
Leute, die soziale Ängste haben wissen sicher wie unangenehm vor allem auch solche Rückzieher für einen selbst sind. In meinem Fall habe ich Angst, dass das Jobcenter natürlich denkt, ich weigere mich Arbeit zu finden und sowas und faul bin. Ich habe einfach Angst, dass man mich negativ bewertet und ich große Probleme bekomme durch solchen ängstlichen Situationen von mir...
Wenn jemand zumindest für morgen erstmal Tipps für mich hat oder sowas, freue ich mich natürlich über jedes Kommentar und jedes freundliche Wort! Liebe Grüße! :)

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shesmovedon
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Beitrag Di., 28.11.2017, 19:25

Hingehen, reingehen. Wenn das nicht klappt: zur Ärztin gehen und Attest holen! Aber die Alternative ist halt eine denkbar schlechte Lösung, weil dir deine Ärztin vermutlich auch nur ein oder zweimal wegen sowas ein Attest schreibt. Das nächste Mal stehst du dann wieder vor solch einer Situation. Deswegen würde ich Variante 1 auf jeden Fall unbedingt versuchen. Und vor allem dir keine Gedanken machen über morgen (ich weiß, ist leicht gesagt). Schau dir vielleicht im Internet auf Google Maps oder so genau an, wo du hinmusst, damit du vielleicht auch niemanden fragen musst.
Willst du eine Verhaltenstherapie machen?


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Marinnetta
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Beitrag Di., 28.11.2017, 20:46

Ja ich lege mir den Weg vorher immer genau fest und wo genau ich hin muss. Das Hinfahren wird kein Problem denke ich und das ziehe ich auch durch. Wenn ich davor stehe entscheidet sich das quasi nur dann eher spontan wie ich reagieren werde.. Ich weiß es leider nie vorher, aber ich versuche es definitiv.. An das zum Arzt gehen dachte ich auch schon, wobei ich das ungern wollen würde. Und ja ich beginne momentan eine Verhaltenstherapie. Das wäre auch meine erste Therapie. Danke für die Antwort.

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Sintje
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 12:17

Ich klinke mich mal hier ein, weil es mir ähnlich geht. Ich habe zwar nicht das Problem, dass ich in einer Maßnahme Angst hätte (weil mir die Leute da sehr egal sind), aber auf Arbeit mit potenziellen Kolleg_innen und sobald irgendwo Leute sein könnten, mit denen ich mich verbunden fühle (gerade in Richtung Subkultur, Szene). Deswegen beginne ich auch gerade mit einer Therapie.

Ich muss mich aber gerade akut damit auseinandersetzen. Gerade habe ich gesehen, dass heute Abend ein Konzert ist, auf das ich soo gerne gehen würde. Wenn die Angst da nicht wär. Ich habe niemanden, mit dem ich hin könnte. Müsste also alleine gehen. Ich war in den letzten Jahren ab und an mal allein auf einem Konzert. Aber das waren entweder ruhige Konzerte, wo nicht getanzt wurde. Fast schon wie Kino oder so. Oder riesige Veranstaltungen, in denen mich sowieso keiner bemerkt. Das jetzt ist aber ne ganz andere Nummer. Keine Riesenveranstaltung, aber 100% Party und Tanzen. Und es werden sicherlich Leute da sein, die mich vom sehen her kennen oder denen ich wieder begegnen werde, wenn ich mal aus meiner Isolation rauskomme. Ich brauche irgendeinen Plan, wie ich damit umgehe. Die Angst, mich zu blamieren, ist riesig. Auch in der Szene ALLEIN unterwegs zu sein, ist so völlig unpassend. Aber ich glaube die Trauer, dieses Konzert zu verpassen wäre noch größer.
Hat jemand spontan Strategien am Start?

LG Sintje

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Forit1986
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Beitrag Di., 16.01.2018, 21:31

geht mir auch oft genug so


Felani
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Beitrag Sa., 03.02.2018, 09:30

Am Besten wird man solche Unsicherheiten los, wenn man sich ihnen stellt. Ich weiß ich weiß, was für eine Weltneuheit! Aber es funktioniert leider tatsächlich so. Angst stellen + Angst durchleben + Angst spüren = Angstfrei werden :)

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Sintje
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Beitrag Sa., 03.02.2018, 10:58

Dieses Prinzip funktioniert bei spezifischen Phobien relativ gut nach meinen Erfahrungen. Im Bezug auf soziale Ängste aber nicht. Da kann ich mich noch so oft und lange in entsprechende Situationen begeben: Es wird nicht besser.
Bin zum Glück an einen Therapeuten geraten, der das ähnlich sieht und nach seinen Angaben schon oft die Erfahrung gemacht hat, dass da klassische Konfrontationstherapie nichts bringt.


Felani
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Beitrag So., 04.02.2018, 13:28

Ich habe einen Freund, der seine soziale Angst genau so überwunden hat. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Je länger man die soziale Angst hatte, desto länger muss man auch daran arbeiten. So ist das leider. Aber mit ein bisschen Arbeit daran jeden Tag über einen längeren Zeitraum, konnte er das überwinden. Deshalb bin ich überzeugt, jeder kann es.

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Sintje
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Beitrag So., 04.02.2018, 13:59

Das ist toll, dass es bei deinem Freund funktioniert hat. Aber Menschen sind verschieden und da sehe ich keine generelle Übertragbarkeit.
Ich habe mich angstbesetzten Situationen jahrelang gestellt. Es ändert sich nichts an meinen Gedanken und Gefühlen. Konfrontationstherapie basiert auf der Einsicht, dass die Befürchtungen nicht eintreten. Wenn ich Angst vor Hunden habe, weil sie beißen könnten - dann aber feststelle, dass ich nicht gebissen werde, funktioniert das. Wenn ich Angst davor habe, die Leute denken schlecht über mich, bekomme ich aber keine ausreichend korrigierende Erfahrung. Die Gedanken der Leute stehen nicht auf der Stirn geschrieben und ich kann weiterhin vermuten, dass sie so denken. Jede Handlung interpretiere ich automatisch als Feindseeligkeit um, die meine Befürchtungen nur noch mehr bestätigt. Da gibt es kein "Aha-Erlebnis", sondern nur ein "Ich habs doch gleich gewusst".

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Pianolullaby
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Beitrag So., 04.02.2018, 20:34

Auch dabei kann man es so beginnen. In der Umgebung nachfragen ob es denn wirklich so ist, ist meistens nämlich nicht.
Und so kann man nach und nach korrigierende Erfahrungen auch damit machen, und irgendwann weiss man auch, dass es nicht so ist, und kann die Ängste vergessen.
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Sintje
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Beitrag So., 04.02.2018, 20:50

Ich habe schon gesagt bekommen, dass ich eine unglaubliche Unterstützung bin, alles toll mache. Schon oft. Meine Schlussfolgerung: Die sagen das aus Anstand, oder weil mein unsicheres Verhalten nervt und sie mich am liebsten loswerden würden. Oder weil sie glauben, ich halte keine Kritik aus, oder sonstirgendwas.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 04.02.2018, 23:32

und wieso denkst Du das?
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Sintje
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Beitrag Mo., 05.02.2018, 09:45

Das weiß ich auch nicht so wirklich. Aber ich kann mich meistens nicht als gleichwertig ansehen gegenüber Anderen. Entweder ich bin nichts und sie sind perfekt. Dann sind die Komplimente gelogen und ich will nur noch weg. Oder ich bin perfekt und sie sind nichts. Dann würde ich am liebsten auf sie losgehen. Tue ich aber nicht (mehr). Meistens ist es ersteres Problem. Warum das so ist, kann ich nicht sagen.

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