Leben wieder auf die Reihe kriegen

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Pennylane
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Leben wieder auf die Reihe kriegen

Beitrag Di., 19.06.2018, 11:57

Hallo Community!

Ich bin hier um Anregungen und Tipps von der Gemeinschaft hier in den Foren bekommen zu können. Vielleicht kann auch ich den einen oder anderen Ratschlag geben oder einfach mal für jemanden da sein.

Ich stelle mich vor:
Ich bin 30 Jahre alt, weiblich und derzeit ohne Anstellung. Bis 29 habe ich studiert; Europäische Ethnologie bis zum Bachelor. Wollte den Master für Sozial-und Kulturanthropologie in Wien machen, dann hat mich aber ein massiver psychotischer Schub eingeholt und ich habe das Studium abgebrochen.

Zu meinem Weg:
Jetzt möchte ich nicht mehr weiter studieren. Ich sehe in meinem Alter momentan keinen Sinn dahinter. Jetzt will ich arbeiten oder eine praktische, kurzfristige Ausbildung machen.

Meine Geschichte:
Ich bin eigentlich seit meinem 18.Lebensahr aus einem gesellschaftstypischen Tagesablauf herausen. Hatte Depressionen, Essstörungen(Anorexie, Bulemie) und nahm meine Studienlaufbahn nicht sehr ernst. Zudem verdient mein Vater sehr viel Geld und ich bekomme Unterhalt aus einer Stiftung. Bekomme in der Art sowas wie ein bedingungsloses Grundeinkommen. Hatte also nie existentielle Anforderungen zu bewältigen. Zur Jobsuche bewog mich immer die Suche nach einem Fokus und Stabilität. Und auch die Angst nicht gesellschaftskonform zu sein bzw. nichts sinnvolles aus meinem Tag zu machen.

Derzeitige Situation:
Ich erhole mich noch von meinem 8monatigen psychotischen Schub und mir geht es von Tag zu Tag besser. Nach einem 10wöchigem Aufenthalt in der Tagesklinik und einem 6Wochen Stabilisation zuhause fühle ich mich soweit einen Schritt weiter zu gehen. Es wird Zeit zu arbeiten. Und da kommt ihr ins Spiel.

Meine Suche nach Hilfe:
Ich weiß nicht so recht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Derzeit vergehen die Tage manchmal einfach so, ohne dass ic etwas geleistet habe. Ich mache zwar Sport, gehe Singen und spiele Gitarre, neben Therapie dann noch, mache ich nicht viel. Ich sitze zu oft untätig herum, schaue fern, spiele Computerspiele. Ich will auch etwas leisten und eine geregelte Arbeit. Und auch etwas erleben, reisen zB und mit Freunden etwas unternehmen.

1. Priotät hat momentan die Jobsuche. Mein Vater sowie mein Therapeut sind der Meinung, dass ich übergangsweise in der Gastronomie jobben konnte. In der Gastro habe ich schon gearbeitet, ich weiß, dass ich das hinbekommen kann, auch wenn ich mich etwas scheue.

2. Priorität eine Perspektive gewinnen.
Ich will nicht mein Leben lang als Kellnerin jobben. Ich hätte gerne einen stabilen Beruf. Habe mich im März/Mai bei allen Reisebüros in meiner Umgebung um eine Lehrstelle beworben, is aber leider nichts dabei rausgekommen. 2 Mal wurde ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. 1 Mal lud man mich auch zum Probearbeiten ein, dann bekam ich aber die Lehrstelle leider nicht. Jedoch hat man mir die nette e-Mail geschrieben, dass ich eine sehr guten Eindruck gemacht hätte und dass sie meine Unterlagen in Evidenz halten würden.

Andere Perspektiven, als die Arbeit als Reisebüromitarbeiterin konnte ich nicht entwickeln. Mir gefällt der Umgang mit fremden Kulturen, fernen Ländern und die Möglichkeit zu Reisen und eventuell als Reiseleiterin zu arbeiten. Ich spreche viele Sprachen, Russisch, Englisch, Französisch und haben eben auch Kulturanthropologie studier (ist das gleiche wie Europäische Ethnologie, das Fach kann sich nicht so recht für einen Namen entscheiden)


Was sagt ihr dazu? Was haltet ihr von mir?
Könnt ihr mir Tipps geben, welche nächsten Schritte ich setzten kann, Arbeitssuche, Gewinn von Berufs- und Ausbildungsperspektiven. Sinn finden, wieder unter Leute kommen (lebe derzeit sehr isoliert.)


Zudem habe ich in der Phase nach meiner psychotischen Episode sage und schreibe 16,7kg zugenommen. Ich war total verwirrt, konnte mich nicht konzentrieren, nichts ging... also aß ich und schaute TV.
Seit 4Wochen bemühe ich mich wieder abzunehmen und konnte bisher 5,3kg abspecken. Nur so nebenbei, ein Ziel am Rande.

Im Zentrum stünde Arbeit, Arbeit, Identität, Sinn, etwas beitragen.


Ich bitte um zahlreiche Antworten. Habe abgesehen von meinem Therapeuten kaum Ansprechpresonen. Und dergibt ja auch keine Ratschläge, sondern hilft mir beim abwägen.

Lieben Gruß an alle
und ein dickes Danke im voraus
Pennylane

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candle.
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Beitrag Di., 19.06.2018, 12:09

Hallo Pennylane!

Ich würde jetzt nicht zu einer Ausbildung raten, sondern schauen wo du dich mit deinem Bachelor unterbringen kannst.

Viele Grüße!
candle
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Pennylane
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Beitrag Di., 19.06.2018, 12:16

Hallo Candle!

Mit meinem Bachelor gibt's nicht so wirklich was. Ich werde suchen, ob ich was im Museum oder anderen Kulturinstitutionen etwas finde, schaut aber schelcht aus.... wenige, außer diejenigen, die sehr schnell und gut studiert haben finden etwas....

Aus deiner Perspektive von 49Jahren... würdest du sagen es ist zu spät für eine Ausbildung? Oder aus welchen Gründen gibst du deinen Ratschlag?

Entschuldige bitte, die Nachfrage, aber ich würde gerne verstehen.


Voraussichtlich bleibt nur kellnern... Übergangsweise voll okay, aber auf lange Sicht nein danke

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candle.
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Beitrag Di., 19.06.2018, 12:21

Pennylane hat geschrieben: Di., 19.06.2018, 12:16 Aus deiner Perspektive von 49Jahren... würdest du sagen es ist zu spät für eine Ausbildung? Oder aus welchen Gründen gibst du deinen Ratschlag?
Naja, ich habe sicher nichts gegen späte Ausbildungen, habe ja selber mit knapp 30 ein Studium begonnen.

Also bei dir sehe ich es so, dass es sein könnte, dass du die Ausbildung nicht schaffst. Und wenn du wirklich Geld verdienen willst, macht es für mich so auch keinen Sinn.

Mit Bachelor bist du sicher gut qualifiziert um einen Bürojob zu machen und würde mich dann eher so bewerben. Ob Kellnern so gut ist? Das hat doch auch enormes Stresspotential?!

candle
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Pennylane
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Beitrag Di., 19.06.2018, 12:31

Danke für deine Antwort candle

Bürojob... hatte gar nicht daran gedacht. An welche konkreten Berufe denkst du da?
Sekretärin, was in der Bank?

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candle.
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Beitrag Di., 19.06.2018, 12:51

Pennylane hat geschrieben: Di., 19.06.2018, 12:31 Danke für deine Antwort candle

Bürojob... hatte gar nicht daran gedacht. An welche konkreten Berufe denkst du da?
Sekretärin, was in der Bank?
Alles was du denkst! Sei kreativ und richte entsprechend die Bewerbungen aus.

Über das Studium kam ich fachfremd mal in eine Versicherung. War ein toller Bürojob.

LG candle
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Tupsy71
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Beitrag Di., 19.06.2018, 13:57

Denke, da du keinen finanziellen Druck hast- bewirb dich wo, was dir Freude macht! Also, wenn du weißt, was dir Spaß macht, dann lass es zum Beruf werden. - nurmal so ein Gedanke. Ich bin leider kein gutes Beispiel, da selber nix auf die Reihe bringe.

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Danica
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Beitrag Di., 19.06.2018, 14:09

Hallo Pennylane,

auf mich wirkst du von deinen schriftlichen Formulierungen her ziemlich aufgeschlossen und redegewandt. Daher würde ich dir eine anspruchsvolle Arbeit mit viel sozialer Interaktion durchaus zutrauen. Warum du keine Ausbildung schaffen solltest, erschließt sich mir aus deinem Eröffnungsbeitrag überhaupt nicht. So ein Kellnerjob fordert ja auch einiges an sozialer Kompetenz und Offenheit.

Falls du etwas Organisationstalent hast, würde mir so spontan einfallen, dich mal mit dem Kulturamt einer größeren Stadt in Verbindung zu setzen. Da gibt es oftmals große Feste mit internationalem Bezug zu organisieren, es gibt Städtepartnerschaften oder man muss auswärtige Gäste betreuen. Möglicherweise kannst du dort erst mal ein Praktikum absolvieren und bekommst so einen Fuß in die Tür. Oder etwas im Bereich Eventmanagement könnte dir vielleicht auch liegen?

Du könntest auch beim Arbeitsamt mal eine Berufsberatung in Anspruch nehmen. Mir wurde dort anno dunnemals der Beruf einer Fremdsprachensekretärin angepriesen. Wenn es ein Bürojob sein sollte, wäre das vielleicht etwas für dich. Ob es den Beruf überhaupt noch gibt, weiß ich allerdings nicht.

Wie du ja schreibst, bist du finanziell einigermaßen abgesichert, so dass der Verdienst nicht unbedingt im Vordergrund steht. Vielleicht wäre auch etwas im sozialen Bereich für dich denkbar. Man kann sicher auch in Kindergärten, Altenheimen oder wo auch immer Praktika machen. Es gibt doch z.B. auch internationale Kindergärten.

Oder du schaust dich erst mal nach einem Ehrenamt um. Gibt es in Österreich vielleicht auch sowas, wie den Bundesfreiwilligendienst?

Vielleicht kommt auch Work and Travel für dich in Frage? Ich habei eine Bekannte, die mit Anfang 30 noch mal was anderes sehen wollte und einige Monate in Peru in einem Kindergarten gearbeitet hat. Da gibt es x verschiedene Projekte, für die man sich bewerben kann. Dort muss man mitarbeiten und hat dafür Unterkunft und Verpflegung frei und ich glaube, man bekommt auch ein kleines Gehalt.

Ich finde es gut, dass du dich nützlich machen möchtest. Gerade, wenn man finanziell einigermaßen abgesichert ist, steht einem mit deinen vielen Fremdsprachen und deinem Studium doch die ganze Welt offen.

Ich drück dir die Daumen, dass du was Passendes für dich findest.

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Pennylane
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Beitrag Mi., 20.06.2018, 21:44

Hallo Danica, danke für deine ausführliche Rückmeldung, die hat mich sehr aufgebaut. Ich fühle mich jetzt ein bisschen bestärkt, dass ich etwas abseits vom Kellnern finden kann. Auch der Tipp mit dem Work and Travel find ich auch sehr gut. Hatte nur bis einschließlich Februar eine mittelschwere Psychose und trau mich derzeit noch nicht so weit weg aus meinem gewohnten Umfeld. Mag nicht meilenweit weg von Therapeuten und Psychiater einen Rückfall haben. Das trau ich mir noch nicht zu. Wenn ich ein halbes Jahr stabil bin, oder vlt ein ganzes, dann fokusiere ich das Mal.

Bei mir hackt es leider noch an mehreren Ecken und Enden. Nach der Psychose bin ich in ein tiefes Loch gefallen und seitdem fällt es mir schwer, aktiv zu sein. Meine Wohnung ist verdreckt und gehört entrümpelt. Zum Sturzplatz zu fahren schiebe ich schon seit 2 Wochen raus. Mache wenig Produktives. Hauptsächlich schaff ich auf meine Ernährung zu achten und Sport zu treiben. Ich will wieder ins Arbeiten und tätig sein hinein kommen.

Habe mir überlegt kleine Schritte zu machen. An einem Tag Auto mit krempel füllen und zum Sturzplatz. Am nächsten Tag saugen und Klo putzen. So kleine Aufgaben, die in 2-3 Stunden zu erledigen sind. Und ab nächster Woche aktive Jobsuche. Zunächst einmal 1Std pro Tag und das langsam aufstocken.

Was sagt ihr dazu? Findet ihr das viel zu faul und asozial? Gibt's noch andere Menschen hier, denen es so geht? Vielleicht welche, die auch Motivation und Austausch suchen? Wir könnten uns gegenseitig motivieren und austauschen. Das würde mir viel geben...
Zurzeit verachte ich mich dafür, dass ich so wenig leiste. Ich fühle mich so abseits von jeglichem normalen Alltagsleben. Habe das Gefühl, dass jeder andere Mensch mich auch verachten würde, sobald er weiß, wie ich lebe.
...hat schon mal gut getan, das zu posten. Die Anonymität hilft.

hoffe, es finden sich 'Leidensgenossen', nicht nur Leute, die mich fertig machen, weil ich an dem Punkt gerade stehe.

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Danica
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Beitrag Do., 21.06.2018, 12:00

Freut mich, dass du in meinem Beitrag etwas für dich Passendes gefunden hast.

Deine Pläne finde ich völlig realistisch und vernünftig. Auch erst einmal abzuwarten, ob du nach deiner Psychose nun stabil bleibst und erst dann Auslandspläne in Angriff zu nehmen, finde ich absolut richtig.

Es ist doch völlig normal, dass du nach einer schweren Psychose erst einmal Zeit brauchst, dich ganz zu erholen und deinen Alltag wieder in den Griff zu bekommen. Ernährung und Sport ist sowieso erst einmal das Allerwichtigste. Wenn du das schon einigermaßen gut schaffst und auf deine körperliche Gesundheit achtest, bist du doch schon auf einem wirklich guten Weg. Das schaffen schon viele Menschen ohne deine Vorgeschichte nicht mal.

Dein Minderwertigkeitsgefühl machst du dir allerdings wohl weitgehend selber. Es ist überhaupt nicht wichtig, was die "Gesellschaft" über dich denken mag. Diese Gefühle entstehen hauptsächlich durch deine eigenen Gedanken, Vorstellungen und Überzeugungen. Vermutlich hast du viele davon aus deiner Herkunftsfamilie übernommen. Das solltest du für dich alles einmal genauer anschauen und möglichst dagegen angehen, am Besten mit therapeutischer Unterstützung. Es steht niemandem zu, dich zu verurteilen. Am wenigsten solltest du dich selbst verurteilen.

Du willst etwas aus deinem Leben machen. Das allein zählt. Du hast nur dein Leben. "Die Anderen" haben über dich kein Urteil abzugeben. Sollten sie es dennoch tun, ist das allein Ihre Sache und braucht dich überhaupt nicht zu interessieren. Ich meide Menschen, die besser urteilen, als denken können ;)

Alles Gute für deinen Weg!

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