Mein geliebter Papa

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.

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FraeuleinK
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Mein geliebter Papa

Beitrag Di., 14.08.2018, 13:28

Hey Leute,
ich habe so ein beschissenes Jahr hinter mir, das ich mich irgendwie mal mitteilen muss, da ich am Ende meiner Kräfte bin.
Zu meinem Papa hatte ich schon immer eine sehr enge Bindung. Ich habe schon früh gesagt, sollte er mal nicht mehr sein, würde es mir das Herz brechen. Und so ist es dann auch gekommen. Er war schon seit 2016 immer wieder krank mit langwierigen und intensiven Krankenhausaufenthalten. Zuerst hatte er eine Tuberkulose im Immunsystem, ausgebrochen durch ein geschwächtes Immunsystem was Wiederrum durch eine Entzündung in der Milz hervorgerufen wurde. diese Entzündung, bzw. das von der Milz abgegebene Eiter hat eine Blutvergiftung hervorgerufen... Und am Ende ist dann die Tuberkulose ausgebrochen. Das musste ein halbes Jahr therapiert werden und danach galt er als geheilt. Die Tabletten sollte er absetzen und es ging ihm blendend. Doch schon nach 2 Wochen bekam er wieder hohes Fieber und musste wieder in die Klinik... Dies zog sich dann noch mal 7 Wochen und er kam im Herbst nach Hause. In der Zwischenzeit die 2. grausame Nachricht: Mein Schwager (den mein Vater vergötterte) hat seine Frau betrogen und musste ausziehen. Das hat meinem Vater das Herz gebrochen, denn mein Schwager war eigentlich genauso davor wie mein Vater, der nämlich noch vom alten Schlag war und dem wir dies niemals zugetraut hätten. Aber gut... Dazu gehören ja immer Zwei! Ich war in der Zeit also nicht nur intensiv für meinen Vater, sondern auch für meine Schwester da. Bis dann im Dezember raus kam, dass ich 1x mit meinem Schwager (den ich seit 20 Jahren kenne und der wie ein Bruder für mich ist) ein Gespräch hatte, um das er mich bat um sich alles von der Seele reden zu können. (Das haben meine Eltern und ich vor meiner Schwester verheimlicht, weil sie es nicht verstanden und mich sofort aus ihrem Leben ausgeschlossen hätte.) Doch im Dezember hat meine Schwester es dann doch erfahren und redet seitdem nicht mehr mit mir. Es hat unsere Familie entzweit. Mein Vater litt darunter so sehr, dass er sie noch in den letzten Wochen im Krankenhaus unter Tränen gebeten hat, es endlich gut sein zu lassen. Dieser Zustand hält bis heute an.

Mein Papa jedenfalls durfte bis zum Frühjahr 2017 sein Leben wieder genießen, bis er erneut schwer krank wurde. Er bekam schlecht Luft, hatte wieder hohes Fieber also ab in die Klinik. ... Ich erspare euch jetzt weitere Details! Wir hatten auf jeden Fall immer wieder Hoffnung und es stand eigentlich nie im Raum, dass er sterben würde. Die Ärzte stocherten jedoch im November 2017 komplett im Dunkeln, sein Zustand verschlechterte sich zusehends. Am 66. Geburtstag meiner Mama hat Papa uns dann alle ins Krankenhaus beordert. Er schrieb, das wir alle kommen und unsere Mutter stützen sollen. Er sagte uns dann unter Tränen, dass er einer Leukämie bekommen hat. Damit ist sein schlimmster Albtraum wahr geworden.
SEin Körper war schon voller Wasser und wäre er nicht 2 Tage später in eine Spezialklinik gebracht worden, wäre er da schon gestorben. Es war von vorneherein klar, dass es schwer wird. Sein Immunsystem hatte gar keine Chance sich zu erholen und das machten die Ärzte uns dann auch klar. Es bestand eine kleine Chance , dass er die Chemo schafft, aber es war kritisch.
1 Woche lang hat er Infusion bekommen... Die Verträglichkeit war nicht besonders gut, sein Appetit blieb aus und plötzlich musste er auf die Intensivstation, da er keine Luft mehr bekommen hat. Ich war zu dem Zeitpunkt hochschwanger (9 Monat) und bin trotzdem jeden Tag mit meiner Mama die 50 KM zur Klinik gefahren. Im November bei Regen und Schnee... Egal, ich musste da hin. zu Papa.
Es ging ihm schon so viel besser, er setzte sich auf die Bettkante und hat sogar richtig gut gegessen. Und dann kam dieser eine Moment... Er lag wieder im Bett, nahm meine Hand und drückte sie ein paar mal. Sah mir dabei ganz lange in die Augen und ich habe ihn einfach nur angelächelt. Voller Hoffnung, dass mein geliebter Papa bald wieder nach Hause kommt.
Doch schon ein paar Stunden später hat die Klinik uns angerufen. Der Zustand meines Vaters hatte sich drastisch verschlechtert. Also wieder hin ... mit Mutti. Er wurde beatmet, hatte einen dicken Kubus im Mund und konnte nur noch mit den Augen sprechen. Ich bin fast zusammen gebrochen als ich das gesehen habe, denn da war mir klar, dass er es nicht mehr schaffen wird. Ich habe seinen Kopf gestreichelt, so wie ich es schon immer gemacht habe und ihm gesagt, wie lieb ich ihn habe. Er hat mich angesehen und genickt... DAs war das Letzte Mal, das ich ihn gesehen habe. Am darauffolgenden Tag sind meine Schwestern und meine Mutter nur noch hin um dabei zu sein, wie sie die Maschinen abstellen. Ich war alleine zu Hause... hochschwanger und bin einfach zusammen gebrochen. Das war am 30.11.2017

....in der Antwort unter diesen Post geht es weiter mit der Geschichte....


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FraeuleinK
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Beitrag Di., 14.08.2018, 13:30

Am 1.12.2017 sollte ich heiraten. (Mein Mann und ich haben die große Feier kurzfristig abgesagt und nur für uns auf Wunsch meines Vaters im Büro der Standesbeamtin die Eheschließung vorgenommen. Sogar die Standesbeamtin hat geweint, weil sie es so furchtbar traurig fand)
Am 19.12.2017 kam unser Sohn zur Welt, der den Spitznamen meines Papas bekommen hat. DAs war schon im Sommer klar und mein Papa war sooo stolz. ER hatte sich so sehr auf seinen Enkel gefreut, war immer mit Leib und Seele Opa <3

Im Nachhinein haben uns alle gesagt, dass wir den Namen nicht nehmen können. Doch wir haben uns durchgesetzt. Schließlich ist es unser Kind und mein Papa war so stolz und nur das zählt. Meine Mama hat damit zum Glück kein Problem, aber meine Schwestern finden es bis heute unmöglich, dass wir es durchgezogen haben.

Und da sind wir nun... Der Kleine ist heute 8 Monate alt und ich bin ein Häufchen Elend. Ich habe so einen liebevollen Ehemann und so ein tolles Kind und kann mich einfach nicht freuen. Es ist alles einfach nur anstrengend. Ich bin so müde.
Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich eine dicke Depression habe, aber es ist schon auffällig, dass ich immer müde bin (die Schilddrüse ist es jedenfalls nicht). Ich esse normal, gehe auch aus und mache alles, was so anfällt. Aber ich bin traurig und müde. ich habe mich für das Baby von Anfang an zusammen gerissen. Kaum geweint und einfach den Alltag gemeistert...irgendwie. Aber so geht es nicht weiter. Oft mache ich meinen Mann darfür verantwortlich, dass ich "nur" noch Mutter bin und hier eingehe wie eine Blume. Dabei kann er gar nichts dafür, hilft mir sogar wo er nur kann und hat auch sonst immer Verständnis. Aber irgendwie weiß ich nicht, wie ich wieder die Alte werden kann. Ich habe IMMEr gelacht, war ein Sonnenschein. ER hat immer gesagt, dass ich sein Sommer bin - sogar im Winter. Doch dieses Leuchten ist fort, ich freue mich einfach kaum noch über etwas und kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich nie wieder über den Kopf meines Papas streicheln kann und wenn ich bei Mutti bin, ist er überall und ich fühle mich noch schlechter. aber man muss ich ja zusammen reißen, für das Kind und für einen selbst und für alle anderen sowieso.

Außerdem bin ich alleine mit dem Kind. Immer. Mein Mann arbeitet täglich fast 12 stunden und wie haben niemanden, der ihn uns mal abnimmt.

ich danke euch für's Zuhören!

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Nico
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Beitrag Di., 14.08.2018, 14:18

Grüß dich! :)

Da ist ziemlich viel für dich zusammengekommen, wobei du mMn nicht alles auf einen Haufen werfen solltest.
Da gibt es einmal das wogegen man sowieso nix machen kann wie den Tod deines Papas.
Dann gibt es das, was man selbst zu verantworten hat, wie dein Gespräch mit deinem Schwager hinter dem Rücken deiner Schwester oder die lange Arbeitszeit deines Mannes.
Und dann gibt es das, was einem eigentlich nix angeht, wie die Eheprobleme deiner Schwester.

Diese Dinge solltest du nicht miteinander vermischen denn sonst ist es klar das es dich erschlägt.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Leben209
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Beitrag Mo., 19.08.2019, 22:02

Hallo. Mein Vater ist gestorben, als ich 16 war. Es war sehr schwierig für mich. Ich brauchte ihn unbedingt in dieser Zeit..... es ist schon 13 Jahre vorbei, aber mein Schmerz ist noch bei mir.....


Urseli
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Beitrag Mi., 09.10.2019, 15:07

Liebe FraüleinK,

Ich kann mich Nico nur anschließen.

Ich habe am 7.Januar meinen Mann verloren, unser 3 Kinder ihren Vater.
Es ist schlimm.
Ich bin jetzt inzwischen 74 Jahre alt.
Aber aus den den Ehen beziehungsweise Beziehungen der Kinder halte ich mich raus.
Jeder einzelne Mensch hat sein Leben!

Und selbstverständlich richte ich auch nicht über Dich, ich glaube aber trotzdem, dass dich die Ehe deiner
Schwester nichts angeht.

Entschuldige bitte meine Offenheit.

Grüße,
Urseli

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 09.10.2019, 17:24

FraeuleinK hat geschrieben: Di., 14.08.2018, 13:28ich habe so ein beschissenes Jahr hinter mir, das ich mich irgendwie mal mitteilen muss, da ich am Ende meiner Kräfte bin.
Es war aber nicht nur schlecht, immerhin hast du in dem Jahr auch geheiratet und ein Kind bekommen. Das ist für die meisten Leute ein Grund zur Freude.

Ich persönlich kann mich nicht so gut in die Situation hineinversetzen, wenn ein Elternteil stirbt und man das sehr tragisch nimmt. Mein Vater ist zwar auch schon gestorben, als ich in meinen 20ern war, aber ich habe das einfach akzeptiert. Und je älter ein Mensch ist, desto "normaler" ist es auch, dass er stirbt. Die Umstände sind es dann eher, die belasten, finde ich, nicht die Tatsache an sich. Sterben tun wir am Ende alle.

Überleg vielleicht mal, was es wirklich genau jetzt ist, was dich belastet. Ein Kind ist anstrengend. Vielleicht bist du gestresst damit oder überfordert? Oder unzufrieden? Oder sind es Erinnerungen an die Krankheit von deinem Vater, die dich belasten?
Wenn's um Entlastung im Alltag geht, ist das Jugendamt ein guter Ansprechpartner, dort gibt es Unterstützungsmöglichkeiten. Wenn es etwas anderes ist, eher Richtung Depression, dann kannst du mal mit einem Arzt darüber reden. Du kannst dann Medikamente oder eine Therapie ausprobieren. Diese Seelsorge-Telefone wären auch eine Möglichkeit, wenn Reden hilft.
Vielleicht hilft es aber auch schon, regelmäßig für Entspannung zu sorgen, z.B. durch Spaziergänge. Jetzt im Herbst ist es draußen besonders schön, wenn das Laub bunt wird.
Vielleicht musst du mehr schauen, was dir gut tut, weil du jetzt lange für andere sorgen musstest, erst kranker Vater und dann Kind.