Sohn (20) nimmt Drogen und stiehlt

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Sohn (20) nimmt Drogen und stiehlt

Beitrag Sa., 29.09.2018, 11:32

Zunächst einmal ein freundliches "Hallo" an Alle!

Nachdem ich hier seit ein paar Tagen still mitgelesen habe, möchte ich Euch gern meine Geschichte erzählen...ich bin mit den Nerven nahezu am Ende, seit Tagen läuft "mein Wasserwerk" (sprich, ich heule mir die Augen aus) und ich habe jetzt das Bedürfnis, zu schreiben..
Vor ein paar Wochen bemerkte meine Partnerin als sie nach Hause kam, dass sowohl in der Wohnung als auch ihn ihrem Zimmer Schubladen nicht richtig zu waren, Dinge waren verschoben und durchwühlt. Wir fragten meinen Sohn (20), ob er wisse was hier los gewesen sei, er verneinte.

Vor vier Tagen eskalierte das Ganze dann...er fuhr nicht zur Arbeit und ich habe ihn dann abends direkt darauf angesprochen, ob er die (bereits 3.) Ausbildung geschmissen hätte. Er sagte natürlich nein, konnte mir dabei aber nicht in die Augen sehen.
Ich blieb hartnäckig, hinterfragte...er begann vor Wut zu weinen und rauschte aus der Wohnung. Nach einer halben Stunde kam dann eine Whatsapp in der er mir schrieb, dass er es mir nicht persönlich sagen könne...ich hätte recht; zwar hätte er die Ausbildungsstelle noch, wäre jedoch krank geschrieben... Es sei nicht nur Kiffen sondern auch andere Drogen im Spiel...es war von "Pillen werfen und Nase ziehen" die Rede. Es habe mehrere Einbrüche gegeben, sein Gehalt (am 20. ausgezahlt) wäre bereits vollkommen weg, er hätte keine Kohle um die Bücher für die Berufsschule zu kaufen. Der Knaller jedoch für mich war, dass er gestand, sich an meinen BTM´s bedient zu haben (die mir aufgrund meiner Bandscheiben-Problematik und den dazugehörigen Schmerzen, da massive irreparable Nervenschädigungen vorliegen, verschrieben wurden) und er mir Geld geklaut hat.

Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass mir dies den Boden unter den Füßen weggezogen hat...das Ende vom Lied war, dass ich zusammengebrochen bin und erst mal zwei Stunden lang Rotz und Wasser geheult habe.

Es klingt vielleicht sehr hart aber ich habe für mich gemerkt: ich kann das nicht mehr...es macht mich kaputt. Ich kann ihm nicht mehr helfen...so oft haben wir ihm angeboten, ihn zu begleiten, die Eisen für ihn aus dem Feuer zu holen...es gab Gerichtsverhandlungen, Anzeigen etc.; überall haben wir ihn unterstützt und ihm immer wieder verdeutlicht, wie sehr wir ihn lieben.
Meine Partnerin hat ihn gefragt, ob er mit den Drogen aufhören will, seine Antwort: Eigentlich nicht...

Um das Ganze jetzt endlich mal abzukürzen: Gestern abend dann die erste Begegnung mit meinem Sohn nach der Eskalation...ich habe ihm gesagt, dass für mich das Vertrauen in ihn völlig zerstört ist. Ich fühle mich in meiner eigenen Wohnung nicht mehr sicher; ich trage mein Portmonnaie und meine gesamten Medikamente in meinem Rucksack umher.
Ich habe die schwerste Entscheidung meines Lebens getroffen...ihm eine Frist von vier Wochen gesetzt, danach ist hier für ihn mit wohnen bei Mama Schluß. Er hat es eingesehen, er will Montag zur ARGE und alles in die Wege leiten. Wir haben ihm gesagt dass die Tür immer offen sein wird für ihn...wenn er will, kann er kommen, Wäsche waschen, Essen oder einfach nur reden...aber dass es keinerlei Geld mehr für ihn gibt und auch sonst nichts mehr in diese Richtung (er hatte eine Vollmacht für mein Konto, die habe ich ihm ohne sein Wissen entzogen).
Dass er immer wieder gesagt hat, dass er erwachsen ist und wir ihn dann jetzt auch endlich erwachsen sein lassen, sprich: Für seine Taten die Konsequenzen tragen.
Bislang gab es ja auch keine...machte er Mist, kümmerte ich mich darum...er riss sich ca. vier-fünf Tage zusammen um mich zu besänftigen und dann ging alles wieder von vorne los.

Es war ein ruhiges, wenn auch sehr emotionales Gespräch, es sind sehr viele Tränen geflossen (auch bei ihm). Ich habe ihm deutlich gemacht, dass ich ihn nicht fallen-, dafür aber endlich loslasse... .Dass ich mit den Nerven am Ende bin und ich mich emotional schützen muss, dass ich nicht dabei zusehen kann wie er sich zugrunde richtet.
Nachdem das Gespräch beendet war, konnte ich gerade noch meine Partnerin und meine Tochter aus dem Zimmer bitten, danach kam ein erneuter Zusammenbruch...jetzt gerade geht das Wasserwerk wieder los.

Glaubt mir, ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht...aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es die richtige Entscheidung war. Der Abend der Eskalation war, als hätte man mich mit einer schallenden Ohrfeige geweckt. Ich habe in den letzten Jahren immer gesagt: "Er ist ein guter Junge, man muss ihm nur helfen", habe jedoch nicht gesehen, wie er wirklich ist...erst jetzt kann ich den kleinen, regenwurmrettenden, sensiblen Jungen vom drogenkonsumierenden Kleinkriminellen abstrahieren.
Vielleicht muss man sich erst voneinander entfernen, um vielleicht irgendwann wieder zusammenzufinden.

Ich bedanke mich für Eure Geduld.
Ratschläge und konstruktive Kritik, vielleicht auch andere Sichtweisen sind sehr gern willkommen.

N.

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Es zerbricht mir das Herz..." auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)
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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 29.09.2018, 12:05

Ich denke, es war höchste Zeit, eine Grenze zu setzen, besser spät als nie...Du bis nicht das erste und einzige Elternteil, das Verwöhnen mit Fürsorge verwechselt. Die Scham sorgt dafür, dass Eltern nicht darüber reden und dadurch auch keine korrigierenden Meinungen oder Ratschläge zu hören bekommen (mal ehrlich, selbst bei einem "gut geratenen" Kind, dass keine Drogen nimmt, nicht kriminell ist und einer geregelten Arbeit/Ausbildung nachgeht: Wofür muss mein Kind eine Kontovollmacht über mein Konto haben???) Grenzen sind zwar wichtig, aber es ist manchmal kurzfristig betrachtet mühevoll und emotional hart, sie durchzusetzen, auch wenn es langfristig viel Arbeit und Ärger erspart. Deswegen verzichten Eltern oft darauf, rechtzeitig Grenzen zu setzen, teils aus Bequemlichkeit, teils weil die Kraft dafür in dem Moment einfach nicht reicht. Was davon bei dir zutrifft, kannst nur du beurteilen, das musst du mit deinem Gewissen ausmachen. In jedem Fall war deine Reaktion überfällig. Ich hoffe nur, du ziehst sie jetzt auch durch...
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Phönixfeder
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Beitrag Sa., 29.09.2018, 12:19

Hallo Spirit,

erstmal Danke für Deine Antwort.
Ja, dass ich stellenweise für meine Kinder zu viel getan habe, weiß ich.
Was das durchhalten angeht, kann ich Dich "beruhigen"...ich bin ein Mensch der zwar wahnsinnig viel einstecken kann aber wenn einmal eine Grenze überschritten ist, gibt es kein Zurück mehr.
Die Vollmacht hatte er, da er aufgrund der instabilen Ausbildungssituation(en) kein eigenes Konto hatte; wenn er Geld überwiesen bekam konnte er es selbstverständlich auch selbst abholen, ist ja auch seines. Da ich jedoch nicht abschätzen kann, was und wieviel er konsumiert war als erstes mein Gedanke, dass ich ihm Zugang zu Geld im Rahmen meiner Möglichkeiten erschweren muss.
Auch habe ich ihm den Schlüssel zur Wohnung abgenommen; ohne uns wird er sich hier nicht mehr aufhalten dürfen.
Es tut saumäßig weh...aber ich habe erkannt dass er es jetzt entweder versteht und etwas ändert oder aber er untergeht.
Der größte Horror wäre natürlich, wenn er vollständig abstürzt...aber auch hier: ich kann ihm nicht mehr helfen.
Er hat seine Entscheidung getroffen, ich die Meine.
Wenn es nur nicht so verdammt weh tun würde...
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leuchtturm
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Beitrag Mi., 03.10.2018, 11:14

@Phoenixfeder:

das hätte genau meine Geschichte sein können.

es fühlt sich an wie der absolute Alptraum schlechthin, und doch ist es wahr.

Ich möchte dich bestärken in deiner Haltung:
dein Sohn wird NIE etwas ändern, wenn er immer auf dich zurückgreifen kann.

Er muss es selbst wollen, und dafür muss es ihm so schlecht gehen, dass er wirklich eine Änderung will.

Klingt furchtbar. Ist es auch.

Mein Vorschlag : dein Sohn muss ausziehen. Ihm steht übrigens Grundsicherung zu (weiß ja nicht, wie alt dein Sohn ist)
Wenn er ein gespräch mit dir sucht, trefft euch am besten auf neutralem Boden, z.B. in einem Cafe, in einer Pizzeria o.Ä. wenn du magst, kannst du dort ja ihm das Essen ausgeben, ohne ihm direkt Geld auszuhändigen.

Ich würde ihn nicht mehr zu mir nach Hause holen. Denn dein Zuhause müsstest du verrammeln wie eine Burg, damit er nicht irgendetwas mitgehen lässt, wenn du mal den raum verlässt. Ich hätte immer das Gefühl, mein zuhause wird bedroht von seiner Anwesenheit. (habe genau dieselben Erlebnisse mit meinem Sohn gehabt). dein Zuhause aber brauchst du als deinen Zufluchtsort.

Du kannst für deinen Sohn auch versuchen, eine Betreuung zu erwirken, z.B. um ihm bei seinen finanziellen Angelegenheiten zu helfen. Je weniger du selbst mit alltäglichen Verrichtungen deines Sohnes zu tun hast, umso besser für deine Seelenruhe.

Ein weiterer Tipp: gehe zur Dorgenberatung, z.B. bei der Caritas. Die gibt es auch in vielen kleineren Orten und die haben helfen auch Angehörigen, meist gegen eine freiwillige Spende.
Dabei geht es nicht darum, wie du deinen Sohn von den drogen abbringen kannst, sondern wie du dich selbst schützen kannst.

Denn Schutz ist genau das, was du jetzt brauchst. Du.
Sorge gut für dich!!!

Ganz liebe Grüße!

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IntoDust
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Beitrag Mi., 03.10.2018, 11:26

Es tut mir sehr leid, dass du durch eine so schwere Zeit gehen musst. Aber ich denke auch, dass deine Entscheidung absolut richtig war. Dein Sohn lernt sonst nicht, dass sein Handeln Konsequenzen nach sich zieht. Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich eine ähnliche Geschichte: in dem Fall hat eine Mutter ihren eigenen Sohn letztlich angezeigt, weil er an seiner Schule mit Drogen gedealt hat. Es war die schwerste Entscheidung ihres Lebens, aber letztendlich für alle Beteiligten das Beste, so hart sich das auch anhört. Inzwischen ist der junge Mann auf einem vernünftigen Weg, und wahrscheinlich hat ihr konsequentes Handeln damals den Absturz verhindert. Ich wünsche euch, dass es bei euch auch so läuft und dein Sohn die Kurve kriegt. Wichtig ist, dass du dich selbst und deinen Schutz jetzt wichtig nimmst. Dein Sohn ist erwachsen, er wird seinen Weg gehen - jetzt, wo du ihn loslässt. Und vielleicht wird er sich besser schlagen als je zuvor, wer weiß? Ich drücke dafür alle Daumen. Alles Gute für euch!

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Phönixfeder
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Beitrag Sa., 05.01.2019, 20:42

Eine kleine Zwischenbilanz...

Nachdem ich euch im Oktober das letzte Mal schrieb, hier ein kleines Update (und dabei fiel mir auf, dass irgendjemand die Überschrift meines eröffneten Threads geändert hat...warum? Wenn schon Änderung, dann bitte "Drogen" groß schreiben...da bin ich pingelig ;o) )

Nach dem klärenden Gespräch, welches ich euch zuletzt beschrieb, war mein Sohn noch hier zuhause. Ich habe seinen Schlüssel zur Wohnung einkassiert und ihm die Regel aufgetragen dass WENN er hier bei uns übernachtet, er dies ohne vorherigen Konsum tun kann und ich auch keine Drogen in der Wohnung haben will. Er hat sich -soweit wir das beurteilen können- auch stets daran gehalten. Er wirkte clean und auch sonst gab es keine Auffälligkeiten. War er unterwegs, hatte er spätestens um 23.00 Uhr hier zu sein; kam er später, blieb die Tür zu!

Ca. zwei Wochen später ging er in den Entzug. Nach drei Wochen war er wieder raus aus der Klinik; nach seiner Aussage wollte man ihn für eine 5-monatige Langzeittherapie in ein anderes Haus verlegen. Ich selbst hatte keine Möglichkeit, mit irgendwelchen Ärzten zu sprechen. Was hätten die mir auch erzählt? Mein Sohn ist nach wie vor volljährig.

Die Ausbildungsstelle ist zwischendurch auch gekündigt worden (von seiten des Arbeitgebers). Sie haben allerdings so viel Interesse an ihm, dass er direkt für das nächste (also dieses) Jahr einen Ausbildungsplatz erneut angeboten bekommen hat, dies hat er schriftlich! Beim Gespräch mit seinem Vorgesetzten sagte dieser, dass es sehr schade sei, aber Y. hätte so viel Potenzial...sie sehen in ihm etwas Bestimmtes...und deshalb halten sie an ihm fest. Nochmal würde es dieses Angebot aber nicht mehr geben. Er solle erst mal zur Ruhe kommen und dann im August wieder angreifen.
So weit, so gut.

Er bemühte sich um einen längerfristigen Therapieplatz...bekommt aber keinen.
Das Ausziehen aus der elterlichen Wohnung gestaltet sich als wahnsinnig schwer...da wir finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, muss das Arbeitsamt einspringen...die verzögern, wo es nur geht. Ich musste schriftlich darlegen, warum ich ihn nicht mehr zuhause haben will. Daraufhin sagte die Sachbearbeitern: "Wie, das ist alles?"
Als Antwort musste Y. erst mal zum Amtsarzt. Seitdem herrscht Schweigen im Walde.

Die Abende, an denen er wieder herumstromerte, wurden mehr, er blieb Nächte weg...sprach mit uns nur das Nötigste...mittlerweile wirkt er so distanziert; wir kommen schon lange nicht mehr an ihn heran. Nur wenn er mal eine Zigarette braucht, kann er freundlich sein...ansonsten geht er uns aus dem Weg.
Meine Partnerin und ich haben den Eindruck gewonnen, dass er erneut konsumiert. Vom Gras war er nie wirklich weg; er sagt es entspannt ihn (er hat eine angeborene neurologische Erkrankung). Ob noch andere Drogen im Spiel sind, weiß ich nicht...und wenn ich ehrlich bin, will ich es auch nicht mehr wissen.

Ich habe ihn vor drei Tagen aus der Wohnung geschmissen. Ich kann nicht mehr. Wir hatten einen kleinen Streit, wegen einer Lappalie...wo er mir allerdings an den Kopf warf, ich solle doch (Zitat) "das Maul aufmachen" wenn mir etwas nicht passt. Daraufhin bin ich laut geworden und habe ihm gesagt, wenn er glaubt, so mit mir reden zu können, hätte er sich geschnitten und ihm gesagt, er kann gehen.
Gestern war er hier und hat in Anwesenheit von mir ein paar Sachen abgeholt. Nur Bekleidung, anderes mitzunehmen habe ich ihm untersagt. Es wurde laut, es wurde geschrieen, es wurde geweint...aber jetzt ist er weg.
Ich vermisse ihn so sehr...es zerreisst mir das Herz.
Aber ich kann ihm nicht helfen.
Entweder er packt es oder...
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Beitrag Sa., 05.01.2019, 21:31

Phönixfeder hat geschrieben:Aber ich kann ihm nicht helfen.
So ist es. Leider. :-((

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 05.01.2019, 23:55

Phönixfeder hat geschrieben: Sa., 05.01.2019, 20:42 (und dabei fiel mir auf, dass irgendjemand die Überschrift meines eröffneten Threads geändert hat...warum? Wenn schon Änderung, dann bitte "Drogen" groß schreiben...da bin ich pingelig ;o) )
Guck mal unter Deinen Eingangspost.

Das mit Deinem Sohn tut mir leid, aber wie ich es sehe, möchter sich gar nicht helfen lassen, da raus zu kommen. Und so lange er das nicht selbst will, wir sich absolut nichts verändern und wird er auch niemand an sich ran lassen. Er muss erst mal so ricntig auf die Schnauze fallen, dann fängt er vielleicht an nachzudenken.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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leuchtturm
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Beitrag So., 06.01.2019, 11:57

Aber ich kann ihm nicht helfen.
Entweder er packt es oder...
ja, das stimmt.

ich wünsche dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen für die kommende Zeit :trost:

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Phönixfeder
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Beitrag Mo., 07.01.2019, 08:20

@crazychild: Vielen Dank!

An die anderen hier...auch Euch sei gedankt. Es tut gut, sich mal mit anderen auszustauschen. Klar, ich habe noch meine Partnerin, meine Tochter...aber es ist doch etwas anderes, sich mit selbst Betroffenen (in welcher Form auch immer) unterhalten zu können.

Als Mutter ist es DER Horror, wenn Du deinem Kind nicht helfen kannst...ich habe meine Kinder immer versucht, zu beschützen. Ich muss allerdings auch einsehen, dass ich irgendwann eben nicht mehr helfen kann. Habe gestern noch zu meiner Partnerin gesagt, dass es sich anfühlt wie Liebeskummer...ich bin im Laden, sehe Energydrinks, denke an ihn. Ich sehe kleine Jungs mit ihrer Mama unterwegs, mir huscht ein trauriges Lächeln über mein Gesicht.
Ich denke allerdings auch, dass das so sein darf und vielleicht auch so sein muss...wie sonst soll ich das verarbeiten? Solange ich beschäftigt bin, geht es...aber wehe, ich komme ans Nachdenken...wenn ich denn mal schlafe, werde ich mitten in der Nacht wach und sofort hämmern die Gedanken "was ist mit ihm".
Da muss ich durch...und auch er.
Ich hoffe nur, er weiß dass ich an ihn denke...ich hab ihn so lieb! Aber wie heisst es doch so schön: Manche Menschen verliert man an den Tod, andere ans Leben...

Danke für all Euren Zuspruch!
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Beitrag Mo., 07.01.2019, 14:08

Phönixfeder hat geschrieben:Ich hoffe nur, er weiß dass ich an ihn denke...
Das wird er leider nicht. Nicht so, wie Du es Dir wünschst. Solange er drauf ist, wirst Du nichts weiter für ihn sein als "die Alte sein, die nur herumstresst". Alles andere ist nur Schauspiel.


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Beitrag Mo., 07.01.2019, 15:09

Ich möchte auch noch etwas hinzufügen, das sehr wichtig ist:

Kratzt Dein Sohn doch noch die Kurve, wird es trotzdem nie mehr so sein wie früher. Er wird dann keinen Kontakt mehr zu seinem früheren Umfeld suchen, sondern sich von diesem fern halten – weil es ihn sonst wieder dazu verleiten könnte, wieder etwas zu nehmen. Clean werden kann man nur, wenn man sich ein komplett neues Leben aufbaut und alles hinter sich lässt, dazu zählt auch die Herkunftsfamilie. Das solltest Du dann auch nicht persönlich nehmen.

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Phönixfeder
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Beitrag Mo., 07.01.2019, 21:59

@eremit: Danke für Deine offenen Worte!
Ich habe mir schon Gedanken in diese Richtung gemacht. Wenn es ihm hilft, auf die Beine zu kommen, wenn es ihm dadurch gelingt sein Leben in den Griff zu kriegen...dann soll es so sein: ohne mich... .
Ich weiß dass es -was auch immer ich ihm sagen würde- ihm momentan sch...egal wäre, was ich erzähle. Wenn er dann doch mal das Bedürfnis hat zu reden, ist er für den Moment einsichtig...um dann direkt, machdem er aus der Tür raus ist, alles zu vergessen.
Weil es ihn überhaupt nicht wirklich interessiert...all das weiß ich!

Er würde dies nur tun, um mit seiner gespielten Geläutertheit zu suggerieren es würde alles wieder gut, um ein Ziel zu erreichen. Ich bin zwar als Mama sehr schafig (und das schon immer gewesen...viel zu gutmütig), aber ich bin nicht grenzdebil!
Ich bin kein religiöser Mensch... aber ich sass heute in einem sehr bekannten Gebäude, habe eine Kerze angezündet und darum gebetet, dass er seinen Weg findet...hatte irgendwie das Bedürfnis dazu...dass ich nur möchte, dass er die Kraft findet all das, was noch kommen mag, zu überstehen...und gestärkt daraus hervorgehen soll, das wäre schön... .Klar habe ich geweint...aber das ist, glaube ich, wohl normal.
Ich kann nicht beschreiben, wie bedingungslos meine Liebe zu ihm ist, wie tief...aber lieben bedeutet eben auch loslassen.
Wird wohl ein langer Weg werden und ich hab eigentlich keine Lust dazu, ihn zu gehen. Würde am liebsten kehrt machen und dahin zurück, wo wir mal waren...aber das geht nicht!

Also...auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt...ich gehe ihn gern mit ihm zusammen, sollte es nötig sein, begleite ich ihn gern bis zur Gabelung...den Rest des Weges dann, wenn nötig, ohne mich... .
Alles, was gut für ihn ist, soll dann auch so passieren... .
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Eremit
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Beitrag Mo., 07.01.2019, 22:14

Phönixfeder hat geschrieben:Wenn er dann doch mal das Bedürfnis hat zu reden, ist er für den Moment einsichtig...um dann direkt, machdem er aus der Tür raus ist, alles zu vergessen.
Weil es ihn überhaupt nicht wirklich interessiert...all das weiß ich!
Das ist gut. Also in Anbetracht der Umstände gut, wohlgemerkt. Die meisten Angehörigen tappen in die Coabhängigkeitsfalle und stabilisieren dadurch nur noch die Sucht.
Phönixfeder hat geschrieben:(…) aber lieben bedeutet eben auch loslassen.
So ist es, absolut. In Liebe loslassen, bevor man in Verachtung verstößt …

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leuchtturm
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Beitrag Di., 08.01.2019, 15:52

aber lieben bedeutet eben auch loslassen.
das ist ungehuer schwer.

Beim eigenen Sohn/Tochter besonders

Aber ich freue mich, dass du bereit bist, auch auf dich selbst achtzugeben. Das halte für immens nötig bei all den schweren Dingen, die in der Zukunft noch kommen können.

Eine Psychotherapeutin sagte mal zu mir: Ein Sohn/ Eine Tochter, die/der drogenabhängig ist, das ist die reinste Zeitbombe.


deshalb finde ich es gut, dass du sagst: das ist nicht mein Weg, ich weigere ihn mitzugehen. :thumbsup:

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