Sexuelle Gewalt, Mobbing, schwierige Familienverhältnisse

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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traumakind
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Sexuelle Gewalt, Mobbing, schwierige Familienverhältnisse

Beitrag Sa., 17.11.2018, 08:05

Guten Morgen, ich suche gerade nach Antworten auf folgende Frage: Wie kommt man mit sehr viel Leid klar? Also wenn man wie ich neben jahrelanger Sexueller Gewalt auch noch Mobbing sowie schlechte Familienverhältnisse erfahren hat? Wenn einem alles genommen wurde. Sprich, keine richtige Familie hat - vernachlässigt, dumm und für alles verantwortlich gemacht wurde, die Schulzeit aufgrund des Mobbings genommen wurde, durch die Sexuelle Gewalt eine kaputte Sexualität hat, der Peiniger durch desolate Arbeit der Justiz in Freiheit ist, ... und so vieles mehr. Ich bin gerade einmal Mitte 30. Meine bisherigen Lebenserfahrungen reichen gut für 5-6 Menschen zusammen. Wie kann ein Mensch mit so viel Leid zurecht kommen? Hat jemand eine Idee?
Zuletzt geändert von Elfchen am Sa., 17.11.2018, 10:02, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreffzeile von "Ich bitte um Hilfe! Danke schön!" auf obige präzisiert. Bitte aussagekräftige Titel verwenden. Danke.

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Philosophia
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 08:43

Oh je, das ist schwer, ich habe weil ichs nicht anders gewöhnt war, auch später lange stets toxische Menschen "gesucht". Es war ganz unbedingt wichtig, mir bewusst nach und nach andere Kontakte zu suchen. Auch eine Therapeutin, die das Alte nicht bedient. Und mir gute Dinge zu tun. Und natürlich den alten Schmerz beweinen, aber nicht auf alles und jeden übertragen. Den Menschen eine Chance geben. Später auch mal die Schubladen mit dem Leid schließen. Unbedingt Raum für neue positive Erfahrungen lassen. Neugierig bleiben. Neues testen. Und Mitgefühl haben, wenns dauert.
So was ist alles verdammt schwer...ich fühle mich, obwohl es mir mittlerweile recht gut geht, teilweise wie eine uralte Frau, obwohl ich noch recht jung bin. Manchmal bin ich, obwohl ich jetzt recht glücklich bin, müde vom Leben. Aber das Kämpfen hat sich gelohnt. Würde ich jetzt sterben, wäre ich recht gut mit mir im Reinen. Auf jeden Fall aber schau, wie du es dir jetzt so schön wie möglich machen kannst. Es geht. Und ein glücklicher Moment - so hab ichs erlebt - hat zuweilen viele schreckliche Momente in den Hintergrund gedrängt.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Schnuckmuck
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 11:23

Bei mir waren es 23 Jahre.
Ich hab eine Familie gegründet und mor ein Leben aufgebaut.
Ich habe immer versucht, zu kämpfen.
So bin ich nicht daran zugrunde gegangen
Nach aussen lebe ich ein tolles Leben.
Aber es ist ein inneres hin und her. Mal gut mal Horror.
Dafür ist zu viel in mir.
Aber mir hilft mein Alltag. Dass ich alles strukturierthabe.
Hier läuft alles täglich ab, wie die Woche davor,
Wäsche, einkaufen, putzen, Kinder, Katzen, Therapie, Arbeit.
Aber das ist nicht langweilig, sondern gibt mir Sicherheit. Wie Ergotherapie. Beim Machen aus dem tief kommen, weil man mit den Gedanken nicht festhängt.
Das heisst nicht, dass damit alles getan ist. Es holt mich oft oder besser täglich ein. Aber ich habe das Gefühl, ein Gegengewicht zu haben.

Alles was du schreibst, klingt vertraut.
Wenn du dich austauschen möchtest, gerne!

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traumakind
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 13:32

Oh...meine Frage wurde hier her verschoben. Hatte doch unter "Sonstige Probleme" mein Thema eröffnet. Na ja, ja ich würde mich gerne austauschen. Ich kann jetzt nur von mir sprechen und frage mich, warum ich in meinem Leben leider nur schlechte Menschen kennengelernt habe und immer das Nachsehen hatte. Und was ich den Menschen eigentlich getan habe, dass ich nur "auf die Fresse bekomme"? Wenn ich um mich schaue, sehe ich nur negative Erfahrungen und alles wirkt auf mich so unwirklich - das soll alles mir passiert sein? Ein Therapeut meinte einmal, dass ich noch nie ein normales Leben hatte. Aber eure beiden Beiträge habe ich gerne gelesen und versuche einiges aus euren Worten mitzunehmen. Danke schön!

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Philosophia
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 14:04

Ich weiß, das ist ganz ganz schwer, aber es ist wichtig, sich magisches Denken abzugewöhnen à la ich werde vom Pech verfolgt, selbst wenn es bis dato so war bzw. so schlimme Dinge passiert sind. Bei mir wars auch so, dass ich erst vor wenigen Jahren zu leben begonnen habe und es zuvor so ziemlich die Hölle war. Du tust Menschen nix, dass du auf Fresse bekommen solltest. Ach Mann, es ist so ätzend, wenn vor einem so ein riesiger Scherbenhaufen vor einem liegt...
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traumakind
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 14:59

Kennt ihr es auch, dass man sich fragt: "Warum ich?"? Sicherlich hilft diese Frage niemanden, es ist alles passiert. Zu legen versuche ich schon, fällt mir aber ehrlich gesagt schwer.

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Philosophia
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 15:00

Oh doch, ich hatte diese Frage den Großteil meines Lebens im Kopf. Und sie hat mich sehr unglücklich gemacht.
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Sinarellas
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 15:16

Stell dich der Frage "warum jemand anderes?" es gibt keinen grund und keine entschuldigung für derartige Umstände. Es ist wie es ist.
..:..

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Fairness
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 16:27

Ich kenne die Frage "warum ich?"... Ich konnte auch die Antwort finden, meine persönliche Antwort, die auch aus der Historie meiner Familie und den Familien rund um mich besteht, mit welchen ich mich bewusst identifizieren konnte. Die Antwort zu wissen, macht es für mich nicht besser. Weil das sowieso wieder zu dem allgemeinen wahren Satz führt, dass "Menschen ticken einfach so" oder dass "Wenn man Pech hatte, war das halt so" und dass andere Menschen oft unbewusst handelten - und ich kann ihnen verzeihen... und dann trotz dieser Verzeihung auch einsehen kann, dass ich für das Leben und Wohlfühlen anderer nicht verantwortlich bin und mich frei entscheiden kann, ob ich meine begrenzte Energie in eine bestimmte Beziehung investiere oder nicht...
Wenn man diese allgemeine Sätze akzeptieren kann, was am Ende am wichtigsten ist (meiner Erfahrung nach), mildert sich auch das Leiden... Die Vergangenheit kann man nicht mehr heilen, sie kann nicht überschrieben werden, weil sie schon vergangen ist... aber ich kann in der Zukunft die Beziehungen differenzierter wahrnehmen und falls da etwas mehr beim Entstehen ist, mich dann frei entscheiden, ob ich das eingehen möchte oder nicht. Ich kann das Gute in anderen besser finden und das ist ein Weg, auf welchem ich meine Erfahrungen heilen kann... Es ist aber ein langer Prozess... der bestimmt nicht nur fehlerfrei ablaufen wird. Nur, ich sehe ich bin nicht allein, und da sind bestimmt schon Menschen, welche sich trotz gewisse Traumata, durch einen beharrlichen Austausch das Gesunde ins Leben nachholen konnten. Vielleicht werde ich einmal auch so ein Mensch sein...
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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Schnuckmuck
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 16:45

Warum sollte ich mir die Frage stellen. Es ändert sich ja dadurch nix.
Jeder hat sein Packerl zu tragen. Selten ist alles cremig. Die Vorstellung vom Schlaraffenland hab ich auch, aber da arbeite ich dran. Es gibt es nicht.
Wenn mich mein Therapeut fragt, wem ich vertraue, dann sage ich muss marple und Mary Poppins.
Der Ei e hat Krebs, der andere den falschen Mann, der andere ne bescheiden Kindheit und andere alles davon. Aber jeder hat die Chance, sein Leben so angenehm wie möglich zu machen.

Befreie dich vom Gedanken, dass du der gebeutelte Mensch auf Erden bist. Die die es nicht überlebt haben, sind schlimmer dran. Denn die haben nicht die Chance, etwas aus ihrer Zukunft zu machen.

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traumakind
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 16:55

Ich danke euch sehr für eure Worte. Ich habe ja nichts gegen Probleme, mich "erschlägt" nur die Masse. Und den Hebel umlegen, fällt mir schwer. Ich habe auch auf alles ein aber als Antwort. Kennt ihr vielleicht. Ich fahre beispielsweise gerne Eisenbahn. Aber heute passiert so viel, sodass ich mir das Eisenbahnfahren noch einmal überlege.

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Sehr
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 16:57

Die Frage, warum ich? finde ich persönlich unnötig und vor allem auch ekelhaft. Denn ich würde nicht wollen, dass irgendwas in diese Richtung 'lieber' jemandem anders passiert. Es geschieht ja sowieso. Und ansonsten stimme ich Schnuckmuck zu.
[wegzudenken, mehr nicht]

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Schnuckmuck
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 16:59

Wenn es doch beruhigt, ich hab in meiner Ki Scheit nicht einen Tag mit Fürsorge und Zuwendung erlebt, Missbrauch, Gewalt, Psychoterror, sadismus, alles an der Tagesordnung.
U d es vergeht kein halber Tag, wo ich nicht getriggert werde. Aber ich mag mich nicht zerstören lassen. Hier wissen viele, dass ich oft an Meine Grenzen stoße, aber ich stehe immer wieder auf.
Stehe auf und fang an. Das hilft.

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Fairness
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 17:57

Wie eine Frage auf verschiedene Weisen interpretiert werden kann...
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)


shesmovedon
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Beitrag Sa., 17.11.2018, 18:01

Ich habe mich noch nie gefragt, warum ich. Jeder Mensch erlebt Scheizze...den einen macht es stärker, der andere geht daran kaputt. Auch wenn es so scheint, dass es manchen Menschen einfach nur gut geht....warte mal ab. Da kommt noch Krebs oder sonstwas. Jeder hat sein Paket zu tragen.

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