GdB bei Schizophrenie bzw. Schizoaffektiver Störung?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...

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GdB bei Schizophrenie bzw. Schizoaffektiver Störung?

Beitrag Mo., 25.03.2019, 14:52

... Schwerbehinderung und Arbeit?

Hallo erst einmal- ich bin neu und stelle frecherweise direkt mal eine Frage: Welchen GdB habt ihr mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Störung und wieso, falls ihr das wisst?

Ich hab im Februar einen Antrag beim Versorgungsamt gestellt und frage mich, womit ich rechnen kann. Ich bin momentan nicht akut, aber ich merke, dass ich bei weitem nicht mehr so leistungsfähig bin, wie ich es einmal war- mache momentan eine Fortbildung und der Kontakt zu meinem Mitlernenden ist unglaublich anstrengend für mich. Ich bin am Ende des Tages einfach sowas von k.o. und weiß gerade gar nicht mehr, ob ich noch in der Lage bin Vollzeit arbeiten zu gehen... das macht mich zusätzlich fertig, ist ja auch eine Geldfrage und ich war eigentlich jemand, der es geliebt hat, immer beruflich in Bewegung zu sein. Jetzt nach der Fortbildung leg ich mich zu Hause einfach aufs Sofa und will Ruhe. Privat hab ich Freunde, aber Beziehung geht auf Grund der Erkrankung nicht- sobald mir jemand gefällt, ist ein akuter Schub nicht weit. Oder Panikattacken oder sonstwas. Das bekomme ich also kaum geregelt und finde schon, dass das einschränkend ist, weil ich ein Leben in Partnerschaft theoretisch ziemlich schön finde. Ich frage mich einfach, ob ein Grad von 50 mit der Symptomatik schon möglich sein könnte?

Prinzipiell hab ich mich jahrelang geweigert, diesen Antrag zu stellen. Einfach weil ich mir nicht behindert, eingeschränkt vorkam- aber ich hab eine riesige Lücke im Lebenslauf und die erschwert die Rückkehr in den Beruf und ich hätte da gerne quasi amtlich, dass ich wirklich erkrankt bin und die Lücke sich so erklärt. Vielleicht ist das auch irgendwie dämlich, wenn ich hoffe, dass es so etwas einfacher wird, aber da ich von der Ausbildung und Berufserfahrung vielleicht gut in einige Bereiche des öffentlichen Dienstes passe, würde ich gerne ausprobieren, ob mir das bei der Rückkehr ins Berufsleben hilft. Vielleicht habt ihr dazu auch Erfahrungen?

Vielen Dank!
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shesmovedon
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 15:34

Schwer zu sagen, aber man braucht schon deutliche Einschränkungen, um 50 oder mehr zu bekommen. Ich schätze, dass du eventuell erstmal 30 bekommst und dann nochmal vielleicht eine Erhöhung beantragen kannst, um auf 50 zu kommen und nen Schwebi zu bekommen.
Ich habe 70 für andere Erkrankungen (bin aber deutlich eingeschränkter als das, was du beschreibst), meine Schizophrenie gab ich damals nicht an. Weigerte mich da noch die Diagnose zu akzeptieren, Krankheitseinsicht fehlte.


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Beitrag Mo., 25.03.2019, 15:51

Hallo Schlendrian, vielen Dank für deine Antwort!

Mir ist der Ausweis eigentlich egal; mir gehts eher darum, dass ich gerne die Lücken in meinem Lebenslauf auf die Art etwas abmildern kann- so im Sinne von: Die sind behinderungsbedingt und deshalb sollte das kein Ausschlusskriterium sein. Ich weiß natürlich nicht, ob das so in der Realität funktioniert. Und ich weiß nicht, wie das ist, wenn man arbeitslos gemeldet ist: Kann man da eine Gleichstellung beantragen. Ich denke auch, dass ich eher auf 30 kommen werde und dann vielleicht eine Gleichstellung in Frage kommt. Kann man die auch beantragen, wenn man arbeitssuchend ist?
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kaja
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 16:16

Eine Gleichstellung kann man immer nur in Verbindung mit einem bestehenden Arbeitsverhältnis beantragen. Die meisten großen Arbeitgeber wissen das und wenn du den GdB bei der Bewerbung angibst, kann das die Chance erhöhen der "Quoten-Behinderte" zu werden. Die wissen wann es sich für sie lohnt extra Gelder durch die Beschäftigung eines Schwerbehinderten bzw. Gleichgestellten abzuschöpfen oder die eigene Ausgleichsabgabe zu drücken.

Dir selbst sollte klar sein das eine Gleichstellung sich auf den Kündigungsschutz bezieht. Du profitierst deshalb nicht auch von den zusätzlichen Urlaubstagen usw.
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 16:26

Hallo Kaja, danke auch dir für deine Antwort! Das heißt, die Gleichstellung kann ich nicht aus der Arbeitslosigkeit heraus beantragen, wenn ich dich richtig verstehe?

Ich weiß, dass ich mit 30 GdB keinen Mehrurlaub hätte. Trotzdem wäre es fürs Erste, die Rückkehr in den Beruf auch eine Option der Quotenbehinderte zu sein; auch mit GdB 30. Ich bin davon zwar innerlich nicht ganz so überzeugt, aber ich merke beim bewerben, dass die lange Krankheitsphase, die aus meinem Lebenslauf hervorgeht, wirklich eine Art von Handicap ist. Im öD müssen die mich einladen, wenn ich die formalen Anforderungen erfülle und die erfülle ich öfter, aber die Jobs sind eben doch relativ umkämpft, wenn sie sich an Menschen meiner Fachrichtung richten und die lange "Auszeit" kommt sicher nicht so gut an. Ich erkläre das jetzt eben mit einer längeren Krankheitsphase, die überstanden ist und auch das dürfte wenig gut ankommen. Aber ich mag nicht lügen- so im Sinne von "Pflege von Angehörigen" etc.- das ist einfach nicht mein Ding. Ich finde, Krankheit gehört zum Leben dazu und Arbeitgeber, wo ich vielleicht hinpasse, sollten das ebenfalls so sehen...
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kaja
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 16:42

Richtig. Die würdest du erst beantragen wenn du ein Arbeitsverhältnis hast. Der Antrag läuft dann auch über die Agentur für Arbeit und nicht über das Versorgungsamt.

Versuch es einfach im öD. Habe ich auch gemacht und bin ganz ohne GdB genommen worden. Allerdings wies mein Lebenslauf auch nur eine Lücke von 12 Monaten auf und nach der hat niemand gefragt. Es wird in den meisten Bundesländern ähnlich laufen, der öD ist überaltert und wurde über viele Jahre kaputtgespart. Jetzt gehen alle schlagartig in Rente und die Stellen müssen nachbesetzt und erweitert werden. Ist eine gute Gelegenheit für eine Bewerbung, denn Fachkräfte werden dringend gesucht.
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 17:15

Ok, danke. Auch für die Infos zum öD. Vielleicht klappt es ja- meine Lücke ist riesig. Ich hab letztlich fast 10 Jahre für das Studium gebraucht; anschließend noch ein Praktikum absolviert und bin dann wieder 2 Jahre ausgefallen. Das ist nicht so prickelnd und ich hoffe eben, dass ich irgendwo trotz zerhackter Biografie eine Chance bekomme. Meinem Lebenslauf sieht man deutlich an, dass es einen Bruch gab. Erst sehr renommierte Arbeitgeber während des Studiums und dann nichts- und 10 Jahre studiert...

Toll, dass du ohne GdB untergekommen bist! (Ich glaube fast, mir ist das so nicht mehr möglich...)
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 17:25

Ist immer ganz gut wenn man Lücken z.B. mit Nebenjobs füllen kann. Den Bruch sieht man bei mir auch, wenn man genau hinsieht, aber ich habe das gute Stück von einem Personalberater schreiben lassen und er hat das sehr gut hinbekommen, auch mich auf bestimmte Fragen im Vorstellungsgespräch vorzubereiten.

Ich würde dir da mal eine unabhängige Berufsberatung empfehlen. Die sind meist kostenlos und haben oft auch Schwerpunkte wie "Frau und Arbeit", "Rückkehr in den Beruf nach langer Zeit z.B. wegen Krankheit" usw.. Außerdem gibt es viele ESF geförderte Angebote die zum Ziel haben Menschen nach langer Krankheit in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Nur um die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter würde ich dabei einen großen Bogen machen.
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 17:35

Ja, ein Personalberater wäre evtl. noch eine gute Adresse für mich, aber momentan muss ich mich erstmal durch die Fortbildung kämpfen, damit wieder etwas in meinem Lebenslauf passiert ist... Nebenjobs waren zeitweise einfach nicht möglich; ich war fast zwei Jahre mit kurzen Unterbrechungen in teilstationärer Behandlung und ich möchte da auch nicht lügen- letztlich ist der Lebenslauf ein offizielles Dokument, dass ich unterschreiben muss. Ich darf ernsthaft gar nicht darüber nachdenken, wie blöd das alles aussieht und real gelaufen ist. Während des Studiums hab ich anspruchsvolle Praktika im Ausland gemacht, war tatsächlich ziemlich belastbar und alles worauf ich hingearbeitet habe, ist heute irgendwie für den Popo, weil es mir nicht mehr möglich sein wird. Naja, nicht jammern sondern hoffen, dass es irgendwie klappt- und sei es als Quotenbehinderte... ich denke eben, dass mich ein Job auf dem ersten Arbeitsmarkt auch weiterhin stabilisieren würde- vielleicht nicht Vollzeit, aber mit 30 bis 35 h.
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 17:49

Diese Lücken weisen viele Leute mit schweren psychischen Erkrankungen auf. Ich auch. Mir wurde geraten bei Bewerbungsgesprächen deutlich zu machen, dass ich damals krank war, aber jetzt genesen und fit bin.
Natürlich ist das auf Dauer nur glaubhaft, wenn man auch wirklich genesen ist.


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Beitrag Mo., 25.03.2019, 18:21

Naja, was heißt im Fall von Schizophrenie bzw. schizoaffektiv schon genesen? (Die Diagnose ist bei mir schizoaffektiv, DD: Schizophrenie) Ich merke, ich bin wirklich nicht mehr so belastbar wie früher- einfach im Kontakt mit Menschen; die strengen mich wirklich sehr an. Und Schübe hat man oder auch nicht. Ich muss da durchaus, vermutlich mein Leben lang, auf die Belastungsgrenze achten und mich nicht übernehmen. Sprich, es ist eine chronische Erkrankung und ich bin momentan wiederhergestellt, aber eben nie wirklich gesund.
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 18:39

Oder LTA, wenn du da schon Ansprüche erworben hast bei der DRV. So bin ich wieder in Arbeit gekommen. Meine Lücke hat niemanden interessiert.

LG candle
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 19:13

No Twist hat geschrieben: Mo., 25.03.2019, 18:21 Naja, was heißt im Fall von Schizophrenie bzw. schizoaffektiv schon genesen? (Die Diagnose ist bei mir schizoaffektiv, DD: Schizophrenie) Ich merke, ich bin wirklich nicht mehr so belastbar wie früher- einfach im Kontakt mit Menschen; die strengen mich wirklich sehr an. Und Schübe hat man oder auch nicht. Ich muss da durchaus, vermutlich mein Leben lang, auf die Belastungsgrenze achten und mich nicht übernehmen. Sprich, es ist eine chronische Erkrankung und ich bin momentan wiederhergestellt, aber eben nie wirklich gesund.

DD heißt nur Differentialdiagnose...das ist die weniger wahrscheinliche Diagnose. Aber ist letztendlich auch egal, ob schizophren oder schizoaffektiv, wobei schizoaffektiv eine bessere Prognose hat.
Der eine hat mehr Einschränkungen damit, der andere weniger. Du hast ne Fortbildung geschafft, das schaffen viele mit Schizophrenie nicht.
Ich find das auch vollkommen OK, wenn du nur 30 Stunden oder so arbeiten willst.
Mir wurde halt in einer Reha von psychisch Kranken sowas nahegelegt zu sagen. Ich leide auch unter Schizophrenie und noch anderen schweren psychischen Erkrankungen. Trotzdem wurde mir gesagt, bei einer Bewerbung muss man deutlich machen, dass man JETZT arbeitsbereit ist.


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Beitrag Mo., 25.03.2019, 19:53

Candle, was ist LTA?

Schlendrian, ja, Schizophrenie ist die Differentialdiagnose. Meine behandelnde ambulante Psychiaterin favorisiert diese allerdings... Die Fortbildung ist noch nicht geschafft; ich bin mittendrin und es wächst mir sowas von über den Kopf. Um das Studium zu schaffen, hab ich auch sonstwas auf mich genommen- mir war der Abschluss einfach enorm wichtig. Die Fortbildung ist es ehrlicherweise nicht; sie ist einfach Mittel zum Zweck- wieder etwas tun, Struktur haben, was im Lebenslauf haben. Und ich will und werde die auch irgendwie fertig machen, aber es fällt mir total schwer. Wir machen dauernd Gruppenarbeiten und das ist extrem anstrengend für mich.

Ich schreibe in den Bewerbungen, dass ich nach längerer Krankheitsphase wieder fit bin. Das ist ehrlich. Es heißt nicht, dass ich ganz gesund bin. Ich hab da lange drüber nachgedacht, wenn ich schreiben würde, längere Krankheit überstanden, wäre das irgendwie unwahr. Hab ich halt nicht. Nur eine Phase hab ich überstanden. (Und hoffe, dass es die letzte war...)
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 19:57

Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben. Also eine berufliche Rehabilitation.
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