Abhängigkeit - Angst vor dem Aus: verlängern?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sonnenblumenkern
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Abhängigkeit - Angst vor dem Aus: verlängern?

Beitrag Sa., 14.12.2019, 15:13

Hallo ihr lieben!

ich bin neu hier und mache seid 1 Jahr eine Psychotherapie (tiefenpschologisch,analytisch?) habe 100 Stunden genehmigt bekommen und jetzt ca die Hälfte verbraucht. Ich habe mir gaaanz ganz schwer getan anfangs, weil mein Therapeut Analytiker ist und kaum redet! Bze fiel es mir immer sehr schwer zu sagen was ich mir denke!
Erst vor einem Monat konnte ich mich richtig öffnen und habe ihm von meiner Essstörung (Bulimie) die ist seid 9 Jahren habe erzählt. Ich hatte keine leichte Kindheit unter anderem auch Missbrauchserfahrungen mit meinem Vater. Meine Mutter selbst leidet auch unter einer Essstörung!
Es war mir immer sehr unangenehm drüber zu reden (wusste kaum wer) und seid ich die "Kiste" geöffnet habe, kreisen meine Gedanken nur mehr um die Therapie, meine Vergangenheit und alte Gefühle kommen in mir hoch!
Kurzzeitig dachte ich eine Art Vaterfigur in meinem Therapeuten zu sehen, denke jetzt so viel an das was wir geredet haben und kanns gar nicht erwarten bis die Woche wieder um ist!

Ich mache mir jetzt schon Gedanken ob sich das alles ausgeht mit den restlichen Stunden und meiner Essstörung und leider noch anderen grausigen Themen die bearbeitet werden müssen, ich habe mich auch geärgert dass ich mich erst jetzt geöffnet habe!
Ich merke aber auch wie ich in eine Art Abhängigkeit verfalle und frage mich was nach 50h passiert!
Kann man sowas eigentlich verängern? Ich will ihn das nicht fragen!
Ich habe ihm aber gesagt, dass ich Angst habe abhängig zu werden! Er fragte mich dann, wieso ich denke dass ich etwas mein leben lang brauche nur weil ich es momentan brauche! da hat er ja eigentlich eh recht!

Jedenfalls denke ich, dass ich gerade so am verarbeiten bin und mich auf die Therapie eingelassen habe und deshalb so gestresst bin.
WIe ist das bei euch denn so? Vergeht da wieder? Ich schreibe jetzt immer mit in der Zeit wo ich nicht bei ihm bin und es kommt eben viel hoch was ich besprechen will, dann aber nicht funktioniert weil ich wieder total blockiert und gehemmt bin!

DANKE :-D :-D

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Candykills
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Beitrag Sa., 14.12.2019, 16:27

Je eher du akzeptierst, dass Therapie grundsätzlich endlich ist, umso besser wirst du das Ende mitgestalten können. Nach 100 Stunden wird eher nicht mehr bewilligt bei einer TfP. Also rate ich dir innerlich daran schon zu arbeiten und es nicht wegzuschieben.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Hasenmaus123
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Beitrag Sa., 14.12.2019, 17:29

Guten Abend

Ich hatte auch Angst, abhängig zu bleiben. Meine Thera sagte daraufhin, dass das Gefühl der Abhängigkeit abnimmt, sobald mein Selbst mehr Stärke gewinnt. Ich muss sagen, dass ich mich in Phasen, in denen ich mich stärker fühle, auch weniger abhängig bin. Oft bin ich dann traurig, weil mir das Gefühl der Nähe fehlt. Dies wiederum zeigt mir aber, dass ich sie doch noch sehr brauche. Sie ist ein irdischer Engel, der mich auch schon in den Wahnsinn getrieben hat. Das konnte ich ihr aber sogar problemlos sagen.

Ärger dich nicht über die in deinen Augen verlorene Zeit. Du warst vorher einfach noch nicht so weit über deine schweren Themen zu sprechen. Du musstest zuerst gestärkt werden, damit du dort ran kannst. Das war bei mir auch so. Ich habe Ewigkeiten das eigentliche Thema umkreist.

Alles Gute


Fighter1993
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Beitrag Sa., 14.12.2019, 17:46

Wenn dein Therapeut Analytiker ist, könnte es gut möglich sein, dass er nach den tiefenpsyschologischen Stunden noch analytische beantragen kann (also quasi einen Verfahrenswechsel), wenn er begründet, dass das das geeignetere Verfahren ist, weil ihr im Vorfeld gemerkt habt, dass eben doch mehr schlummert als sichtbar war.
Wir haben bei mir damals auch überlegt welche Std wir beantragen, wir haben direkt die analytischen beantragt, das Setting war aber eher ne Mischung aus tiefenpsychologisch und analytisch.
Das mit der Abhängigkeitsangst kenne ich, ich hatte damals vor 2 Jahren die Angst, wenn ich so viele Stunden bei ihr haben kann, in die Abhängigkeit zu rutschen. Dieses Risiko erschien mir bei weniger genehmigten Stunden irgendwie geringer. Jetzt nach 2 Jahren kann ich sagen, es gab mit Sicherheit Phasen der Abhängigkeit, aber ich konnte im Oktober ohne Probleme in die 5 Monate Pause gehen, die ich selbst gewollt habe und die für mich eigentlich auch eher schon das Ende jetzt sind. Ich glaube gut bei mir im Verlauf war, dass ich in den 2 Jahren mehrmals längere Pausen von 3-6 Wochen hatte und so immer wieder alleine klarkommen musste. Und wir haben eigentlich eher weniger über Abhängigkeit gesprochen, also ich hatte am Anfang angemerkt, dass ich eben die Angst habe, nicht mehr mit Therapie aufhören zu können, aber es war dann nie so, dass wir aktiv darüber gesprochen haben. Und ich habe nun gemerkt, dass ich tatsächlich den Punkt spüren konnte, an dem es genug war. Ich wollte nicht mehr zu ihr, nicht weil es Ärger oder irgendwas zwischen uns gab, sondern weil ich selbstbestimmt sagen konnte, dass es genug ist, dass ich klarkomme und weil ich weiß, ich kann zurückkommen - wir haben für Februar einen neuen Termin, an dem dann geschaut wird ob es weitergeht mit ihr, oder ob ich meinen Weg alleine weitergehe. Bis dahin habe ich dann auch hoffentlich meine Diagnostik abgeschlossen und ein Ergebnis, das beeinflusst auch ob und wie es mit Therapie weitergeht. Aber Angst vor Abhängigkeit habe ich keine mehr, weil ich weiß, dass ich mittlerweile so stark bin, dass ich für mich klar sehen kann, was ich brauche und danach handeln kann.

Vielleicht bringt dir mein Post ja was, bin jetzt nicht ganz sicher ob es in die Richtung geht, an die du gedacht hast.

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No Twist
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Beiträge: 546

Beitrag Sa., 14.12.2019, 18:10

Hallo, hast du mit deinem Therapeuten mal darüber gesprochen? Also über Abhängigkeitsgefühle und Verlängerung? Ich denke, der ist vermutlich kompetenter als ein Forum (wobei Schwarmintelligenz...), kennt dich und kann am ehesten entscheiden, ob er eine Verlängerung für dich wichtig findet und ob es möglich ist, weiß er auch auf Grund seiner Erfahrungen am ehesten.
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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Fairness
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Beitrag Sa., 14.12.2019, 18:21

Liebe Sonnenblumenkern, verschiedene Arten von Abhängigkeit sind nichts Seltenes in der Therapie... es kann sein, dass du im Verlauf der nächsten fünfzig Stunden bereits selber merken wirst, dass du zwar gerne bei deinem Therapeuten bist, ihn aber nicht mehr brauchst und deinen Weg selbstbewusst weiter gehen kannst. Es sind auch noch viele Stunden, das reicht normalerweise bei der TfP glaube ich mindestens für ein Jahr.. in einem Jahr kann sich so viel ändern, vielleicht versuche, dir jetzt noch keinen Kopf zu machen. Alles Gute dir. :)
Zuletzt geändert von Fairness am Sa., 14.12.2019, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Candykills
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Beitrag Sa., 14.12.2019, 18:23

Das hält sogar noch länger als ein Jahr....der Thera macht ja sicher irgendwann auch Urlaub, dann Feiertage. Mit 50 Stunden kann man gut bis zu 1 1/2 Jahre ziehen.Trotzdem würde ich den Gedanken an ein Ende zulassen, aber dazu schrieb ich ja schon was.
Und - man muss nicht austherapiert sein am Ende einer Therapie.Wenn's danach geht, würde wohl so ziemlich jede Therapie unendlich gehen, weil es eben fast immer Themen gibt.
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Sonnenblumenkern
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Beitrag Mo., 16.12.2019, 08:59

Danke für eure tollen Antworten!
Ich bin jetzt wieder etwas entspannter. Habe gestern gefragt, wie lange das so im Schnitt dauert mit einer Essstörung, er meinte eigentlich lange. Das war komisch für mich..

Gestern fragte er ob ich nicht meine Stunde von letzter Woche nachholen möchte und am Mittwoch kommen will, er würde mich anrufen wegen eines genauen Termins. Ich weiß nicht was da genau passiert ist zwecks übertragung, aber plötzlich bin ich sehr gestresst und gehe davon aus, dass er sich sowieso nicht melden wird und auf mich vergessen wird. Ich habe Freitag meinen normalen letzten Termin vor Weihnachten. Ich überlege jetzt schon ob ich schreiben soll wann denn der Termin ist will aber nicht lästig sein.
Ich habe anscheinend echt ein Problem bei solchen Beziehungen. Ists jemanden ähnlich ergangen oder kennt das wer? Finde das selbst ja echt furchtbar und frage mich warum ich da so angst habe und gestresst bin.....

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