DIS-Diagnose in jungen Jahren

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Martha-L.
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DIS-Diagnose in jungen Jahren

Beitrag Fr., 07.08.2020, 16:12

Hallo,

mir ist aufgefallen, dass es viele junge Menschen gibt, die schon z.B. mit 20 Jahren eine DIS diagnostiziert bekommen oder auch davon sprechen, dass sie eine DIS haben (ohne Diagnostik).

Andererseits lese ich aber auch oft, dass es jahrelange Therapiewege mit den unterschiedlichsten Diagnosen gibt und die DIS oft unerkannt bleibt bzw. man z.B. erst mit 40 aufwärts diagnostiziert wird.

Wie kommt so ein großer Altersunterschied zustande? Was denkt ihr?

Danke, Martha

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Candykills
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 16:25

Menschen sind unterschiedlich und nicht jeder Therapeut hat den selben Wissensstand. Bei mir wurde sie auch früh diagnostiziert (vom Alter her), aber ich hatte vorher auch schon andere Diagnosen, Therapien und eine Odyssee hinter mir.

Mich wundert deine Frage.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Martha-L.
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 17:01

Nun ja, ist vielleicht auch ein bißchen ungeschickt formuliert.

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Candykills
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 17:07

Martha-L. hat geschrieben: Fr., 07.08.2020, 17:01 Nun ja, ist vielleicht auch ein bißchen ungeschickt formuliert.
Ich finde, es impliziert, dass es bei jungen Menschen gar nicht diagnostiziert werden könnte.
Bei mir wurde sie aber in mehreren Kliniken bestätigt - völlig unabhängig.

Ich frage mich, worauf du also hinaus willst.
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Martha-L.
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 17:18

Nein, nein, so war es tatsächlich nicht gemeint.
Ich tu`m ich gerade schwer, da so recht Worte für zu finden.

Es geht mehr so in die Richtung, dass es bei manchen so lange dauert, bis da überhaupt erstmal was sichtbar wird.
Ich bin etwas älter und die Diagnose habe ich noch nicht so lange. Und ich frage mich eben, warum es bei manchen so schnell geht und bei manchen das halbe Leben dauert, bis man an etwas arbeiten kann, was einem so lange verschlossen war. In den Therapien wurden dann sozusagen nur die Komorbitäten bearbeitet, leider ohne Erfolg.

Ist es jetzt klarer?

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Candykills
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 17:22

Ja, danke für die Aufklärung.

Ich denke, es kommt auch darauf an, ob es andere Faktoren im Leben gibt, die das System destabilisieren können. Ich denke, wenn es das bei mir nicht gegeben hätte, hätte es zur Diagnose vielleicht auch noch wesentlich länger gedauert.

Wenn es solche Faktoren (bspw. Todesfall, Unfall, Mobbing...) nicht gibt, funktioniert das System wahrscheinlich einfach länger und besser und fällt nicht auf. Und wie gesagt: viele Theras gibt es heute noch, die einfach keinen Plan haben und aus der Hilflosigkeit heraus dann vll Borderline oder so diagnostizieren.
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Martha-L.
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 17:43

Danke Dir für die Erklärung. Ich glaub, dann versteh ich das auch. Das heißt, wenn es "gut" läuft, merken manche nie, dass da etwas ist, bis natürlich auf die ganzen Ängste und Depressionen, die vielleicht nie geheilt werden können?

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Candykills
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 17:51

Also ich selbst habe es auch gar nicht bemerkt und da ich noch andere psychische Erkrankungen habe, schob das seltsame Verhalten auch jeder darauf. Der Otto-Normal-Verbraucher kann ja mit Anteilen nix anfangen und denkt auch erstmal nicht an eine DIS, weil die sich im Normalfall ja nicht so extrem äußert, wie das teilweise clichehaft dargestellt wird auf YouTube oder im TV.

Und da man im Normalfall Amnesie für die Anteile hat.... habe ich übrigens heute noch, aber mir fällt es eher auf, dass ich Amnesie habe, weil ich mehr drauf achte. Am Anfang der Diagnosestellung habe ich noch viel mehr darauf geachtet, das tue ich inzwischen nicht mehr. Mein System ist da, aber gerade stabil und ich arbeite nicht mehr viel mit den Anteilen, weil ich auch nicht destabilisieren oder etwas aufwühlen will.
Wenn das System stabil ist, funktioniert das also meist im Alltag ganz gut und es machen sich nur, wie du beschreibst, Depressionen, Ängste, PTBS oder so bemerkbar für einen selbst.
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Martha-L.
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 17:54

Ich danke Dir, Du hast mir sehr geholfen.

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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 18:17

Es kommt vllt auch ein wenig drauf an, wie lange man schon in Therapie ist, wann man das erste Mal darüber hat sprechen können, wie sich der Therapeutin damit auskennt, ob man vorher schon Diagnosen hatte, wie kptbs, wieviele Symptome man hat, und welche usw. deswegen ist das sehr unterschiedlich
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LovisTochter
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 21:31

Ich glaube, dass verschiedene Faktoren dabei eine Rolle spielen. Zum einen natürlich ganz klar das Wissen, bzw. die Einstellung des Therapeuten. Jemand der noch immer auf dem Standpunkt steht, dass es die DIS gar nicht gibt, wird sie natürlich auch nicht diagnostizieren. Jemand der keine Fortbildungen im Traumabbereich besucht hat, erkennt eine DIS eventuell nicht oder "traut" sich nicht diese zu diagnostizieren.
Zum anderen habe ich es zum Beispiel so erlebt, dass der Verdacht auf DIS bereits gute 20 Jahre bestand, aber die Diagnose nicht gestellt wurde. Warum nicht? Das habe ich auch gefragt, auch die Behandlerinnen, die den ersten Verdacht hatten. Sowohl diese als auch die aktuelle Therapeutin hatten erst viele Jahre später das Gefühl, dass die Zeit gekommen ist und ich die Wahrheit ertragen kann. Und auch, obwohl ich bereits 41 zum Zeitpunkt der Diagnose war, bin ich fast daran kaputtgegangen.
Und nein, ich selbst hatte gar keinen Verdacht und habe scheinbar auch alte Berichte gekonnt nur teilweise gelesen oder verstanden. Hätte ich die Augen aufgemacht, hätte ich wissen können, dass der Verdacht bereits so lange im Raum stand.

Ich bin da manchmal etwas zwiegespalten. Einerseits weiß ich wirklich nicht, ob ich mit 20 eine solche Diagnose verkraftet hätte, insbesondere bezogen darauf, was da ja alles dazu gehört, denn damals bin ich schon aufgrund der ersten und leider recht "harmlosen" Erinnerungen lange, lange Zeit am Abrund entlanggewandert. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Momente/Phasen, in denen ich mich um viele Lebensjahre betrogen fühle.

Ich selbst wäre nie im Leben darauf gekommen, dass ich eine DIS haben könnte. Als die ambulate Therapeutin ganz langsam anfing von Anteilen zu sprechen, versuchte mich vorsichtig in diese Richtung zu "schupsen", habe ich sie für vollkommen verrückt erklärt. Ich war mir zu 100% sicher, dass sie Gespenster sieht und bin zur Diagnostik in die Klinik gegangen, die den ersten Verdacht hatte (was ich zu dem Zeitpunkt aber nicht wusste), um ihr zu beweisen, dass an ihrem Verdacht nichts dran ist. Das das nicht so funktionieren würde, wie ich gedacht habe, daran habe ich nicht einen Sekunnde gedacht. Für mich war klar: "die spinnt!" ;)

Selbst heute, 4 Jahre nach der offiziellen Diagnose gibt es immer wieder Phasen in denen ich denke, dass das alles nicht wahr ist. Die Klinik einen Fehler gemacht hat, die ambulante Thera spinnt und es hier neben mir niemand andern gibt. Das Annehmen fällt mir auch heute noch oft sehr schwer.

Im Netz gibt es ja nichts, was es nicht gibt. Über einiges, was ich in Gruppen oder Foren gelesen und/oder erlebt habe, habe ich mit der Therapeutin gesprochen, denn mich verunsichern viele Dinge sehr. Da kommt dann immer ganz schnell: Siehste, das ist bei Dir ja alles gar nicht so! Also ist die Diagnose bei Dir doch falsch!
Die Therapeutin ist da allerdings recht klar und auch ziemlich deutlich und hat bei einigen Dingen die ich ihr auch gezeigt habe, ganz klar gesagt: Das ist keine DIS!
Das ist wahrscheinlich nicht so richtig professionell, was sie auch selbst betonte, da sie die Menschen natürlich nicht kennt, aber das was sie da sieht, hätte sie in all ihren vielen Jahren als ausgebildete Traumatherapeutin (bei Reddemann, Nijenhuis, Huber etc.) nie so erlebt. Da werden vermeintliche Wechsel gezeigt, bei denen sich zwar die Sprache (hohe Kinderstimme, tiefere Männerstimme) ändert, aber sonst halt nichts. Nicht die Gestik, die Muskelspannung, der Muskeltonus, nichts. Sowas wäre mir z.B. nicht aufgefallen, obwohl ich bei anderen multiplen in deren Gegenwart die Wechsel teilweise körperlich spüren kann.
Vieles im Netz ist so sehr von einer Theatralik und dem sehr offensichtlichen Wunsch nach Aufmerksamkeit geprägt, dass es mich teilweise auch wirklich ärgert. Denn wenn diese Menschen ihre (eventuell noch nicht allzu erfahrenen) Therapeuten von ihrer "DIS" überzeugen, bleiben viele real betroffene, die viel diskreter im Außen sind und nicht so sehr auffallen, auf der Strecke.
Von Selbst-Diagnose halte ich persönlich gar nichts! Leider habe ich bereits mehrfach erlebt, dass Menschen, die neu in DIS-Gruppen/-Foren kommen, anfangen sich schlau zu machen, DIS quasi zu lernen (das merkt man sehr deutlich daran, was da für Fragen gestellt werden, von eigenem Erleben wird nichts berichtet, nur dann, wenn die ersten Antworten kommen, diesen vollumfänglich zugestimmt). Manche haben so tatsächlich (angeblich, denn überprüfen kann man das im Netz natürlich nicht) eine DIS diagnostiziert bekommen. Andere haben es nicht "geschafft" und dann geht natürlich das Therapeuten-/Klinik-Bashing los. Für mich ist das teilweise unerträglich, so dass ich mich komplett aus allem zurückziehen muss. Aber das ist mein Problem. Ein, wie ich finde, extrem schwieriges Thema.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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Martha-L.
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Beitrag Sa., 08.08.2020, 12:16

Danke Pianolullaby.

Danke auch Dir LovisTochter, ich finde mich in vielem wieder was Du beschreibst. Ich selbst kann die Diagnose überhaupt nicht annehmen, aus dem selben Grund. Die müssen sich einfach vertan haben oder ich habe irgendwas dummes erzählt, was sie auf die falsche Fährte gebracht hat.

Und auch das andere Thema macht mich extremst wütend und muss mich da echt zurücknehmen. Ich weiß nicht, was bei diesen Menschen dahintersteckt, wenn man eine DIS "erlernen" will. Mich verunsichert es sehr, dass da so offen etwas gezeigt wird, was hier bei mir absolut nicht so ist.

Ich bin m.E. völlig unauffällig, mir sieht man nichts an. Deshalb frag ich mich dann oft, ob man sich da bei mir nicht doch vertan hat mit der Diagnose. Zumal ich die Diagnostik schon schwierig finde, da diese ja vorrangig von meinen berichteten Wahrnehmungen ausgeht. Da denke ich, dass das eine Fehlerquelle ist, weil ich mir selbst nicht über den Weg traue oder denke, ich lüge etc...(ich kann gar nicht lügen).

Aber eine erneute Diagnostik steht an, vielleicht verschafft das Klarheit.

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Montana
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Beitrag Mi., 19.08.2020, 22:20

Ich war 34 (2014) bei der offiziellen Diagnose und war mir sicher, dass das bloß die Lieblings-Diagnose der Klinik war und die jeder bekam. Ich hatte diesbzgl. wenig Austausch mit anderen Patienten. Von einer wusste ich, dass sie die DIS als Verdachtsdiagnose bekam, während sie bei mir als gesichert galt. Wir konnten uns das nicht erklären und haben nachgefragt. Angeblich deuteten bei ihr ihre Berichte über ihr Erleben darauf hin, während bei mir Wechsel beobachtet worden waren. Das überzeugte mich nicht, denn das kann ja jeder behaupten. Dorthin gekommen war ich mit der Diagnose PTBS.
Den ersten Verdacht hatte ein Arzt 2013 ausgesprochen, aber auf den war ich in einem somatischen Krankenhaus getroffen. Ich war da schon in Psychotherapie und wusste auch schon, dass ich dissoziative Zustände hatte. Aber den Verdacht habe ich meinem Therapeuten bewusst verschwiegen. Ich habe es zum Einen nicht ernsthaft geglaubt und zum Anderen dachte ich mir, dass mir das als Suche nach besonderer Aufmerksamkeit ausgelegt würde und dass das negative Folgen für mich hätte. Wollte ich nicht.
Ach, und nach der offiziellen Diagnose passierte in die Richtung auch nichts weiter, denn ich hatte zwar Therapie, aber über die DIS wurde nie gesprochen. Einige zaghafte Versuche meinerseits scheiterten an Sätzen wie: "Wir sollten mal drüber reden, warum Sie diese Diagnose unbedingt haben wollen." Boah, da steckt so viel Vorwurf drin. Als hätte ich das bewusst simuliert. Also habe ich es gelassen. Seit Ende 2019 bin ich nun bei einem Therapeuten, der es mir möglich macht, mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Es ist also auch nicht unbedingt so, dass die Diagnose einen wahnsinnig weiterbringt. Nicht, wenn kein Therapeut da ist, der damit etwas anfangen kann. Ich habe halt auch selber geglaubt, dass ich kein Anrecht darauf habe, so ein Thema zu haben. Und dass es genug Baustellen bei mir gibt, die ich bearbeiten kann. Dass das dann eben reichen muss.
Leider kam irgendwann auch von meiner Psychiaterin die Einschätzung, die PTBS müsse ich ja inzwischen echt mal überwunden haben und könne auch wieder arbeiten gehen. Ich konnte ihr nicht verständlich machen, dass ich die klassischen PTBS-Symptome nie in dem Ausmaß hatte und mein Problem ein ganz anderes ist. Und dass ich bislang nicht gelernt habe, die Dissoziation zu kontrollieren. Schwieriges Thema für mich, diese Ärztin. Ist aber eine Geschichte für sich und ich hör jetzt mal auf mit Schreiben.
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, warum man eine DIS simulieren wollen würde. Hat so viele Nachteile. Mein aktueller Therapeut behauptet, er sei sich der Diagnose sicher. Er hat keinen einzigen Klinikbericht von mir gelesen, denn er wollte sich lieber selber ein Bild machen. Aber so richtig glauben kann ich ihm nicht. Ich betrachte es als meine aktuelle Aufgabe, die Wahrheit rauszufinden.
PS: Eine gezielte Diagnostik gab es nie!

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Sinarellas
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Beitrag Do., 20.08.2020, 10:10

"Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, warum man eine DIS simulieren wollen würde."

- durch die Bestätigung weitere Persönlichkeiten zu haben, kann man Verantwortung abgeben, nämlich auf die fiktiven zusätzlichen kreierten Persönlichkeiten
- Viele zu sein bringt "Einzigartigkeit" mit sich und ein Haufen an Aufmerksamkeit, dabei werden gern die verschiedenen "Persönlichkeiten" vorgestellt, genau ausgearbeitet, Geschichten darum erzählt und dies wiederum ans Umfeld gegeben, das macht einen interessant und spannend (kann ich auch irgendwo nachvollziehen), abgesehen davon ist man ganz exotisch, die Diagnose kennt der normale Mensch nur aus Filmen wie Split oder sowas
- Sie ist eine passende Erklärung für dissoziative zustände, die man ja aus allen Traumafolgestörungen kennt, persönlich denke ich, dass alle die sich damit identifizieren eine ganz andere Problematik haben und sie sich damit selbst sehr schlecht tun, da der Heilungsprozess gestoppt wird, denn bis das ganze Konstrukt überhaupt auffliegt dauert es doch schon sehr lange oder wird gar nicht rausgefunden (weil die meisten Therapeuten und Co. doch selbst nur rudimentär Ahnung zur Unterscheidung zwischen Emotional-Instabiler PS Borderlinetypus, histrionische Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie und DIS haben).

Es ist eine Tragödie, denn ansprechen kann man es bei den betreffenden nicht, denn diese werten das gleich als extremen Angriff, sachlich drüber reden geht nicht, weil das Thema hochemotional ist (und auch gern mit Vertrauensproblemen gekoppelt ist) und selbst wenn der Therapeut die Diagnose kritisch bespricht, kann jederzeit der Therapeut gewechselt werden oder man verhält sich eben genau so wie es im Buch steht (und dann wirds auch wieder schwierig).

Meiner Meinung nach sollte die Diagnose nur von sehr versierten Profis gestellt werden, das ist aber wie bei vielen psych. Diagnosen nichtd er Fall.
..:..

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Montana
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Beitrag Do., 20.08.2020, 14:06

Das Abgeben von Verantwortung klingt ja im ersten Moment ganz nett, nur: das funktioniert doch nicht wirklich, wenn man nicht ganz erhebliche Nachteile in Kauf nehmen möchte. Beispiel: ich habe ein Kind und für dieses entsprechende Verantwortung. Die möchte ich ganz sicher NICHT abgeben. Ich möchte vielmehr, dass anerkannt wird, dass ich Verantwortung tragen KANN. Denn das kann ich, dafür ist in jedem Fall gesorgt. Das entspricht auch absolut meinem Verständnis von einem Persönlichkeitssystem, das genau dazu da ist, "den Laden am Laufen zu halten". Ich bewege mich innerhalb bestimmter Grenzen, was viele Bereiche des Lebens betrifft. Aber für die wirklich wichtigen Dinge gibt es immer noch ein Notfall-Programm. Dieses hält so lange, wie es muss. Bin ja nicht alleine, sondern verheiratet.
Und aufs Autofahren würde ich auch nicht verzichten wollen. Aber wer keine Verantwortung tragen kann, der ist sicher auch zum Autofahren nicht geeignet.
Mir ist übrigens nicht klar, wie man verschiedene Persönlichkeiten spielen kann, ohne dass es auffällt, dass das nicht echt ist. Was man sich da alles merken müsste und worauf man achten müsste. Es soll ja Leute geben, die Schmerzen beim Laufen simulieren, und sich beim Humpeln auch mal irren, welches Bein es jetzt war. Wie geht das bei einer so komplexen Sache?
Ich werfe mir ja selber oft vor, dass ich Leute hinters Licht führe und die deshalb denken, ich hätte eine DIS. Aber manchmal werde ich mit der Nase drauf gestoßen. Für mich passiert im Alltag nicht wirklich etwas spektakuläres, denn ich erinnere mich an vieles was war einfach nicht. Aber einige wenige Menschen, die sowohl von der Diagnose als auch von meiner Unsicherheit (ob sie richtig ist) wissen, die erzählen es mir, wenn ihnen etwas auffällt. Das betrifft vor allem Gedächtnislücken.
Mein Therapeut ist übrigens Profi, gelernt bei Nijenhuis. Find ich auch echt gut, denn sonst würde ich ihm sicher nix glauben.

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