Verkrampfung & Dissoziation

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Grow
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Verkrampfung & Dissoziation

Beitrag Mo., 12.10.2020, 14:05

Guten Tag liebe Leute :)

im Dezember diesen Jahres jährt sich meine "Psychokarriere" zum 9. Jahr und ich denke nicht daran eine Kerze anzuzünden. Natürlich es gehört zu mir, natürlich kämpfe ich nicht dagegen an (zumindest nur noch ein Bruchteil) und natürlich schenkt einem das Leben nicht nur Rosen. Soviel dazu.
Meinen Beweggrund hier etwas zu schreiben, fragen oder Erfahrungen läuft eher in die Richtung "es mir einfacher zu machen.

Nun, ich habe diese allseits bekannten Aufs und Abs, alle 3 Wochen unterdessen und auch gar nicht mehr so schlimm wie auch schon. Es fängt mit einem Trigger an und das erste ist Verunsicherung mit der ich die nächsten paar Tage umgehe, schlafen kann ich ganz gut aber im Unterbewusstsein brodelt etwas, nicht stark, aber es geht was. Ich nehme zur Unterstützung ein SSRI welches mir auch sehr hilft, kein Vergleich zu ohne etwas. Ich hatte 2 Jahre ohne probiert aber das endete dann wieder in einer Depression, tja.
Mein kleines Dilemma ist wie gehe ich mit der Verkrampfung und Dissoziation um. Ich habe schon viel probiert:

- Skills, Sport, Alkohol, Benzos, Riechstäbchen, Yoga, Atemübungen...(nicht abschliessend)

So richtig hilft mir nichts, vielleicht verbessert es etwas die Stärke der Disso.

Das einzige was mir hilft ist ein Benzo, was mir die Verkrampfung nimmt und ich nicht so gelähmt bin in der Angst. Mir verkrampft wirklich der ganze Oberkörper inkl. Gesichtsmuskeln. Hinzu kommt die Disso welche alle meine Gefühle eigentlich auf Null setzt. Irgendwo ist da ein Keil in meinem Kopf welcher die direkte Umsetzung von Gedanken zu Gefühlen blockiert. Ich kann mich auch sehr schlecht konzentrieren, habe Käseglockegefühle und und und. Teilweise kann ich in dieser fortgeschrittenen Phase auch gar nicht mehr richtig schlafen. Mein Adrenalinpegel ist wohl dann zu hoch. (wie letzte Nacht)

Natürlich steigere ich mich nicht mehr rein, ich merke auch, dass ich nicht mehr tagelang Grübele sondern halte das Gefühl aus und versuche über die Runden zu kommen. Ich arbeite auch Vollzeit. Meine Mitarbeiter wissen einen Teil von dem was ich habe, aber alles was sie mitbekommen ist, dass er etwas schlechter drauf ist, oder müde, oder in sich gekehrt.

Die ganze Phase läuft in etwa 7 Tage bis es wieder auf normal gestellt wird. die nächsten 2-3 Wochen sind dann wie wenn ich nichts hätte.

Am meisten belastet mich einfach diese Körperliche Komponente. Mit meinen Gedanken kann ich ganz gut umgehen, das heisst ich habe 1 Million Argumente parat welche ich nutzen kann um gegen doofe Gedanken anzugehen. :!!:

Einfach diese doofe Verkrampfung und "Abwesend" sein von der Welt und nur noch im Kopf zu leben und zu funktionieren das ist schwierig. Diese Riechstäbchen sollten das Nonplusultra sein um aus solchen Phasen herauszukommen, aber naja...nicht wirklich. Dieses "Notfallprogramm" meines Hirns, welches natürlich grossartig ist und mich schützen will, dauert manchmal tagelang und ich finde das ist zuviel. Ich bin auch schon lange nicht mehr mit den unangenehmen Gedanken beschäftigt aber es schützt mich immer noch tagelang.

Vielleicht erwarte ich auch zu viel von mir, von der Natur blabla und es ist einfach so....vielleicht versuche ich mit meinem Verstand diesen Umstand zu verbessern?

Naja lange Rede kurzer Sinn, kennt das jemand und kann mir vielleicht einen neuen Tipp geben ausser diese ständig gleichen wie Entspannung, Yoga, Sport etc.?

Ich wünsche euch einen schönen Nachmittag.

Gruss Grow

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Sadako
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Beitrag Mo., 12.10.2020, 14:51

@ Grow
Warum alle drei Wochen?
Monatszyklus als Trigger?
Zu deiner Frage, es gibt so viele Skills, die gegen die verschiedenen Symptome von traumabedingter Dissoziation helfen könnten.
Mir helfen Riechampullen gar nicht,
Vielleicht hilft es noch mal konkret auseinander zu dröseln, was genau passiert. Sind die Verkrampfungen der Angst ausgelöst oder kommen die so dazu und haben nichts mit dem Angstpegel zu tun?
Wenn Angst bei mir im Vordergrund steht hilft, oft Wärme und warme Getränke.
Hast du mal eine Gewichtsdecke ausprobiert? Die hilft bei mir tatsächlich ganz gut und hilft auch beim Schlafen etwas.
Generell ist bei mir auch nach wie vor wichtig, dass ich mir selbst erzähle, dass jetzt alles in Ordnung und sicher ist und dass es Echos von alten Erlebnissen sind, die ich spüre.

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Grow
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Beitrag Mo., 12.10.2020, 15:07

ich bin ein Mann, vielleicht haben wir auch so ein Zyklus aber er wäre mir nicht bewusst! ;-) Ich kann dir nicht einmal sagen warum alle 3 Wochen...vor der erneuten Medieinahme war der Zyklus alle 9 Tage...vielleicht eine Selbsterfüllende Prophezeiung ... aber das kann ich nicht glauben, ich habe bis heute keine Erklärung für diese Regelmässigkeiten.

Also die Disso und Verkrampfung folgt sobald ich einige Tage Angst habe, als Notfallknopf..ich verstehe das total, wir wird das dann einfach zu viel und es kommt das Notfallprogramm.

Vielleicht habe ich noch wirklich nicht das richtige Gefunden. Zum Präzisieren, diese Richdingens helfen mir, aber nur 20 Sekunden....eiskaltes Wasser helfen mir, vielleicht 30 Sekunden und dann macht es wieder "zu". Schwierig zu erklären. Ich versuche das mal mit Warmen Getränken...obwohl ich trinke 1-3 Kaffee am Tag (Koffeinfrei) dieser ist auch heiss und hilft mir gar nicht wenn ich das so überlege....

Wie gesagt, meine Gedanken habe ich zu 80% im Griff, es ist lediglich die Körperliche Reaktion auf längere Angstphasen.

Diese Decke habe ich auch schon mal gesehen und habe die als Humbug abgetan... ;-) hilft die wirklich?

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Sadako
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Beitrag Mo., 12.10.2020, 15:28

Hätte ich ja auch mal aufmerksam gucken können, ne als Mann kann es nicht am Menstruationszyklus liegen. :lol:

Du schreibst das ganze startet mit einem Trigger. Ist der immer vorhanden und löst dann aber nur ab und zu diese Spirale aus?

Ich glaube in dieser ersten Phase hast du die besten Chancen deine Situation zu verbessern. Wenn du am Ende tief in der Dissoziation hängst ist es (zumindest bei mir) mühsam und die Symptome lassen sich mit Skills oft nicht lange verbessern.
Du schreibst, du hast deine Gedanken im Griff. Was ist mit deinen Gefühlen?

Zu konkreten Tipps, das ist echt eine Frage von trial and error. Es gibt riesige Listen und Sammlungen im Netz, vielleicht probierst du dich einfach da durch, bei den Sachen, die dich ansprechen. Bei mir ist diese Decke hilfreich, sie entkrampft etwas und gibt irgendwie Halt. Angeblich werden durch die Stimulation der Druckrezeptoren in der Haut bestimmte Neurotransmitter (Serotonin und Oxytocin) ausgeschüttet. Ob das stimmt.. keine Ahnung aber mit war es die rund 60 € wert.

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lisbeth
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Beitrag Mo., 12.10.2020, 16:27

Naja, du kannst 1000x versuchen, dir über den Kopf (die Gedanken) zu sagen, dass du keine Angst haben musst, oder dass "alles gut" ist. Wenn das dein Inneres (die emotionale Ebene) nicht erreicht, dann bleibt das recht wirkungslos...

Das hört sich für mich schon so an, als wärst du in einer Art "Dauer-Angst" und alle paar Wochen, fliegt dann seitens des Körpers die Sicherung raus, und du landest in der Dissoziation, so wie du es ja auch benennst, als eine Art Not-Ausschaltknopf. Wenn du den Auslöser für die Angst nicht beseitigen kannst oder nicht kennst, kann es schon einen Unterschied machen, wenn du dich mal damit beschäftigst, was physiologisch im Körper bei Angst passiert. Deine Bemerkung zum Adrenalin trifft es schon ganz gut. Bei Dauer-Angst bist du quasi auf einem Adrenalin-High und dein Sympathikus ist übererregt. Wenn du den Sympathikus runter regulieren willst, dann musst du den Parasympathikus als Gegenspieler gezielt stärken und aufbauen. Das ist nochmal was ganz anderes, als zB über Sport überschüssiges Adrenalin abzubauen.

Das ist nix, was man mal schnell auf Knopfdruck machen kann, sondern muss gelernt und geübt werden (= braucht Zeit und regelmäßige Praxis). Möglichkeiten gibt es da viele. Mir helfen zB Qigong und/oder TaiChi (wenn ich es regelmäßig mache). Es gibt auch verschiedene körperliche Behandlungsformen, die gezielt den Vagus/Parasympathikus ansprechen und stabilisieren können, zB Osteopathie oder Cranio Sacral Therapie. Es gibt auch gute Selbsthilfebücher zum Thema (z.B. "Der Selbstheilungsnerv" von Rosenberg - da gehts auch rund um den Vagusnerv, ganz furchtbar schlecht übersetzt, aber mit vielen guten Hinweisen und Übungen).

Was für mich wichtig ist: Ich gerate schneller/leichter in Angstzustände, wenn ich total reizüberflutet bin. Es ist zwar nicht möglich, alle negativen Reize zu vermeiden, und das will ich auch nicht. Aber es hilft schon, sich mal zu beobachten, was bestimmte Reize sind, auf die ich negativ reagiere, oder wann ich auf bestimmte Reize negativ reagiere (zB bei Müdigkeit oder niedrigem Blutzucker). Das sind so Wahrnehmungsgeschichten, die viele von uns nie gelernt haben oder sich systematisch abgewöhnt haben, weil es dem Dogma des "gut Funktionierens" scheinbar zuwider läuft. Dabei glaube ich schon, dass dieses Wissen und eine gute Selbstwahrnehmung dabei helfen können, dass es nicht ständig zum Super-GAU kommen muss.

Auch zu bedenken: Wenn du dauerhaft (unerkannten/unbehandelten) Bluthochdruck hast und damit durch die Gegend läufst, dann kann das vorhandene Angstzustände auch nochmal weiter nach oben katapultieren, weil deine Psyche nicht unterscheidet, ob das ein rein körperliches Symptom ist oder ob das von realer Angst kommt...

Alles Gute!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 12.10.2020, 17:05

Hallo Grow
Es fängt mit einem Trigger an und das erste ist Verunsicherung mit der ich die nächsten paar Tage umgehe, (...) Die ganze Phase läuft in etwa 7 Tage bis es wieder auf normal gestellt wird. die nächsten 2-3 Wochen sind dann wie wenn ich nichts hätte.
Was ist das für ein Trigger?
Wie äußert sich diese "Unsicherheit"?

Was mich stutzig macht ist, dass die Phase 7 Tage anhält und dann für 2-3 Wochen alles wieder normal ist.
Das würde ich mir näher angucken.
Tritt in diesen 2-3 Wochen der Trigger nicht auf? Oder tritt er auch in dieser Zeit auf, löst aber nichts mehr aus?

Warst du mal bei einem Neurologen?
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Beitrag Di., 13.10.2020, 06:56

Sadako hat geschrieben: Mo., 12.10.2020, 15:28 Du schreibst das ganze startet mit einem Trigger. Ist der immer vorhanden und löst dann aber nur ab und zu diese Spirale aus?

Ich glaube in dieser ersten Phase hast du die besten Chancen deine Situation zu verbessern. Wenn du am Ende tief in der Dissoziation hängst ist es (zumindest bei mir) mühsam und die Symptome lassen sich mit Skills oft nicht lange verbessern.
Du schreibst, du hast deine Gedanken im Griff. Was ist mit deinen Gefühlen?

Also die Trigger sind immer unterschiedlich aber unter dem Strich geht es immer um Verluste. Ich hab Angst meine Liebsten zu verlieren...also mein Unterbewusstsein. Dies hat seine Gründe.

Meine Gefühle habe ich mit Unterstützung im Griff...ich muss sagen ohne Medikamente sind meine Gefühle, vor allem alte Gefühle teilweise so überwältigend...sehr sehr schwierig auszuhalten. Ich bin der Meinung ich habe einige Traumata erlebet, welche sich zeigen. Es sind oft alte Gefühle, diese zeigen sich auch heute nach der Dissoziation, welche am weggehen ist. Ich kann die alten Gefühle identifizieren und stehen lassen. Ich handle schon lange nicht mehr nach meinen Gefühlen, das habe ich früher gemacht...Also nur in Bezug auf meine schwierigen Phasen.

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Beitrag Di., 13.10.2020, 07:02

@Lisbeth

Deine Aussage mit der Dauerangst stimmt insofern, dass ich eine Generalisierte Angststörung in Beziehungen habe. Da gebe ich dir Recht. Dass diese aber vollständig verfliegt während mittlerweilen doch fast 3 Wochen ist schon schräg. Es kann aber durchaus sein, dass ich kleinere Trigger habe, die überwinde ich aber in 1-2 Stunden. Ansonsten geht es mir richtig gut dazwischen. Meine Trigger kann ich nach der Phase immer identifizieren. Der letzte war eine Sendung auf Netflix, als der Typ die Familie nach 8 Jahren wegen einer anderen verlassen will....ich bin jetzt auch 8 Jahre zusammen, zack fängt die Unsicherheit an.

Mit Stress kann ich auch nicht gut umgehen, das habe ich schon entdeckt..wie gesagt ich gehe gegen Hochsensibilität...ich habe mit Kaffee respektive Koffein sozusagen aufgehört, das macht alles schlimmer....Mein Blutdruck ist eher zu niedrig, mein Leben lang schon! ;-)

Ich werde versuchen in dieser Vorphase mich noch mehr versuchen zu entspannen....Laufen, Bäder etc. mache ich schon...aber ganz ehrlich? so wirklich markant verhindern konnte ich seit 8 Jahren keine Attacke.

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Beitrag Di., 13.10.2020, 07:09

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 12.10.2020, 17:05
Was ist das für ein Trigger?
Wie äußert sich diese "Unsicherheit"?

Was mich stutzig macht ist, dass die Phase 7 Tage anhält und dann für 2-3 Wochen alles wieder normal ist.
Das würde ich mir näher angucken.
Tritt in diesen 2-3 Wochen der Trigger nicht auf? Oder tritt er auch in dieser Zeit auf, löst aber nichts mehr aus?

Warst du mal bei einem Neurologen?
Wie auch schon erwähnt sich das Verlustangsttrigger..diese sind sehr klein und entwickeln sich dann in Fluchtgefühle....Ich unterscheide zwischen groben Trigger und kleinen Trigger..oft habe ich wirklich keinen einzigen kleinen Trigger während diesen 3 Wochen, manchmal kann auch ein kleiner kommen. Vielleicht war ich da auch nicht ganz deutlich. Mir geht es sehr gut da diese kleinen Trigger mich nicht stören. Mit dem Citalopram kann zwischendurch einer kommen und der verschwindet dann wieder....ich rechne das alles dem Medikament zu. Jetzt wo ich darüber nachdenke war bevor ich alles ohne Medis versucht habe eine Dauerangst da! Ich nahm 5 Jahre Sertralin und da hatte es angefangen mit diesen längeren Pausen zwischen den grossen Attacken. Dannzumal hatte ich aber Angst vor der Angst und die ging nicht wirklich weg. Die habe ich aber länger überwunden. Dann habe ich es versucht ohne Medis fast 2 Jahre lang aber die Angst kam immer öfters bis es gar keine längeren Pausen mehr gab. hmm....dann war ich wohl wieder in der GA. so ein Dreck. Ich nehme nach einer Depression seit Februar wieder Medis und die guten Phasen werden länger.

Neurologen war ich nie, ich denke das bringt auch nix. Hausarzt, Therpeutin, Psychotherapeutin habe ich durch. Ich war viele Jahre in Therapien die mich sehr weitergebracht haben. Aber diese ich sag mal Traumas, konnten nicht gelöst werden....vielleicht irgendwann einmal wenn ich alle Gefühle tausendmal durchlebt habe. ich weiss es nicht.

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Sadako
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Beitrag Di., 13.10.2020, 08:47

Grow hat geschrieben: Di., 13.10.2020, 06:56
Meine Gefühle habe ich mit Unterstützung im Griff...ich muss sagen ohne Medikamente sind meine Gefühle, vor allem alte Gefühle teilweise so überwältigend...sehr sehr schwierig auszuhalten. Ich bin der Meinung ich habe einige Traumata erlebet, welche sich zeigen. Es sind oft alte Gefühle, diese zeigen sich auch heute nach der Dissoziation, welche am weggehen ist. Ich kann die alten Gefühle identifizieren und stehen lassen. Ich handle schon lange nicht mehr nach meinen Gefühlen, das habe ich früher gemacht...Also nur in Bezug auf meine schwierigen Phasen.
Vielleicht liegt da der Hase im Pfeffer. Es klingt ein bisschen so, dass du das Ziel hast, deine Gefühle unten zu halten.
Das ist ja auch verständlich, Angst und Schmerz sind keine „Wellnesszustände“ und man ist versucht jede Menge (oft eher destruktive) Ausweichmanöver zu fahren um diesen belastenden Gefühlen zu entkommen.
Ich glaube nicht, dass es darum geht, diese Gefühle wieder und wieder zu fühlen.
Du schreibst, du hast schon viel Therapie gemacht. Bist du an den Punkt gekommen zu erkennen, was hinter den Gefühlen steht? Welche Bedürfnisse wurden (und werden?) nicht erfüllt und was kannst du tun um dich um dich zu kümmern?
Medikamente deckeln das und sind eine vorübergehende Hilfe für unaushaltbare Zustände. Sie heilen aber nicht.

Ich würde dir Mut machen, es noch mal mit Psychotherapie zu versuchen und dabei zu gucken, jemanden zu finden, der gegenwartsorientiert arbeitet und konkret mit dir guckt, was du jetzt in deinem Leben tun kannst um alte Wunden bei dir zu versorgen und aus dem Erleiden deiner Symptome herauszukommen.

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Beitrag Di., 13.10.2020, 09:10

Lieber Grow,

ich fragte mich, warum du Fluchtreflexe spürst, wenn du Verlustängste hast.. Fühlst du dich wohl in eurer Partnerschaft? Und, was würdest du brauchen und dafür tun können, damit du dir notfalls auch ein Leben als Single vorstellen könntest, vielleicht zeitweise?

Lieben Gruß.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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Beitrag Di., 13.10.2020, 09:26

Es ist natürlich immer schwierig das ganze Prozedere in einigen wenigen Sätzen zu erklären :-).

Ich will keine Gefühle unten halten, ich weiss dass Gefühle für etwas da sind und diese gelebt werden wollen. Insofern wenn schwierige Gefühle kommen lade ich diese ein zu bleiben so lange Sie wollen. Das ist bei weitem nicht einfach aber es geht. Ich arbeite oft mit meinem inneren Kind und frage was es braucht. Ich bin mir so viel näher als jemals zuvor. Ich bin sehr sehr reflektiert und kenne mich. Natürlich nicht abschliessend aber doch sehr gut.

Ich habe mich bewusst wieder für Medikamente entschieden, da ich Unterstützung in dieser Form brauche und will. Gedeckelt wird da meiner Meinung nach nur bedingt, ich nehme ja auch keine "Hämmer" die jegliche Gefühle abtöten. Es schwächt die Gefühle ab und dennoch sind sie da. Ich will auch gar nicht zu stark in das Thema Medis ja oder nein eingehen, dies sieht jeder anders. Ich kann nur dazu sagen, dass ich eigentlich immer mit meinen Gefühlen konfrontiert bin, egal ob mit oder ohne Medikamente. Ich nehme Sie weil ich diesen Dauerangstzustand, welcher sich mit Depression paart nicht aushalten kann, will und muss. :-) Ich kann so nicht arbeiten geschweige denn eine guter Ehemann sein oder für die Kinder präsent sein. Der einzige Moment wo ich nicht mehr mit den Gefühlen konfrontiert bin ist, wenn ich eine Dissoziation habe. Es wäre schön, wenn ich die Gefühle dann fühlen könnte, welches dahinter steht, dann kann ich diese auch mit viel Liebe annehmen und diese irgendwann ziehen lassen. Die Dissoziation dauert halt einfach auch immer länger als nötig.

Der ganze Krux an der Sache ist, es ist ein Selbstläufer geworden. Ich führe ein Leben was ich immer wollte, voller Liebe in Form meiner Familie...auch Liebe zu mir selber, die ist die letzten Jahre stark gewachsen...Diese regelmässigen Phasen sind chronifiziert. Da nützt meiner Meinung nach auch nur bedingt eine neue Therapie.. ich denke mir, ich werde mit dieser "Störung" leben, versuche aber, mir etwas mehr Leichtigkeit zu gönnen. Ich habe jahrelang versucht das "Problem" zu lösen, ich habe dagegen angekämpft wie ein Stier...ich glaube ich habe mich noch nie für etwas so eingesetzt. Natürlich geht das nicht und ich kämpfe seit bald einem Jahr nicht mehr dagegen an. Dies hat zu einer starken Druckverminderung geführt, worauf ich sehr stolz bin. Ich glaube nicht mehr an eine kompletten Heilung, ich bin mit dem ganzen Zeugs ein viel reiferer Mensch geworden und das ist auch gut so. Heilung ist für mich, dass ich damit leben kann......

eine Verbesserung der Symptome ist für mich aber ein annehmbares Ziel geworden und ich versuche mich mit vielen Dingen und da bin ich offen für Vorschläge. Ich renne jetzt nicht mehr zur Therapie welche mir Achtsamkeit einprügelt, das kenne und praktiziere ich. Ich habe viele Tools zur Hand und trotzdem suche ich Dinge die mir mehr helfen können.

Ich hoffe ich konnte dir das etwas näher bringen... :-)

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Grow
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Beitrag Di., 13.10.2020, 09:32

Fairness hat geschrieben: Di., 13.10.2020, 09:10 Lieber Grow,

ich fragte mich, warum du Fluchtreflexe spürst, wenn du Verlustängste hast.. Fühlst du dich wohl in eurer Partnerschaft? Und, was würdest du brauchen und dafür tun können, damit du dir notfalls auch ein Leben als Single vorstellen könntest, vielleicht zeitweise?

Lieben Gruß.
Huhu :-)

Für mich gehen Verlustangst und Bindungsangst den gleichen Weg. Es ist der Verlustangstgedanken der mich beschäftigt und ich dann Fluchtgefühle bekomme. dies im Hinblick auf eine "imaginäre" Verletzung die ich erleiden könnte. Dann will ich einfach weg.

Es hat rein gar nix mit meiner Beziehung/Ehe zu tun. Es ist einzig mein (altes) Gefühl welches mich immer wieder antriggert. Ich verstehe deine Gedanken es könnte etwas mit meiner aktuellen Situation zu tun habe...diese Zustände habe ich in jeder Beziehung die ich führte, da spielen die äusseren Faktoren keine Rolle. Ich werde in nahen Beziehungen angetriggert. Leider...

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Beitrag Di., 13.10.2020, 09:59

BTW: Danke für eure Zeit und Mühe hier!

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Fairness
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Beitrag Di., 13.10.2020, 11:06

Mir kommt die Frage in den Sinn, ob du dich mit dem Thema Endgültigkeit intensiver auseinander gesetzt hast.. So auf die Art und Weise:

Was bedeutet es, was macht das mit einem, wenn ein Mensch willentlich (Impuls, Entscheidung) aber auch unwillentlich (Gewalt, Tod) seine nahen Menschen verlässt? Und, wie das ist, wenn ein der ist, welcher geht, und wie das ist, wenn ein der Hinterbliebene ist? Wie fühlt sich die fehlende Präsenz an?

Für dich.. Für deine Mitmenschen.. Was denkst du über das Thema, und was sagt deine Frau und Freunde zu dem Thema, was deine Eltern und weitere ältere Menschen, welche du schätzt.. Wie beschreiben das die Psychologen und Philosophen, wie geht zum Beispiel die östliche Philosophie damit um..?
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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