Stigmatisierung Angehöriger in Therapie

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Charlie Foxtrott
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Stigmatisierung Angehöriger in Therapie

Beitrag Fr., 12.02.2021, 16:50

Hi, wie sind denn Eure Erfahrungen als Angehörige psychiatrisch Erkrankter (Mitglied meiner Herkunftsfamilie = Schizophrenie) in Therapie. Ich habe massive Stigmatisierung erlebt: Wegen Bindungstheorie angeblich unsicher gebunden aufgewachsen, wegen 10 % höherer Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken angeblich paranoid und meine Erlebnisse würden nicht stimmen (trotz gerichtlicher Verurteilung des Täters). Und Trauma kein Thema, sondern immer nur, dass ich wegen meines Angehörigenstatus angeblich kein Vertrauen aufbauen könne. Ich will aber nicht die Krankheit meines Familienmitgliedes thematisieren, sondern meine PTBS.
Dabei dürfen doch Menschen, die Angehörige sind, sogar Therapeuten werden und ich darf nicht mal Patientin werden? Am Anfang dachte ich, mit Offenheit kommt man am Weitesten, aber jetzt denke ich, Lügen/Verschweigen ist am besten.

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candle.
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 17:09

Hallo Charlie Foxtrott!

Ich finde deinen Beitrag sehr unklar. Was meinst du denn?

Familienanamnese ist ja schon wichtig und nützlich.

Offenheit ist ja auch wieder ein weites Feld. Ist die Frage wo es für dich dienlich sein soll und warum du dann so enttäuscht bist?

Ich dachte du warst spät traumatisiert auf dem Arbeitsplatz? Jetzt auch in der Kindheit? Ich denke das macht schon einen Unterschied, ob es eine Vorgeschichte gibt. PTBS soll ja gut heilbar sein und das kann ich selbst soweit bestätigen als das die Symptome wieder weg sind.

LG candle
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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 17:26

candle. hat geschrieben: Fr., 12.02.2021, 17:09
Ich dachte du warst spät traumatisiert auf dem Arbeitsplatz? Jetzt auch in der Kindheit? Ich denke das macht schon einen Unterschied, ob es eine Vorgeschichte gibt.
LG candle
Ja eben, es geht um die Sache an meinem Arbeitsplatz und um nichts anderes!!! Und x Therapeut*innen erzählen mir, ich sei in der Kindheit traumatisiert, nur weil jemand aus meiner Familie mal schizo war und jetzt wieder gesund ist. Und dass ich selbst deshalb nix richtig wahrnehmen können und die Sache an meinem Arbeitsplatz gar nicht wirklich passiert sei. Aber das ist Thema, nix Kindheit!!! Sorry für meine Ungeduld, die gilt den sülzenden Theras.

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candle.
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 17:32

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Fr., 12.02.2021, 17:26 und die Sache an meinem Arbeitsplatz gar nicht wirklich passiert sei.
Naja, so richtig verstehe ich das nicht. Du hattest einen Kollegen, der mit traumatisiert wurde, wenn ich das richtig verstanden habe? Und das ist dann sicher auch ein Versicherungsfall und geht über die BG. Warum habt ihr da nicht zusammen etwas gemacht?

Hast du nie gleich klargemacht, dass du am Arbeitsplatz traumatisiert wurdest?

Kein Problem mit der Ungeduld, nur verstehe ich nicht: Warum jetzt? Du sagtest doch, dass das Jahre her ist und für dich abgehandelt? Ich verstehe die Zusammenhänge noch nicht so.

candle
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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 18:06

Okay, noch mal von vorn: Kollege wurde nicht mittraumatisiert, aber ebenfalls angegriffen. Hats auf sich beruhen lassen. Ich "nur" bedroht. Also, das auslösende Ereignis (Mord) geschah in der Freizeit, aber an eben jenem Ort musste ich dann arbeiten, mit tlw. beteiligten Menschen. "Nur" Bedrohung reicht aber nicht für die BG, denn auslösendes Ereignis = Freizeit, wenn auch am selben Ort.
Ich habe gleich nach dem Ereignis therapeutische HIlfe gesucht, war total offen und ehrlich, was meine Familie angeht und prompt hiess es von den Theras: Alles nicht wahr, denn s. Angehörigenstatus.
So, dann musste ich da arbeiten, wos passiert ist und mir gings megadreckig, wurde wieder bedroht und jetzt habe ich Angst, Theras theamtisieren immer nur wieder den Angehörigenstatus. Gebranntes Kind halt.
Danke für die Geduld.

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candle.
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 18:10

Ja, dann kann ich nur sagen, dass du das nächste Mal direkt dein Problem umreißt ohne die Familie mit einzubringen. Vielleicht kannst du dir auch jemanden suchen, der EMDR macht, das Trauma könnte sich dann vielleicht auflösen.

candle
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Sadako
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 18:30

In gewisser Hinsicht kann ich die Haltung von Therapeuten, die so agieren sogar verstehen.
Ich mache mal ein Beispiel, um zu erklären, wie ich das meine: ein Patient kommt in die Notaufnahme und sagt, er hat sich den Knöchel verletzt. Der Arzt macht ein Röntgen und entdeckt eine Fehlstellung der Fußknochen und erzählt dem Patienten dass er dass unbedingt behandeln lassen muss und ...
Der Behandler sieht eventuell ein breiteres Bild, als der Patient, der mit genau einem Problem Behandlung sucht.
Ich finde es ist in beiden Fällen legitim als Patient zu sagen: vielen Dank, dass sie mich auf weitere Probleme aufmerksam gemacht haben. Die sind für mich nicht relevant derzeit, die sehe ich nicht als Problem. Bitte behandeln sie nur dass, weshalb ich sie aufgesucht habe.
Gerade im Bereich Psychotherapie gibt es oft die Tendenz das Gesamtsystem zu behandeln.
Es gibt durchaus andere Ansätze, EMDR z.B. , was Candle genannt hat.

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Candykills
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 18:36

Verstehe ich das richtig: Nur, weil es einen Angehörigen mit Schizophrenie in deiner Familie gibt, wird dir von Therapeuten nicht geglaubt, dass du diesen Mord erlebt hast?

Das ist natürlich ein dickes Ding und diese Erfahrung habe ich zum Glück gar nicht machen müssen bisher (habe selber Schizophrenie und Traumafolgestörungen). Ich weiß jetzt nicht, ob du dies jetzt mehrmals bei Therapeuten erlebt hast oder nur bei einem Therapeuten.
Naja, ich kann dich nur ermutigen nochmal auf die Suche nach einem anderen Therapeuten zu gehen. Das ist ja keine Basis zu arbeiten, wenn der Therapeut Geschehnisse anzweifelt.
Candle's Empfehlung mit EMDR bzw. Traumatherapie stimme ich zu. EMDR eignet sich eigentlich gut bei solchen Einzelereignissen gut.
Natürlich kann es trotzdem möglich sein, dass du paranoide Züge aufweist.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 12.02.2021, 18:46

He candykills, Du hast es auf den Punkt gebracht. Ja, ich habe mir einen neuen Thera gesucht. Die Vorerfahrungen mit der Stigmatisierung hatte ich bei 3 verschiedenen + mehrere Vorgespräche. Summa summarum: "Paranoia" und nun ist einer tot! Ich war ja auf diversen Angehörigenseminaren: Einerseits sind wir gut genug, uns um unsere Angehörigen kostenlos zu kümmern, aber wenn wir dann Hilfe brauchen, sind wir (John Bowlby lässt grüssen) angeblich zu gestört und können eh nichts richtig wahrnehmen. Ich habe daraus gelernt und verschweige jetzt meine Familie bzw. sage auf Nachfrage "alles okay". Leider hat es sehr lange gedauert, bis ich einen gefunden habe, der die Vorberichte nicht brauchte.
Hat ja auch dazu geführt, dass ich Exposition an real gefährlichen Orten machen sollte, da ja alles "Paranoia" war.

@sadako: Bei Deinem Bsp. gehe ich soweit konform. Aber bei mir sehe ich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Gesunde Herkunftsfamilie macht das Mordopfer auch nicht wieder lebendig bzw. meinen Arbeitsplatz sicherer. Und ein psych. Kranker in der Familie muss nicht unbedingt broken home heissen, die können auch liebevolle Eltern sein.


No Twist
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Beitrag Sa., 13.02.2021, 09:38

Liebe Charly, ich bin selbst an Schizophrenie erkrankt und werde parallel bezüglich eines traumatischen Erlebnisses therapiert. Ich kann daher deine Erfahrungen nicht teilen; mir wird geglaubt, sogar in psychotischen Phasen kann meine Therapeutin noch Unterscheiden zwischen meiner Weltverschwörung und dem, was da wirklich schief gelaufen ist.

Ich lese dich hier immer wieder in neuen Threads und finde, dass du dich sehr in einer Opferrolle versteigerst und dabei wirkst du auf mich auch unstrukturiert und aggressiv/ feindselig. Es ist nur, was ich lese - aber wenn du so in einer Therapie auftrittst, kann schnell der Verdacht aufkommen- vielleicht sogar richtigerweise? - dass du selbst sehr schwerwiegende Problem ala Schizophrenie mit dir rumschleppst? Von hier aus kann das letztlich niemand beurteilen, aber du solltest mit deinem Therapeuten einfach mal über vergangene Therapien und deine Erfahrungen sprechen - das gehört auch dazu, wenn es so unverarbeitet ist und soviel Angst vor Stigma und falscher Behandlung bei dir auslöst. Du solltest deine Ängste mitteilen und vielleicht war es bisher wirklich so, dass du und die vergangen Theras keinen Draht zueinander hattet? Und jetzt machst du vielleicht mal eine andere Erfahrung? Ich weiß nicht, was bei dir los ist, aber all das gehört in deine jetzige Therapie - auch wenn sie sich dadurch verlängert. Was ich hier lese, ist letztlich pure Verzweifelung und totales Mistrauen gegen Therapeuten und Therapeutinnen - meinst du, dass du so in einer Kurzzeittherapie deine Symptome in den Griff bekommst?

Ich hoffe, dass du dich jetzt nicht angegriffen fühlst, ich werde mich für den Fall dann auch aus deinen Themen raushalten, wenn du das wünschst. Ich habe es jetzt einfach mal verschriftlich, was ich denke, wenn ich dich lese. Ich hoffe, dass ist für dich auszuhalten. Aber ich finde wirklich, dass all das, was du hier immer wieder in verschiedenen Variationen schreibst, in deine Therapie gehört. Alles alles Gute!
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
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Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 13.02.2021, 09:54

Charly, machst du nicht jetzt aktuell eine Traumatherapie?
So hab ich das jedenfalls verstanden.
Wirst du dort so behandelt?

Falls es sich um frühere Therapien handelt: Das ist ganz ganz bitter und muss u.U. aufgearbeitet werden
Es würde dir aber gut tun nicht immer weiter an den früheren Therapien zu kleben, falls dir das möglich ist

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Mi., 17.02.2021, 18:45

He, super, dass es das gibt, dass jemandem mit Deiner Diagnose trotzdem die Gewalterfahrung geglaubt wird. Macht Hoffung. Habe mich auch mal belesen, wie Angehörige lt. Forschungsstand 90er ticken sollen. Schizophrenie soll demnach keine negativen Auswirkungen auf die Kinder haben, jedenfalls keine Persönlichkeitsstörung erzeugen. Quelle kann ich gern nachreichen.

Es tut mir sehr Leid, dass ich unstrukturiert und aggressiv wirke, denn sowohl Struktur als auch Umgangsformen sind mir sehr wichtig. Und Opferrolle lehne ich strikt ab.
No Twist hat geschrieben: Sa., 13.02.2021, 09:38 Aber ich finde wirklich, dass all das, was du hier immer wieder in verschiedenen Variationen schreibst, in deine Therapie gehört.
Tja, da beisst sich Katze in den Schwanz: Therapeut sagt, Umfeld fragen, Umfeld sagt, Therapeuten fragen. Aber das ist sicher schon wieder Opferrolle. Werde mich raushalten,wenn meine Posts ungewollt so aggressiv wirken.Noch mal sorry, war nicht meine Absicht!


No Twist
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Beiträge: 546

Beitrag Mi., 17.02.2021, 19:08

Ich wollte dich nicht mundtot machen! Du kannst dir aus meiner Sicht gerne alles von der Seele schreiben - ich dachte nur, ich schreibe einfach mal, wie du zwischendrin immer wieder auf mich wirkst. Es muss ja nicht so sein - ich bin eine Einzelmeinung.

Aber ja, es gibt Therapiepersonen, die nicht alles auf die Schizophrenie schieben... und auch in der Psychose auch Traumaverarbeitung sehen. Da hatte ich bestimmt Glück. Aber glaube doch einfach daran, dass du jetzt auch einen wohlmeinenden Therapeuten hast, bei dem du so sein kannst, wie du bist und der dich nicht in Schubladen steckt. Vielleicht muss das Vertrauen zwischen euch noch wachsen; das wird aber in einer Kurzzeittherapie bestimmt schwierig. Und ich glaube, du brauchst ganz dringend gute Erfahrungen, erwachendes Vertrauen... Aber letztlich ist das deine Sache!
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
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Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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